Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.10.1914
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1914-10-14
- Erscheinungsdatum
- 14.10.1914
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19141014
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-191410141
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19141014
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1914
- Monat1914-10
- Tag1914-10-14
- Monat1914-10
- Jahr1914
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Redaktioneller Teil. ^ 239, 14. Oktober 1914. Kaiser Wilhelms selbst kann hier nur auf die drei riesigen Juchten bände hingewiesen werden, die den Katalog der Gemäldesamm lung Pierpont Morgans enthalten. Dagegen verdienen die aus gestellten kostbaren Einbände sowie die Illustrierten Bücher des achtzehnten Jahrhunderts eingehendste Beachtung. Über die letz teren äußert sich Herr vr. Bogeng im Katalog der König!. Haus- bibliothek folgendermaßen: »Friedrich der Große hat in jüngeren Jahren auch der Buchkunst seine lebhafte Teilnahme zugewcndet. Er hat, als er in Rhcinsberg lebte, eine Prachtausgabe der Hen- riade Voltaires von dein englischen Buchkünstler Pine nach dem Muster der von diesem veranstalteten Horazausgabe ansertigen lassen wollen und später mit der dreibändigen großen Ausgabe seiner Schriften das vielleicht schönste in Deutschland erschienene, mit Kupferstichen verzierte Buch herausgegeben. Aber dem ge lehrten Leser, der besonders in den späteren Lebensjahren ganz bestimmte Anforderungen an die Handlichkeit seiner Bücher stellte, war der Bilderreichtum der Pariser Rolokobücher überflüssig, wenn er ihn auch nicht, wie die mit Kupferstichen verzierten Bü cher in seinen Bibliotheken zeigen, gänzlich verschmähte. Dafür suchte er aus den Buchkupfern einen praktischen Nutzen zu ziehen unh ließ sie als Vorlagen für architektonische und kunstgewerbliche Aufträge verwerten, für seine Potsdamer und BerlinerBauten und für die Porzellanmanufaktur. So erklärt sich vielleicht auch der Um stand, daß die König!. Hausbibliothek von einem schon bei seinem ersten Erscheinen vielbewunderten Werke, das heute zu den größ ten Buchkostbarkeiten gehört, von der 1734 zu Paris in 6 Quart bänden erschienenen Ausgabe von Moliores Oenvros, zwei Exem plare aus den Bibliotheken des Königs besitzt. Mit dieser Aus gabe beginnen erst eigentlich jene Hauptwerke der livres a kigures, die in wenigen Jahrzehnten des achtzehnten Jahrhunderts, in un endlicher Fülle zumeist in Paris erscheinend, die Buchkunst auf einen ihrer Höhepunkte führten. Unterstützt von Kupferstechern, die aus der sogenannten Watteauschule hervorgegangen waren, haben die sieben Hauptmeister des französischen Buchkupfers im achtzehnten Jahrhundert, Hubert Franpois Gravelot, Franpois Boucher, Charles Nicolas Cochin, Charles Eisen, Pierre-Phi lippe Choffard, Pierre-Clöment Marillier und Jean Michel Mo reau le jeune, eine Jllustrationskunst geschaffen, deren Reichtum an graziöser, phantasievoller Erfindung die Eleganz der Ausführung entsprach und deren noble Formvollendung in den Büchern, die sie aufnahm, sich aus alle anderen Einzelheiten der Ausführung bis zu den Einbänden erstreckte, die von berühmten Pariser Werk stätten des achtzehnten Jahrhunderts, wie denen der Derome- und Padeloup-Familien geliefert, in kostbaren Vergoldungen des wert vollen Zicgenleders, nicht nur die Herrschaft einer Luxusbücher mode sicherten, sondern auch die Ebenmäßigkeit der so von allen Seilen bereicherten Buchgestalt wahrten.« Von den Prachteinbän den verdienen neben denjenigen des achtzehnten Jahrhunderts mit ihrem reichen Deckcnschmuck in Handvergoldung auch die deutschen Einbände der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts Auf merksamkeit, weil damals in Deutschland mit größerem Aufwand Einbände nicht oft ausgeführt wurden. Genannt seien ein roter Ganzlederband zu Luthers Werken, Wittenberg 1552 ff., aus dem Besitze Colberts, mit dessen Wappen auf den Deckeln, und ein wun derschöner Silber-Band zu einem Gebetbuch aus dem Besitz der Königin Elisabeth mit reichen Ziselierungen in gotischem Stil. Aus der kaiserlichen Sonderausstellung in die Halle zurück- gehcnd, besuchen wir jetzt links, dem Bibliophilen-Zimmer gegen über, dieBibliothekderFrauJdaSchoeller (Düren), den einzigen Raum, der eine geschlossene Privatbibliothek großen Stiles mit eigenen Möbeln vorführt, ein Juwel der Ausstellung. Das Zimmer ist für das Dnrener Haus der Besitzerin bestimmt; um es aufzunehmen, hat die Ausstellungsleitung genau nach dem Maß jenes Hauses feuerfeste Wände in die Halle eingebaut. Mit alten Schränken und Möbeln im Stile des Rokoko, teils aus dem Besitz der Familie, teils in der Eifel gesammelt, hat Regierungs baumeister Schleicher aus Düsseldorf einen ungemein