Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.01.1903
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 10.01.1903
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19030110
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-190301104
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19030110
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1903
- Monat1903-01
- Tag1903-01-10
- Monat1903-01
- Jahr1903
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
^ 7, 10. Januar 1903. Nichtamtlicher Teil. 259 Zweige bedeckenden Schnees und strahlenden elektrischen Weih nachtskerzen, deren reiches Licht den mächtigen Raum mit Weihnachtszauber erfüllte. r-llllig, matsr«, so hieß das Festspiel, eine dramatische Versdichtung von Karl Schmidt, dem Lehrer der Buch führung an der Lehranstalt, dem die strenge Nüchternheit seines Lehrvortrags den hohen Flug der Phantasie nicht ge raubt, vielmehr den Grundton zu seiner gehaltvollen Dichtung gegeben und deren lehrhaften Ernst bestimmt hat. Ein Prolog, von einem Schüler ausdrucksvoll gesprochen, begrüßte die Festversammlung, dankte für ihr Kommen und erbat ihre wohlwollende Aufmerksamkeit. Zwei Schüler, denen sich im Lauf des Dialogs ein dritter und vierter beigesellten, er- öffneten das Spiel. Sie brachten als körperhafte Vertreter der Gegenwart ein Stück Empfindungsleben des Buchhandelslehr lings zum Ausdruck! ihre Zwiesprache gipfelt in Äußerungen der Unlust des einen dieser jungen Buchhändler und in der ver geblichen Bemühung des andern, ihn zu einer Hähern Auf fassung des Berufs hinzuleiten. Eine Reihe von allegorischen Gestalten, wirkungsvoll durchgeftihrten Verkörperungen der Ideale, unterstützt diese Bemühungen, die dem verständigern der beiden Genossen täglicher Arbeit und Lehre nicht ge lingen wollen, mit vollem Erfolg. Diese traumhaften Er scheinungen sind der Begabung des Dichters vortrefflich gelungen. Sie bilden, gehoben durch prächtig gestellte lebende Bilder, den Inhalt des Stücks, dessen Lehre die volle Bekehrung des Arbeitsmüden und seine Begeisterung für die seiner Er kenntnis bis dahin verschlossen gewesenen Ziele des Berufs ist. Überragend in dieser Gestaltenreche tritt die Göttin »^lwL mstsr« auf den Plan. Mit dem Wink ihres Palm zweigs zwingt sie die Jünglinge in den Zauber ihres Banns; ergreifend wirkt der milde und feste Ernst ihrer Rede. Ihrem Wink gehorchend, erscheinen die Gestalten des Buchhandels, der Religion, der Geschichte, der Mathematik, der Geographie, eines mittelalterlichen Gelehrten, und mit ihrer göttlichen Kraft gibt sie deren Worten durch prächtig vorgezauberte Bilder Nachdruck. So erscheinen im Verlauf des Spiels als farbenreiche und mit bemerkenswerter Sorgfalt und Schnelligkeit gestellte Bilder das beglückte Heim eines fleißigen Berufs manns (Mutter und Kinder), eine Buchhändler-Werkstatt in Rom, schreibende Mönche, die Apotheose Gutenbergs und in besonderm Reichtum der Gestalten und Farben ein Schluß bild, das im Mittelgrund die »^lms. mstor«, umgeben von männlichen und weiblichen Trabanten, im Vordergrund Römer und schreibende römische Sklaven, Mönche, Drucker, Mutter und bilderbuchvertiefte Kinder, einen Gelehrten und den Buchhandel in außerordentlich schöner und packender An ordnung zur Anschauung bringt. Als glücklicher Gedanke ver dient das lebensgroße Bildnis Friedrich Fleischers, des geistigen Urhebers der Buchhändler-Lehranstalt, hervvrgehoben zu werden, das den Mittelpunkt des Vordergrunds bildete. Ein alter Schüler tritt von der Bühne herzu und feiert das Andenken des teuren Mannes durch warm zu Herzen gehende Worte und Schmückung seines Bildes mit dem wohlverdienten Lorbeer. Damit schließt das prächtige Stück. Um seine wohlgelungene Darstellung haben sich neben Schülern der Lehranstalt die Damen Fräulein Arnold (r^lma Mküsr«), Fräulein Margarethe Thieme (Geschichte) und Fräulein Charlotte Klemm (Religion) verdient ge macht. Die Rolle von »Mutter mit Kindern« im ersten leben den Bild hatte Frau Kn oll mit ihren wacker stillhaltenden beiden Kindern übernommen. Der Buchhandel fand im