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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.10.1914
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1914-10-02
- Erscheinungsdatum
- 02.10.1914
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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Redaktioneller Teil. „U 229, 2. Oktober 1914. im Felde stehenden Genossen der sonst so heiteren, dem Frohsinn und der Geselligkeit gewidmeten Tafelrunde. Darauf berichtete er über Erfolg und Wirksamkeit der in Leipzig ge gründeten Kriegshilfskasse sowie über einzelne charakteristische Vorkommnisse und Maßnahmen in seinem eigenen Geschäft wäh rend der letzten Wochen. Seinem Beispiele folgten andere Mit glieder, die gleich dem Vorredner für die Aufrechterhaltung der Betriebe und die Fortführung der Arbeiten eintraten, alle er füllt und getragen von freudigem Vertrauen auf den Sieg unse rer Waffen und den glücklichen Ausgang des Krieges. Klang dieses Hohelied der Arbeit in dem kleinen Kreise Leipziger Buchhändler vielleicht deshalb so ernst und überzeugend, weil ihm der Text zugrunde lag, daß jedem — auch dem mit uns im Kriege befindlichen Auslande — gegeben werden müsse, was Rechtens sei? Das Gefühl der Ruhe und Sicherheit, wie es hier und über all in Leipzig zutage tritt, hat auch der Buchgewerbeausstellung vor unseren Toren wieder zu einem Aufleben aus vorübergehen der Erstarrung verhelfen, besonders seit die Leitung dem Publi kum durch Gewährung von allerhand Erleichterungen entgegen gekommen ist. Wir wollen uns aber keiner Täuschung hingeben. Wir haben es mit dem Erwachen zu einem Schattendasein zu tun. Denn es fehlt der erwartete Zuzug von außen, das große allgemeine Interesse für die Sache nicht nur im Jnlande, sondern auch im Auslande. Gleichwohl ist es lobenswert und ein Zeichen von Mut und Kraft, daß man die Flinte nicht ins Korn geworfen hat. »Von der Wellkultur zum Weltkrieg«, so hieß das Thema, über das der Präsident der Bugra und ihr eigentlicher Schöpfer, Geh. Hofrat vr. Ludwig Volkmann, in der Alberthalle vor einer tausendköpfigen Zuhörerschaft sprach. Es war die Schilderung eines Weges von der Höhe in die Tiefe. Ein eigentümliches Ge fühl muß es fein, vergleichbar dem des Unterlicgcns in gerechter Sache, wenn ein im Schutze des Friedens in jahrelanger Vor bereitung begonnene und in ihrer Vollendung so herrlich dem Frieden dienende Kulturleistung wie die Leipziger buchgewerb liche Weltschau in der zweiten Hälfte ihres Bestehens an der harten Tatsache des Krieges scheitern mußte, des Krieges, den man in weiter Ferne wähnte. Was war da auf einmal die glänzende Aufnahme bei den Vertretern der fremden Regierun gen, was waren die sicher ehrlich gemeinten, von Friedensliebe und dem Geiste der Verbrüderung getragenen Reden? Es waren die Äußerungen der guten Gesinnung und der Vernunft einzelner, die selbst noch keine Ahnung hatten, wie sich alle bösen Mächte der Welt vereinigten, um einen der furchtbarsten Kriege heranfzube- schwören. Am Schlüsse seiner Rede bemerkte Gehcimrat Volk- mnnn, daß der Weltkrieg die Weltkultur nicht töten könne und daß Deutschland nach siegreich beendetem Kriege erneut als Füh rer Europas an die Friedcnsarbeit gehen müsse. — Vorläufig ist freilich noch eine harte Kriegsarbeit zu leisten, die nicht allein darin besteht, die Gewehre und Kanonen sprechen zu lassen, son dern sich auch gegen den Lügenseldzug unserer Feinde ihren Volksgenossen und den neutralen Staaten gegenüber richten muß. Wir haben hier in Leipzig ein schönes Beispiel von der Not wendigkeit dieser Aufklärungsarbeit erlebt. Hieß es doch gleich zu Beginn des Krieges in den ausländischen Zeitungen, die Häu ser der uns feindlichen Staaten auf der Bugra feien samt ihrem wertvollen Inhalt ein Raub der Flammen geworden. Dabei hatte man sofort nach Bekanntwerden der Kriegserklärungen, zum Teil noch in der Nacht, die noch heute unversehrten Häuser ge räumt und ihren Inhalt verpackt ins Buchgewerbehaus gebracht und dort versiegelt. Besondere Fürsorge hat man den Angehöri gen der fremden Staaten zugewandt und alles getan, um sie schnell und sicher in ihre Heimat zurückzubefördern. Das waren die Leipziger Barbaren, die Barbaren der Bugra. Wenn unsere Feinde sich im Laufe des Oktober von dem Vorhandensein ihrer Pavillons auf der Bugra überzeugen wollen, so können sie dort gleichzeitig eine kleine Kriegsausstellung in Augenschein nehmen, in der gezeigt werden soll, wie groß der Einfluß des Krieges aus Buchgewerbe und Graphik ist. Zu diesem Zwecke sollen Bücher, Broschüren, Plakate, Maueranschläge, Karten