anheimeln den, stilvollen Bibliotheksraum geschaffen, in dem die Bllcher- schätze von der Besitzerin selbst in chronologischer Ordnung auf gestellt sind. Frau Schoeller hat in den zwölf Jahren, seitdem sie sammelt, eine erstaunliche Menge von Kostbarkeiten alter und neuer Buchkunst zusammengetragen. Von Drucken des fünfzehnten 1528 Jahrhunderts sehen wir da Breydenbachs Reise nach Jerusalem sowie die Niederdeutsche Bibel, Lübeck 1494, Folio, zweispaltig mit Holzschnitten. Aus dem 16. Jahrhundert Dürers Apo kalypse, den Theuerdank auf Pergament, die Hauptwerke von Jost Amman und Virgil Solls. Ferner zahlreiche Luthcrdrucke, Re formationsschriften, Huttens Streitschriften und vieles Ähnliche. Aus dem 17. und 18. Jahrhundert Kupferwerke, Almanache und von Chodowiecki und anderen illustrierte Bücher. Schon aus die sen Proben erhellt der Wert und der Reichtum dieser Bibliothek, über die ein Katalog künftig erscheinen soll. Im Zimmer nebenan sind die Musikbibliotheken der Herren vr. Werner Wolfs- Heim (Berlin-Grunewald) und Paul Hirsch (Frankfurt a. M.) auf gestellt. Die sehr reichhaltigen Sammlungen sind nach folgenden Gesichtspunkten geordnet: 1. Früheste Drucke (bis 1500); 2. Bü cher über Musik (18.—18. Jahrhundert); 3. Vokalmusik (16.—18. Jahrh.); 4. Instrumentalmusik (16.-18. Jahrh.); 5. Tabulaturen (16.—18. Jahrh.); 6. Oper (17. u. 18. Jahrh.); 7. Erstdrucke wich- tiger praktischer Werke; 8. durch Illustrationen bemerkenswerte Werke mit oder über Musik und Tanz; 9. durch Formal und Pro venienz bemerkenswerte Werke, Vorzugsausgaben; 10. Werke mit oder über Musik mit schönen Einbänden. Aus der ersten Gruppe stechen hervor ein Hntipllonarium per eireuiationsm aimi, Augs burg, Ratdolt, 1495; Petrucci, Harmonie« musieeo Ockkevaton. Venedig 1504; ein Graduale von Ratdolt in Augsburg 1494 mit schönem Druckerzeichen. Aus Gruppe 2: Versuch einer gründlichen Violinschule von Leopold Mozart, Hochfürstlich Salzburg. Kam mermusikus. Augspurg bei Joh. Jak. Lotter 1756. Unter Gruppe 4 liegt ein Exemplar der schon erwähnten »Singenden Muse an der Pleiße« im Originaldruck. 1.—4. Theil, 1742—47. Die Beschreibung von Einzelheiten muß den Fachleuten Vorbehalten bleiben. Den Klavierauszug von Beethovens Fidclio (Wien, Ar- taria, 1814), Schuberts Erlkönig (Wien, Cappi L Diabelli, 1821; von Schubert eigenhändig signiert) und Zelters »12 Lieder am Clavier zu singen«, Berlin, Veit, 1801, mit eigenhändiger Wid mung an Friedrich Nicolai, wird auch der musikalische Laie mit Anteil betrachten. Die bisher beschriebenen Räume waren der Bibliophilie im besonderen gewidmet. Keineswegs ist aber hiermit der Kreis dessen geschlossen, was für den Bücherlicbhaber auf der Ausstel lung überhaupt von Interesse ist. Auch auf dem Gebiete der Bi bliophilie hat die Bugra als Ganzes eine solche Fülle vor uns ausgeschüttct, baß es schwer ist, alles in Betracht zu ziehen, und unmöglich, jedes Einzelne zu erwähnen. Man könnte fast sagen, daß die ganze Ausstellung recht eigentlich der Bibliophilie ihre Existenz verdankt. Wem dieser Satz paradox erscheint, der möge einmal erwägen, wie eine solche Ausstellung ausgesehen haben würde, wenn sic vor fünfundzwanzig bis dreißig Jahren veran staltet worden wäre. Das Wiedererwachen der Bibliophilie in Deutschland, das zunächst auch eine Belebung aller graphischen Künste nach sich zog, hat den gewaltigen Aufschwung auf dem Ge biete des gesamten Buchgewerbes veranlaßt. Jeder, der aus dem Mittelbau der großen Halle die benachbarten Kojen der Verlags buchhandlungen und Buchbindereien betritt, wird erstaunt sein über den Reichtum an schönen, gediegenen und wahrhaft künstle rischen Arbeiten. Was einzelne Verlagsfirmen, wie — um nur ein Beispiel zu nennen — der Insel-Verlag, für das Äußere des Buches getan haben, ist allgemein bekannt. Unwillkürlich drängt sich aber die ernste Mahnung auf, daß die Verleger nicht über dem Äußeren das Innere vergessen. Es ist nicht zu leugnen, daß prächtige Typen, herrliches Papier und wundervolle künstlerische Einbände auch an Bücher verschwendet werden, deren innerer Wert demjenigen ihres Äußern nicht entspricht. Die Gründlichkeit, eine echt deutsche Tugend, ist es ja gewesen, die der mehr französi schen Neigung zur Bibliophilie bei uns lange entgegengestanden hat. Die deutschen Verleger haben dafür zu sorgen, daß die Wert schätzung des Äußerlichen nicht die Sorgfalt für den Inhalt über wuchere. Ganz besonders gilt dies von Übersetzungen aus frem den Sprachen. Vor die Wahl gestellt, ein nichtiges Buch in kunst voller Ausstattung oder ein wertvolles in dürftigem Gewände zu erwerben, ist unbedingt das letztere vorzuziehen. Auch die Großbuchbindereien haben fast durchweg glänzende Leistungen aufzuweisen. Die Kojen der Firmen
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder