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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.09.1914
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1914-09-22
- Erscheinungsdatum
- 22.09.1914
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- Deutsch
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AblattM-eOEMMan-el —rr Nr. 220. Leipzig, Dienstag den 22. September 1914. 81. Jahrgang. Redaktioneller Teil. Die Zukunft des deutschen Buchhandels. ii. «I siehe Nr. SIS.) Wir haben ursprünglich Bedenken getragen, diese Ausführun gen unter die gleiche Überschrift zu stellen, die Herr Junk seinem Artikel gegeben hat. Denn wie kann man mit einiger Aussicht, das Richtige zu treffen, zu einem Zeitpunkt von der Zukunft des deutschen Buchhandels reden, da sich auf den blutgetränkten Schlachtfeldern im Westen und Osten im Donner der Geschütze die Zukunft des deutschen Volkes entscheidet! Wohl mag man sich des Vertrauens zu unserer Heeresleitung und des Glaubens an die Unbesiegbarkeit unserer Truppen als eines Unterpfandes für den glücklichen Ausgang dieses Weltkrieges freuen, aber das peinliche Gefühl, an eine Neuordnung der Dinge auf der schwan kenden Grundlage der gegenwärtigen Verhältnisse heranzutreten oder sich auch nur über die künftige Gestaltung eines einzelnen Berufszwetgs zu orientieren, bleibt auch dann noch bestehen, wenn über Nacht geweckte Wünsche und Gedanken vor der Wirk lichkeit nicht Halt machen und freundliche Träume uns Bilder einer glänzenden Zukunft vorgaukeln. Und so erfreulich es ist, daß ernste Männer der Wissenschaft, wie Wundt, Lamprecht u. a., aus der Enge ihrer Studierstube hinaustreten auf den Markt der Öffentlichkeit, um auf Grund der Lehren der Geschichte den Volksgenossen eindringlich nahezulegen, daß es sich in diesem Kampfe um nicht mehr und nicht weniger als die Existenz des ganzen deutschen Volkes handle, so würden sie Wohl selbst gegen wärtig die Verteilung des Siegespreises vor aller Welt für ver früht halten, wenn sie nicht wüßten, daß das Publikum danach verlangt. Ungestraft bleibt keine Wissenschaft, die nach Volks gunst geht. Lassen wir aber einmal die Voraussetzung eines glücklichen Ausganges dieses männermordenden Krieges gelten und neh men wir weiter an, daß die Feder uns nicht am Schlüsse entreißt, was das Schwert gewonnen hat, — ist dann das, was Herr Junk als die Zukunft des deutschen Buchhandels malt, auch die Opfer wert, die das deutsche Volk und mit ihm der deutsche Buch handel dafür gebracht haben und noch bringen müssen? Ein Strom Goldes von vielen, vielen Milliarden wird sich über das Land ergießen, und vorsichtig meint Herr Junk, daß wir diesmal davon besseren Gebrauch machen werden, als nach dem 70er Kriege, da der Segen sich gar bald in Fluch wandelte. Dieses Gold, das wir mit dem Blute des besten Teils der deutschen Volkskraft bezahlt haben, soll uns die Pforten der Welt weiter auftun, Wissenschaft, Lite ratur, Industrie und Handel den Weg ebnen zu freierer Entfal tung ihrer Wirksamkeit. Das aber soll geschehen, möglichst ohne Zeitverlust, »weil das führende geistige Deutschland die immer hin nicht wegzuleugnenden kulturwidrigen Seiten des Krieges möglichst schnell zu vergessen trachten wird«. Es wäre nach unse rem Dafürhalten im höchsten Grade bedauerlich, wenn die Ent wicklung diesen Weg gehen und uns um den schönsten Siegespreis, den wir aus diesem mit so schweren Opfem geführten Kampfe davontragen könnten, betrügen würde. Dieser Siegerpreis kann kein anderer sein, als die Erkenntnis, daß unsere Arbeit in