Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.12.1902
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 12.12.1902
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19021212
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-190212124
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19021212
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1902
- Monat1902-12
- Tag1902-12-12
- Monat1902-12
- Jahr1902
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
288, 12, Dezember 1902, Nichtamtlicher Teil, 10397 Arbeitskraft, Wenn jedoch die Allgemeine Vereinigung eine zehn- bis elsstündige Arbeitszeit eine hohe physische Anforde rung nennt, so sind wir darin andrer Meinung, Eine zehn- bis elsstündige Arbeitszeit kann in Fabriken, in Bergwerken, auf dem Fernsprechamt eine hohe physische Anforderung sein — im Laden, im Kontor ist sie cs nicht! Gott bewahre uns vor einem Geschlecht mit solchen Anschauungen! Wird denn in den Stunden wirklich ununterbrochen und emsig gearbeitet? Wenn jetzt von einem Gehilfen im Rheinland berichtet wird, der eine Arbeitszeit von 7 Uhr morgens bis 9 Uhr abends mit einstündiger Mittagspause haben soll, so mag das eine lange Geschäftszeit sein — eine vierzehnstiindige Arbeits zeit, wie behauptet wird, ist es nicht; Geschäftszeit und Arbeitszeit ist nicht dasselbe; auch ist »arbeiten» und »arbeiten- ein Unterschied, Die Predigt der Allgemeinen Vereinigung von der »hohen physischen Anforderung- erscheint uns als das Be denklichste und Gefährlichste bei der ganzen Sache, Trotz aller neuen sozialen Weisheit, die zu einem guten Teil den Tintengeruch des Schreibtisches an sich trägt, bleibt doch die alte erprobte Weisheit in Kraft, wie sie z, B, in Sprich wörtern ausgeprägt ist: »Was Hänschen nicht lernt, wird Hans nimmer können- und ähnlichen. Was diese Hänschen in ihren Lehr- und Wanderjahren sich nicht aneignen, das werden sie später, wo sie Hansen werden sollen oder könnten, nicht können. Es ist richtig: nicht alle, die jung in den Buchhandel eintrelen, werden es bis zu eigner Selbständig keit bringen; aber daneben giebt es doch eine große Zahl von leitenden und Vertrauensstellungen, die allerdings selbst ständiges Arbeiten erfordern und deshalb nur errungen werden können von solchen Persönlichkeiten, die selbst hohen physischen Anforderungen sich gewachsen gezeigt haben. Fast möchten wir behaupten, daß die Zahl solcher Stellungen größer ist, als die dafür geeigneten Persönlichkeiten, Wir sagten schon in unsrer ersten Einsendung in den Hamburger Nachrichten, daß im Buchhandel, wie überall, besondere Ge schäftszeiten, auch einmal besondere Leistungen, also hohe physische Ansorderungen erheischten. Wo wäre das nicht der Fall? Wir nennen beispielsweise nur die Post zu Weihnachten, ja auch die Gerichte in Schwurgcrichtsperioden. Und dabei werde» die Beamten und Richter als -Arbeitnehmer-, von ihrem »Arbeitgeber-, dem Staat, noch nicht einmal besonders dafür honoriert, wie das doch im Buchhandel üblich zu sein pflegt. Die Allgemeine Vereinigung , lehrt aber, daß schon eine zehn- bis elsstündige Arbeitszeit eine hohe physische Anforderung ist, und stellt ferner einen »Arbeits plan für die Ortsgruppen im November und Dezember 1902« auf <vergl, Buchhändler-Warte, IV, Nr, 5), der lediglich bezweckt, noch höhere Anforderungen, wie sie die Weihnachtszeit für den Buchhandel, und nicht für diesen allein, mit sich bringt, zu beeinträchtigen und zu vereiteln. Das alles ist diktiert von dem Geist des »Oa e-mn^«, zu deutsch »nur immer langsam voran- (vergl, den Titel einer neuen Broschüre), Dieser Geist mag erklärlich sein bei Leuten, die sich bewußt sind, daß sie »Arbeitnehmer- sind und zeitlebens bleiben werden. Die Gehilfen im Buchhandel sind aber ebenso wenig »Arbeitnehmer-, wiesdie Landgerichtsräte, oder sollten es wenigstens nicht sein. Wir wollen nicht unterlassen, die Allgemeine Vereinigung auf die Verant wortung hinzuweisen, die sic zu tragen hat, wenn sic sich bemüht, »Gehilfen- solchen Geist einzuflößen. Dabei sind wir uns natürlich bewußt, daß wir