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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.10.1914
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1914-10-22
- Erscheinungsdatum
- 22.10.1914
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
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Nr. 24«. ^ Eicht' MAeMMÄMr'leMÄE'öeMAWnB'WffäMrMMpM Leipzig, Donnerstag den 22. Oktober 1914. 81. Jahrgang. Redaktioneller Teil Hamburger Briefe. v. (IV siehe Nr. ISK.j Wiederkehr geordneter Zustände. — Kriegsgaben für Untcrstiitzungs- zwecke. — Barverkauf im Sortiment. — Ernste Kriegsliteratur in Massenverbreitung. — England und Hamburg. — Nieder mit England! — Kamps gegen die Fremdwörter. — Vaterländische Betätigung. — Entgegengesetzte Erfahrungen. — ErziehungSfünden. Als ich den letzten Hamburger Brief schrieb, standen wir noch im Beginn des Krieges. Wie ein Wetterleuchten waren einige schöne Wafsentaten geschehen: Lüttich, Lagarde - Panoy, die Helden- und Todesfahrt der »Königin Luise«, auch siegreiche Kämpfe im Osten; aber das eigentliche Kriegsgewttter war noch nicht losgebrochen. Jetzt tobt der Kampf an allen Fronten, selbst in Ostasten, und auch zur See hat sich der deutsche Name Achtung und Furcht erworben. Damit sind zugleich Ruhe und Vertrauen in die geschäftlichen Beziehungen im Buchhandel zurückgekehrt, und die übertriebene Ängstlichkeit — in einigen Fällen konnte man geradezu von Kopflosigkeit sprechen — ist beseitigt. Besonnenheit herrscht wieder. Zwar ist es mir in diesen Tagen noch vorgekommen, daß ein Ver leger, dem ich eine größere Schulbücher-Bestellung gemacht hatte, vorherige Einsendung des Betrages von beiläufig fast 600 forderte, trotzdem ich ihm seit Jahren stets pünktlich nach Empfang der Sendung den Rechnungsbetrag eingesandt habe. Aber Ausnahmen wird es immer geben. In anerkennenswerter Schnelligkeit wandte sich der Vor stand des Börsenvereins sogleich an den ganzen Buchhandel mit Ausruf und Bitte um besondere Kriegsgaben an den Unterstützungsverein. Ich muß nun sagen, daß die bisher veröffentlichten Beiträge mich enttäuscht haben. Weder die Zahl der Geber, noch die zusammen gezeichneten Summen scheinen mir der gestellten Aufgabe und den Überlieferungen und Gepflogenheiten des deutschen Buchhandels zu entsprechen. Schiller hat uns nicht nur das Wort hinterlassen: »Wir wollen sein ein einig Volk von Brüdern«, sondern ihm noch hinzugefügt: »In keiner Not uns trennen und Gefahr«. Bezweifelt denn noch jemand im deutschen Buchhandel, daß wir Zeiten der Not entgegengehen und in der Gefahr schon darin sind? Ich bin nicht kleinmütig, sondern vielmehr felsen fest überzeugt von dem endgültigen Stege unserer Waffen, einem entscheidenden Siege sogar. Aber ich glaube nicht, daß die Friedensglocken schon bald erklingen werden. Wir werden noch lange Zeit, so ist meine Meinung, unter den Waffen zu stehen haben; die Zeit der wirklichen Not ist noch nicht da, sie wird aber noch kommen. Darum sollten jetzt die Gaben fließen, die großen sowohl, als auch die Scherslein. Zurzeit ist nach meinen Erfahrungen noch keine Not fühlbar, wenigstens im Sortiment noch nicht. Der tägliche Barverkauf bleibt nicht hinter dem der Vorjahre zurück, hat sich eher noch etwas gehoben. Das machen die Kriegs karten, die mancherlei Dienstvorschriften und Jnstruktions- bücher, die Kriegsliteratur aller Art und