Zukunft weit mehr noch als bisher unserem Volke gehört, dem Volke, das für uns auf den Schlachtfeldern geblutet hat und dessen Seele wir eigentlich erst in diesen Tagen entdeckt haben. Wie Schuppen ist es uns von den Augen gefallen, als das deutsche Volk sich wie ein Mann erhob und mit einem Schlage alles hin weggefegt war, was sonst einen so breiten Raum in unserem Le ben einnahm und doch nichts anderes war als Hirngespinste de kadenter Kaffeehaus-Literaten. Die Reichsverdrossenheit und po litischen Zänkereien, das müßige Spiel mit Weltanschauungs problemen wie das krankhafte Suchen nach immer neuen Sensa tionen sind wie Nebel vor der Sonne zerstoben, während groß und leuchtend sich vom tiefsten Grunde des Lebens unseres Volkes die Freude am Reiche abhob, seinem Volks tum und dem alten Gotte, der Eisen wachsen ließ und keine Knechte wollte. Dieses Volk in allen seinen Schich ten dem deutschen Buche zu gewinnen, seinen Sinn mit tieferer, stärkerer Klarheit zu erfüllen und ihm die Schätze deutschen We sens, deutscher Kunst und Wissenschaft zu offenbaren, um so sein Leben reicher und schöner zu gestalten, mutz in Zukunft die höchste Aufgabe unseres Berufs sein, mit deren Durchführung wir zu gleich einen Teil der Dankesschuld abtragen, gewiß nun, daß unsere Mühe, auch wenn wir nicht gleich ernten, wo wir säen, keine vergebliche sein wird. Land, das ehemals deutsch gewesen, wird zum Deutschen Reiche treten und auch dem Buchhandel neue Aufgaben stellen. Denn so notwendig und nützlich uns die »vielen Milliarden« sein werden, um die es sich fast ausschließlich in demAufsatze des Herrn Junk handelt, so kann doch deutsches Blut nur mit Land bezahlt werden, das dieses Blut getrunken hat. Wenn jene Milliarden, die uns zuflietzen werden, zu nichts anderem dienen sollen, als die Pfeiler unserer Existenz, die jetzt noch sicher auf heimischem Boden ruhen, weiter hinauszubauen in fremde Meere und Län der, ehe wir dort ein Besitzrecht erworben haben, so wäre es besser, sie wie den Nibelungenhort in den Rheinstrom zu versen ken, damit Segen sich nicht in Unsegen verwandle. Das Beispiel Englands zeigt uns, wie es um ein Land bestellt ist, dessen Wur zeln nicht in der heimischen Erde ruhen, obwohl es zur Festigung seiner Herrschaft ebensoviele Jahrhunderte verwenden konnte wie wir Jahrzehnte. Und es zeigt weiter, wie die Jagd nach dem Golde die besten Kräfte vernichtet und ein Volk an den Abgrund des Verderbens reißt, wenn sich dem Drange in die Weite nicht zugleich sittliche Kräfte als ein wirksames Gegengewicht gesellen. Es ist hier, wo es sich nur um ein flüchtige Skizze der Zukunft des deutschen Buchhandels handeln kann, wie wir sie im Gegen sätze zu Herrn Junk sehen, nicht der Ort zu einer Auseinander setzung über das Für und Wider des Exporthandels: nur soviel sei gesagt, daß gerade der gegenwärtige Krieg ahnen läßt, wie gefährlich die Abhängigkeit eines Volkes von seiner Aus- und Einfuhr werden kann und daß eine Nation erst dann zum Export in großem Matzstabe übergehen sollte, wenn sie dauernd ihres auswärtigen Handels sicher ist. Will sie sich daher nicht selbst ihrer festesten Stütze berauben, so darf nicht, wie das Herr Junk will, an den Anfang gestellt wer den, was an das Ende gehört. Für die Richtigkeit unserer Ansicht liefert er selbst einen schlagenden Beweis, wenn er sagt, daß das wissenschaftliche Antiquariat dasjenige Geschäft sei, »das vom Buchhandel durch den Krieg am schwersten und nachhaltigsten geschädigt werden wird«. 1429
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