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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.11.1914
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1914-11-26
- Erscheinungsdatum
- 26.11.1914
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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Börsenblatt f. d. Dtschu. Buchhandel. Redaktioneller Teil. 274, 26. November 1914. nnter dem starken Einflüsse des Krieges und zeigte anstelle des sonst entfalteten Prunkes ein ernsteres, bescheideneres äußeres Bild, dafür aber einen größeren, der Zeit entsprechenden inneren Stimmungsgehall. Aus dem Jahresbericht des scheidenden Rek tors, Prof. Ilr. für. Otto Mayer, geht hervor, daß der Besuch der Universität während des Krieges natürlich entsprechend zurück gegangen ist, trotzdem aber noch eine achtunggebietende Höhe auf weist. Dem Bestände von 5532 eingeschriebenen Studenten und 931 Hörern im letzten Wintersemester standen 4481 Studierende und 51 Hörer des Sommersemesters gegenüber, von denen aller dings ein beträchtlicher Teil im Felde steht und als ehrenvoll be urlaubt betrachtet wird. Ein großer Teil des Abganges ist auf die notwendig gewordene Streichung der Angehörigen des feind lichen Auslandes zurückzuführen. — Der neue Rektor, Geheimrat Köster, verzichtete in seiner Antrittsrede auf das sonst übliche Ein gehen auf spezielle Gegenstände seiner Forschung und verbreitete sich in tiefgehender Weise über das gewiß bei dieser Gelegenheit zeitgemäßeste aller Themen: »Der Krieg und die Universität« Auch hier sehen wir, wie die an hervorragender Stelle stehenden Lehrer unserer Hochschulen immer mehr, von ihren Wissenschafts gebieten ausgehend, stärkere Fühlung mit den Interessen der All gemeinheit und dem öffentlichen und Politischen Leben suchen. Bekannt sind ja bereits die Auslassungen unserer Leipziger Pro fessoren Lamprecht und Wundt über den Krieg. Während solche Äußerungen den Blick weiten und unsere Stellungnahme gegenüber dem großen Erlebnis der Zeit festigen helfen, zeigt sich doch auch immer wieder die beklagenswerte Erscheinung, daß ein geschmackloses und rücksichtsloses Industrie« rittertum die gedankenlose Oberflächlichkeit der Menge durch schlechte und rohe Literatur- und angebliche Kunsterzeugnisse zu nähren sucht. Was Leipzig und das Königreich Sachsen anbe trifft, so haben sich die zuständigen Generalkommandos neben dem Dank der Allgemeinheit auch den des guten Buch- und Kunsthan dels durch wirksame Gegenmaßnahmen zu sichern gewußt. Zu nächst wurde eine Anzahl anrüchiger Lieferungswerke über die Fremdenlegion verboten. Diesem Verbot ist eine Anordnung der Kommandierenden Generale in Dresden und Leipzig gefolgt, die sich in energischer und durchgreifender Weise gegen das Übcrhand- uehmen roher, geschmack- und würdeloser sogenannter Witz- und Ulkkarten und Kriegsbilderbogen wendet, die im Widerspruch mit dem Ernste der Zeit stehen. Auf der anderen Seite hat man — wohl nicht ohne Erfolg — versucht, durch eine Kricgsaus- stellung aus der Bugra der einwandfreien Kriegsliteratur und Kunst den Weg zu bahnen. Von dieser Veranstaltung ist auch bereits in diesem Blatte mehrfach die Rede gewesen. Sie ge schah etwas übereilt, kurz vor Schluß der Ausstellung, und war von sehr kurzer Dauer. Nun ist sie im Deutschen Buchgewerbehause neu erstanden. Daß sie sich aus räumlichen Gründen hier auf das Notwendige und Wichtige beschränken mußte, kam ihr sehr zugute. Ihr fehlt allerdings die Reklame, an der es die Bugra nicht mangeln ließ. Um die Allgemeinheit in stärkerem Maße für un sere öffentlichen Sammlungen, Museen usw. zu interessieren, wird überhaupt künftig eine würdige Form der Reklame gesucht werden müssen, wenn sie nicht noch mehr als bisher dem unver dienten Los des Blühens im Verborgenen anheimfallen sollen Innerhalb der Bildungsbestrebungen der sozialdemokratischen Partei findet man bereits Ansätze in Gestalt von Führungen, die von Zeit zu Zeit vorgenommen werden. Um auf die Kriegsaus stellung zurückzukommen, so berührt es wohltuend, daß das alte Gerümpel an Waffen und Uniformslücken sowie eine Sammlung von Zinnsoldaten ausgcschieden wurden, wodurch die Ausstellung eineu mehr buchgewerblich-graphischen Charakter erhalten hat. Wir finden dort u. a. Tageszeitungen des feindlichen Auslandes mit besonders charakteristischen Lllgenmeldungen über den Krieg (die deutsche Übersetzung ist jedesmal beigefügt), Kriegsproklama tionen in verschiedenen Sprachen, Kricgsplakate, Notgeld, wie es in zwei Städten des deutschen Ostens ausgegeben wurde, inter essante Tilsiter Zeitungen von der