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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.10.1914
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1914-10-30
- Erscheinungsdatum
- 30.10.1914
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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Redaktioneller Teil. ^ 253, 30. Oktober 1914. Was der Einsender F. L. ans Leipzig schreibt, ist nns ans der Seele gesprochen. Er zeigt nns in klarer, überzeugender Weise, wie wir die Fremdlinge in unserer Sprache »besiegen« tonne». Dresden. Friedrich A d e r i. Fa. Ader L Borel G. ui. b. H. Die verschiedenen Aufsätze im Börsenblatt über die Abschaffung der Fremdwörter, wie »Adreßbuch« und »ü cond.«, beweisen, wie schwer es hält, zutreffende deutsche Ausdrücke dafür zu finden. Wes halb hat Herr -Hörning, der »Adretzbuch« verdeutschen möchte, sich noch als U n i v e r s i t ü t s bnchdrucker unterzeichnet'? Jedenfalls ist »Hoch schule« ein besserer Ersatz für »Universität«, als die vorgcschlagenen Ansdrücke für »Adretzbuch«. Es gibt wohl tausend Wörter, die früher ans dem deutschen Sprachschätze verschwinden mützten, als das ange führte Wort. Lassen wir zunächst einmal von berufener Seite die das Heer betreffenden um nicht zu sagen militärischen - Fremdwörter beseitigen. 3" diesem Stande ist kaum noch ein deutsches Wort vor handen, und gerade die vornehmste staatliche Einrichtung sollte dem deutschen Volk mit gutem Beispiel auch in dieser Angelegenheit voran gehen. Durch Einführnug des Wortes »Lyceum« für »Töchterschule« ist in Preutzen wieder ein Fremdwort vorgedrungen. Wir sollten uns daher mit aller Kraft davor schützen, neue Fremdwörter aufkommen zu lassen. Schlietzlich bringe ich für ü eond. »leihweise« in Borschlag.*) Osnab r ü ck. O. Büsing i. Fa. G. E. Lückerdt. Statt ü cond. sage man doch einfach im Gegensatz zu »fest« oder »bar« . . . »zur Ansicht«! Das Buch wird eben nicht fest oder bar bestellt, sondern um es bis zur nächsten Kantateabrechnung der Kund schaft »zur Ansicht« vorzulegen! L. Ausländische Schriftsteller und deutscher Buchhandel. Die Universität Jena hat mit Recht das Hodlerschc Gemälde »Der Aufbruch der Jenenser Studenten« aus dem Nniversitätsgebäude ent fernt und trägt sich auf Veranlassung von Professor Haeckel mit dem Gedanken, das Gemälde zum Besten des »Noten Kreuzes« bestmöglich loszuschlagen. Ein grotzer Teil unserer Hochschullehrer hat die Aus zeichnungen, Diplome usw. der uns feindlich gegenüberstehenden Völ ker zurückgegeben, Prinz Heinrich und andere hohe Offiziere haben ihre gusländischen Orden zum Verkauf gestellt. Wäre es nun nicht auch für uns Buchhändler an der Zeit, unser Lager von den Werken der jenigen Schriftsteller, die uns »Hunnen« und »Schänder der Kultur« nennen, zu säubern und dafür Sorge zu tragen, daß die Bücher eines Romain Rolland, D'Annnnzio, Shaw, Maeterlinck durch einen deutschen Buchhändler nicht mehr verbreitet werden? Ich will nicht damit sagen, daß wir, wie es die Engländer mit Goethe, Schiller, Beethoven, Wagner und anderen Gcistesheroen tun, überhaupt englische und fran zösische Schriftsteller sozusagen boykottieren, aber wenn angesehene Schriftsteller, die da wissen, datz auf ihr Wort in der Welt gehört wird, nur auf Lügen aus der uns feindlichen Presse hin uns in dieser Weise beschimpfen, ohne sich von der unbedingten Glaubwürdigkeit dieser Nachrichten zu