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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.11.1914
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1914-11-11
- Erscheinungsdatum
- 11.11.1914
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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Rr. 2«2. ^ // I r»«- ,, z^Sr1cheint^werpt3gIi«H. Für^Mlt^Iisd^r d«» D^rse^orelns ; DI^ ganze Seite umwpt 360^10^90^0».-peti^zeilen. dis ,^-lie I WMMmdÄM?1?limrW'öeMNMWW Leipzig, Mittwoch den II. November 1914. 81. Jahrgang. Redaktioneller Teil Die Verbündeten des deutschen Buchhandels. Deutsche Kultur und deutsche Bücher haben immer in Un garn eine zweite Heimat gefunden. Wenn einzelne unserer deut schen Kollegen dies auch in Zweifel gezogen haben, so bildete doch der Umstand, daß seit Jahrzehnten in den Geschäflsläden der Budapester Sortiments-Buchhandlungen deutsche Bücher mehr als die Hälfte des Raumes einnehmen, einen unumstößlichen Beweis hierfür. Die freundschaftlichen Gefühle, die die un garischen Buchhändler für ihre deutschen Kollegen hegen, bedür fen für die mit ungarischen Firmen in Verbindung stehenden oder persönlich hier verkehrenden Deutschen keines Beweises. Doch wie herzlich auch diese Freundschaft bisher gewesen sein mag: seit dem Ausbruch des Krieges ist dieses Band so fest geknüpft, daß es niemals und durch nichts gelockert werden wird. Nächst der Person des Königs ist in Ungarn die des Kaisers Wilhelm am populärsten. Sein Bild findet man im ganzen Lande, in Kaffee- und Gasthäusern, Werkstätten, Kauf läden, in den Privathäusem der Städte wie der Dörfer. Ein großartiger Stratzenzug Budapests wurde Kaiser Wilhelmstraße, ein imposanter Platz Berliner Platz benannt, und neben den Nationalfahnen wehen zahlreiche Fahnen in den Farben des Deutschen Reiches. Wie tief diese Sympathie für Deutschland uird das deutsche Volk im ungarischen Volke Wurzel gefaßt hat, geht am besten daraus hervor, daß selbst Volkslieder und Sprüche, die gegen Deutsche (recte Österreicher) gerichtet waren, ganz außer Gebrauch gekommen sind, daß der ungarische Husar den deutschen Soldaten gleich hoch schätzt und »Die Wacht am Rhein« und »Heil dir im Siegerkranz« allerorten von der Zigeuner- Musik gespielt und vom Publikum milgesungen werden. Dieser Stimmung folgend, entfernten die ungarischen Buchhändler alle französischen und englischen Schriften aus den Schaufenstern und ersetzten sie durch deutsche Bücher. Der Krieg begann Ende Juli, traf uns also in der em pfindlichsten Zeit. Unser vaterländischer Buchhandel stand vor seiner wichtigsten Geschäftszeit, dem Schulbücher-Geschäft.*) Ein Teil der Buchhändler hatte die Bestellungen schon aufgegeben, ein anderer bereitete sie vor. Natürlich ging das alles mit der gewohnten sommerlichen Langsamkeit und Behäbigkeit. Da ertönte schrill der Kriegsruf, der sofort einen Stillstand aller Geschäfte zur Folge hatte. Man verlor plötzlich den Faden der gewohnten Beschäftigung, — der Verkehr im Laden stockte und der Umsatz sank so tief, daß er die Regiekosten nicht mehr deckte. Doch bald löste sich der Bann, und 48 Stunden später griff man, die Situation ausnutzend, nach einem neuen Artikel: zur Land karte. Das Landkarten- oder Kriegsschanplatzkarten - Geschäft brachte wieder etwas Leben und Verkehr in den Laden, wenn es auch die regelmäßigen Einnahmen nicht ersetzen konnte. Agen ten, Preislisten, Offerten usw. kamen, und bald waren alle Schau fenster mit großen und kleinen buntfarbigen Drucken ausgestaltet. Zwischen Verlegern und außerhalb desBuchhandels