von den Kriegs schauplätzen, Bilderpostkarten und Zeichnungen ausgestellt wer den. In einer anderen Abteilung sollen die Tageszeitungen und 1474 illustrierten Zeitschriften untergebracht werden, wobei nicht nur deutsche Zeitungen und Zeitschriften, sondern auch solche des Auslandes berücksichtigt werden sollen. Daran soll sich eine Aus stellung von Uniformen, Waffen, Munition, Material der Sani tätskolonnen, Kriegstrophäen usw. anschlietzen. Man dient da mit dem Tagesinterefse und sorgt für Belebung der Ausstellung in den letzten Tagen ihres Bestehens. Ich habe bereits angedeutet, daß der Zustand der Gewöh nung an den Krieg, wie er heute unserer Stadt eine besondere Signatur verleiht, nur die Oberfläche des Lebens betrifft. In Wirklichkeit herrscht mancherlei Not und Kriegsbeschwerde. Wenn es auch gelungen ist, mehrere hundert Arbeitslose zu Aufräu mungsarbeiten nach Ostpreußen zu schicken, so gibt es der ganz oder halb Feiernden in unserer Stadt doch schon genug. Nun ist auch der Quartalstermin da, an dem viele Kündigungen von Ange stellten zur Entlassung führen werden. Daß es auch im Buch handel nicht immer möglich sein wird, die Angestellten durchzu halten, dafür ist die Eingabe des Börsenvereins an den Staats sekretär des Reichspostamts betr. Verwendung von Buchhand lungsgehilfen als Aushilfsbeamte im Dienste der Reichspost der beste Beweis. Hoffen wir, daß das Gesuch Erfolg hat. Auch sonst ist dafür gesorgt, daß wir nicht vergessen, in welch ernster und schwerer Zeit wir leben. Es ist Wohl keiner unter uns, der nicht Familienangehörige, Freunde und Bekannte im Felde hätte, deren Schicksal ihm am Herzen liegt. Leider hat der Leipziger Buchhandel schon empfindliche Verluste zu verzeichnen; an erster Stelle mutz hier des Ersten Vorstehers des Vereins der Buchhänd ler zu Leipzig, Wolfgang Koehlers, gedacht werden, der an der Sette seines Regimentskommandeurs als dessen Ordon- nanzoffizier sein Leben für das Vaterland hingab. Es war zur Eröffnung der Bugra, als wir uns zuletzt sahen. Die Klänge der Reden in allen Kultursprachen, begleitet von den verschiedenen Nationalhymnen, waren am Begrützungsabsnd nach der Eröff nung verrauscht. Alle Anwesenden hatten das Gefühl, einer einzigartigen, erhebenden Feier beigewohnt zu haben. Strahlend vor Freude über das Gelingen der Ausstellung und der abend lichen Festveranstaltung begegnete mir Wolfgang Koehler am Ausgange und erzählte mir von der glänzenden Laune, in der der König von Sachsen die Ausstellung nach der Eröffnung, besonders den Rcpräsentationsraum des Vereins der Buchhändler zu Leip zig, besichtigt habe. Man sah ihm an, daß er, wie wir alle, einen denkwürdigen Tag erlebt hatte. Wer hätte damals ahnen kön nen, daß auch dieser liebenswerte Mann wenige Monate später den Weg von der Weltkultur zum Weltkriege beschrciten und nicht wiederkehren würde? Man wagt gar nicht an Kantate nächsten Jahres zu denken. Nicht nur die hochragende Gestalt Wolfgang Koehlers wird fehlen, noch manche andere Lücke wird inzwischen der Tod in die Reihen der Berufsgenossen gerissen haben. . . . Auch unsere Sortimentsbuchhandlungen haben sich nun der veränderten Lage angepatzt oder vielmehr anpassen müssen. Eine von ihnen, die Serig'sche Buchhandlung, hat sich die im Börsen blatt gegebene Anregung zunutze gemacht und eine Kriegsaus- kunftei eingerichtet, deren Vorhandensein durch Plakate an der Außenseite des Geschäfts angekündigt wird. Nach den Versiche rungen des Inhabers wird die Einrichtung gern und häufig in Anspruch genommen. Die erteilten Auskünfte beziehen sich aus die Standorte und Formationen des Heeres, auf die Verlust listen, die zur Einsichtnahme anflicgen usw. Im allgemeinen hat sich das Sortimentsgeschäst wieder etwas belebt, und man hofft, daß es bei Eintritt weiterer Erfolge unseres Heeres noch besser werden wird. Ein Rundgang durch die Stadt, auf dem ich die Schau fenster der hiesigen Buchläden einer genaueren Betrachtung unter zog, mußte mich leider überzeugen, daß selbst die unfreiwillige Muße in Kriegszeiten nichts zur größeren Sorgfalt für geschmack volle und zweckmäßige Dekoration beizutragen vermocht hat. Meist waren die Schaufensterscheiben derart mit Karten und Broschüren verhängt, daß man von den dahinter befindlichen Büchern überhaupt nichts mehr sehen konnte. Und doch müßte man damit rechnen, daß sich heute schon wieder das Interesse für das ernstere, unterhaltende Buch in mittlerer und höherer Preis lage zu regen beginnt und daß es zweckmäßig ist, derartige Er-
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