Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.05.1894
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 10.05.1894
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18940510
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-189405100
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18940510
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1894
- Monat1894-05
- Tag1894-05-10
- Monat1894-05
- Jahr1894
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
2878 Nichtamtlicher Teil. 106, 10. Mai 1894. am besten aber brachte es in einem seiner letzten Hefte der British kriutsr in Leicester. Eine isolierte Stellung nehmen in der Kalender-Litteratur die Stahlstichkalender von John A. Lowell L Co. in Boston I). 8. ein, die wohl die einzigen in dieser kostspieligen Technik her gestellten Arbeiten dieser Art sind. Trotz der eigenartigen Wirkung dieser Blätter haben sie meistens eine gewisse Aehnlich- keit mit den Arbeiten auf Schabpapier, wie sie in virtuoser Weise von einigen Künstlern neuerdings hergestellt werden, und vor dieser bedeutend billigeren und einfacheren Technik müßte der umständlichere Stahlstich natürlich weichen. So hatte ich Gelegenheit, eine solche Zeichnung auf Schabpapier nach einem von dem kürzlich verstorbenen Bildhauer A. Denoth geschnitzten Barometer zu sehen, die von W. Weimar, dem Zeichner, am Hamburgischen Museum für Kunst und Gewerbe, ausgeführt war. Eine ganz ähnliche Art der Schraffierung und Wirkung ergiebt sich hier durch den vorhandenen Liniengrund des Schab papiers. Eine Reproduktion des Weimarschen Blattes erschien kürzlich in Seemanns Kunstgewerbeblatt 1894, 2. Heft, die aller dings nur ein schwaches Bild vom Original giebt. Welch ein gewaltiger Unterschied aber zwischen diesen mit ollem Raffinement moderner Technik hergestellten Kalenderdrucken und den ersten Erzeugnissen auf diesem Gebiet. Mit rührender Einfachheit und Unbehülflichkeit in Holz geschnitten präsentieren sie sich, wenn auch der erste schon gleich Illustrationen zu den einzelnen Monaten bringt, die in gewisser Hinsicht typisch ge worden sind, denn noch heute finden wir gleiche Motive ver wendet. Der älteste dieser in Buchdruck hergestellten Kalender ist der des Johannes de Gamundia, den er um 1439 herausgab und der von zwei Holztafeln in Großfolio gedruckt wurde. Diese befinden sich in der Kgl. Bibliothek in Berlin. Einen Abdruck von den Originalstöcken enthält Falkensteins Geschichte der Buch druckerkunst (Leipzig 1856). Man sieht auf diesem merkwürdigen Blatt des berühmten Mathematikers außer der Anzahl der Monatstage und den in Mcdaillonform über jedem Monat dar gestellten ihm eigenen Beschäftigungen, auch die Tag- und Nacht länge verzeichnet; ferner die Mondphasen, die Zeichen des Tier kreises, die unbeweglichen Feiertage und das Datum des Osterfestes für einen bestimmten Zeitraum. In den vier Ecken der Vignette stehen oben die Bilder der Sonne und des Mondes und unten arabische Ziffern, die die Dauer der Tage und Nächte bestimmen, und zwar bezeichnen die Zahlen unter der Sonne die Dauer der elfteren und umgekehrt. Die einzelnen Tage des Monats sind nicht mit Zahlen bezeichnet, sondern nur durch Linien unterschieden; statt dessen stehen an der Seite die Buch staben a — g und a bedeutet stets einen Sonntag. Rechts von den Wochentagen befinden sich die Buchstaben des Alphabets, die den periodischen Mondumlauf andeuten sollen, und da sie dafür nicht ausreichten, so sind einige Buchstabenzeichen hinzugefügt. Der Kalender enthält übrigens eine beträchtliche Anzahl von Druckfehlern; so find die Namen vielfach unrichtig, z. B. Ddi- wotoi, pdillippi. Sehr naiv sind auch die bildlichen Darstel lungen, so z. B. für den Mai, in dessen Medaillon man ein nacktes Weib in einem Bottich erblickt, das einen Blumenstrauß in der Hand hält, während ein Jüngling daneben aus einem Stuhl sitzt und die Laute spielt. Auf diesen ersten gedruckten Kalender folgt derjenige des Joh. Müller Regiomontanus im Jahre 1473, der in deutscher Sprache abgesaßt war und sich so großen Beifalls erfreute, daß in einem Jahre zwei Auflagen erschienen. Dieses seltene Werk besteht aus 31 in Holz ge schnittenen Tafeln in klein 4°. Die Textschrift ist eine ungemein klare und charakteristische, so daß sie für diesen Zweck außer ordentlich geeignet ist, und auch die ganze Anordnung des Ka lendariums ist übersichtlicher als bei dem vorher genannten. Von demselben Gelehrten erschien sodann bald darauf ein anderer Kalender, der auf 30 Jahre eingerichtet war und den das Ge schick so manchen Buches traf, er wurde einige Jahre später in lateinischer, deutscher und italienischer Sprache nachgedruckt. In diesem Kalender findet sich auch eine Erklärung der Planeten und der unter ihnen geborenen Kinder; von dem Planeten „sol" heißt es: Die sonne man mich nennen sol Der myttelst planet byn ich wol Warm vnd trucken kan ich sein Natürlich gantz mit meinem schein Der lawe Hot meines hawses creyß Dorynne bin ich voste heiß Doch ist saturnus stetiglich Mit seiner leide wedir mich Dirhoet werd ich in dem ster In der wogen falle ich her nyder In dreihundert vnd fünf vnd sechczig tagen Mag ich mich durch czeichen tragen. Wenn wir uns nunmehr von diesen ältesten Kalenderdrucken zu denjenigen der Gegenwart wenden, so überspringen wir eine Zeit, in der die Kalender-Litteratur einen großen Aufschwung nahm und in der sie zu Anfang dieses Jahrhunderts durch die mit Chr. K. Andres Nationalkalender (Brünn 1810) eröffneten Almanache auch eine kulturelle Bedeutung hatten. Aus der großen Zahl der in diesem Jahr erschienenen und mir vor liegenden Kalender sollen nun die bedeutenderen einer Be sprechung unterzogen werden, um daran zugleich die Fortschritte und den Stand dieses Genres gegenüber den oben geschilderten älteren Erzeugnissen klarzulegen. (Fortsetzung folgt.) Vermischtes. Schweizerisches Vereinssortiment in Olten. — Der Vorstand des Schweizerischen Vereinssortiments in Olten versandte vor kurzem gleichzeitig mit dem Protokoll der außerordentlichen Generalversammlung vom 12. November 1893 die neuen Statuten des' Vereinssortiments, wie sie durch die Revision in jener Versammlung festgestellt worden sind. In derselben Generalversammlung wurde der Vorstand auch zum Bau eines eigenen Geschäftshauses sür das Vereinssortiment in Olten ermächtigt. Die Kosten des Baues wurden aus 58 500 Frcs. veranschlagt. Verein für Massenverbreitung guter Schriften. — Die bisherige dreijährige Arbeit des -Vereins für Massenverbreitung guter Schriften- in Weimar ersährt in den -Grenzboten- (1894 Nr. 18) und schärfer noch durch Heinrich Sohnrey in der -Täglichen Rundschau- <1894 Nr. 101. Unterhaltungsbeilage) ziemlich abfällige Beurteilungen. Die -Grenzboten- tadeln hauptsächiich, daß der Verein von seiner ur sprünglich vorgezeichneten Bahn abgewichen sei und statt einer größeren Menge kurzer volkstümlicher Erzählungen umfangreiche und teure Ro mane verlegt habe; auch die Wahl der Armand'schen Jndianergeschichten sür die nächsten Folgen wird als ein Mißgriff bezeichnet. Heinrich Sohnrey erhebt den schweren Vorwurf gegen den Verein, daß er nicht nur seiner Aufgabe nicht gerecht geworden sei, sondern mittelbar auch dem Ansehen der Volksiitteratur viel geschadet und ihrer Entwickelung ein schweres Hemmnis bereitet habe. Wir glauben nicht, daß diese letzteren Vorwürfe, sür die nur in oberflächlicher Art Beweise versucht werden, thalsächlich begründet sind. Im übrigen haben wir keinen Anlaß, den Ausführungen der beiden Kritiker in der Erforschung der etwa gemachten Fehler zu folgen, wir beschränken uns vielmehr auf eine eingehendere Darlegung der von ihnen gleichzeitig vorgetragenen Besserungsvorschläge. In dieser Richtung sieht Sohnrey das Heil darin, daß der Verein sich fortan strenger an seinen Namen halte und seine Ausgabe nicht in der Massenerzeugung, sondern in der Massenverbreitung suche. Die Ver mehrung der bestehenden Volksbibliotheken, Begründung von Dorsbiblio- theken, Gewährung von Ehrenpreisen an Kolporteure sür Verbreitung guter Schriften, die Stiftung von Volksschristenpreisen, möglichst weit gehende Unterstützung der echten Volksschriststeller und ihrer Verleger, das sind die Mittel, die er zu diesem Zwecke empfiehlt. Greifbarere Ge stalt haben die Vorschläge des Grenzbotenkritikers, der seinen Artikel folgendermaßen schließt: -Als in den vierziger Jahren der Lesestoff des Volks verbessert werden sollte, gründete man Volkskasender. 1842 begann Nteritz für Sachsen und Preußen seinen Volkskalender zu schreiben, 1845 erschien Auerbachs Gevattersmann in Süddeutschland und 1846 W. O. von Horns Spinnstube. Diese Kalender wirkten damals sicherlich gut ein, doch erschsenen sie jähr lich nur einmal, und darum dürsten sie sich weniger empfehlen. Am wünschenswertesten erscheint uns die Gründung einer guten und billigen, echt volkstümlichen illustrierten Wochenschrift, woran die besten Schrift steller und Künstler Deutschlands sich nach Möglichkeit beteiligen müßten.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder