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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.11.1914
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1914-11-13
- Erscheinungsdatum
- 13.11.1914
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- Deutsch
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Börsenblatt s. d. Dtschn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. .4/ 264, 13. November 1914. östlichen Nachbars: Rußlands. Auch die übrigen slawischen Spra chen sollen recht viel mit Fremdworten behaftet sein. Die Er klärung dafür liegt darin, daß die slawischen Völker sehr viele Einrichtungen von den Deutschen übernommen haben und damit die Bezeichnungen, die der Deutsche ihnen gibt. Das Kriegs wesen weist alle die Ausdrücke auf, die der Deutsche verwendet, so »Ofizer«, »Unierosizer«, »Jefroiter«. Aber auch in wissen schaftlichen Werken machen sich die Fremdwörter so außerordent lich breit, daß die Übersetzung eines russischen Werkes in das Deutsche schon aus diesem Grunde große Schwierigkeiten be reitet, vorausgesetzt natürlich, wenn man erreichen will, daß die deutsche Übersetzung auch wirklich deutsch ist. Dieselben Gründe, die die Einführung zahlreicher westeuro päischer Ausdrücke in die russische Sprache veranlaßt haben, wirk ten auch bei Deutschland namentlich in Handel und Gewerbe mit. Italien, das Bankwesen und Geldüberweisung schon viel früher kannte, als wir, hat uns mit vielen Bezeichnungen be schenkt, die wir mit der Sache selbst übernommen haben. Auch in unsere Rechtssprache haben die deutschen Juristen, die ja auf den italienischen Universitäten vorgebildet waren, bei der Über nahme (Rezeption) des römischen Rechts lateinische und italie nische Ausdrücke in großer Zahl übernommen. Wie vorsichtig man bei der Übersetzung derarttger überkommener Worte einer fremden Sprache sein muß, möge das kleine Wörtchen »Bankerott« zeigen. Im Deutschen wird es gewöhnlich mit Bankbruch über setzt, obwohl der Ausdruck sich nicht eingebürgert hat und die deutsche Konkursordnung noch immer ruhig von Bankerott spricht. Das deutsche Wort »Bankbruch« ist ja gänzlich unverständlich, und man muß es sich erst durch Rückübersetzung in das Italienische »kanea rotta« erklären. Banca ist auch heute noch das Zahlbrett des Geldwechslers, das ihm zerbrochen wurde, wenn er nicht im stande war, seine Verpflichtungen zu erfüllen. Der Bruch des Zahlbrettes war das Sinnbild des Verbots weiteren Handels und ist heute nicht mehr verständlich. Die Italiener wenden übri gens das Wort »banea rotta« nur noch selten an; sie sagen »kaUimsuto«. Bei diesen Schwierigkeiten der Verdeutschung von Fremd wörtern, die sich längst Bürgerrecht in der deutschen Sprache er worben haben, dürfte meine Mahnung zu großer Vorsicht in die ser Beziehung nicht unberechtigt sein. Wenn wir an Worte den ken wie »stilvoll« (statt stilgerecht, stilentsprechend) und uns erst vor kurzem das schöne Wort »unsest« zur Einführung empfohlen worden ist, kann man nur »vssUZin torrsnt« sagen. Möge uns der Himmel vor Sprachreinigern bewahren, denen das Sprach gefühl vollkommen abgeht! Nun behauptet freilich einer der Kämpfer im Börsenblatt, daß »es gar nicht darauf ankäme, ob ein Sprachkundiger Bedenken gegen eine Bezeichnung habe, sondern darauf, daß der Buch handel eine Bezeichnung haben will. Wenn der zünftige Buch händler weiß, was die betreffende Bezeichnung bedeutet, daun genügt das wahrhaftig — praktisch und rechtlich!« Gemach, weder der Vordersatz ist richtig, noch der Nachsatz. Gerade der Buchhandel, der zugleich mit den Schriftstellern zur Wahrung deutscher Sprache und deutschen Schrifttums berufen ist, sollte das Urteil Sprachkundiger Wohl beachten, wenn er neue Wörter schafft, beziehungsweise alte Begriffe durch neue Wörter decken will. Aber auch rechtlich ist eine derartige Änderung nicht unbe denklich. Die buchhändlerische Verkehrsordnung, die sich in den Kreisen der Juristen ein außerordentliches Ansehen erworben hat und bei Entscheidungen stets berücksichtigt wird, handelt in Absatz 4 von Konditionsgut, und die §8 11 und 12 erklären die Bedeutung von Konditionsgut und n condition. Freilich steht hinter L condition in Z 11 in Klammern das Wörtchen »bedingt«, ein Zusatz, der, wenn ich nicht irre, zum ersten Male in der re vidierten Verkehrsordnung von 1891 auf Anregung von Wilhelm Koebner hinzugefügt ist. Dieser Zusatz beweist schon, daß auch damals versucht worden ist, für das Wort L condition eine deut sche Bezeichnung zu finden, daß man aber schließlich aus die Ver deutschung verzichtet hat im Interesse der Rechtsübung und der Rechtssicherheit. Diese Rechtssicherheit wäre sofort in