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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.09.1914
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1914-09-04
- Erscheinungsdatum
- 04.09.1914
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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Börsenblatt s. b. Dtschn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. 205, 4. September 1914. Ausland kommen und dadurch die von den uns feindlichen Mächten im Ausland verbreiteten Tatarennachrichten richtig gestellt werden.*) Unsichere Kantonisten behandle ich in dieser Zeit wie sonst, d. h. ich liefere ihnen nur gegen Voreinsendung des Rech nungsbetrags, und da ja in allen Fällen alle Sendungen auf Gefahr des Empfängers gehen, für eingeschriebene Sen dungen zudem die deutsche Post haftet, so will mir das Risiko, das der Exportbuchhandel eingeht, indem er vorliegende Be stellungen und die laufenden Zeitschriften-Abonnements aus führt, nicht allzu groß erscheinen. Daß die von mir geübte Praxis auch von den Kunden anerkannt werden wird, beweist mir die hier wiedergegebene Zuschrift eines meiner Kunden im neutralen Ausland, eines Ausländers, der mir schreibt: »Empfangen Sie meinen besten Dank für die trotz der jetzigen unruhigen Verhältnisse prompte und sorgfältige Ausführung meines Auftrags. Indem ich der Hoffnung Ausdruck gebe, daß Ihr wertes Vaterland bald Sen Krieg zu seinen Gunsten beendigen kann, zeichne ich . . .« Aber nicht nur den berechtigten Erwartungen seiner Kundschaft im Ausland entspricht der Exportbuchhandel, indem er ohne übertriebene Ängstlichkeit die vorliegenden und auch noch immer eingehenden Aufträge ausführt, soweit es sich nach dem vorstehend Gesagten empfiehlt: er wird damit auch den Anforderungen gerecht, die die Allgemeinheit in dieser schweren Zeit an uns alle stellt. Nur wenn wir unsere Be triebe, sei es auch mit sofortigen (und wahrscheinlich mehr noch mit späteren) Opfern, aufrecht erhalten, ist es möglich, unsere Mitarbeiter zu behalten und zu verhindern, daß sich die ohnedies bereits sehr erhebliche Zahl der Stellungslosen noch mehr vergrößert. Ich habe in meinem Geschäft im Ein verständnis mit meinen Angestellten die Einrichtung getroffen, daß von Mitte dieses Monats an Halbtagsarbeit gegen die Hälfte des üblichen Monatsgehalts eingefllhrt wird, und hoffe, so mein gesamtes Personal über die kritische Zeit hinweg bei behalten zu können. Wie dem Sortiment, wird der Verlagsbuchhandel sicher lich auch dem Exportbuchhandel nach Möglichkeit entgegen- kommen und jedenfalls die den einzelnen Firmen zugestandenen Vergünstigungen auch weiterhin offenhalten. Der Exportbuch handel darf besonders erwarten, daß diejenigen Verleger, die seine festen Bestellungen bisher in Viertel- oder Ganzjahres rechnung ausgeführt haben, dies auch weiterhin tun werden, denn wie eingangs bemerkt, hat das Exportgeschäft besonders unter dem Ausbleiben der Zahlungen zu leiden, und auch nach Beendigung des Krieges wird immerhin noch einige Zeit ver gehen, bis die, je nach Umfang des Geschäfts, mehr oder weniger erheblichen Außenstände eingegangen sind. Eine wenn auch geringfügige Entschädigung für den Ausfall an Geschäften, wie sie sich dem Sortimenter in dem Verkauf von Kriegskarten und dergleichen bietet, besteht für den Export buchhandel nicht; er kann nur hoffen, daß ihn ein späterhin erhöhter Umsatz für den Verdienstausfall während der Kriegs zeit entschädigt. Wie mit verschwindend wenigen Ausnahmen alle Berufs gruppen unter dem Krieg zu leiden haben, so auch der Exportbuchhandel. Besonders mutz auf ihm die Unsicherheit der Zukunft lasten, denn wie der Krieg auch ausgehen mag: in der Zusammensetzung und wirtschaftlichen Widerstands fähigkeit seines überseeischen Kundenkreises werden sich nach dem Kriege große Umwälzungen vollzogen haben, und es ist heute noch nicht abzusehen, wie die einzelnen Exportbuchhand lungen durch diese Veränderungen betroffen werden. Wir alle rechnen mit dem Sieg der deutschen Waffen, und dann wird auch der Exportbuchhandel, nachdem er über die schlimmste Zeit hinweggekommen ist, voraussichtlich eine Blütezeit haben. Bis dahin scheint es mir das Richtige zu sein, wenn wir es mit dem in Nr. 198 des »Börsenblatts« erwähnten Braun schweiger Kollegen halten, indem auch wir Exportbuchhändler, *) Vgl. hierzu den nächsten Artikel. Red. 1350 gleichweit entfernt von übertriebener Ängstlichkeit wie allzu kühnem Optimismus, recht und billig denkend unsere Pflicht erfüllen. Hamburg, 1. September 1914. Walter Bangert. Deutsche Buchhändler vor die Front! In dem Artikel des Herrn