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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.09.1914
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1914-09-07
- Erscheinungsdatum
- 07.09.1914
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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habe». So aber steht es im schreiendsten Gegensatz zu all den schönen Worten über Einigkeit, Zusammenhalten nnd Entgegenkommen, die hier und da im Börsenblatt in letzter Zeit geprägt wurden. Zwei andere Verleger, die gleichfalls Kartenbestellungen von mir erhielten, lieferten korrekt und ohne Kleinlichkeit, einer sogar mit er höhtem Rabatt aus Jahreskonto. »Ein einig Volk von Brüdern!« Hoffen wir, daß es dazu auch im Buchhandel des neuen großen Deutschen Reiches komme! Duisburg, September 1914. H. Scheuermann. Daroerkehr. (Vgl. zuletzt Nr. 203.» Unter diesem Kennwort sowie unter der Bezeichnung »Nur gegen vorherige Einsendung des Betrages« oder »Nur gegen Postnachnahme« sind von dieser Stelle aus schon viele beherzigenswerte Vorschläge und Mahnungen an jene Verleger ergangen, die den mit ihnen seit Jahren, oft seit mehreren Mcnschenaltern in geregeltem Rcchnungsverkehr stehenden Sortimentsfirmen unter Hinweis auf die Kriegszeit plötzlich den Kredit unterbinden oder ihn doch erheblich beschränken. Möge es dem Unterzeichneten, der schon drei Dezennien mitwirkend als Sorti menter wie als Verleger Leid und Freud des deutschen Buchhandels teilt, gestattet sein, zu dieser Angelegenheit das Wort zu ergreifen. Ich fühle mich durch und durch als deutscher Mann, und in dieser Überzeugung hat mich ein heiliger Zorn erfaßt, daß gerade unser deut scher Buchhandel, der sich sonst nicht ohne Berechtigung viel ans sein Deutschtum und seine Vaterlandsliebe zugute tut, bei dem uns Deut schen aufgezwungenen, über Deutschlands Sein oder Nichtsein ent scheidenden Krieg vielfach wirtschaftlich versagt, ja — man verzeihe den Ausdruck — bisher so wenig Verständnis für vaterländische Inter essen bewiesen hat. Das ganze deutsche Volk hat sich in so herrlicher einmütiger Weise erhoben, daß wohl jedem, der ans den Kampf gegen die übermütigen Feinde mit der Masse in der Hand aus irgendwelchen Gründe» knir schend Verzicht leisten mußte, eine Träne der Rührung und des Dankes im Auge perlte. O, könnte ich mit Euch ziehen, ein Held wie Ihr! Und gerade ln dieser hehren Zeit der Selbstaufopferung und Va terlandsliebe stellt sich ein großer Teil des deutschen Verlagsbuch handels in Gegensatz zu der vornehmen Auffassung, wie sie z. B. die Münchener Verleger in ihrer Gesamtheit, sowie eine Reihe einzelner Verleger bekunden. Wenn diese den Kern des deutschen Buchhandels erfassenden, deutsche Biederkeit und Treue noch bewertenden Männer in gerechter Würdigung der Sachlage dem Sortiment jetzt zu beson ders günstigen Bedingungen umfassenderen Kredit einräumen als früher, so tun sie wohl daran. Die große Mehrzahl der Verleger be kennt sich dagegen im Hinblick auf die Kriegszeiten zu einem eng herzigen, und deshalb lieblosen Standpunkt, zum Standpunkt des vor sichtigen Geschäftsgeistes, der Engländern würdig sein mag, den aber wahrhaft deutsche Männer im höchsten Grade mißbilligen müssen. In den schweren Zeiten, die über unser Vaterland hereinge brochen sind, und die sich gottlob und dank der bewundernswerten Erfolge unseres