stehendenUn- ternehmern begann ein Wettstreit, und wochenlang bildeten die Kriegskarlen die einzige Einnahmequelle des ungarischen Buch- In Ungarn beginnt der gesamte Schulunterricht anfangs Sep tember, nach den Ferienmonaten Jult—August. Handels. Inzwischen wurden die Pläne der Eisenbahnen oft ge ändert, der Verkehr geriet ins Stocken, das Moratorium wurde Publiziert und die Eröffnung der Schulen und Institute ver schoben; so verfloß der August in Hangen und Bangen und peinlicher Ungewißheit des Kommenden. Die Provinzbuchhändler machten die bereits in Ausführung be griffenen Aufträge rückgängig, und alles drohte stillzustehen. Da erfolgte in den letzten Augustlagen die Bekanntmachung, daß der Unterricht in den Schulen, die nicht von den Militärbehörden beansprucht würden, am 15. September beginnen werde. Nun entfaltete sich ein originelles, interessantes Treiben. Infolge des teilweise ganz eingestellten Güterverkehrs kamen die Kollegen aus der Provinz persönlich in die Hauptstadt, um rasch ihren Bedarf zu decken und die Waren als Reisegepäck mitzunehmen. Viele kamen Hunderte von Kilometern weit her mit den eigen artigsten Pferdegespannen vorgefahren, um auf dem etwas »un gewöhnlichen« Landwege ihren Schulbücherbedarf heimwärts zu bringen. Natürlich wollte jedermann seine Bestellung so rasch als möglich ausgeführt haben. Die Zeit war kurz und teuer, alles eilte, drängte, und Stunde um Stunde häufle sich die Ar beit. Dazu kam noch, daß ein großer Teil des Verlagspersonals zu den Waffen einberufen war und die angehäufte Arbeit statt, wie in normalen Zeitläuften in 8—1V Wochen, jetzt in 12—15 Tagen erledigt werden mußte. Es bedurfte der Aufbietung aller Kräfte und der vorzüglichen Organisation unserer Verlagsge- schäfte, um diesen außerordentlichen Ansprüchen Genüge zu leisten. Lobend müssen wir anerkennen, daß die Verleger mit über menschlichen Anstrengungen allen Anforderungen entsprachen und auch dem Drucke der allgemeinen finanziellen Lage nicht Folge ga ben, sondern den Kredit aufrechterhielten, so daß sich alles glatt und ohne Störung abwickelte. Es war natürlich, daß hie und da, ohne Verschulden der Beteiligten, unliebsame Störungen eintraten. Die Fahrpläne des Post- und Lastgutverkehrs wechselten von Tag zu Tag; es kam daher oft vor, daß Eilgutsendungen nicht zur Aufgabe gelangen konnten und in der Verlagsexpedilion in Postkolli um gepackt werden mutzten. Mittlerweile wurde der Postverkehr wie der beschränkt, so daß die Sendung wiederum für die Bahn- sracht hergerichtet werden mutzte. Außerdem konnte die Expe dition nur während bestimmter Arbeitsstunden erfolgm, da sie in Anwesenheit eines vom Ministerium bestimmten Zensors er folgen mußte. Heute, Mitte Oktober, können wir mit Genug tuung fcststellen, daß trotzalledem das Schulbüchergeschäft, wenn auch schwächer als unter normalen Verhältnissen, im gro ßen und ganzen zufriedenstellend war und sich glatt und rasch abwickelte. Da es derzeit traurige Gewißheit ist, daß der Krieg mit allen seinen Folgeerscheinungen auch den Winter über dauern wird, so sieht der ungarische Buchhandel dem Weihnachtsfest mit Besorgnis entgegen. Aber er verzagt nicht. Es werden sich Mittel und Wege finden lassen, uns oben zu halten. Die un garischen und die deutschen Verleger werden sich hoffentlich bald in die neue Lage hineinleben und entsprechende Neuig keiten herausbringen, die auch dem Buchhandel über die Krise hinweghelfen werden. Besonders erwähnenswert ist auch die großangelegte Hilfslei-
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