überzeugen (man lese nur z. B. den von den wüstesten Beschimpfungen gegen unseren Kaiser und sein Volk strotzenden Artikel von öesu llieüepin cle l'^eucksmie ^run^-uise), dann ist es für uns nicht ein Akt der Rache oder der Vergeltung, sondern einfach eine heilige Pflicht, wenn ivir Buchhändler dafür sorgen, datz wir die Bü cher dieser Männer nicht mehr verbreiten. Darum bitte ich: Säubern wir unser Lager von diesen Autoren! Breslau I. Sally Niesen selb in Fa. Koebner'sche Buchh. Selbst wenn man diese Einsendung dahin versteht, datz der Sor timenter sich in Zukunft bei dem Vertriebe von Werken der schö nen Literatur mehr als bisher von nationalen Gesichtspunkten leiten lassen und diejenigen ausländischen Schriftsteller von einer Ver weil d u n g ansschlietzen solle, die durch ihre Stellung in diesem Welt krieg ihre Feindschaft gegen Deutschland zu erkennen gegeben haben, möchten wir folgendes zu bedenken geben: Die Wege zu den Schrift- *) Dieser Vorschlag zeigt deutlicher »och als die übrigen in den Einsendungen enthaltenen Verdentschungsversnche die Gefahr der Wahl von Wörtern, mit denen sich ein ganz bestimmter Nechtsbegriff ver bindet. Eine »leihweise« Lieferung würde das Rechtsverhältnis zwi schen Verleger und Sortimenter auf eine ganz andere Grundlage stel len, als eine Lieferung ä cond., da eine »leihweise« Lieferung n. a. die Verpflichtung der Rückgabe der (gleichen) Sache in sich schlietzt und nach ganz anderen rechtlichen Gesichtspunkten zu beurteilen ist. Red. Verantivortlichcr Redakteur: SmtlThomaS. — Verlag: Der B 0 rseu Druck: Ramm LScemann. Sämtlich tu Leipzig. — Adresse der stellern der nns feindlichen Nationen sind auf lange hinaus verschüttet, denn wie wir jetzt schon beobachten tonnen, hat eine starke nationale, deutscher Art und deutschem Wesen zngewandtc Bewegung eingesetzt, die allem Anschein nach diesmal länger anhalten wird als früher. Hier von werden natürlich in erster Linie diejenigen deutschen Ver leger betroffen werden, die im Vertrauen auf die Fortdauer unserer Beziehungen zu den Nachbarvölkern Übersetzungen ausländischer Werte bereits vorbereitet haben, in der Absicht, sie auf den diesjährigen Weih- nachtsmarkt zu bringen. Soweit es sich dabei um wirtlich gehaltvolle Werte handelt, solche, die nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ de» Büchermarkt bereichern, würde ein Boykott in erster Linie den deut sche» Verlagsbuchhandel, in zweiter alle diejenigen schädigen, die in der Verquickung künstlerischer Kragen mit nationalen Forderungen eine Gefahr für die Kunst erblicken und die Stärke Deutschlands ge rade darin sehen, datz es allem Guten und Schönen, wo immer es sich findet, bisher eine Heimstätte geboten hat. Gerade weil wir von jeher den Standpunkt vertreten haben, datz der Buchhandel Einflutz auf die Beratung des Publikums in allen lite rarischen Fragen gewinnen müsse, dürfen Tun und Lassen nicht von vorübergehenden Erregungen und unsachlichen Einwirkungen beein- flutzt werden, besonders wenn sie einer Zeit, oder besser gesagt, Zeitun gen entstammen, denen die notwendige Ruhe und Objektivität vielfach abhanden gekommen sind. Zudem will es uns fast scheinen, als wären diejenigen unserer Feinde, die offen Farbe bekennen, zwar nicht so klug wie die anderen, die im Dunkeln schleichend ihr Gift verspritzen, daHir aber wenigstens ehrlicher. Auch wird man nicht alles, was die Tagesblätter