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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.01.1903
- Strukturtyp
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- 1903-01-10
- Erscheinungsdatum
- 10.01.1903
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- Deutsch
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^ ?, 10. Januar 1903. Nichtamtlicher Teil. 263 Hochgeehrte Festversammlung! Tage wie der heutige sind mit einem Markstein zu vergleichen, an dem wir nach langer Wanderung eine kurze Rast halten, um nuszuruhen und die zurückgelegte Wegstrecke zu überblicken. Wenn ich nun als ehemaliger Schüler der Lehranstalt aus den Jahren 1862—64 an jene Zeit zurückdenke, so ergreift mich einesteils tiefe Trauer, anderseits hohe Freudigkeit. Tiefe Trauer deshalb, weil von allen denen, die mit mir die Schule besucht, die mit mir zu sammen gelernt haben, nur wenige sich wieder hier eingefunden haben; ein andrer Teil ist in alle Winde zerstreut und wieder andre und nicht den geringsten Teil deckt der grüne Rasen. Wie mit den Lernenden, so mit den Lehrenden. Keiner von jenen, zu deren Füßen wir gesessen haben, kann heute unter uns weilen; alle sind von dem Schnitter Tod abgerufcn. Ich erwähne nur die bekannten geachteten Namen: Direktor vr. Möbius, vr. Hilde brandt, Monsieur Brandon, Mister Nickels. Aber dankbar gedenken wir ihrer; unser Dank bleibt ihnen für immer gesichert. Ander seits erfüllt mich hohe Freudigkeit, vergleiche ich die Schule von damals und heute. Wir waren wohl fünfzig Schüler, die in zwei Klassen in der alten Buchhändlerbörse untergcbracht waren, in wenig bequemen, aber anheimelnden Räumen; das Lehrerkollegium be stand wohl aus fünf oder sechs Herren, lind heute? Die Schüler zahl hat sich verdreifacht; über hundcrtundsechzig besuchen die An stalt; nach mancherlei Wanderungen ist die Schule in diesem schönen Bau untcrgebracht, in neuen, der Jetztzeit entsprechenden Räumen, und wie sich die Schülerzahl vermehrt hat, so auch das Lehrerkollegium. So gibt die Lehranstalt von heute Veranlassung, daß wir für sic getrost in die Zukunft blicken können; sie wird weiter blühen, wachsen und gedeihen. Daß dies sich erfülle; ist, ich kann cs wohl sagen, mein Wunsch, ist der Wunsch aller Schüler. Es ist mir der Auftrag geworden, auch im Namen des Buch- handlungsgchilscn-Vcreins, dessen Vorsteher zu sein ich die Ehre habe, der Schule die herzlichsten und aufrichtigsten Glückwünsche darzubringcn. Ich komme diesem Auftrag sehr gern nach; denn die Beziehungen zwischen Anstalt und Verein sind stets die denk bar besten gewesen. Warum auch nicht? Haben wir doch im Verein eine große Anzahl Mitglieder die früher Schüler der Schule gewesen sind, und durch diese wird das Interesse an der Lehranstalt wachgehalten und auf andre mit übertragen. Wir haben die Lehr anstalt in ihrem Streben stets mit aufrichtigem Interesse verfolgt; ihrerseits aber hat auch diese an Fest- und Ehrentagen des Ge- hilfcnvercins nicht abseits gestanden. Ihr Direktor, Herr vr. Smitt, ist oft und gern mit reger persönlicher Anteilnahme bei unfern Festen zugegen gewesen, und auch seine Lehrkollegen haben wir in unsrer Mitte zu begrüßen die Freude gehabt. Eine ganz besondre Ehre ist dem Verein widerfahren, daß Herr vr. Smitt die ihm an- gctragenc Ehrcnmitgliedschaft des Leipziger Buchhandlungsgehilfcn- Vercins angenommen hat. So wünschen wir denn von ganzem Herzen der Lehranstalt heute zu ihrem Ehrentag auf recht lange Zeit hinaus ferneres Blühen und Gedeihen zur Ehre der Stadt, zum Ruhm des Standes, niemals erlahmendes, festes Bestreben unter bewährter Leitung tüchtiger Lehrer, bei den Jüngern unsers Standes den Grund zu legen, auf dem sie weiter bauen können, um tüchtige Mitglieder unsers schönen aber schweren Berufs zu werden. Nochmals unfern herzlichen Glückwunsch! Auch diesem Redner dankte im Namen der Schule Herr Hofrat Credner mit freundlichen Worten. Er wies dabei auf das bestehende Ergänzungsverhältnis zwischen der Lehranstalt und dem Gehilfenverein hin. Die Schule bemühe sich, soweit es in ihrer Aufgabe und in ihren Kräften liege, die jungen Lehrlinge im Charakter und im Schatz ihrer Kenntnisse zu festigen und zu bereichern, sie zu brauchbaren Gehilfen heranzubilden. Einen Teil der Ausgelernten über nehme der Buchhandlungsgehilfenverein, der im kollegialen Zusammenleben und auch durch Vorträge