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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 31.03.1927
- Strukturtyp
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- 1927-03-31
- Erscheinungsdatum
- 31.03.1927
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- Deutsch
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X- 76, 31, März 1927. Redaktioneller Teil. an denen er zulegt, überhaupt nicht mehr aus den Markt bringen; und gerade in diesen 60^ liegen sür 'den belletristischen Verleger die einstigen Goethe, Schiller, Frcytag, Zola usw. Für diese kämpfen wir, sür die zukünftigen Standardwerke der deutschen Literatur, die von Autoren geschrieben werden, die vielleicht 10 Jahre und länger erfolglos im Dunkeln bleiben und überhaupt nur dadurch ans Licht kommen, daß sie vertrauensvolle und mutige Verleger in ihren Anfängen finden. Wie in unserer kapitalistischen Zeit Herr Dr. Kirstein es als ein biologisches Gesetz erklären kann, daß junge, ringende Talente nur von jungen, ringenden Verlegern gestützt werden, ist mir nicht erfindlich. Weiß er nicht, welches ungeheure Prestige für einen jungen, ringenden Autor schon darin liegt, bei einem namhaften Verleger mit seinem Erstlingswerk zu erscheinen? Weiß er nicht, daß junge, ringende Autoren über haupt nur dadurch ans Licht kommen, daß sich namhaft« Verleger ihrer annehmen? Die jungen Verleger, wenn sie nicht gerade über ein großes Vermögen verfügen und den Verlag aus Lieb haberei betreiben, können nicht lauter Risikogeschäfte machen. Im belletristischen Verlag ist aber jeder neue Autor ein Risikogeschäft. Je länger das risikolose Geschäft einem seiner Mission sich be wußten Verleger erhalten bleibt, desto mehr Risikogeschäste wird er eingehen und eingehen können, desto mehr wird er den auf strebenden Talenten nützen. Das sind meine Motive, die mich dafür kämpfen lassen, eine verlängerte Schutzfrist, wenn sie kommt, dem Monopolver- legcr zugute kommen zu lassen. Aus diesen Motiven sollte auch der Börsenverein dafür eintreten. Die Entwicklung der Gebrauchsgraphik. Am 1. März hielt Herr Senats-Präsident W. von zurWesten. der bekannte Fachmann und Vorsitzende des Exlibris-Vereins, vor dem Berliner Bibliophilen-Abend einen überaus fesseln den Vortrag mit Vorlagen über das obige Thema. Es war nur be dauerlich, daß dieser Vortrag gerade am Fastnacht-Abend gehalten worden ist, sonst wäre der Besuch gewiß noch ein weit größerer ge wesen. Denn vieles, was allen neu war, wurde geboten. Der Vortrag bezog sich ausschließlich auf die Geschichte der deutschen Gebrauchs graphik, von ihrem Beginn an bis zum Ende des IS. Jahrhunderts. Der Begriff «Gebrauchsgraphik« war vor zwanzig Jahren noch ganz unbekannt. Er ist erst von Herrn von zur Westen eingeführt und umfaßt alles, was die kunstgewerbliche Arbeit auf graphischem Ge biete anbetrifft, also Spielkarten, Besuchs- und Glückwunschkarten, Plakate, Exlibris und Ähnliches^ — Erst in den neunziger Jahren des vorigen Jahrhunderts fing man an, die Geringschätzung des kunst gewerblichen Schaffens aufzugeben. Da erwachte bei uns auch die alte Exlibris-Kunst, das künstlerische Plakat, das in Frankreich schon 10 Jahre vorher gepflegt wurde, zu neuem Loben. Deutsche Ver leger, wie z. B. Langen, fingen an, ihren Büchern geschmackvolle Um schläge zu geben, und auch der Musikalien-Verlag (von dem ein großer Teil allerdings inzwischen wieder andere Wege wandelt) tat das Seine, um seiner