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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.11.1914
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1914-11-21
- Erscheinungsdatum
- 21.11.1914
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- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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.sL L70, LI. November 1914. Redaktioneller Teil. M-l-nbl», j. » Dvch». «uchh-nd-l. Gläser erklangen, dröhnten jetzt auf dem Parkett schwere Sol- datenstiefel. Die größeren Hotels am Strande wurden zu Laza- rcttzwecken hergegeben und die Badeanstalten geschlossen. Nach wenigen Tagen gab man jedoch das alte Familienbad wieder srei. Ein Niederlegen der Anstalten hat sich bisher nicht als not- wendig herausgcstellt. Da Swincmiinde Festung ist, glaubten ängstliche Gemüter an eine Beschießung der Stadt. Diese Bc- stirchtung hat sich inzwischen gelegt. Weder Russen noch Englän der kamen in Sicht, und heute denkt Wohl niemand mehr an eine derartige Gefahr. Das Wahrzeichen unserer Stadt, der Leucht turm, dessen Fall man fürchtete, steht immer noch, und seine Ent fernung wird Wohl auch nicht mehr nötig werden. In der Stadt war das Geschäft in den ersten Tagen sehr flau. Tann setzte jedoch die Nachfrage nach Kriegskarten ein, und heute beherrschen die unzähligen aus den Krieg bezüglichen Broschüren das Feld. Die vielen Kriegsfreiwilligen und die Besatzung der Vier stationierten und häufig einlaufenden Kriegsschiffe brachten Leben ins Geschäft. Ich zweifle nicht daran, daß in Zukunft sich bas Geschäft noch mehr beleben und auch die Stadlkundschaft inehr Kauflust zeigen wird. Günstige Ereignisse auf dem Kriegs schauplatz werden hier sehr mitsprechen. Swinemünde, den 15. November 1914. Hans Heinrich Kopp. n Saarlouis. Saarlouis, ehemals Festung, ist heute große Gamison und Waffenplatz und zählt, außer dem Artillerie-Regiment, zum 16. Armeekorps Metz. Mehrere Tage vor der allgemeinen Mobil machung rückte bereits unser Infanterie-Regiment Nr. 30, das jetzt die schweren, Verlustreichen Kämpfe im Argonnerwald durch- gemacht hat, zum Grenz- und Bahnschutz aus. Mit dem ersten Mobilmachungstag kam nie geahntes Leben in unsere Stadt. Nachdem Artillerie und Kavallerie unter großer Beteiligung der Bevölkerung ins Feld ausgerückt waren, setzten sich bei unserer Train-Abteilung die Verschiedenen Formationen zusammen. Zur Bildung Von Reserve-Regimentern, Ersatz-Ba taillonen und Brigade-Ersatzbataillonen trafen fast unausgesetzt Züge von Reservisten ein, die mit den nie endenden Gesängen »In der Heimat« oder »Dem Kaiser Wilhelm« in die Stadt ein rückten. Tag und Nacht kamen PferdetranSporte, so daß ein un ausgesetztes Fahren, Reiten und Marschieren auf den Straßen war. Mit den Strömen von Menschen begann ein großes geschäft liches Leben. All die Waren und Utensilien, die ein ins Feld rückender Soldat nötig hat, waren in den einschlägigen Geschäften im Handumdrehen ausverkauft. Da aber aller Güter- und Paket verkehr nach und von hier aufgehoben war, konnte an Nachbezug nur hin und wieder bei besonders dringenden Sachen durch das Garnisonkommando gedacht werden. Für ein Buch hatte in die sen Tagen niemand Zeit und Sinn. Hin und wieder wurde von zurückbleibenden Truppen ein Exerzierreglement oder dergleichen verlangt. Der Buchhändler der kleineren Stadt hat nun zum Glück ausgedehnte Nebenbranchen. Da wurden Markenschutz« tafchen, Notizbücher, Ansichtskarten, Bleistifte, Füllfederhalter usw. in großer Zahl verlangt. Generalstabskarten des Aufmarsch gebiets, die wir zu Hunderten hätten verkaufen können, bekam man nicht, und das eigene Lager war am zweiten Mobilma- chungstag von der Militärbehörde eingezogen worden. Nach diesen Tagen der Hast und des Jagens setzte eine läh mende Ruhe ein. In unmittelbarer Nähe der Stadt, im Niedtal, wurden große Befestigungsanlagen, wie Schützengräben, Stachel drahtverhaue, angeschlossen an das elektrische Werk, sowie Artil leriestellungen vorbereitet. Graf Haeseler wollte die in Lothrin gen einbrechende französische Armee in dieses Tal locken. Die Stellung wurde, wie inan sagt, verraten. Die glänzende große Schlacht in Lothringen am 20. August warf den Feind bis über die Grenze zurück. Alles atmete erleichtert auf, und mit neuem Vertrauen ging man an die vernachlässigte Arbeit. Da wir keinen Bahn- und Postpaketverkehr hatten, konnten keine Fortsetzungen geliefert und auch der Lesezirkel mußte eingestellt werden. Ende September konnten wir die Fortsetzungen zweier Monate als Frachtgut von Leipzig beziehen. Der größte, ältere Teil, insbe sondere