furchtbaren Hohn für unsre -lehrhaften Ermahnungen- einernlen werden. Im Anschluß hieran citieren wir aus dem Eingesandt eines Herrn Reinhard Müller in der »Buchhändler-Zeitung folgende Stelle und bemerken vorweg, daß dieser Herr, wie er dabei sagt, vier Jahre Mitglied der Allgemeinen Ver- Börlenblatt rar den d-ulschkn Buchkiand-t 69 Jahrgang. einigung war, ihre Thätigkeit und ihre Bestrebungen also wohl kennen muß: »Wo bleibt bei der Allgemeinen Vereinigung ihre soziale Hebung des Standes? Soll die nur darin bestehen, daß sie ihre ganze Kraft bei einem wohl als Utopie zu bezeichnenden Problem der »Lehrlingsprüfung- elendiglich verpufft und dabei ganz die geistige Hebung ihrer eignen Mitglieder »ach dem bekannten Bibelwort vernachlässigt? Denn daß man Kneipereien abhält, unsinnige Reden hält und nichtssagende Artikel in einem »Organ- veröffent licht, das nenne ich nicht soziale Arbeit - In der Thal, wir finden in der Buchhändler-Warte ein mal in hochtönenden Worten die Aufforderung des Central- vorstaudes an die Mitglieder, an sich selbst zu arbeiten; die Berichte aus den Ortsgruppen jedoch Hallen wider von dem, was ihnen fast in jeder Nummer zugerufen wird: von Agitationen und Aufreizungen aller Art! Wir behaupten des halb, daß junge Leute, die durch die Schule der Allgemeinen Vereinigung gegangen sind und den Geist der Buchhändler- Warte in sich eingesvgen haben, einst keine brauchbaren und tüchtigen Männer sein werden. Den Schaden haben in erster Linie sie selbst, in zweiter Linie hat ihn der Buch handel; die Verantwortung trägt aber die Allgemeine Ver einigung. Zu dieser Befürchtung kommen noch andre Gründe. Der Ton, den die Buchhändler-Warte und auch Mitglieder der Allgemeinen Vereinigung anschlagen, verrät einen bedenklichen Mangel an wohlanständigen Formen, Eine Blütenlese von gegen uns geschleuderten Schimpfwörtern haben wir schon eingangs gegeben. Außerdem finden sich ziemlich in jeder Nummer der Buchhändler-Warte persönliche und ge hässige Angriffe und Verdächtigungen gegen uns. Wir möchten noch einen Vorgang besonders anführen. Bekanntlich nahmen wir aus Einladung !m September an einer Ver sammlung der Ortsgruppe Hamburg der Allgemeinen Ver einigung teil. Es war uns zugesichert, daß jeder gereizte Ton vermieden werden würde. Im allgemeinen wurde das auch gehalten, bis wir dann schließlich vom Vorstandstisch aus swenn auch nicht vom Vorsitzenden) als »gebrand markt- bezeichnet wurden, worauf wir ohne Erwiderung sofort die Versammlung verließen. Diese Aeußerung — der treffenden Bezeichnung dafür enthalten wir uns; wir standen damals unter Gastrecht! — wird in der Buchhändler- Warte nun als eine mannhafte Thal hoch gelobt und ge priesen, Ja, der Centralvorstand der Allgemeinen Vereinigung hat dem betreffenden Herrn (er heißt Zimmermann und war früher Buchhandlungsgehilfe) noch besondern Dank für sein schneidiges Auftreten ausgesprochen (vergl, Buchhändler-Warte VI, Nr, 7), Wir sehen sowohl in dem Benehmen des Herrn Z,, wie in dessen Belobung seitens des Centralvorstandes bedauerliche Symptome, Mannhaftigkeit aber ist ganz etwas andres, — Wenn in dem Bericht der Buchhändler- Warte über diese Versammlung schließlich gesagt wird, einige Gehilfen hätten nach unserm Weggange sich leider berufen gefühlt, die Prinzipale in Schutz zu nehmen, so dürste das ungenau sein. Diese Herren haben vielmehr das »schneidige Auftreten» des Herrn Zimmermann getadelt, haben also noch Gefühl für Gesittung gezeigt. Wie cs mit Erfülluug von Anstandspflichten aussieht, dafür folgendes als Beweis: Die Buchhändler-Warte hatte eine hiesige Sortimentsbuchhandlung der Lehrlingszüchterei beschuldigt; neben einem ständigen Gehilfen und einem, der zeitweise ein spränge, würden drei Lehrlinge gehalten. In jener Versammlung nun wurde diese Behauptung dahin richtiggcstellt, daß nur ein älterer Lehrling beschäftigt wäre, dazu ein Schreiber (ausgelernter Kaufmann, der schon monatelang stellungslos war) und ein Ausländer als Volontär; außerdem werde ein 1370
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder