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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.09.1914
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1914-09-12
- Erscheinungsdatum
- 12.09.1914
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. ^r 212, 12. September 1914. Die Pflichten der Zurückbleibenden. Von vr. Alexander Elster. Wer könnte von den Taten unserer Wackeren draußen hören und sich nicht selbst dann immer fragen: und Du? Ist es einem schon bestimmt, zu Hause bleiben zu müssen, so will man hier Pflichten über Pflichten haben und erfüllen. Betäuben will man die Sehnsucht in Pflicht und Arbeit. Und doch, soviel positive Ar beit, wie man zu Anfang dachte, ist gar nicht da. Jedenfalls nicht für die, die nicht genau einen Kriegsberuf oder einen ihm nahe verwandten Beruf verstehe». Auch Krankenpflege, innere Ver waltung und Polizeidienst wollen gelernt sein, müssen gelernt sein. Da drängen sich denn alle dazu, etwas für die Allgemeinheit zu tun, an irgend einem, an jedem Platz, auch weit unter dem Stand ihrer sonstigenBetätigung — wenn's nur fürs Vaterland geschieht. Dieser schöne und lebhafte Wunsch aller förderte von Anfang an einen Andrang, ein Zuviel freiwilliger Helfer. Die Meinung, daß jeder sich unbedingt an diesen Dingen tatkräftig beteiligen müsse und könne, ist ruhiger Überlegung gewichen. Nicht jeder kann an jedem Platze Ersprießliches wirken. Gerade in der Not der Zeit aber brauchen wir überall die für die betreffende Arbeit tüchtigsten und gut geschulten Kräfte. So ist es manchem eine herbe Enttäuschung gewesen, wenn man ihn zu seinem bürgerlichen Beruf zurückwies. Aber es ist gewiß ein Merkmal der Stärke Deutschlands im Innern, daß es für seine Aufgaben geschulte Leute genug besitzt. Manche Hilfs aktion im kleinen, die allzu schnell begonnen ward, erwies sich als verfehlt. Die leitenden Kreise haben den Kopf oben und rufen schon, wenn sie jemand brauchen. Sie wissen auch, wo sie den Geeigneten finden. Soll deshalb Verzagtheit über die kommen, die noch nicht irgendeine Hilfstätigkeit ausüben? Gewiß nicht. Erstlich nrögen sie sich damit trösten, daß wir erst am Beginn der Arbeit stehen. Man wird noch viele Kräfte brauchen. Dann aber: Geld dürft ihr geben. Geld brauchen alle nützlichen Organisationen heute mehr, immer mehr. Solange einer also noch Vermögen und Ein kommen hat, so gebe er davon. Das ist die eine große Pflicht der Zurllckbleibenden.*) Für jeden in unserem Volk, der durch den großen Krieg Schaden erleidet und sich nicht mehr selber hel fen kann, muß der Andere eintreten. In dieser Welt von heute, in der alle unsere Feinde — alle — ihrem christlichen Glauben die ärgste Schande gemacht, aller Menschlichkeit und aller Kultur Hohn gesprochen haben, müssen wir Deutschen — die Hüter des Anstands, der Wahrheit, der Kultur und des christlichen Lebens — innerhalb unseres Volkes praktisches Christentum üben. Keiner der Arbeitslosen darf untergehen, kein Kind und kein verlassenes Weib darf Hungers oder an Verzweiflung sterben! Diese Hilfe ist das notwendige Gegenstück zu der Waffenhilfe nach außen. *) Wir möchten hierzu eine Bemerkung machen, die sich uns schon bei der Zusammenstellung der »Freiwilligen Kriegsleistungen« im Börsenblatt aufgedrängt hat, aber in dieser Verbindung unterlassen wurde, da es dem Ermessen des Einzelnen überlassen bleiben muß, ivem er Gaben zuwenden will. An dieser unverfänglichen Stelle aber glauben wir nicht mißverstanden zu werden, wenn wir darauf Hin weisen, daß jeder Beruf wohl am besten der Allgemeinheit dient, wenn er sich zunächst in seinen eigenen Reihen nmsieht und denjenigen Stelle» sein Interesse und seine werktätige Hilfe zuwenöet, die sich die Linderung der Not der eigenen Berufsgenossen zur Aufgabe gestellt haben. Von hier aus mündet der Weg ja ohnehin in die Allgemein heit, nur daß dem Gebenden in seinem Kreise die Orientierung über die zweckmäßige Verwendung seiner Gaben in der Beschränkung auf eine bestimmte Berufsklasse leichter wird, als wenn sie in das große Meer einer unkontrollierbaren Öffentlichkeit fließen. Man hat den Beruf die erste Liebe des Mannes genannt, und wenn auch in späteren Fahren die Familie die erste Stelle einnimmt, so bleibt doch der Beruf die Grundlage unserer Existenz und damit unserer steten Fürsorge überantwortet. Haben wir daher nicht die Pflicht, in erster Linie für die Unterstützung unserer Berufsgenossen einzntreten und die von den buchhändlerischen Organisationen errichteten Sammelstellen zu bevor zugen, schon weil es uns dann um