Zeit während und nach der kurzen Russenherrschast, illustrierte Blätter aller Art, Bilder unse rer Kriegsflotte, Bildnisse unserer Fürsten und Heerführer, gra- vhisch wertvollere Ansichtspostkarten, Kriegsbilderbogen und Karikaturen, eine Auswahl der Kriegsliteratur in Broschüren und 1698 Büchern, Karten, Vivatbändern usw., alles gut gruppiert und be quem zu übersehen. Eine beschränkte Auswahl von Kriegstro phäen enthält einige recht interessante Gegenstände. Ein Kriegs teilnehmer aus dem Buchhandel, Herr Oscar de Liagre, Mitin haber der Firma Vobach L Co., hat der Ausstellung zwei fran zösische Fahnen des 43. Infanterie-Regiments als Leihgabe zur Verfügung gestellt, die aus dem Ehrensaale des Ofsizierkasinos auf der Zitadelle von Lille stammen. Eigentümliche Gefühle löst bei dem Beschauer eine Anzahl wundervoller altniederländi scher Miniatur-Ölgemälde aus, die von einem sächsischen Solda ten aus einem brennenden belgischen Schlosse herausgeholt wor den sind. Der prachtvolle Herrensitz in Hastiäres bei Dinant in der Provinz Namur (Maas) mußte von unseren Soldaten den Flammen preisgegeben werden, weil von ihm aus der Be sitzer und dessen Dienerschaft sowie französische Soldaten in Zivil auf die deutschen Truppen gefeuert hatten. Es gelang dem sächsi schen Soldaten, während des Brandes, in einen prächtigen Saal des Erdgeschosses einzudringen, der mit wertvollen Bildern in kostbaren Rahmen angesüllt war. Die wenigen kleinen Bilder, die er in aller Eile mit dem Seitengewehr aus den Rahmen lösen konnte, sind die einzigen Überbleibsel einer kostbaren belgischen Privatgemäldesammlung. Die Bugra hat nun schon seit geraumer Zeit ihre Pforten geschlossen. Wie sich voraussehen ließ, ist das noch nicht genau feststehende finanzielle Ergebnis leider wenig günstig. Zu nächst werden die gezeichneten Garantiesummen in voller Höhe in Anspruch genommen werden. Mit den Einzahlungen ist bereits begonnen worden. Dafür wird sich ein rei cher Segen von ganzen Sonderausstellungen und Einzel gegenständen auf die bereits bestehenden und noch zu schaffenden Leipziger Museen und Bildungsanstalten ergießen, wobei der Löwenanteil aus den Buchgewerbeverein als den Ver anstalter und Träger der Bugra entfällt. Dieses Erbe der Bugra scheint die Einrichtung der verschiedenen Sammlungen des Buch gewerbevereins in ganz neue Bahnen zu lenken. Dem Buchge werbe- und Schriftmuseum soll durch Übernahme fast der ganzen Ausstellung »Das Kind und die Schule« ein »Deutsches Schul museum« angegliedert werden, ferner einige Sondersammlungen, z. B. auch ein photographisches Museum. Bedacht wurden von buchhändlerifchen Instituten auch die Buchhändler-Lehranstalt und die Deutsche Bücherei. In letzterem Falle handelt es sich um Gegenstände für eine zu gründende bibliothekstechnische Sammlung, z. B. von Modellen für Büchergestelle, Katalogeinrich- tnngen aller Art usw. Wenn nicht alle Zeichen trügen, so wird in Leipzig bald die Frage der Schaffung einer Gelegenheit zur Ausbildung für wis senschaftlich gebildete Bibliothekare aufgerollt werden. Bekannt lich sind schon mehrfach Versuche mit ähnlichen Einrichtungen ge macht worden. Eine Anstalt, die unter Leitung von Professor Hottinger in Berlin bestand, hat mit dem Tode ihres Leiters auf gehört zu existieren, eine andere soll, wie man hört, ebenfalls demnächst eingehen. Gegenwärtig bieten in Deutschland nur die an der Universität Göttingen abgehaltenen bibliothekarischen Vor lesungen und Übungen wissenschaftlich Vorgcbildeten Gelegenheit zu theoretischer Ausbildung im Bibliotheksfach. Ob die Ab sicht des Deutschen Buchgewcrbevereins, im Anschluß an seine projektierten buchgcwerblichen Bildungsgelegcnheiten eine Vi- bliothekarschule zu gründen, nicht doch zu weit abseits von seinen Zielen und Aufgaben liegt, und ob die Deutsche Bücherei im Anschluß an unsere Universität nicht der geeignetere Ort wäre, muß vorläufig eine offene Frage bleiben. Jedenfalls dürste un sere Stadt der gegebene Platz für ein solches Bildungsinstitut sein und den Teilnehmern der Lehrkurse das Studium der Orga nisation des Buchgewerbes und Buchhandels, ihrer Sammlungen, technischen Einrichtungen usw. an Ort und Stelle ermöglichen. Wie in vielen anderen Fragen wird auch hier Wohl erst der Friede Klärung bringen. Unterdessen ist hier eine von Bibliothekar Walter Hof mann, dem Leiter unserer Städtischen Bücherhallen, eingerich tete Zentralstelle für volkstümliches Bücherei wesen ins Leben gerufen und daran anschließend eine Fach schule für Bibliotheksverwaltung und -Technik
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