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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 28.09.1914
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1914-09-28
- Erscheinungsdatum
- 28.09.1914
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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Redaktioneller Teil. 225, 28. September 1914. dere Rücksichtslosigkeiten klagt. Ich will daher hier kurz schildern, wie es bei uns in den letzten Wochen aussah: Ganz plötzlich, innerhalb weniger Stunden, wurden Tilsit und Um gegend von der deutschen Heeresleitung aufgegeben und alle Truppen, Lazarette, Banken nsw. zurückgezogen. Gleichzeitig begann eine sinn lose Flucht, besonders der bessersitnierten Bevölkerung, während wir der Dinge warteten, die da kommen sollten. In aller Frühe des Montag, am 24. August, kamen denn auch die ersten Russen, eine Pa trouille von ca. 50 Dragonern, die Karabiner schußfertig im Arm. Als sie sich überzeugt hatte, daß in Tilsit nur friedliche Bürger waren, be eilte sie sich, in erster Linie die telegraphischen Verbindungen zu zer stören. Nachdem sie in echt russischer Dummheit nicht die Telegraphen drähte, sondern die elektrischen Leitungen erwischt hatten, ritten sie hochbefriedigt von ihrem Erfolge wieder ab, indessen die Post ihre Telegramme ruhig weiterbeförderte. Diese Patrouille wurde einige Stunden später von unserer Nachhut bis auf den letzten Mann vernichtet.) Einen Tag später, am Dienstag, den 25. August, kam dann eine größere Kavalleriepatrouille nach Tilsit, der es dann gelang, alle tele graphischen Verbindungen zu zerstören und uns damit von der Außenwelt abzuschließen. Tilsit wurde nun schnell ganz von russischen Truppen besetzt: ein Regiment nach dem andern zog durch unsere Stadt. Wir erhielten einen russischen Stadtkommandanten, und die Zeitungen kamen unter russische Zensur. Sonst blieb jedoch alles beim alten. Die russischen Truppen bezogen die leerstehenden Kasernen, aus denen sie bald russische Schweineställe machten. Alles wurde verwüstet, und zwar gründlich; Schränke, Klaviere usw. wurden als Aborte benutzt, Spiegel und Bilder zerschlagen usw. Bemerken möchte ich hierbei gleich, daß dieselben russischen Truppen später als Gefangene unter Leitung ihrer Offiziere alles selbst wieder sauber machen muß ten, und zwar gründlich; der Mitgefangene Pope mußte sogar Fenster putzen. Während der russischen Herrschaft blieben alle Geschäfte, soweit ihre Inhaber nicht geflohen waren, auf Anordnung des Magistrats ge öffnet, um einer Plünderung nach Möglichkeit vorzubeugen. Obwohl die russischen Truppen sich einer ziemlich guten Disziplin befleißigten, wurden wir doch auf andere Weise recht empfindlich geschädigt. Im großen und ganzen bezahlte das Militär wohl seine Einkäufe bar, doch nützte dies nicht viel, da wir den Rubel mit ^ 2.86 verrechnen mußten. Wenn also ein russischer Offizier ein Ullsteinbuch für ^ 1.— kaufte und mit einem 10 Rubelschein bezahlte, so mußte ich ^ 27.60 hcraus- geben. Russisches Kleingeld zum Herausgeben hatten wir nicht, auch wurde immer sehr kategorisch deutsches Geld verlangt, so daß ich an einem einzigen Tage über ^ 50— nur durch Wechseln verloren habe. Drei Wochen waren wir hier so unter russischer Herrschaft und hofften von einem Tag zum andern, daß die Preußen uns erlösen würden. Abgeschlossen von der Außenwelt und von allen Nachrichten, schlichen die Tage bleiern dahin. Ab und zu gelang es einem Bauern, auf dem Boden von Milchkannen einige Königsberger Zeitungen einzu- schmnggeln, die begierig gelesen wurden und heimlich so lange von Hand zu Hand wanderten, bis sie total unlesbar geworden waren. Gegen Ende der dritten Woche änderte sich plötzlich das Bild: ununter brochen sprengten Patrouillen durch die Stadt, und bei den Kasernen war ein Kommen und Gehen wie in einem Bienenstock. Als dann mit einem Male zwei deutsche Flieger über der Stadt erschienen, wußten wir, daß die Preußen im Anzug waren. Während sich die Kosaken unter Wagen und in Haustoren versteckten, um nicht von den Fliegern getroffen zn werden, die natürlich gar nicht daran dachten, unser Tilsit mit Bomben zu bewerfen, zog in unsre Herzen wieder stolze Siegeszuversicht. Am Sonnabend, den 12. September kamen denn auch unsere Truppen, und zwar nach preußischer Art so verblüffend schnell, daß die Russen gar nicht zur Besinnung kamen. In der Hauptver kehrsstraße, der Hohenstraße, kam es allerdings zu einem Straßen kampfe, der aber von unseren Truppen schnell und schneidig beendet wurde. So sind aber wohl noch nie deutsche Truppen empfangen und bewirtet worden, wie hier die Preußen nach der Befreiung! Ein Jubel ohne Ende erfüllte die Luft, und aus allen Fenstern regnete es Blumen