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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.02.1903
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- 1903-02-16
- Erscheinungsdatum
- 16.02.1903
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- Deutsch
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1316 Nichtamtlicher Teil. ^ 38. 16. Februar 1903. veröffentlicht und auch niemals öffentlich als von ihm stammmend anerkannt hat. Die beiden Verträge sind in einem kürzlich bei Ollendorff in Paris erschienenen Buch*) enthalten. Bevor ich jedoch den Wortlaut derselben mit Er laubnis des Verlegers hier wiedergebe, seien mir einige ein leitende Bemerkungen über Balzac und die damaligen Zeit verhältnisse gestattet. So absurd es auch klingen mag. Balzac hatte mit seinen Erstlingswerken, zu einer Zeit, als er noch keinen Namen hatte, als er — von einem unwiderstehlichen Schaffensdrang getrieben — die dunklen und an Enttäuschungen so reichen Wege des Anfängers wanderte, in materieller Hinsicht ver hältnismäßig einen größern Erfolg als mit den Erzeugnissen seiner spätem ruhmreichen Schaffensperioden. Die, man möchte fast sagen, fabrikmäßig hergestellten, nur zur Befriedigung der Leselust bestimmten Romane brachten ihm verhältnis mäßig mehr Geld ein als einzelne seiner spätem Meister werke. Nicht berücksichtigen darf man freilich dabei die vielerlei Enttäuschungen, die ihm zuweilen fast das Schrift stellerhandwerk verleideten und ihn zweifeln ließen an seinem Können. Damals war er noch nicht der berühmte und be^ lieble Romancier, der er später unter seinem eignen Namen wurde, und mit Recht sagt ein Biograph von rhm: »ri.vavi äs tairs 8vn srckrss äav8 Iss sslovs aristoerattgnss avso ss, oavvs mirobolanis, oslsbrss avso iavi ä'amonr par Naäams L. Oiraräiv, avant äs psnsttsr m^8tsrisu8kin6vi äsns 1s8 bon- äoir8 st susqns äans 1'^.leüvs äs8 ksmms8 8sns oosnr on plsivss äs oosnr, isir. äs Lattao 8's8t biso scmvsnt arrsts äavs 1a logs svkamss äs8 portisr8 80N8 1s8 äsgni8smsvt8 kaviasiiquss st 1s8 kanx norm qvül avait aäopts8.« Erscheint es auch durchaus nicht verwunderlich, wenn die literarischen Erzeugnisse eines wenig mehr als zwanzigjährigen Jünglings nicht im entferntesten einen Ver gleich aushalten mit den Werken des gereiften Mannes, wenn der jugendliche Autor selbst noch kein Vertrauen zu sich und seinem Können hatte und sich sogar scheute seinen wirklichen Namen hinzuzufügen, wenn unter diesen Umständen von Anerkennung keine Rede sein konnte, so bedarf doch der er wähnte materielle Erfolg seiner Erstlingswerke einer Er klärung. Balzac fühlte sich zum Schriftsteller geboren, und trotz aller elterlichen Proteste widmete er sich mit Feuereifer und größter Ausdauer seinen literarischen Neigungen. Aber wenn er auch von einem unleugbaren Geschäftseifer beseelt war, so fehlte ihm dafür doch wieder der wirklich aufs Praktische gerichtete Sinn, der ihm übrigens zeit seines ganzen Lebens mangelte, wenn es galt materielle Vor teile festzuhalten und auszunützen. Ein andrer gewich tiger Umstand kam ihm zu Hilfe! die eigenartige Lage des damaligen französischen Buchhandels und dessen etwas un gewöhnliche Absatzverhältnisse. Bekanntlich hatte Napoleon im Jahre 1806 die Kontinentalsperre gegen England ver hängt, eine Maßregel, die längre Zeit wie ein schwerer Alp auf Handel und Verkehr lag und auch nicht ohne merklichen Einfluß auf den Buchhandel blieb. Machte sich doch über haupt eine allgemeine Stockung in der Produktion und dem Vertrieb von Geisteswerken während der ganzen Zeit des ersten Kaiserreichs bemerkbar! Erst im Jahre 1812 fühlte sich Napoleon bewogen, wieder einige Erleichterungen zu gewähren und namentlich die Wiedereinfuhr von Kolonial waren aus England und seinen Kolonien unter der Be dingung zuzulassen, daß französische Manufakturwaren in mindestens gleichem Bettage dafür ausgeführt würden. Er schuf, nicht zum Nachteil der Staatskasse, das sogenannte *) Vt°. äs 8poslbsi'vü äs llovsisioiä, uns psräus äs 2. äs Lattav. 