und besondre Lehrkurse an seinem Teil auf die Weiterbildung der jungen Genossen vorteilhaft einwirke und sie mit dem richtigen Geist der beruflichen Arbeits- und Lernfreudigkeit zu erfüllen bestrebt sei. So arbeite eins für das andre, so werde anderseits aber auch die Erinnerung an die Buchhändler- Lehranstalt im Buchhandlungsgehilfenverein beständig wach erhalten. Er freue sich dessen und gebe gern der Hoffnung Ausdruck, daß es weiter so bleiben möge. Nunmehr erfolgte die Übergabe eines prächtigen Banners, das der Verein der Buchhändler zu Leipzig der Lehranstalt zu ihrem Ehrentag widmete. Herr Hoftat Credner über nahm es aus der Hand des Vorstehers der Bestellanstalt, Herrn Knoll, und übergab das Wahrzeichen dem Direktor der Lehranstalt mit folgenden Worten: »Hochgeehrter Herr Direktor! »Ich übergebe Ihnen die Fahne, die der Verein der Buch händler der Lehranstalt zur Feier des fünfzigjährigen Bestehens widmet. Wie den Krieger die Fahne zu Mut und Ausdauer ent flammt, so möge sie für die Schüler das Symbol sein für das Ideal, das unfern Beruf erfüllt, gegen die Unwissenheit zu kämpfen, und für die Verbreitung des Wissens, für alles Gute und Schöne mannhaft einzutreten.« Mit herzlichem Dank übernahin Herr vr. Smitt die wertvolle Ehrengabe. Sich an die Schüler wendend, übergab er sie ihnen und forderte sie auf, sich dieses Wahrzeichen alle zeit ein Sinnbild der Treue sein zu lassen, der Treue an den Lehren, die sie von der Schule empfangen, der Treue an ihren eignen guten Regungen zu unablässigem Vorwärts- strcben, der Treue an ihren Lehrherren und an ihrem schönen, ehrenwerten Beruf. Im Namen der Schüler gab ein Schüler der Klasse I, Kurt Schlupper, seinen eignen und seiner Mitschüler Em pfindungen beredten Ausdruck. Nicht nur auf das Auge solle dieses prächtige Wahrzeichen wirken, sondern auf Herz und Gemüt aller und jedes einzelnen von ihnen. Wie im Feld das Regiment sich um die Fahne schare und sie als teuerstes bewahre, als Zeichen seiner Ehre, wie es ihm folgend den Sieg in die Reihen des Feindes trage, so wollen auch sie, die Schüler, sich um dieses Feldzeichen der Treue und der Ehre scharen, allzeit eingedenk dessen, was es ihnen sage und vor Augen halte: sich seiner würdig zn zeigen. Lebhafter Beifall folgte diesen kurzen, eindrucksvollen Worten. Wieder setzte der volle Orgelton des Harmoniums mit prächtigen Akkorden ein, nnd der gemeinsame Gesang eines Chvralverses brachte die schöne Feier zu stimmungsvollem Abschluß. Um 3 Uhr folgte dem Festakt eine wohlbesetzte Tafel runde, die sich im rechten kleinen Saal des deutschen Buch händlerhauses unter dem entfalteten Banner der Lehranstalt niedergelassen hatte. Etwa siebzig Herren, darunter viele Ehrengäste des Leipziger Bnchhändlcrvereins, die auch am Vormittag der Feier beigewohnt hatten, die Lehrer der Schule und zahlreiche Vereinsmitglieder, hatten sich zu fröhlichem Abschluß der Jubelfeier versammelt. Küche und Keller des Buchhändlerhauses thaten ihr Bestes zum Behagen der Tafel- gcnossen. Diskrete Tafelmusik tönte durch die halbverdeckte Mitteltür aus dem großen Saal in den Festraum hinein. Alle die vielen Reden, die als Würze des Mahls das Fest verschönten, im Wortlaut hier zu verzeichnen, sei den: Berichterstatter erlassen. Ihre Wiedergabe möchte in An betracht ihrer großen Zahl den Leser ermüden, obwohl viele von ihnen die wörtliche Wiedergabe verdienen. Herr Hofrat Credner cröffnete das Festmahl mit Hiu- lenkung der Gedanken auf die erhabene Person Seiner Majestät des Königs von Sachsen und mit aufrichtigen Wünschen für- baldige Genesung des zurzeit leider ans Krankenbett ge fesselten hohen Herrn. — Herr Emanuel Reinicke begrüßte die Gäste des Vereins. — In ihrem Namen dankte Herr- Schulrat vr. Müller und verbreitete sich in seinem Trink- spruch über den großen erzieherischen Wert der gewerblichen Fortbildungsschulen. Von besonderm Wert sei es, wenn diese Schulen von Männern der plastischen Erfahrung geleitet würden, wie es von ihrem Anbeginn, seit nunmehr fünfzig Jahren, bei der Leipziger Buchhändler-Lehranstalt der FM sei, die auch dadurch sich auszeichne, daß sie ihre Unter weisung nicht auf die technischen Fächer beschränke, sondern auch die Ausbildung des Charakters sich angelegen sein lasse, also die ganze Persönlichkeit des jungen Mannes erfasse und 36*
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