8332 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Künftig erscheinende Bücher. ^ 260, 9. November 1914. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart (K Die beiden Bücher, die wir Ihnen nachstehend anzeigen, sind durchdrungen von echter, tiefer Liebe zu deutschem Wesen und zur deutschen Leimat und dürfen auf besonders freudige Aufnahme rechnen in einer Zeit, wo das deutsche Volk sich wieder auf seine eigenen Dichter besinnt und ausländischen Einfluß abschüttelt. In kurzem erscheint: Der Bodenseher von Ludwig Finckh Mit sechzehn farbigen Bildern von Karl Stirner Geheftet M. 3.—, gebunden M. 4.—. dtumerierte Liebhaberausgabe in Leder gebunden M 20.— /Qtn stiller, aber doch innerlich bewegter und reicher Lebenslauf ist es, den Ludwig Finckh m diesem neuen Schwabenbuch am Auge des Lesers vorüberziehen läßt: der Weg eines Schäfersohnes von der Alb bet Reutlingen über das Landwcrk zur Kunst. Voll zarter Anmut und innigen Leimatgefühls das Kindheitsidyll, in dem wir den Leiden der Erzählung mit den beiden älteren Brüdern und der Nachbarstochter Judith heranwachsen sehen; voll verhaltener Schmerzen und in tapferem Schweigen durchgerungener Kämpfe die Entwicklung des Jünglings, den seine Lehr- und Gesellenjahre aus dem kleinen Llrach in die moderne Großstadt führen, zum Mann, der in der Malerei seinen Lebensberuf und in einem einfachen, edlen Mädchen die treue Lebensgefährtin findet. Es ist eine Art Gegenstück zu seinem vorletzten Buch „Die Reise nach Tripstrill", was Ludwig Finckh in diesem „Bodenseher" geschaffen hat. Der junge schwäbische Künstler K. Stirner, der zuerst durch seine Illustrationen zu Mörikes „Luhelmännlein" in weiteren Kreisen bekannt geworden ist, hat das Buch mit ent zückenden farbigen Illustrationen geschmückt. Stirners farbige Zeichnungen sind übrigens nicht Illustrationen in dem engeren Sinn, daß sie bestimmte äußere Situationen der Erzählung im Bild wtedergeben, man könnte sie eher als künstlerische Begleitakkorde bezeichnen, aus der Stimmung des Ganzen herausklingend und sich dem Wort des Dichters wie beseelte Arabesken anschmiegend. Nicht unwesentlich für die Wirkung des Ganzen ist die meister hafte technische Wiedergabe der Sttrnerschen Bilder, die auch vom buchkünstlerischen Standpunkt aus den kleinen, schmucken Band als schöne harmonische Einheit wirken läßt.