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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.11.1903
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 25.11.1903
- Sprache
- Deutsch
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S686 Nichtamtlicher Teil. 273, 25. November 1903. liche und ungerechtfertigte Einseitigkeit und halte es für durch aus unangemessen, ausschließlich den Absatz wissenschaftlicher Literatur, und zwar hauptsächlich denjenigen der großen Sortimentsfirmcn, als den alleinigen Gradmesser für die Frage anzusehen, ob das Sortiment in seiner Gesamtheit durch verlegerische Maßnahmen weiterhin gestützt werden soll und muß. Es gibt zweifelsohne eine ganze Reihe angesehener und für einen großen Teil auch des vornehmsten Verlags außer ordentlich wichtiger Sortimentsfirmen in der Großstadt wie in der Provinz, die für wissenschaftliche Literatur nur einen geringen, für Werke auf allen Gebieten der schönen Wissen schaften (diese im weitesten Sinne des Wortes gefaßt) aber sehr beträchtlichen, unter Umständen sehr schwer in die Wagschale fallenden Absatz haben. Diese Sortimenter und die Verleger dieser Literatur haben sicherlich das Recht, mit demselben Maße wie die Verleger und Verbreiter rein wissenschaftlicher Literatur in ihren Interessen berücksichtigt und — dafern er forderlich — von der Gesamtheit auch ebenso nachhaltig wie diese geschützt zu werden. Es wäre erfreulich, wenn diese Einseitigkeit in der Kritik unserer heutigen buchhändlerischen Verhältnisse nicht weiter um sich greifen, sondern für die Folge einer objektiven Würdigung aller in Betracht kommen den Faktoren Platz machen wollte. Das Provinzialsortiment, dem hier mehr oder weniger die Aschenbrödelrolle zu spielen zugemutet wird, hat ein gutes Recht darauf zu verlangen daß seine berechtigten Wünsche auch in dieser Frage nach drücklich vertreten und berücksichtigt werden. »Es ist nicht das Ideal der im Börsenverein vereinigten Sortimenter und Verleger, an jeder Ecke einen Bücherkrämer sitzen zu sehen; im Gegen teil, diese Sorte von Bücherhändlern, nicht Buchhändlern, wird allseitig als ein Krebsschaden angesehen, der die Gesundung der Verhältnisse erschwert « <vr. W. Ruprecht.) »Hätten die Bestrebungen des Börsenvereins die Er haltung eines soliden und leistungsfähigen Sortiments buchhandels zur sichern Wirkung, dann wäre ich der letzte, der sich dagegen ausspräche; die wichtige soziale Funktion eines gebildeten, bücher- und personenkundigen Buchhändlers erkenne ich durchaus an. Aber der Börsen verein hat eine Gefahr zwar nicht übersehen, aber er hat bisher keine Abwehr dagegen gefunden: das ist das un gesunde Wachstum der Sortimentsbuchhand lungen Ist aber eine Schließung des Buchhändler gewerbes durch den Börsenverein nicht erreichbar, dann sind meines Erachtens alle Bestrebungen zur Steige rung des Einkommens der Sortimenter durch Steigerung der Bücherpreise oder Abschaffung des Kundenrabatts vergleichbar dem Auffüllen eines Fasses, das ein Loch hat.« (Prof. De. Paulsen.) »Ein dauernder Erfolg in dieser Richtung (nämlich hinsichtlich der Einschränkung der Zunahme der »Bllcher- händler«. Anm. d. Vers.) wäre um so erfreulicher, als diese Leute, denen es völlig einerlei ist, was sie verkaufen, die Hauptstützen für diejenigen Verleger sind, die mit oder ohne Mäntelchen auf die gemeinen Triebe bei hoch und niedrig spekulieren Unmöglich ist ein wesent licher Fortschritt in dieser Richtung der Be schränkung der Bücherhändler nicht, wenn uns.e großen Nerlagshäuser ihn energisch a,-streben. (vr. W. Ruprecht.) »Von den Vorschlägen Dziatzkos (Herabsetzung des Buchhändlerrabatts, Beseitigung des Kundenrabatts (!) usw. Anm. d. Verf.) ist nichts auch nur einer ernstlichen Er örterung gewürdigt worden. Und ebenso ging es mit all dem, was er wohlwollend weiter empfahl Be schränkung der Konditionssendungen von seiten der Verleger auf je einen oder wenige Sorti menter jedes Platzes«. (Bücher, Der deutsche Buchhandel. 