Frage ge stellt, wenn ohne Änderung der Verkehrsordnung und der übrigen Ordnungen des Börsenvereins, in denen das Wort L condition ^ 16S0 vorkommt, eine Verdeutschung vorgenommen würde. Dazu kommt, daß die Verdeutschung dieses einzelnen Begriffs nur Stückwerk wäre; gibt es doch noch eine ganze Menge anderer nichtdeutschcr Worte, wie Faktura, Remittenda, Dtsponenda, in unseren buchhändlerischen Gesetzen! Das Wort Faktur ließe sich ja ohne Bedenken mit Rechnung übersetzen, aber wir verlören da durch ein Lehnwort, das gerade im Buchhandel sich eingebürgert hat und eine buchhändlerische Rechnung bedeutet, während »Rechnung« bei dem Verkehr mit Privaten gebräuchlich ist. Also vorläufig nicht ändern! Möge jeder, der Interesse dafür hat, in seinem Kämmerlein versuchen, für die nichtdeutschen Ausdrücke passende deutsche zu finden, und das Ergebnis seines Nachdenkens bei Gelegenheit einer Änderung der Verkehrsordnung dem dazu eingesetzten Ausschuß übergeben. Zum Schluß noch eine Erinnerung, die zeigt, wie schwierig es ist, derartige Verdeutschungen zu bewirken. In dem Verein gegen Verarmung, dem ich als Mitglied des Lokalkomitees (auch ein schönes Wort!) beziehungsweise des Vorstandes seit länger als 4V Jahren angehöre, werden die Herren im Lokalkomitee, die die Bittgesuche zu bearbeiten haben, »Recherchenten« genannt, eine Bezeichnung, die ebenso häßlich wie sprachlich falsch gebildet ist. Ich habe mir die redlichste Mühe gegeben, einen passenden, deutschen Ausdruck zu finden; aber alle Mühe war vergeblich. Die Ausdrücke, wie Gutachter, Untersucher, waren weder schön, noch trafen sie den Kern der Sache. Ich habe mich schon vor Jah ren zu diesem Zweck mit hervorragenden Sprachforschern, so zum Beispiel mit Daniel Sanders, in Verbindung gesetzt. Das Resul tat aber war Null, und heute noch walten im Verein gegen Ver- armung die »Recherchenten« ihres Amtes. Auch das Wort Kollege, das ja namentlich Buchhändler, Ärzte und Juristen mit Vorliebe anwenden, hat bei einer Berliner Körperschaft Anstoß erregt. Und was wurde dafür empfohlen?: »Berufsfreund«, während es doch so nahe gelegen hätte, das gute deutsche Wort: »Berussgenosse« zu wählen. Meine Mahnung, bei der Verdeutschung namentlich von Fach- ausdrllcken vorsichtig zu sein, hat somit, ihre guten Gründe. Während diese Zeilen in Satz gehen, hat ein Kollege im Börsenblatt Nr. 254 vom 2. November bereits ein ganzes Ver zeichnis von Fremdwörtern, denen er eine Verdeutschung zuteil werden läßt, zusammengestellt. Ohne an den einzelnen Wörtern eine Kritik üben zu wollen, hat mich dieses Verzeichnis doch in der Meinung bestärkt, daß Vorsicht der beste Teil der Tapferkeit ist, und daß, namentlich wenn es sich um die Muttersprache han delt, diese Vorsicht unter allen Umständen Platz greifen sollte. Die Buchhändler-Lehranstalt zu Leipzig und der Krieg. Der Weltkrieg hat, wie es nicht anders sein konnte, auch in den Unterrichtsbetrieb unserer Leipziger Buchhändler-Lehranstalt einge griffen. Eine Anzahl Lehrer, die Herren Mohn, Müller, Säuberlich, Karl Schmidt und Zeun, ist dem Rufe zu den Waffen gefolgt. Ihre Stunden wurden von den Zurückbleibenden übernommen, wodurch der Unterrichtsplan wesentliche Änderungen erlitt, die vielleicht hie und da auch im Geschäfte der Lehrlings mit geringer Freude wahrgenom men worden sind. Die Lehranstalt hat dabei ihr Möglichstes getan, den betreffenden Lehrfirmen auch die kleinsten Unannehmlichkeiten, die sich durch Verlegung der Schulzeit usw. ergeben konnten, zu ersparen. Wenn ihr dies nicht in allen Fällen gelungen ist, so tragen die Ver hältnisse die Schuld. Erfreulicherweise habe» die Herren Prinzipale, von verschwindenden Ausnahmen abgesehen, diesem Umstande Rech nung getragen und der Lehranstalt keine unnötigen Schwierigkeiten in den Weg gelegt. Der Schülerbestand hat sich nicht wesent lich geändert. Einige wenige Schüler haben die Anstalt verlassen, weil die Geschäftsbetriebe, kleinere Verlage, für die Dauer des Krieges eingestellt wurden. Im übrigen sind von der Lehr lingsabteilung nur einzelne als Kriegsfreiwillige hinausgezogen. Der Grund dafür liegt zum Teil in der Jugend der Schüler (14 bis 17 Jahre), zum Teil auch darin, daß sie säst alle durch einen Lehrvertrag gebunden sind, dessen Auslösung nicht immer einfach ist und vor allem auch meist nicht im Interesse des jungen Mannes liegt. Ein anderes Bild zeigen die Verhältnisse in dem sogenannten höheren Fachkurs, der von nicht mehr sortbtldungsschulpfltchttgen jungen Leuten tm vollen Tagesunterrtcht besucht wird. Hier haben uns zwei Drittel der Schüler verlassen, um, zumeist als Kriegsfreiwillige,
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