2ot>ss st äsoumsuts. 327 p. ltt. 8 . Paris 1903, lübrairis OUsväorkk. kreis 3 Pros. 50 o. Licenzsystem, das unter andern folgende, den Buchhandel betreffende Manipulation zeitigte: Es wurden Schiffe mit den aus besondrer spekulativer Absicht zur Ausfuhr bestimmten Büchern zum Ordinärpreis beladen und, da einerseits der eigentliche Vorteil dieses Ver fahrens nicht in dem Verkauf dieser Bücher, sondern darin bestand, daß Kolonialwaren eingeführt wurden — der Kaffee, der beispielsweise in Liverpool mit 12 sovs (60 H) bezahlt wurde, kostete in Paris 8 Frcs. — und da anderseits auf der Einfuhr von Büchern in England unverhältnismäßig hohe Abgaben lasteten, so warf man die Bücher einfach ins Meer, sobald die französische Küste außer Sicht war. Auf diese Weise verschwanden annähernd für 20 Millionen Francs Bücher in den Wogen des Atlantischen Ozeans. Außer heute sehr gesuchten Werken des achtzehnten Jahr hunderts mit Stichen wurden ganze Auflagen von Gedichten, Tragödien, Romanen rc., die sonst in Kellern und auf Böden vermodert wären, »von Merkur dem Neptun geopfert« wie eine zeitgenössische Äußerung lautet. Dieser außergewöhnlich flotte Absatz wirkte natürlich in der Folge wieder sehr be lebend auf den Buchhandel, und nach und nach begann auch zugleich mit dem Sinken der Napoleonischen Macht der auf allen Geistern lastende Druck zu schwinden; ein außer gewöhnlich starkes Lesebedürfnis machte sich nunmehr im Publikum geltend, dem die auf so bequeme Art plötzlich in Besitz von Reichtümern gelangten Verleger denn auch nach Kräften gerecht zu werden suchten. Die hauptsächlichsten Schriftsteller des achtzehnten Jahr hunderts Voltaire, Rousseau, Montesquieu, Buffon etc. erschienen m prachtvollen Neuausgaben, die Gebrüder Herhan und andere Verlagsfirmen von Ruf entwickelten eine fieberhafte verlege rische Tätigkeit, die Didots brachten ihre berühmten und begehrten Stereotypausgaben und lieferten manche typo graphische Musterleistung, ein ganzes Heer von Schriftstellern, kleinen Druckern und Verlegern war bestrebt namentlich den ungeheuren Bedarf an populärer Literatur zu decken. In dieser Zeit war es eine Lust Schriftsteller und Verleger zu sein, denn selbst minderwertige literarische Erzeugnisse fanden guten Absatz, und die Nachfrage blieb trotz aller Frucht barkeit andauernd eine große, so daß noch 1822 Balzac an seine Schwester Madame Surville schreiben konnte »es ist Mangel an Romanen« und sich demzufolge mit Feuereifer auf die literarische Produktion warf. Er hatte einen Zusammenschluß von einer Anzahl ihm befreundeter junger Schriftsteller zu Wege gebracht, eine Art Roman fabrik gegründet, die sehr florierte. Drei- bis fünfbändige Ro mane wurden auf Bestellung in kürzester Zeit geliefert und durch Balzacs Bemühungen besser als allgeniein üblich bezahlt. Der Anteil Balzacs an der Schaffung dieser Romane ist nicht in allen Fällen genau abgegrenzt und erwiesen; doch darf man wohl ohne weitres annehmen, daß auf ihn in jedem einzelnen Fall der Löwenanteil entfällt, um so mehr, als von andrer Seite nur ganz vereinzelte Ansprüche an das geistige Eigentum derselben, auf die ich im Lauf meiner Aus führungen noch kurz zurückkommen werde, geltend gemacht wurden. Es wurde bereits erwähnt, daß die (unter den Pseudo nymen Hvrace de Saint Aubin, Viellergls, Lord Rhoone rc.) veröffentlichten Romane durchaus keine Meisterwerke waren und von Balzac einerseits wohl aus diesem Grund, aus schrift stellerischer Eitelkeit, nicht als seine Geisteskinder anerkannt wurden; anderseits mochte es wohl seinem rechtlichen Sinn widerstreben, die Erzeugnisse dieser Kollektiv-Arbeit öffentlich für sich allein in Anspruch zu nehmen. Jedenfalls schrieb er im Jahr 1834 auf eine bezügliche Anfrage an Charles Cabanellas in folgender bestimmten Form: »klor8 0S8 iroi8 vatnrs8 ä'osnvrs (Linäss äs iQOSvr.8
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