so leichter sein wird, von hier aus die Brücke zu den mit dem Buchhandel in Verbindung stehenden Be rufszweigen, dem Buchgewerbe usw., und damit zur Allgemeinheit zu schlage»? Red. 1386 Da die Parteiung in Deutschland mit einem Male verschwun den ist, so ist freundlichstes, Klassen nicht kennendes Benehmen von einem zum anderen Pflicht. Wir werfen fremde Namen und Moden jetzt hinaus. Schön; es ist ein Symbol unserer Gesinnung und etwas Greifbares, wie es das Volk braucht. Aber es bleibt doch nur ein Symbol, und man überschätze das nicht. Höher steht, über diese Äußerlichkeiten hinweg, die fremde Gesinnung hinauszuwerfen und unsere deutsche zu bewahren. Daß man das Cafä Piccadilly in ein Cafö Vaterland umtauft, keinen auf französischer Mode beruhen den Hut mehr tragen und deutsche statt Antiqua-Schrift schreiben will, kann alles gut und gern mitgenommen werden als Ausdruck unseres Stolzes und des endlichen Willens, nicht mehr vor Frem den auf den Knien zu liegen. Wichtiger aber ist es doch, den lügenhaften Sinn und die geschäftige Gemeinheit, wie sie sich jetzt bei unseren Feinden offenbaren, aus unserer Seele fern zu halten, sofern sie angefangen hatten, sich auch bei uns einzunisten, also im Innern deutsch zu sein und zu bleiben. Es ist selbstverständlich, daß wir von Tand und Putz jetzt nichts wissen wollen und diejenigen schelten, die diesen Dingen heute noch Raum in ihrer Seele geben. Der Ehrliche und Echte kümmert sich darum nicht, weil ihm Größeres jetzt nahe geht. Er kümmert sich so wenig darum, daß er natürlich von seiner bisher gepflegten Kleidung nicht abgeht. Deshalb ist es auch verfehlt, jede gute, hübsche, schicke Kleidung zu verdammen, wenn sie dem Ande ren, der sie nicht trägt, ungewohnt vorkommt. Mit deutscher Ge sinnung und Fremdenfeindschaft scheint es mir doch vereinbar, nicht jede Außenkultur abzutun. Also: so richtig jedes Front machen gegen aufdringlichen äußerlichen Putz ist, so sehr hüte man sich auch hier vor einer Verkehrung ins Gegenteil, sondern bleibe in geschlossener Ruhe der, der man war und ist. Noch sagen wir halb entschuldigend und halb bewundernd: wir sind zu gutmütig. Wir sollen das ganz bewundernd und gar nicht entschuldigend von uns sagen dürfen, aber daneben klug und wachsam sein. Schon jetzt den Geist der Klugheit und Wachsamkeit in diplomatischen Dingen auch im Volke Hochhalten oder erwecken, damit vom Volksgeist getragen die Diplomatie den rechten Weg aus diesem Krieg zum Frieden finden möge. Man glaube nicht, daß der Einzelne, der fern von der Leitung der Dinge steht, ganz ohne Einfluß sei. Öffentliche Meinung, dieses große und doch so feine Etwas, spricht da gewaltig mit, und jede verständige Überzeugung des Einzelnen ist ein Teil dieser öffent lichen Meinung. Also Gutmütigkeit Wohl, aber nicht Dummheit! Hieraus entspringt die fürs erste wichtigste Pflicht der Zu rllckbleibenden: ruhiges, geduldiges Abwarten und klarer Blick. Der Freude über den Sieg mische sich Ernst über das Schicksal vieler Tausende bei; die bange Erwartung des Kommenden stehe unter der Zuversicht in die leitenden Stellen. Jeder bleibe, solange er am anderen Platz nicht wirklich nötig ist, an dem seinen und halte ihn bis aufs letzte. Selbst wenn die Arbeit eingeschränkt ist, erfordert sie doch noch Erledigung. Luxus ist gewiß verpönt, aber Knauserei soll nicht an seine Stelle treten. Denn auch der Andere will leben, und da der Eine vom Anderen lebt, mutz der, der es noch kann, auch auf diesem Wege zur Blutzirkulation der Volkswirtschaft beitragen. Es muß nun eben manches sich ausgleichen, die Unterschiede des Vermögens müssen geringer werden. So tut auch der, der seine Angestellten nicht entläßt, ein gutes Werk, wenn er ihnen solange wie mög lich Beschäftigung, wenn auch in geringerem Maße und bei einer Bezahlung gewährt, die nur zum bescheidenen Lebensunterhalt genügt. Stolz und Habgier im eigenen Herzen haben wir zu bekäm pfen, wenn uns das Kriegsglück günstig ist, Verzagtheit und Kopf losigkeit, wenn es uns einmal ungünstig sein sollte. Eines muß durch die ganze Kriegszeit hindurch gewahrt und gehegt werden: die sittliche Auffassung der Kultur und die Ordnung unserer Ein richtungen. Sie zu bewahren sind die Zurrickbleibenden ver pflichtet, für sie weiter zu wirken, trotz der Umkehrung aller Frie densbegriffe, bleibt ihre dringendste Aufgabe. Denn kehren die Streiter vom blutdampfenden Schlachtfeld zurück, so müssen sie — durch Sieg und Tod hindurch — hier alles so bewahrt finden,
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