Walter Bangert-Hamburg in dieser Nummer wird auf die Notwendigkeit aufmerksam gemacht, das Aus land durch wahrheitsgetreue Berichte über Entstehung und Verlauf des Deutschland aufgezwungenen Krieges zu unterrichten. Wenige Be rufsstände dürften dazu geeigneter sein als der deutsche Buchhandel, zu dessen Pflichtenkreis es ja ohnehin gehört, für die Verbreitung von Recht und Wahrheit einzutreten und Sorge zu tragen, daß auch das Ausland über die Verhältnisse und Zustände in unserem Vaterlands aufgeklärt wird. Der deutsche Buchhandel hat bisher allen Völkern Gerechtigkeit widerfahren lassen: was er Gutes und Schönes bei den Nachbarn fand, hat er ausgenommen und weitergetragen, getreu seiner Mission, die ihn zur Bildung der Erde beruft. Aber er hat dabei nur allzuoft aus dem Auge verloren, daß uns das Ausland nicht mit glei chem Maße gemessen hat und daß wir nur solange auf wohlwollende Duldung und Nachsicht bet den anderen Völkern rechne» konnten, als wir nicht den Anspruch auf eine unseren Leistungen entsprechende Stellung in der Welt erhoben. In Schullcsebüchcr», Karten und Atlanten, die vom Ausland für das Ausland hergcstellt wurden, ist oft nicht einmal der geographischen Wahrheit die Ehre gegeben, es ist im Gegenteil nichts unversucht gelassen worden, um Deutschland gegenüber dem Anslande zu verkleinern und als in politischer und wirtschaftlicher Abhängigkeit von seinen angeblich weit überlegenen Nachbarn befindlich hinzustellen. Nun, da der deutsche Träumer, zum Wirklichkeitsleben erwacht, die ihm gebührende Stellung in der Welt fordert und auch auf den materiellen Gewinn seiner gei stigen und wirtschaftlichen Arbeit nicht länger verzichten will, stellt man ihn als den Störenfried Europas und den Deutschland aufge- drnngenen Krieg als einen glaub- und Eroberungszug beutegieriger Barbaren hin. Wir haben nach dem »Statistischen Jahrbuch für das Deutsche Reich 1914« an Büchern nach Belgien für 1 226 000 nach Frankreich für 896 000 ./t, nach Großbritannien für 2 988 000 nach Rußland für 5 348 000 ./t ausgeführt. Auch diese Zahlen mögen den Neid des Auslands erregt haben, zeigen sie doch, daß deutsche Wissen schaft und deutsche Kultur immer mehr Boden in der Welt gewinnen. Darum ist es Pflicht des deutschen Buchhandels im Jnlandc wie im neutrale» Auslande, der Wahrheit zum Siege zu verhelfen und das Lügengespinst zu zerreißen, das man um deutsche Verhältnisse gewoben hat. Wie das am besten geschehen kann, werden wir in einem Gei - stige und wirtschaftliche Wehrpflicht überschriebcnen Artikel in den nächsten Nummern darzulegen versuchen. An dieser Aufgabe, Wahrheit und Aufklärung über die eigentlichen Ursachen des gegenwärtigen Weltkrieges zu verbreiten, sollte der gesamte deutsche Buchhandel, voran der Exportbnchhandel als der Hauptträgcr und Pionier deutscher Kultur im Auslande, Mitarbeiten. Denn wenn auch heute die meisten Fäden, die uns mit dem Anslande verbinden, abge rissen sind, so wissen wir doch, daß viele Tausende deutscher Männer voll Sehnsucht und Hoffnung ans verläßliche Nachrichten ans der Hei mat harren und kaum den Augenblick erwarten können, da sie an Bord deutscher Kriegsschiffe gehen und dem bedrängten Vaterlands zu Hilfe kommen können. Vielleicht interessiert die Leser des Bbl. ein Auszug aus dem Briefe eines »ns nahestehenden deutschen Buchhandlungsgehilfen in New Dork, der, obwohl bereits am 4. August dort aufgegeben, erst die ser Tage in unseren Besitz gekommen ist: Ganz entsetzt iiber die Vorgänge bei Euch, stehen mir Tränen der Wut in den Augen über die Schuftigkeit fast aller Welt gegen unser Vaterland. Ich und mit mir Tausende von Landsleuten sind ganz verzweifelt, daß wir zurzeit keine Möglichkeit haben, nach dort zu kommen, um an unserem Teile mttzuhelfen. So kann ich jetzt nur in Gedanken bet Euch sein und Euch bitten, mir zu glauben, daß mein Herz für alle, die ich zurückge lassen habe, höher schlägt denn je und baß ich es jeden Augenblick für bas Vaterland hinzugebcn bereit bin. Und wie ich, so denken Gott sei Dank noch viele, wennschon es auch genug gibt, die froh sind, außerhalb der direkten Gefahrzone zu stehen. Um die ist es aber schließlich nicht schade, die sind keinem Lande von Nutzen, dem ihren aber meist von größtem Nachteil. Die Ereignisse haben sich so überstürzt, baß hier noch am 1. August jedermann der festen Überzeugung war, es würde nicht zum Kriege komme». Zwar wurden die Dampfer, vor allem das neue »Vaterland« zurückgehalten, aber man glaubte, die Abfahrt würde nur solange verzögert, bis die Lage sich geklärt habe. Als
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