Ware ein künstlerisches Äußeres zu geben. So er langte die angewandte, die Gebrauchs-Graphik — der Ausdruck ist, wie gesagt, neu, aber die Sache ist so alt wie die Graphik überhaupt — wieder eine Gleichberechtigung mit der Kunst. Früher allerdings stand sie schon in hoher Blüte. Seitdem man Holzschnitt und Kupfer stich kennt, hat man schon Gebrauchsgraphik getrieben. Besonders Nürnberg und Augsburg waren in früheren Jahrhunderten die Zen tren der Gebrauchsgraphrk. Durch Generationen hindurch blühten da die Künstler einer Familie, so z. B. die Kilians und die Wolsgangs. — Das erste Erzeugnis der Gebrauchsgraphik war die Spiel karte. Schon um 1470 kannte man sie. Merkwürdigerweise hat sie heute ganz aufgehört, Gegenstand des künstlerischen Schaffens zu sein. — Gin Meister L. 8. hat im 15. Jahrhundert die ersten Glück wunschkarten für Neujahr verfertigt. Sie trugen alle eine Ab bildung des Christkindes. Die meisten Karten, die uns erhalten sind, sind schöne Holzschnitte, zum Teil koloriert. Sie wurden auch zum Aufkleben auf Schachteln verwandt, in denen Konfitüren enthalten waren, die zum neuen Jahr verschenkt wurden. Wahrscheinlich waren es die Verkäufer dieser Süßigkeiten, die Apotheker, die selbst das Auf kleben besorgt hatten, sodaß also hier — eben im 15. Jahrhundert — die älteste Form einer künstlerischen Packung vorliegt. — Besonders aber kam die Gebrauchsgraphik zur Verwendung im Kalender- wesen. Der Holzschnitt und die Buchdruckerkunst wurden sofort nach ihrem Entstehen dem Kalender dienstbar gemacht. Die Künstler be nutzten zur Illustration der Kalender Szenen aus dem menschlichen 358 Leben, die für die betreffenden Monate charakteristisch waren. Im 15. Jahrhundert tauchten vorerst die Tafel-Kalender auf, die mit be weglichen Lettern hergestellt wurden. Allerdings hatten diese Kalen der zuerst keinen figürlichen Schmuck. Später bekamen sie dann Zier leisten, dann die Figuren des Tierkreises, Abbildungen des nackten menschlichen Körpers mit Angabe der für das Schröpfen geeigneten Tage. (Erst Börsenblatt Nr. 46 war jo eine interessante Notiz zu lesen über die Stellungnahme Maria Theresias zu diesen Schröpf-Kalendern.) Noch später aber wurden die Kalender wirklich künstlerisch hergestellt. Im 16. Jahrhundert haben wir die herrlichen Kupferstich-Kalender der DUrerschule. Die beliebteste Form war der Bauern-Kalender mit Angabe der Tage für Baden, Kindercntwöhnen, Schröpfen, Jauchen usw. — Die Reklame-Kun st, heute wohl für die Gebrauchsgraphik am wichtigsten, ist ihr am spätesten geborenes Kind. Sie entstand im 16. Jahrhundert. Allerbings in einer Form ist sie vielleicht noch älter, wenn man nämlich die Bücherzettel — eine gewisse Art von Katalogen neu erscheinender Bücher — hinzurechnet, die bald nach Erfindung der Buchdruckerkunst entstanden. Aber diese waren nicht künstlerisch. Dann tauchten die Lotteriezettel auf, in denen zur Teilnahme an einer Tombola aufgefordert wurde. Ein Knabe, der neben oder über Truhen sitzt, welche Gewinne, die sie enthielten, andeuten wollten. — Der älteste Theaterzettel, der sogenannte Nostocker, hat keinen bildlichen Schmuck, der auch seinen Nachfolgern später dauernd fehlte. — Das älteste künstlerische Plakat ist von 1503 ebenfalls ein solches für einen Glückstopf. Es ist von Altborfer, dem weniger bekannten Bruder des berühmten Künstlers. Aus dem 16. Jahrhundert ist das bekannte Blatt mit dem Bilde des greisen Hans Sachs, das zu einer Nürnberger