Festspieldichter, Herrn Karl Schmidt, einen beredten Dar steller. Als gewandter Regisseur und künstlerisch geschulter Anordner der lebenden Bilder bewährte sich hinter der Szene das Mitglied des tatenfrohen Festausschusses, Herr Kom merzienrat Nauhardt. Der reiche Beifall, der die Aus führung lohnte, sei mit aufrichtigem Dank allen Mitwirkenden auch an dieser Stelle wiederholt zum Ausdruck gebracht. Die Vorfeier nahm ihren Fortgang im großen Saal des Zentraltheaters, da sich der bisher benutzte Saal — obwohl ein recht ansehnlicher Raum — für eine bequeme Speisung der zahlreichen Festgenossen als unzureichend erwies. Wieder ein prächtig ausgestatteter Saal, den ersten um mehr als das Doppelte an Größe überragend, in maurischen Grundformen frei und luftig erbaut, mit breiten Galerien ringsum, strahlend in überreicher Fülle elektrischen Lichts. Lange, gedeckte Tafeln füllten fast die ganze weit gedehnte Bodenfläche, und kein Plätzchen an ihnen war frei geblieben. Mit stummer Andacht ergab man sich zunächst der Stillung von Hunger und Durst. Fein gewählte kalte Küche und vortreffliches Bier wurden in achtungswerteu Mengen wieder und wieder herzugetragen und fanden verdiente Würdigung. Diskret begleitete sanfte Tafelmusik dieses wahl berechtigte Tun. Bildet doch die Pflege der Leiblichkeit einen wichtigen Faktor jeglicher Feier, und wird sie doch insbesondre nach lange beanspruchter Aufmerksamkeit unsrer »edlern« Sinne doppelt dankbar empfunden! Verhältnismäßig bald übrigens wirbelten duftige Rauch- wöikchen der Festzigarren empor, und sie gaben das Zeichen, wieder den festlichen Zweck des Beisammenseins zu betonen und in rednerische Beleuchtung zu rücken. Der Vorsitzende des Festausschusses, Herr Adolf Titze, begrüßte die Ver sammelten, insbesondre die zahlreich vertretene lebens- und festesfrohe Jugend. Sein Hoch galt den Schülern. — In ihrem Namen dankte der Direktor der Lehranstalt Herr Vv. Willem Smitt. Er dankte mit warmem Nachdruck der Worte dem gesamten Festausschuß für dessen mühevolles Walten, den frühern und jetzigen Vorstandsmitgliedern des Leipziger Buchhändlervereins, namentlich aber dem engern Vorstand der Lehranstalt, dem Schulausschuß und dessen lang jährigem bewährten Vorsitzenden, Herrn Hofrat Hermann Creduer, dessen verständnisvollem und willensstarkem per sönlichen Eingreifen die Buchhändlerschule außerordentlich viel zu verdanken hat. Ein flott geriebener »Salamander« auf Herrn Hoftat Credner ersetzte das herkömmliche »Hoch«. — Herr Hofrat Credner würdigte in seinem Dank die großen Verdienste der Lehrer um die Charakterbildung, um wissen schaftliche Erkenntnis ihrer Schüler und deren darauf er bautes späteres geschäftliches Wohlergehen. Diesen allezeit treuüesorgten Männern, in erster Linie ihrem bewährten Führer, Herrn Direktor De. Smitt, widmete er sein Hoch, das mit besondrer Lebhaftigkeit von der fröhlichen Gesell schaft zum Ausdruck gebracht wurde. — Herr Arthur Meiner, Mitglied des Schulausschusses im Leipziger Buch- Häudler-Verein, gedachte der Mitwirkenden beim Festspiel, insbesondre der mustergültigen Rollenführung der Damen und der hochachtbaren Leistung des Festspieldichters, Herrn Karl Schmidt. — Ein früherer Zögling der Lehranstalt, Herr Müller aus Alteuburg, widmete sein Hoch den Lehrern. — Der Festspieldichter, Herr Karl Schmidt, dankte für die ihm erwiesene Anerkennung. Er sprach seine Freude über das gute Gelingen und die beifällige Aufnahme der Darstellung aus und lenkte die Aufmerksamkeit seiner Zuhörer auf die wohlwollende und tatkräftige Unterstützung des Festausschusses, der Herren Titze, Kommerzienrat Nauhardt und Reclam, denen er sein von der Versammlung mit großem Beifall auf genommenes Hoch widmete. — Als letzter Redner sprach vom Podium herab der Schüler Alfred Lehmann dem Vorstand des Vereins der Buchhändler zu Leipzig den Dank seiner Mitschüler und seinen eignen für das ihnen bereitete schöne Fest aus. Gegen Mitternacht fand die Vorfeier ihr Ende. Sie war in allen ihren Teilen vorzüglich gelungen und brachte^ 35*
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder