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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.11.1903
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 25.11.1903
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- Deutsch
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9684 Nichtamtlicher Teil. 273, 25 November 1903. Nichtamtlicher Teil Vie Zertrümmerung der Sortiments - Zwergbetriebe — eine Lebensfrage für den Gesamibuchhandel. Ein Beitrag zur »Bücher«-Frage. (Aus Grund eines Vortrags, gehalten im Verein Dresdner Buchhändler.) vr. Karl Büchers vor kurzem in zweiter Auflage er schienene sogenannte Denkschrift »Der deutsche Buchhandel und die Wissenschaft« hat aus den Kreisen der »Parasiten« und »Ausbeuter« eine Reihe trefflicher, die Ausführungen des Autors derartig tiefer hängender Beurteilungen er fahren, daß ich es pftr versagen darf, das reichlich vor handene Scheiterhaufen-Material für den nationalökonomisch gebildeten Verketzerer unseres Standes noch um ein weiteres zu vermehren. Herr Bücher hat Wind gesät und erntet Sturm; der wird hoffentlich unter anderm die erfreuliche und wünschenswerte Wirkung haben, daß er die Nebel um die gelehrten Häupter des Akademischen Schutzvereins ver scheucht und diesen die Verhältnisse und Dinge im deutschen Buchhandel so zeigt, »wie sie sind«, — nicht, wie sie nach Büchers Behauptungen scheinen sollen, scheinen könnten. Ich lasse deshalb gern die kritische Sonde tunlichst bei Seite, — suche vielmehr einen der wenigen Lichtpunkte in der Bücherschen Schrift auf und freue mich, grundsätzlich wenigstens in einer der zurzeit bedeutungsvollsten Fragen mit Bücher konform zu gehen: hinsichtlich der durchaus unver hältnismäßig angewachsenen und noch stetig weiter an schwellenden Konkurrenz innerhalb des Sortimentsbuchhandels nämlich. Daß ich bei Erörterung der Mittel zur Beseitigung dieses Übels freilich zu ganz andern Resultaten als Bücher gelange, der eine bessere Zukunft des Sortiments und die Beseitigung der ihm als Schmarotzer anhaftenden Buchbinder und Papierhändler-Konkurrenz von »der scharfen Luft des freien Wettbewerbs« (S. 277) und von »der Wiederher stellung der Betriebsfreiheit, sei es durch völlige Aufhebung jeden Ladenpreises, sei es durch Freigabe des Kundenrabatts« (S. 279) erwartet, und der — unklar und sich selbst wider sprechend, wie seine Ausführungen nun einmal sind — anderseits die zukünftigen »Rabattpensionäre des Börsen vereins« schon jetzt mit Spott und Hohn überschüttet, wird den Lesern dieses Blattes nicht überraschend sein können. Jedenfalls aber ist es als verdienstlich zu betrachten, daß Bücher die schwerwiegende Frage der Buchbinder- und Papier händler-Konkurrenz nicht ängstlich umgangen, sondern viel mehr mit in das Vordertreffen seiner Ausführungen gestellt hat, und daß er — dem Beispiel Professor Paulsens folgend — zu einer erneuten Prüfung dieser so außerordentlich wichtigen Materie angeregt hat. Bücher stützt sich zunächst auf einige Sätze in dem Jahresbericht, den Hermann Credner am 28. Januar 1902 dem Verein der Buchhändler zu Leipzig erstattet hat. In diesem sagt Credner u. a.: »Im Gegensätze zu andern kauf männischen Erwerbszweigen werden im Sortimentsbuchhandel nicht die kleinern Geschäfte von den großen aufgesogen, son dern die vielen kleinen Geschäfte entziehen den mühsam in langer Zeit aufgebauten großen Ge schäften die Lebenskraft. Es wird dem Einzelnen, selbst dem Tüchtigsten, immer schwerer, einen Umsatz zu erzielen, der chm eine leidliche Lebenshaltung ermöglicht.