Fest singerei einlud. Gegen Ende desselben Jahrhunderts findet man zuerst jene Reklamebesteller, die sogar bis in das IS. Jahrhundert die -Hauptkunden gewesen waren, die Schausteller von wilden Tieren, Mißgeburten, Riesen, starken Männern usw. Ursprünglich Holzschnitte, wurden diese Plakate dann durch den Kupferstich verdrängt. Doch existierten beide nebeneinander. Die ersteren, geringwertigeren klebte man auf die Buben, die letzteren wurden an die Besucher oder an Neugierige für ein paar Groschen verkauft. Das erste Rhinozeros, das nach Europa kam, wurde von Dürer gezeichnet, aber nicht zu Plakatzwecken, von dem zweiten existieren Plakate in Holzschnitt und Kupferstich. Eine große Rolle spielten auch die Abbildungen starker Männer, die bewunderswerte Taten ausfllhrten, sowie die der Vor läufer des »klugen Hans«, nämlich die gescheiter Pferde. — Nach dem 30jährigen Kriege bekam die Gebrauchsgraphik neue Aufgaben, die Thesen der Doktoranden. Uber der These prangte das Porträt des Patrons (eines Fürsten, Bischofs u. ä., oder eine religiöse Darstellung). Merkwürdigerweise aber hörte plötzlich um 1730 diese Anwendung der Gebrauchsgraphik vollkommen auf. An Stelle dieser großen Blätter traten dann kleine, schmucklose Hefte. — Die Hochzeit sblätter und -Zeitungen wurden für Fürsten und Adlige besonders im 17. Jahrhundert hergestellt, und der Vortragende erwähnt besonders als Künstler Hörschelmann. — Flugblätter, gewöhnlich mit Kalendern verbunden, tauchten dann auf, welche die Verdienste von Monarchen und Helden priesen. Die Mode kam von Frankreich nach Deutschland. Wir haben solche, auf denen die Habsburgischen Herrscher, geistliche Würdenträger usw. inmitten ihrer Ruhmestaten ab geb i l det sind. — Ein weiteres Gebiet für die Geb»auchsgraphik waren die Attestate, die reisenden Handwerksgesellen als Bestätigung ihrer Tätigkeit und Beweis ihrer guten Führung ausgestellt worden waren (diese werden häufig, aber fälschlicherweise von Antiguaren als Ge sellenbriefe bezeichnet). Sie waren bis in das IS. Jahrhundert üblich. Wir haben solche von keinem Geringeren als von Menzel. Diese inter essanten Attestate gehen auf ein Reichsgesetz von 1733 zurück, das ihre Einführung vorschrieb. Um 1750 begann man sie illustrativ aus- zugestalten. Sie zeigten, oft in ganz vorzüglicher Darstellung — be sonders die Schweizer zeichneten sich aus —, Abbildungen der Stadt, in denen sie ausgestellt worden waren. Die Gesell rn trugen sie in Rollen verpackt auf ihren Wanderungen mit herum. Sie bildeten für diese ein so notwendiges Papier wie etwa heute die Jnvaltdcnkarte. Aber wie es bei dieser Behandlung erklärlich ist, sind von den vielen Tausenden, die hergestellt wurden, nur wenige erhalten geblieben. — Die Zertifikate der Freimaurer, Nofenkreutzer, Jlluminaten und anderer Logen, endlich, von 1760 ab, die Notariats-Signete — gerichtlich geschützte Zeichen, die den Notaren verliehen wurden, und die sie für ihre Schriftstücke benutzten — alle waren Gegenstand oft künstlerischer Graphik. — Der Vortragende streifte dann sein Spezial gebiet, die Exlibris. Lange herrschte die Ansicht, daß die ältesten Buchzeichen bis zum Jahr 1450 zurückgehen. Das ist ein Irrtum. Es ist nachgewiesen, daß diese ganz alten Zeichen von Bibliotheken eingeklebt wurden, denen Büchersammlungen geschenkt worden waren, und die auf diese Weise die Herkunft, also den Namen der Schenker,
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