tapferen Heeres jetzt hoffnungsvoller gestalten, ist es für den deutschen Verlagsbuchhandel eine patriotische Tat, volle Ruhe und Besonnenheit zu bewahren und dem ohnehin nicht allzu warm ge betteten Sortiment über die Schwierigkeiten der gegenwärtigen Lage hinwegzuhelfen. Bezüglich der Gewährung von Kredit, ist jetzt nicht Einschränkung oder gar Aufhebung am Platze, wie es viele Verleger zurzeit belieben, nein, jetzt gilt es, dem Sortiment weitgehendes Ent gegenkommen zu zeigen. Soweit nur irgend möglich, sollte fernerhin Kredit gewährt wer den, und keinesfalls sollten bereits eröffnet«: Kredite soliden Sortl- mentsfirmen gegenüber beschränkt oder gar gekündigt werden. Wer anders handelt, handelt unpatriotisch und unklug; denn unser gesamtes deutsches Wirtschaftsleben, zumal im Buchhandel, beruht auf Kredit, auf Treu und Glauben. Wer daran rüttelt, der rüttelt zu gleich an den Säulen des deutschen Buchhandels, an seiner gesunden Weiterentwicklung; er rüttelt, wenn man sein Tun auf das gesamte Handels- und Wirtschaftsleben ausdehnt (— und es steht alles mit einander in ursächlichem Zusammenhang—), mit an den Grundfesten des Staats, und das zu einer Zeit, in der eine derartige Handlungs weise um so verhängnisvoller erscheint. Die meisten der von mir hier gemeinten Verleger mögen sich der Tragweite ihrer Handlungsweise nicht voll bewußt sein; an sie richtet sich vor allem mein Mahnruf. Laßt ab, den Kredit der Sortimenter durch Maßnahmen zu beschränken, die uns schließlich alle schädigen müssen, habt Vertrauen zu euren Kollegen vom Sortiment, und be kundet es dadurch, daß auch ihr zum endgültigen Sieg der ruhm bedeckten Waffen unseres tapferen Heeres Vertrauen habt! Dann scheide» Maßnahmen aus wie eine, die mir heute bedauerlicherweise wieder zu Gesicht kam, nach der sich der betreffende Verlag einen Stempelaufdruck aus der Faktur leistet des Inhalts: »Wir liefern jetzt nur noch bar gegen Postnachnahme, da in Leipzig sämtliche Vorfakturen nicht mehr eingclöst werden«, und andere ähnliche, die im Börsenblatt schon besprochen wurden. Wenn diese Firmen nicht umkehren auf der schiefen Bahn, dann merkt sie euch, deutsche Sortimenter, und gebt ihre Namen in der Öffentlichkeit bekannt als unpatrlotische, undeutsche Männer, von denen wir deutschen Buchhändler uns lossagen, nicht nur in den schweren, nein auch in den kommenden guten Tagen, deren glänzende Sonne uns leuchten wird. Denn deutscher Glaube, deutscher Sinn und deutsche Kraft, sie lassen sich nicht unterkriegen auf der Welt; ihnen ge hört die Zukunft, in der auch unser lieber deutscher Buchhandel neu aufblühen wird, sobald sich die finsteren Kricgswolken verzogen haben und der letzte Schlachtendonner verhallt ist. Regensburg, September 1914. Wilhelm Wunderling. Wir haben den Eindruck, als sei ein gutes Teil dessen, was hier gesagt wird, heute gegenstandslos geworden, als hätten sich auch die jenigen Firmen, die in der ersten Bestürzung zu rigorosen Maßnahmen griffen, wieder zurllckgefunden zu dem Vertrauen in die Zukunft unseres deutschen Vaterlandes und dem Glauben an die unbedingte Rechtschaffenheit des deutschen Sortiments. In dieser Annahme werden wir bestärkt durch das Schreiben einer großen norddeutschen Verlagsfirma, das uns aus dem Leserkreise zuging: Uber die in Ihrer geschätzten Zuschrift vom 25. August zum Ausdruck gebrachte