berichten, für bare Münze nehmen dürfen. So wird z. B. bestritten, datz Bernard Shaw, der ja allerdings selten ein gutes Haar an dem lätzt, was ihm unter die Feder kommt, sich in absprcchen- dcm Sinn über Deutschlands Stellung zu diesem Kriege geäußert habe, — ein Grund mehr, recht vorsichtig in der Bewertung von Zei tungsnachrichten zu sein. Wenn in der Einsendung des Herrn Riesenfeld der Fall Hodler und die Rückgabe ausländischer Auszeichnungen durch deutsche Gelehrte usw. iu Verbindung mit dem Verhalten ausländischer Schriftsteller zu Deutschland gebracht werden, so wird man nicht außer acht lassen dürfen, daß der Fall Hodler deswegen eine ganz andere Beurteilung er fahren muß, iveil es sich bei seinem Gemälde um eine Darstellung aus der deutschen vaterländischen Geschichte handelt, die in Zukunft in jedem Beschauer den Gedanken auslösen wird, daß die künstlerische Kraft, die hier am Werke war, aus keiner reinen Quelle geflossen sein kann. Was aber die Stellungnahme unserer Gelehrten und Künst ler zu den ihnen verliehenen ausländischen Auszeichnungen anbetrisft, so wird man auch hier rein gefühlsmäßig zu beurteilende Momente in Ansatz bringen müssen, ganz abgesehen davon, daß es immer Sache des Einzelnen sein wird, sich einer Auszeichnung zu cntüußcrn, wenn er sie unter den gegenwärtigen Verhältnissen nicht mehr als solche ansehen kann. Die Aufgaben des Sortimenters schließen zwar eine persönliche Stellungnahme zu den einzelnen Werken der Literatur keineswegs aus, weisen ihm aber doch in vielen Fäl len die bloße Rolle eines Vermittlers zu, nicht zuletzt auch deshalb, weil ihm vielfach eine genaue Prüfung der durch seine Hände gehenden Bücher versagt ist. Besser gestellt ist in diesem Falle der Verleger, und es wird sich, nachdem man erkannt hat, welche her vorragende Bedeutung der Literatur für die kulturelle und wirt schaftliche Weltstcllung eines Volkes zukommt, zeigen, welche Nutzanwendungen vom Buchhandel aus dem, was dieser Krieg lehrt, gezogen werden. Wenn die jetzt eingetrctenc starke na tionale Strömung den seichte» ausländischen Nnterhaltungskram, namentlich die Übersetzungen ans und »frei nach« dem Eng lischen mit hinwegschwemmt, so kann das nur als ein Gewinn für unsere Literatur und unser Volt angesehen werden. Bei der Ver drängung dieser Art Literatur kann auch der Sortimenter wesent liche Dienste leisten. Noch viel zu wenige wissen, welche Macht in Hunderten von Fällen in ihre Hand gegeben ist und wie sehr es gerade ihnen möglich wäre, an der Bildung unseres Volkes mitznarbeiten, nicht im schulmeisterlichen Sinne, sondern aus der Erkenntnis heraus, daß es nicht darauf ankommt, überhaupt Bücher zu verkaufen, sondern dem guten zweckdienlichen Buche den Vorrang vor minderwertigen oder- gar schädlichen zu sichern. So können wir im Grunde genommen ein altes Ideal in das neue Deutschland mit hinübernehmen und werden ihm um so eher nahekommen, je tiefer wir jetzt zu den Quellen hinabsteigen, aus denen die Kraft unseres Volkes fließt, und je besser wir zwischen Phrase und echtem Klange unterscheiden lernen. Dann wird vielleicht manches aus dem Auslande stammende Werk, das noch vor kurzem das Entzücken der Literatur-freunde war, von selbst verblassen, ohne daß wir unserer Mission, dem Guten und Schönen aus aller Welt den Weg zu bereiten, untreu zu werden brauchen. Red. 1596
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