auf die einziehcnden Truppen, während appetitlich belegte Butter brote, Bier, Kaffee, ganze Kisten Zigarren, Briefpapier, Feldpostkarten und alles Mögliche und Unmögliche angeboten und gern genommen wurde. Eine Stunde später sah man auch wieder unsere Postbeamten, die während der Russenherrschaft Zivil hatten anziehen müssen, in blitzender Uniform ihr Postamt beziehen, das allerdings ebenfalls von den Russen in einen Schweinestall verwandelt worden war. Endlich erfuhren wir auch, was inzwischen da draußen vorgegangen war und vorging, denn zwei Tage später kamen die ersten Postsäcke, denen bald weitere folgten. Obwohl eine große Anzahl Soldaten beim Sortieren der Postsachen Hilst, ist heute, nach acht Tagen, immer noch nicht alles verteilt. Der Telegraph ist leider auch noch nicht in Ordnung, oder vielmehr vorläufig nur für Militär- und andere amtliche Telegramme 1454 benutzbar. Auch der Bahnverkehr wird vor dem 1. Oktober kaum wieder eingerichtet werden können. Nur noch kurze Zeit Geduld; Tilsit wird sich schon wieder erholen, und vielleicht nehmen auch wir Buchhandlungen dann wieder etwas ein. Manch gutes Geschäft wäre jetzt zu machen, wenn es mutige deutsche Verleger gäbe, die uns mit unverlangten Sendungen aktueller Literatur (illustrierter Zeit schriften, Karten, Kriegsbilderbogen, Soldatenliteratnr) usw. versehen würden. Tilsit, 18. September 1914. Alfred Benda in Fa. Arthur Richter. Unsere Berufsgenoffen tm Felde. XXV. <XXIV stehe Nr. 224.» Name und Vorname: Anders, Reinhold Brill, Hermann Biichlcr, Emil Engelien, Earl») Gogol, Gustav Hauff, Bruno Kauffmann, Gerhard (Sohn) Kuhs, Georg de Liagre, Oscar Makler, Curl Meißner, Ewald MoebuS, Karl Ohr, Georg Schnurpfeil, Heinz Schoenfeld, Hans Sichert, Kurt Steenbock, Emil Firma: Dienstgrad ».Truppenteil: i. H. Neff L Koehler Gefr. d. Res. im Gren.- in Stuttgart i. H. Karl I. Triibner in Straßburg i/E. i. H. Emil Hirsch in München Rgt. Nr. 119. Keldfunken-Abteilg., Jnf.-Rgt. Nr. 132. Osfiz.-Stellvertreter im Ers.-Bat. d. bapr. Res- Jnf.-Rgts. i. H. Axel Junckers Bh. Eins.-Freiw.i.l.Gardc- Karl Schnabel in Berlin Rgt. z. K. i. H. Langenscheidt'sche Ers.-Res. im Jns.-Rgt. Verlagsbuchh. »Pros. G Langenscheidt», Berlin Schöneberg i. H. R. Oldenbourg in Mllnchen Nr. S4. Kriegsfreiw. im 1. bayr. Kuß-Art.-Rgt., Ers.-Bat. Kriegsfreiw. in d. Schles. Tratnabt. Nr. 6. i. H. Evangel. Buchh. Gerhard Kauffmann in Breslau t. H. Heege L Giintzel in Kriegsfreiw. im Gren.- Reichenbach i. Schl. Rgt. Nr. 10. Mitinh.:W.VobachLCo. Hauptm. b. R. im Art.» in Berlin u. Leipzig Rgt. Nr. 77. i. H. Heege L Giintzel Kriegsfreiw. im Gren.» tn Reichenbach i. Schl. Rgt. Nr. 10. i. H. Langenscheidt'sche Kriegsfreiw. tm Garde- Verlagsbuchh. <Prof. Schlltzen-Bat. G. Langenscheidt» in Berlin-Schöneberg i. H. Karl I. Trübner Jns.-Rgt. Nr. 18«. in Straßburg i/E. i. H. Emil Hirsch in 1. bayr. Feld-Art.-Rgt. Mllnchen i. H. Kranz Benjamin Einj.-Fretw. im Jns.- Aussarth in Krank- Rgt. Nr. 118. surt a. M. t. H. Salonblatt G. m. Leutn. d. Ers.-Abteilg. b. H. in Dresden d. Jäger-Bat. Nr. 13. i. H. Albrecht Dürer- Vize-Feldw. i. Ers.-Bat. Haus in Berlin d. Gren.-Rgts. Nr. 12. t. H. Julius Bergas in Husaren-Rgt. Nr. 1k. Schleswig Kleine Mitteilungen. Übersetzungen fremdländischer Werke. — Der Vorstand des Deut schen Verlegerveins äußert sich zu dieser Frage wie folgt: Es wird jetzt von einigen Seiten versucht, das Nationalbewußtsein dadurch zu heben, daß man grundsätzlich gegen alles Ausländische, als etwas Feindseliges, Front macht. Dabei ist auch angeregt worden, einen Nationalbund Deutscher Verleger ins Leben zu rufen, der die Aufgabe hätte, in Zukunft auf die vielen Angebote fremdländischer Werke oder ihrer Übersetzungen zu verzichten. So sehr man die guten Absichten der Anreger dieses Gedankens anerkennen muß, so darf man in diesen Dingen doch nicht zu weit gehen. Auch hat ein Bund, der nicht auf Tun, sondern auf eine Unterlassung gerichtet ist, wenig Aus sicht auf Erfolg. Wo wäre unser deutsches Volk, wenn es nicht durch den Wagemut der deutschen Verleger von Übersetzungen fremder Werke so ausgedehnte Kenntnis des Wesens, des Denkens und der Verhältnisse unserer heutigen Gegner erhalten hätte? Und wie paßt es zu dem heutigen Sammelruf zur wirtschaftlichen Mobilmachung, wenn durch solche überstiegene Forderungen wertvolle geistige Schätze einfach ver nichtet werden sollen? Denn neben idealen und kulturellen Werten stehen im Verlag an fertigen Übersetzungen sicher Millionen von Mark auf dem Spiel, und mancher Verleger, der in dieser Verlagsrichtung arbeitet, hat gewiß noch für Zehntansende von Mark an fertigen Über- *) Gefallen, siehe unter Personalnachrichten.
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