Auffassung der geschäftlichen Sachlage haben wir uns aufrichtig gefreut; wir haben lange Zeit aus dem Sorti ment keine so kernige Sprache vernommen wie von Ihnen, und wir können Ihnen die Versicherung geben, daß wir in allen Einzel heiten Ihnen rückhaltlos zustimmen. Wenn im Anfang in unsere Expedition eine Verwirrung ge kommen ist, so ist dies geschehen durch die Erklärung der Leip ziger Kommissionäre, keine Barfakturcn und Barpakete einzu lösen, auch bei vorhandenem Guthaben nicht, und auch wenn die Zahlungsanweisung, der Verlangzettcl der Barfaktur bei- gefllgt war. Wir müssen bekennen, daß wir von vornherein den Herren Kommissionären gegenüber unsere abweichende Ansicht auf das bestimmteste zum Ausdruck gebracht haben. Nach unserer Auf fassung waren die Kommissionäre zu einem derartigen Vorgehen gar nicht berechtigt, denn dann hätte auch jedes Bankhaus die Zahlung der Schecks mit demselben Rechte verweigern können; für den Buch handel hat ein Verlangzeitel mit der Anweisung, den Betrag in Leipzig zu erheben, genau den Wert wie ein Scheck im Bankgeschäft, immer natürlich Voraussetzung, bas die betr. Firma in Leipzig Gut haben hat. Es blieb uns daher nichts anderes übrig, als unsere Bar artikel durch Postnachnahme zu expedieren. Wir geben aber ohne weiteres zu, daß Ihnen gegenüber diese Maßnahme trotzdem nicht hätte Platz greifen sollen. Sie müssen aber anderseits auch freundlichst berücksichtigen, daß bei dem plötzlichen Ausbruch des Krieges ein Teil unserer leitenden Herren noch auf Urlaub war, während andere bereits zu den Fahnen eilten. Jetzt ist aber wieder der alte Zustand eingetreten, und wir führen Ihrer Firma gern direkte Sendungen aus unter Entnahme des Betrags in Leipzig, oder bei größeren Beträgen auch gegen Einsendung des Betrages nach Empfang. Indem wir Ihnen nochmals unfern Dank und unsere Freude über Ihren herzerhebenben Brief zum Ausdruck bringen, verbleiben in hochachtungsvoller Ergebenheit Berlin, den 26. August 1914. Was in diesem Schreiben über die Stellungnahme der Kom missionäre gesagt wird, kann in dieser Ausschließlichkeit nicht als zu treffend bezeichnet werden (vgl. unsere Ausführungen in Nr. 199: Was tun?). Der Wunsch, sich zu entlasten, hat daran wohl mehr Anteil gehabt, als die tatsächlichen Verhältnisse, wenn wir auch gern zugeben wollen, daß die Stellung der Leipziger Kommissionäre draußen im Reiche selten richtig eingeschätzt wird. Das Erfreuliche an dem vorstehenden Schreiben ist jedenfalls der Wunsch, eine verhängnis volle Übereilung wieder gut zu machen. Wo sich dieses Bestreben zeigt, sollte auch das Sortiment seinen Groll überwinden und sich jetzt pn das halten, was ist und vergessen, was war. Wir richten daher an die Einsender für den jetzt so stark in Anspruch ge nommenen Sprechsaal die Bitte, sich bei Beschwerden über Kredit entziehung oder veränderte Expedition auf Vorkommnisse nach dem 1. September zu beschränken und nicht einen Krieg mit denjenigen Firmen weiterzuführen, deren gegenwärtiges Verhalten zeigt, daß sie den Frieden wünschen. Red. Verantwortlicher Redakteur: EmilThomas. — Verlag: Der Vörsenvereinder Deutschen Buchhändler zu Leipzig, Deutsches BuchhändlerhauS. Druck: Ramm L Seemann. Stmtltch in Leipzig. — Adresse der Redaktion und Expedition: Leipzig, Gerichtsweg LS (BuchhänblerhauSs. 1364
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