die für den Lesezirkel bestimmten Hefte lagem, bis sie zur Makulatur bestimmt werden. Kriegskarten wollte jedermann, und zwar so schnell als möglich, haben; sie mutzten daher sämtlich unter Kreuzband bezogen werden. Eine große Anzahl von Kriegsfreiwilligen — Rekruten und Landsturmmänner — belebte das Bild der sonst fast leeren Garnisonstadt. Verwundeten-Trans- porte trafen ein und wurden außer in den Lazaretten und Kranken häusern im Gymnasium, in der Volksschule und in einigen leeren Kasernen untergebracht. Wer irgend konnte, half dabei. Mit den Kriegskarten begann nun eine rege Nachfrage nach Tageszeitungen, Zeitschriften usw., und schnell bemühte man sich das einzige, was der Abteilung Buchhandel zu neuem Leben ver- half, herbeizuschaffen. Die Schulen begannen, wenn auch ver spätet, den Unterricht wieder aufzunehmen. Viel merkte man aber diesmal nicht davon, denn sowohl hier als auch im Nach barort Dillingen a. d. Saar sind Unter- und Oberprima fast ge schlossen, und ab Untersekunda ist rund die Hälfte ins Heer einge treten. Nun hält man sich mit den Bedarfsartikeln der Neben branchen über Wasser, denn von einigen Zeitschriften, Kriegs« nummern und hin und wieder einem Ullstein-Buch kann man nicht bestehen. Saarlouis, den 17. November 1914. W. Winklers Buchhandlung A. v. Gruchalla. Kleine Mitteilungen. Jubiläum. — Am 19. November vollendeten sich 25 Jahre seit Gründung der Firma B e r n h. Teichert in Königsberg i. Pr. Mit reichen Kenntnissen ausgerüstet, die er sich in den ge achteten Firmen Peter's Buchhandlung in Braunsberg, Schubert L Seidel, Tilsit, Schlüter'sche Buchhandlung in Altona, Gustav Neu- gebauer's Hofbuchhandlung in Prag, Alexander Lang in Moskau und Bon s Buch- und Kunsthandlung in Königsberg i. Pr. erworben hatte, eröffncte -Herr Bernhard Teichert am 19. November 1889 in der Stadt der reinen Vernunft eine Buch- und Kunsthandlung. Von Anfang an bis zum heutigen Tage unter seiner Leitung stehend, hat das Geschäft ständig an Ansehen und Bedeutung gewonnen und namentlich als Kunsthandlung eine über den Königsberger Stadtbezirk hinausgehende Geltung erlangt. Trotz der, Jubiläumsfeiern wenig günstigen Zeit wird der Buchhandel gern Kenntnis von dem Ehrentage des Herrn Teichert nehmen und sich mit uns in dem Wunsche zusammenfinden, das; es dem Jubilar noch lange vergönnt sein möge, sich seinem Lebens werke zu widmen und seiner Früchte zu erfreuen. Ein Nachrichtcnblatt für das Ausland in französischer Sprache. — In Köln hat sich eine Vereinigung gebildet, die sich die Aufgabe ge stellt hat, durch Herausgabe einer Zeitung in französischer Sprache das Publikum der neutralen Staaten durch Lektüre von Nachrichten, die nicht aus den Deutschland feindlichen Quellen geschöpft sind, zu unter richten. Sie trägt den Titel »Nouvolleg LeddomadairoL« und wird bis auf weiteres hauptsächlich die Übersetzungen von in deutschen Zei tungen erschienenen Artikeln enthalten sowie Übersetzungen ausländi scher Berichte, sofern sie der objektiven Wahrheit entsprechen. (Ge schäftsstelle: Köln, Niehlerstr. 99.) »Elsaß-Lothringen und der Krieg«. - In der »Neuen Mülhauser Zeitung« vom 16. November lesen mir: Vor dem Kriegsgericht hatten sich am 13. November der Straßburger Hofbuchhändler Singer und der bekannte Fortschrittler und Rechtsanwalt Vr. Bruno Weil (der auch schon in Mülhausen gesprochen hat) wegen Verbreitung der von vr. Weil verfaßten Broschüre »Elsaß-Lothringen und der Krieg« zu ver antworten. Die Anklage war erhoben worden, weil in der Bekannt machung vom 31. Juli über den Kriegszustand die Verbreitung von Zeitungen, Extrablättern und Schriften ohne Genehmigung verboten ist. Die Angeklagten machten geltend, daß es sich um ein Buch handle, das nicht unter die Bekanntmachung falle, das zudem in Leipzig ge druckt und verlegt worden sei, den dortigen Zensurbehörden folglich Vorgelegen habe. Der Berichterstatter des Kriegsgerichts vertrat den Standpunkt, daß alle Schriften, auch Bücher, die sich in politischer Beziehung mit Elsaß-Lothringen befassen, der Zensurstelle in Straßburg vorher vor- znlegcn sind. Der Straßburger Militärpolizeimcister hat zu der Be kanntmachung vom 31. Juli nähere Ausführungsbestimmnngen in dieser Beziehung erlassen, die den Buchhändlern diese Verpflichtung aufer- legcn. Der Kriegsgcrichtsbcrichterstattcr, Kriegsgerichtsrat Hang, be tonte, daß während des Krieges politische Bücher über Elsaß-Lothrin gen, wie überhaupt Preßerzeugnisse über das Land, die eine politische Tendenz trügen, die zum Widerspruch reizen kann, im Interesse der 1679
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