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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.11.1914
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1914-11-27
- Erscheinungsdatum
- 27.11.1914
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
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- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19141127
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-191411272
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1914
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Nr. 278. »jährlich frei Gejch^tsstette oder 3S Mark ^i^)ostü^erweifung »» kÜL'^ 6.17 Dl" statt 1SM. Stellengesuche werden mit 10 Pf. pro ZZ :56^ÄÄr? j?hrl?ch? -Nach d'eni^ Aux^and ^ersolcit ^icfer^ng N RaUm^I^-pf.^/^6.^3^0 ^S-^50 M.° für N^cht^ N ! über Leipzig oder dur^ S^reuzband. an Nichtmit^lieder inMitglieder 40 >pf.. 32 M.. SO M.. 100 Nl. — Deilagen werden ElMLüMÄMr'sLMerÄrw'öUÄuWeW'W Leipzig, Freitag den 27. November 1914. 81. Jahrgang. Redaktioneller Teil. Bekanntmachung. Morgen erscheint das AdreMmh des Mischen Buchhandels Jahrgang.1915. Leipzig, de» 27. November 1914. Geschäftsstelle des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler zu Leipzig vr. Orth, Syndikus. Von einem, der auszog. Feldpostbrief eines verwundeten Buchhändlers. Wernigerode, 27. Oktober 1914. Sehr geehrter Herr P . . .! Vielen Dank für Ihre Briefe, Börsenblattartikel, die Hun- zingerschen Kriegspredigten und vor allem auch für den Poggfred. Nun streife ich jeden Tag durch bekanntes Gelände, durch Redder und Knicks bei Rahlstedt und Othmarschen, übern Jungfernstieg, durch Altona, die Elbchaussee hinaus, frühstücke bei Jakobs und liege in der Holsteiner Heide. Und immer nebenher Liliencron (oder bescheidener und richtiger, ich nebenher), der krauses Zeug schwatzt, eine ungeordnete Philosophie, allerlei liederliche Aben teuer erzählt und am frohesten ist, wenn er in Poggfred verduf ten kann. Ich komme aus verschiedenen Gründen erst jetzt dazu. Ihnen zu schreiben. Einmal strengt es mich immer etwas an, und neu- lich war die Folge eines ausführlichen Briefes nach Hause eine gehörige Portion Fieber. Da habe ich dann verschiedene Tage gedöst. Dann starb meine Großmutter mütterlicherseits. Sie war schon lange über das Psalmistenalter hinaus, hat sich's aber mit Stolz und Eifer und mit viel Liebe angelegen sein lassen, ihren drei wehrfähigen Enkeln bei der Rüstung für den Auszug mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Als ich in Dessau beim Ersatzbataillon war, haben wir drei uns allmittäglich und all abendlich bei ihr zu lustiger Tafelrunde zusammengefunden. Dann hat sie einen nach dem andern ziehen lassen müssen, erst mich, dann den bisherigen Primaner, der als Fahnenjunker nach Ostpreußen ging, zuletzt den ältesten, nach dem Westen. Und als alles wieder still geworden war um sie her, hat sie sich gelegt und ist nach weni gen Tagen eingefchlafen. Was soll ich Ihnen nun noch des langen und breiten schreiben. Eine ausführliche Schilderung in zeitlicher Reihen folge führt zu weit. Krieg ist interessant, wo man ihn anpackt, und wer seine fünf Sinne zu gebrauchen versteht, dem mag die verwirrende Fülle der Eindrücke über der Feder zusammenschla gen, daß er nicht weiß, wo anfangen, wo sich beschränken, wo auf hören. Ich will deshalb mich auf Einzelheiten beschränken, für die ich auf Interesse rechnen darf. Ich bringe es durcheinander, wie es mir gerade einfällt. Meine Wunden befinden sich in andauernd gutem Zustande. Die große Gesäßwunde heilt von allen Seiten mit Volldampf zu sammen. Aus der Fußwunde werden noch täglich kleine und kleinste Knochensplitter in großer Menge ausgeschicden. In meiner Baracke liegen fast durchweg Bayern. Im Bette neben mir der einfältige und treuherzige, sehr fromme Maschinen- hcizer Benedikt SP., versehen mit einem Schutzbrief zum Fest machen gegen Kugeln. Der Brief, von Christus selbst geschrieben, ist Anno 1728 in Holstein vom Himmel gefallen und besagtem SP. vom Schullehrer eigenhändig ausgeschrieben worden. Trotz eines Schrapnellschusses durch den rechten Fuß erfreut sich der Brief eines bevorzugten Platzes im Geheimfach feines Geld beutels. Im Feldlazarett in Vis-en-Artois (südöstlich Arras): Eine kleine Kneipstube, dortzulande »ckebitante«, weiter nach Belgien zu »ostammet« genannt. Auf Stroh eine Anzahl Ver wundeter, darunter auch vier Franzosen: lukauterie des Llpss, schöne, stolze Kerle mit rassigen, gescheiten Gesichtem. Der eine radebrecht etwas deutsch. Wir kommen ins »Gespräch«. Er ist Kaufmann, hat mal Griechisch, Lateinisch und Deutsch auf der Schule gelernt. Sitzen geblieben ist soviel wie bei mir etwa auch. So kommt eine leidliche Verständigung zustande. Das eine und andere von Interesse kommt dabei zutage. So wird er sehr lebhaft, als er erzählt, daß die feldgrauen Uniformen im Gefecht fast nie zu sehen gewesen seien. Auf meine Frage, warum sie nicht auch feldgraue Uniformen hätten, ironisches Achselzucken. — Nachdem wir bereits einige Tage uns kannten, druckst er heraus mit einer Frage, die ihm offenbar schwer auf der Seele liegt, und die zu iun er sich doch auch Wohl geschämt hat: Ist es wahr, daß wir Gefangenen in Deutschland erschossen werden? Als ich lachend verneine, ist die ganze Gesellschaft sichtlich erleichtert. Das war ein verhältnismäßig gebildeter Franzose. So das am grünen Holz geschieht, ?! Um wieviel verzweifelter kämpft ein so belehrter Gegner, als der (der uns auch begegnet ist), dem sein Großvater, der 1870 in deutscher Gefangenschaft war, geraten hat, wenn er sich mit Anstand gefangen nehmen lassen könne, möge er's ja tun. Es wäre seinerzeit sehr schön in Deutschland gewesen. Etwas enttäuscht dürften diese Enkel ja sein. Dortmund. Hauptbahnhof. Geleise. Weichen. Eine tröpfelnde mit Algen bewachsene Mauer. Die Damen vom Bahnhofsdienst stürzen mit Körben, Kannen, Tassen und dergleichen umher. Mit großem Hallo nehmen die Leichtverwundeten Liebesgaben in Empfang. Meine Bahre hängt in der zweiten Etage. Ich kann den Kopf gerade durch die Klappe stecken, durch die sonst kluge Pferdeköpfe neugierig gucken oder blödes Rindvieh die dicke Schnauze steckt. Da flattert's irgendwoher, hell, etwas schrill fast, von vielen Kinderstimmen, anfangs vom Lärm und Hasten zer- stückt und zerrissen, dann hell und klingend wie ein dünner, weit- hinflatternder Wimpel hoch überm Bahnhofsdunst: Deutschland über alles, Die Wacht am Rhein und mehr. Run kriege ich auch weg, wo's herkommt. Links hinten in der obersten Fensterreihe eines großen Schulgebäudes drängen sich kleine Mädel, Kopf an Kopf, wie die Engelwolken eines alten Meisters. Und alle sper- !70l
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