7594 Börsenblatt f. d. Dtschli. Buchhandel. Künftig erscheinende Bücher. 232, 6. Oktober 1914. WUNWU G Wir versandten Rundschreiben über Heimat (D Novellen von Clara Viebig Geheftet M. 3.—; gebunden M. 4.—; Luxus-Exemplare auf Bütten papier in Leder gebunden und von der Verfasserin gezeichnet M. 12 — ^V>iemals hat ein politisches Ereignis auf die geistigen Strömungen im deutschen Volk mit solcher Plötzlichkeit gewirkt wie die Kriegserklärung des 31. Juli 1914. Dieser Krieg, der ein Kampf der germanischen Kultur gegen alle die Völker ist, deren Literatur Jahrzehnte hindurch in überwältigender Weise die Produktion unserer Dichter beein flußte, hat mit einem Schlage all das für das deutsche Volk unerheblich werden lassen, was unter diesen Einflüssen entstanden ist. Nur der Ton wird noch gehört, der echt deutsch, aus deutscher Seele, aus deutscher Vaterlandsliebe geboren erklingt. Mit Recht darf man sagen, daß unter den Dichtern, die niemals ihr urdeutsches Empfinden ver- leugnet haben, Clara Viebig eine hervorragende Stelle einnimmt. Ihre Kulturromane: „Die Wacht am Rhein", „Das schlafende Leer" und „Das Eisen im Feuer" weisen ihr einen hervorragenden Platz inmitten der vaterländischen Dichtung an. Auch ihr neuer Novellenband, der den schlichten und doch so teuren Titel: „Leimat" führt, ist ein beredtes Zeugnis für ihr tiefes Verstehen deutschen Empfindens und deutschen Denkens. Ohne Sentimentalität, mit technischer Meisterschaft sind diese kleinen Erzählungen voll volkstümlicher Poesie aus dem Leben der geistig Armen geschaffen; es find Dichtungen aus der großen Masse des bäuerlichen Volkes, das an Leib und Leben, an Lab und Gut die schwersten Opfer in diesem Kriege bringt. Aus der Masse des Volkes, dessen irdische Güter so klein, und dessen einziger wirklicher Besitz die schützende Macht des Vaterlandes und der Glaube an die erlösende Kraft der Religion ist. Solche Erzählungen werden, so schlicht und so still ihre Sprache heute klingt, doch in dem lauten Getümmel des Krieges gehört werden, denn sie wenden sich an die Lerzen. And wenn auch um die Weihnachtszeit, wie zu fürchten ist, die rauhen Stimmen der Schlachten noch nicht schweigen, werden gewiß viele diese einfachen, ergreifenden Dichtungen als eine willkommene Gabe empfangen, die von Lerzen kommt und zu Lerzen geht. Bestellzettel in der Beilage! 1IL