« Diesen, den Nagel auf den Kopf treffenden Ausführungen Credners fügt Bücher ganz richtig hinzu, daß in der Frage, in welchem Maßstab sich die Zahl der Sortimenter im Gebiete des deutschen Buchhandels innerhalb der letzten 50 Jahre vermehrt hat, eine der Hauptur sachen der in diesem Stande herrschenden Unzufriedenheit gesucht werden müsse; »die Zahl der Betriebe im Sor timent ist für den Bedarf, der durch sie gedeckt wird, zu groß; der durchschnittliche Absatz, welcher auf jeden einzelnen fällt, reicht nicht aus, um ein Ein kommen abzuwerfen, wie es der Einzelne nach den Anschauungen seines Standes glaubt beanspruchen zu dürfen« (S. 173). Bücher erklärt ferner, der Akademische Schutzverein habe mit Rücksicht auf die wissenschaftliche Bücherproduktion ein Interesse daran, »daß das Überwuchern leistungsfähiger Zwergbetriebe ver hütet werde« (S- 295). Diese Auffassung Büchers kann auch der buchhändlerische Fachmann nur als richtig an erkennen. In der Beseitigung der ins Ungemessene gehenden Konkurrenz der Sortimentsgeschäfte unter sich ist in der Tat der Schwerpunkt aller buchhändlerischen Reformarbeit zu suchen. Die nunmehr in der Hauptsache durchgeführte Beseitigung des Kundenrabatts ist gewiß als ein für die Besserung der Verhältnisse des Sortiments wesentlicher Faktor einzuschätzen; und daß wir an dem hier nach jahrzehntelangen schweren Kämpfen Errungenen mit allen uns zu Gebote stehenden Mitteln und Kräften fest zuhalten entschlossen sind, das sei den Mitgliedern des Akademischen Schutzvereins gegenüber auch bei dieser Ge legenheit nachdrücklich betont. Der Börsenverein in seiner machtvollen und festgefügten Organisation wird sich hoffent lich nach wie vor als ein roobsr äs brovrs erweisen, der selbst dem Ansturm des Herrn Professor Bücher und seiner kampfgemuten Gesinnungsgenossen den erforderlichen Wider stand zu leisten imstande isn Daß allein durch die Lösung der Rabattsrage aber eine wirkliche Gesundung des Sortiments herbeigeführt werden könnte, daß dieses durch den jährlichen Mehrverdienst einiger Millionen Mark wirklich dauernd lebensfähig gemacht werden könnte, das wird von jedem, die Verhältnisse auch nur einigermaßen klar Über schauenden rundweg verneint werden müssen. Ins Ungeheuer liche gehende Überproduktion auf seiten des Verlags, — ebenso ungeheuerliche Dimensionen annehmende Konkurrenz innerhalb des Sortiments hauptsächlich durch Buchbinder-»Kollegen« und »Bücherbesorger« der verschiedensten Art, das sind die Miß stände, durch deren Beseitigung allein eine gedeihliche Zukunft des Gesamtbuchhandels erreicht werden kann. Alles andre ist Beiwerk, das den Kern der Sache unberührt läßt, — Arznei, die dem kranken Körper wohl momentan Erleichte rung verschaffen, ihn aber niemals innerlich gesund machen kann. Nur wenn der Verlag sich dieser Wahrheit nicht ver schließt, nur wenn er vor den energischsten Maßnahmen nach der hier angedeuteten Richtung hin nicht zurückschreckt, ist das Sortiment zu retten; sonst wird es unvermeidlich langsam dahinstechend zugrunde gehen und mit ihm ein guter, vielleicht der für die Kulturentwicklung unsres Volkes wertvollste Teil auch des Verlages. In dieser Auffassung begegnen sich in allen wesentlichen Punkten erfreulicherweise auch vollkommen die Wortführer der akademischen wie der buchhändlerischen Fachkreise. Ich halte nun dafür, daß es zur Klärung der Sachlage bei tragen dürfte, wenn die anläßlich des Erscheinens der Bücherschen Denkschrift aus beiden Lagern und an ver schiedenen Orten geäußerten Ansichten über die Frage der Erhaltung eines geachteten und soliden Sortiments dem aufmerksamen Beurteiler der heutigen buchhändlerischen Ver hältnisse einmal in tunlichst zusammenhängender Form vor Augen geführt werden, und zitiere diese Äußerungen, indem
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