dergleichen mehr. Aber daneben kommt freilich nichts in die Bücher; die Rech nungen, die zu schreiben sind, werden höchst mager aussehen. Indessen, da halte ich mich an Jesu Wort: »Sorget nicht für den kommenden Tag, es ist genug, daß jeder Tag seine eigene Sorge hat«. Und die hat er vollauf zugemessen! Ich kann sagen, daß ich jetzt mehr zu tun habe, als in Friedenszeilen, und kaum zur Besinnung komme, Tag und Nacht, wie man zu sagen Pflegt. Das liegt zu einem Teile in der un gewohnten Verlagstätigkeit. Wenn ich auf die Höhe der Auflagen sehe, so kann ich mich jedenfalls zur Ausnahme in den Deutschen Verlegerverein melden. Aber ach, es sind nur Zehnpfennig-Heste! Von den Hunzingerschen Kriegspredigten sind schon fast 200 000 gedruckt, und täglich werden 2000 bis 3000 Stück verkauft. Daneben gehen viele unentgeltlich weg, zu Tausenden sind sie an Lazarette und Truppenteile aus gegeben. Der Hauptabsatz wird erzielt durch Straßenhandel, durch Anbieten Haus für Haus und in den Speise- und Trinkwirtschasten aller Art, Örtlichkeiten, die man sonst »Restau rants, und »Cafes« nannte. Man denke nur ungefähr zwei Monate zurück: wäre es da möglich gewesen, Woche für Woche und Tag um Tag Predigten hundert- und tausendweise auf den Straßen, in den Häusern und in den Trinkstuben abzu setzen? Welch ein erfreuliches Zeichen der Zeit, daß sich der Sinn des deutschen Volkes ernsten Dingen zugewandt und abgewandt hat von all der schwülen Erotik und den leicht fertigen Erzeugnissen aller Art, die uns förmlich über schwemmten! In aller Not und in allem Jammer darf man doch sagen: welchen Segen bringt er zugleich für das deutsche Volk! Wir waren doch noch nicht krank, sondern nur an gekränkelt, im Kern sind wir, gottlob! gesund geblieben. Wenn ich als Ertrag aus den Hunzingerschen Kriegs predigten der hamburgischen Kriegshilfe bisher schon 2000 habe überweisen können und sicher noch mehrmals je 500 ^4 Nachfolgen lassen kann, so war mir das eine große Freude. Nicht so erfreulich ist es mir ergangen mit den Kriegsliedern von Fritz von Briefen zugunsten des Roten Kreuzes. Es war mir bekannt, daß das Rote Kreuz als solches gesetzlich geschützt ist, daß man es nicht beliebig auf- drucken kann. Daß aber nur der Aufdruck »Ertrag zugunsten des Roten Kreuzes«, nachdem die Erlaubnis dazu vom ham burgischen Landesverein vom Roten Kreuz erteilt war, zu mehrfachen polizeilichen Vernehmungen, zu Untersuchungen, die von der Staatsanwaltschaft angeordnet waren, führen würde, das habe ich nicht gewußt. Gesetze haben doch auch ihre schweren Schattenseiten, der Buchstabe, der gedruckte des Gesetzes vor allem, tötet! Ich habe 250 Reinertrag aus dem Vertriebe der Briesenschen Kriegslieder dem Roten Kreuz abliefern könnnen, lasse nun aber meine Hände davon, trotz dem es Stratzenhändler gibt, die gern diese Lieder noch weiter vertrieben hätten. Dagegen habe ich jetzt Kriegsgedichte von Richard Dehmel zugunsten des Infanterie-Regiments Nr. 31 in Altona in die Hand genommen und hoffe, damit dieser Truppe einige Liebes gaben verschaffen zu können. Manche Leser erinnern sich vielleicht, daß ich in früheren Jahren, im Kampfe um die Jugendschrift, mich hier im Börsenblatt u. a. auch scharf über »Fitzebutze« geäußert habe. Aber heute hat vr. Richard Dehmel, ungeachtet seiner 51 Jahre, seine behagliche Villa 1561
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