2. Ausl. S. 151.) »Überproduktion herrscht auf allen Seiten. Es gibt zu viel Sortimenter, — sie reißen sich den knappen Bissen gegenseitig aus dem Munde Und wahrscheinlich wird weiter der Gang der Dinge der sein, daß dem fortgesetzten Anwachsen eines nutzlosen Proletariats von Buchhändlern ein Riegel vor geschoben wird.« (Verlagsbuchhändler I. Grunow-Leipzig; Grenzboten.) »Daß der Verdienst des Sortimenters ein unge nügender ist, liegt einfach daran, daß sich . ... der Sortimentsbuchhandel in einer Weise vermehrt hat, der in gar keinem Verhältnis steht zu der Zunahme der Käufer oder zu der Zunahme des Wohlstandes.« — »Daß die Zwergvertriebe sich stark vermehrt haben, werde ich am allerwenigsten leugnen. Diese Zwergbetriebe retten zu wollen, fällt keinem Menschen ein.« (Sortimentsbuchhändler R. L. Prager-Berlin; Börsenblatt.) »Indes auch für andere (als für wissenschaftliche), im wesentlichen also belletristische und populärwissenschaftliche Literatur wird das (der rationellere Vertrieb für Verlag wie Sortiment. Anm. d. Verf.) möglich sein, wenn der Verlag die Zahl der Sortimenter, mit denen er in Rechnung steht, wesentlich einschränkt.« (Verlagsbuchhändler vr. Alfred Giesecke, in Fa. B. G. Teubner-Leipzig; Deutsche Literaturzeitung.) »In dem Maße, in welchem die intelligenteren Köpfe inne werden, daß auf dem Felde der Bücherverteilung kein Ertrag, der der Leistung entspricht, zu holen ist, werden sie umsatteln, und durch diese Auswanderung verliert der Stand seine besten Kerntruppen.« (Verlagsbuchhändler Artur Seemann-Leipzig; Börsenblatt.) Die hier von Artur Seemann erwähnten »Kerntruppen« fehlen dem Sortiment schon heute und zwar oft in der aller empfindlichsten Weise. Das darf nicht wundernehmen: so lange es nicht möglich ist, den im Sortiment Angestellten dieselben Gehälter zu zahlen, wie dies in anderen gleich wertigen Branchen geschieht (und es ist in zahlreichen, wenn nicht in den meisten Fällen dem Sortimenter in der Tat un möglich, seinem Personal andre als wirklich oft recht magere Gehälter zu zahlen, will er selbst und mit ihm seine Familie auch nur in der bescheidensten Weise existieren), ebensolange wird die — durchaus berechtigte — Klage über das Eindringen minderwertiger, sogenannter »anspruchsloser« Elemente nicht verstummen. Wir brauchen heute mehr denn je nicht billige, sondern leistungsfähige, tüchtige und arbeitsfähige Kräfte; vor allem aber müssen wir das sich mehr und mehr einnistende gelehrte Proletariat — das sind die an den Examenklippen gestrandeten Existenzen —, das an unfern ohnehin so bescheiden gefüllten Krippen sich mitfüttern will, von uns weisen und wachsamen Auges nach geistig wohlausgebildetem Nachwuchs ins besondere bei der Aufnahme von Lehrlingen und Volon tären Umschau halten. Solchen aber können wir nicht zu erlangen hoffen, solange unsre Leistungen der verlangten Gegen leistung nicht voll entsprechen. Das sind Tatsachen, die jeder einsichtige Prinzipal ohne weiteres anerkennen wird, an denen es weder zu rütteln noch zu beschönigen gilt, die
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