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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.10.1914
- Strukturtyp
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- Band
- 1914-10-15
- Erscheinungsdatum
- 15.10.1914
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- Deutsch
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Nedaklionellei Teil. ^ 240, 15. Oktober 1914. halb seiner Sphäre verlegten und vertriebenen Kriegsgeschichten und Kriegschroniken in Heften und Lieferungen. Dabei sind die Tageszeitungen in hervorragendem Maße als Verleger beteiligt, wobei sie sich meist der Post zum Vertriebe bedienen. Die Fach zeitschrift »Der Zeitungsverlag« führt in einer ihrer letzten Num mern allein 30 derartige Erscheinungen aus dem letzten Nach träge der Postzeitungsliste auf, von denen nur einige wenige gleichzeitig durch den Buchhandel verkauft werden. Man sieht also, daß das Gebiet dem Buchhandel in heftiger Weise strittig gemacht wird. Es ist natürlich gänzlich ausgeschlossen, datz alle diese Werke den erhofften Erfolg haben werden. Eine Anzahl von ihnen, und zwar in erster Linie diejenigen, die mit unzurei chenden Mitteln und Erfahrungen und ohne die Möglichkeit, sich der Kolportage usw. als Vertriebsart zu bedienen, unternommen worden sind, wird unfehlbar bald von der Bildfläche verschwin den. Eine unerklärliche Begleiterscheinung der Ankündigung die ser Lieferungswcrke ist in einzelnen Fällen die genaue Angabe des Umfanges. Da heißt es z. B., datz eine solche Chronik 20 Lieferungen umfassen soll. Wie ist das möglich? Doch nur auf Grund genauer Kenntnis der Dauer des Krieges! Wenn das Geheimnis der Zukunft, das hier einige deutsche Verleger ent hüllt haben müssen, dem deutschen Volke offenbar gemacht würde, wie dankbar würde es sein! Im antieren Falle könnte es sich nur um eine Vergewaltigung des Stoffes handeln, die das Werk wertlos machen müßte. Das mutz sich nicht nur der Buchhändler, sondern auch der halbwegs vernünftige Laie sagen. Man kann sich unter diesen Umständen nur denken, datz hinter der ersten Serie von Heften oder Lieferungen, die zunächst als Gesamtwerk figuriert, eine zweite oder gar dritte lauert, ein Verfahren, das große Schattenseiten hat und Wohl auch rechtlich anfechtbar ist. Wenn man sich den Inhalt dieser Lieferungen genauer an sieht, so kann man ihren Wert nur bedingt anerkennen. Vom wissenschaftlichen Standpunkt aus gesehen, sind die meisten über haupt wertlos, da sie über die strategische Entwicklung und Durch führung der Feldzüge sowohl, als auch über die Operationen zur See nur wenig authentische Mitteilungen enthalten. Auch die Bilder, soweit sie nicht Vervielfältigungen von Photographien sind oder von im Felde weilenden Spezialzeichnern stammen, lassen vielfach zu wünschen übrig. Man könnte demnach die Be deutung dieser Literaturgruppe nur auf kulturgeschichtlichem und belletristischem Gebiete suchen, vorzugsweise auf letzterem, weil sie dem Unterhaltungsbedürfnis, um nicht zu sagen dem Sensa tionshunger der Menge dient. Den Buchhandel trifft dabei kein Vorwurf. Derartige Werke werden verlangt, und man ent spricht dem Bedürfnis so gut, wie man eben kann. Auch die Gruppe Karten der Kriegsschauplätze verlangt ein näheres Eingehen. Obwohl sich die erwähnten 118 Karten auf die verschiedenen Kriegsschauplätze verteilen, erscheint die Produktion immer noch sehr umfangreich. Es erschienen: Allgemeine und Übersichtskarten 23 Westlicher Kriegsschauplatz 25 Östliche Kriegsschauplätze 31 Serbischer und montenegrin. Kriegsschauplatz, Balkan 12 Seekriegsschauplätze, Kolonien, Einzelplätze 21 Kriegsatlanten 3 Führer u. dgl. 3 Zusammen 118 Von den einzelnen Produttionsländern entfallen auf Deutschland 81, auf Österreich 33 und auf die Schweiz 4 Kartenwerke. Be merkenswert ist der starke Anteil der österreichischen Kartographie. Gerade hier hätte man wünschen mögen, daß die Herstellung auf die bekannten großen kartographischen Anstalten beschränkt geblieben wäre. Denn was außerdem an Kriegskarten von klei nen und unbekannten Verlegern auf den Markt geworfen worden ist, sind meist minderwertige und unbrauchbare Erzeugnisse. Was da alles an alten Eisenbahn- und Verkehrskarten unter der Kriegsflagge segelt, ist geradezu unglaublich. Begünstigt wurde die Entwicklung dieses Zustandes allerdings infolge der Behinde rung und Einschränkung des Landkartenverkaufs durch die Kom mando- und Polizeibehörden. In der ersten Zeit während und nach der Mobilmachung kaufte das Publikum an Karten, was da war, und mancher Verleger mag wie Blei liegende Restbestände, 1534 mancher Sortimenter alte, längst verloren gegebene Ladenhüter losgeworden sein. Jetzt sollte es aber doch an der Zeit sein, die reichlich vorhandenen guten Karten zu bevorzugen. Die vollkom mensten Kriegskarten werden allerdings diejenigen sein, denen ein alphabetisches Ortsverzeichnis beigefügt ist, so daß die Lage von Schlacht- und Standorten in Feindesland und an den Gren zen durch die vorhandenen Hinweise auf die eingeteilten Karten felder leicht und sicher bestimmt werden kann. Die intensive Pro paganda solcher für das Publikum wirklich brauchbaren Karten sichert dem Buchhandel vor seinen Konkurrenten immer gewisse Vorteile. Sehr reich ist auch die Produktion an Soldaten- und Kriegs liederbüchern, wie überhaupt die Poesie, sei es Kriegslyrik oder politische Satire, üppig ins Kraut geschossen ist. Die starke Welle vaterländischer Begeisterung und Opferfreudigkeit hat auch die Kunst erfaßt. Bilderbogen, Flugblätter, Einblattdrucke legen davon Zeugnis ab. Allerdings geschieht .Herstellung und Vertrieb eines Teiles dieser Literatur- und Kunsterzeugnisse, wie über haupt eines großen Teils der Kriegsliteratur außerhalb des Buch handels. Datz diese gewaltige Produktion vielfach aus Kosten der Qualität der Erzeugnisse erfolgt, ist jedem Kenner der Verhält nisse klar. Wir haben infolgedessen leider auch bereits eine Kriegsschundliteratur, die zu bekämpfen und zu unterdrücken va terländische Pflicht ist. Der reguläre Buchhandel steht ihr natür- lich fern und dürfte gem in die Reihen ihrer Gegner eintreten. Die nachfolgende Mitteilung des Pretzausschusses der Ephorie Chemnitz, die in Form eines kleinen, gutgedruckten Plakates er schienen ist, dürfte die Verhältnisse richtig und in einer Form schildern, die weitere Verbreitung verdient: Geehrter Herr! Mit Freuden sehen wir in dieser große» und ernsten Zeit sehr viele gute vaterländische Literatur entstehen und zum Verkauf aus- iicgcn. Wir freuen uns wie über die ernsten, so auch über die guten witzigen Erzeugnisse, die lächelnd die Schwächen des Gegners ausgrei fen und die eigene Zuversicht stärken. Der gute Humor ist immer ein treuer Bundesgenosse der deutschen Kraft gewesen. Endlich grüßen wir auch die Kricgsbilder. Ihre Anschaulichkeit ist ein treffliches Mit tel, unsere ganze Bevölkerung mit der Kriegslage und der Politik ver traut zu machen. Weil wir so zu schätzen wissen, welche große nationale Bedeutung Buch, Zeitschrift und Bildpostkarte haben, so bitten wir nun aber auch herzlich und dringend, allen Auswüchsen, die auf das Volksge müt verrohend wirken müssen, rechtzeitig zu begegnen. Es werden bereits sogenannte patriotische Witzbilder und Witzpostkarien in den Handel gebracht, die das Anstandsgefühl verletzen. Vielleicht werden möglichst derbe Bilder bei dem Haß über die gewissenlose und ver logene Art der verbündeten Feinde geradezu begehrt, aber wir meinen, auch hier in dem Verzicht auf solche Bilder und Gedichte eine bedeut same erzieherische Aufgabe des Schristenhandels zu sehen. Damit sich aber der einzelne Geschästsinhabcr nicht dadurch benachieiligt sehen soll, daß sei» Konkurrent die von ihm abgewiesenen Sachen führt, so richten wir an alle beteiligten Geschäfte der Stadt die herzliche Bitte, Unwürdiges nicht zu verkaufen. Gleichzeitig bitten wir herzlich, sogenannte Amulette, Schutzbriese gegen Schuß und Hieb, wie die »7 Himmelsregeln« usw., nicht zu füh ren und nicht zu verkaufen. Es ist betrübend, daß sie von Reisenden jetzt gerade angebote» und in der Tat von Angehörigen deutscher Krie ger begehrt werden. Dies schlägt dem christlichen Empfinden ins Ge sicht. Statt deren weisen wir auf das Rene Testament selbst wie ans die viele» guten Licdcrheftc, Gebetbücher, Flugblätter und Spruch karten aus den bekannten christlichen Verlagsanstalten hin. Ihr In halt will kein Zaubcrmittel gegen Unfälle sein. Er soll in die Seele ausgenommen werden. Dann wird sie stark sein, Unfälle zu ertragen. Mit vorzüglicher Hochachtung Ephoraler Prcßans schuß der Ephorie Chemnitz I. Geh. Kirchenrat O. Or. Hoffmann. Das Anschreiben eignet sich als Schaufensterplakat. Dem Sorti menter bliebe nur übrig, einen schriftlichen Hinweis darauf anzu bringen, datz er sich vom Vertriebe der gekennzeichneten minder wertigen Druckschriften und Bildwerke fernhalte, dafür aber eine reichhaltige Auswahl einwandfreier Erscheinungen führe. Wenn wir den allgemeinen literarischen Wert der volkstüm lichen Kriegsliteratur betrachten, so will es uns scheinen, als ob er zum Teil recht problematischer Natur sei. Gleichwohl ist, wie gesagt, allen diesen Erzeugnissen ein gewisser zeit- und kulturge-
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