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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.08.1914
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1914-08-29
- Erscheinungsdatum
- 29.08.1914
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
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Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. ^ 200, 29. August 1914. ist ja jetzt Krieg!! Gewiß, es ist jetzt Krieg, aber ich meine, daß nur Deutschland und Österreich-Ungarn Krieg führen gegen Rußland, Frankreich, England, Montenegro und Japan — ich wußte aber noch nicht, daß im deutschen Buchhandel der Kriegs zustand eingetreten sei — ein Krieg gegen unsere selbst geschaffe nen Ordnungen und Gesetze, ein Krieg gegen den Geist wahrer Kollegialität! Mein lieber alter Freund, mir ist traurig zu Mute, und ich würde wohl verzagen, wenn ich die Hoffnung auf ein Besserwerden aufgeben müßte. Aber das ist nicht der Fall! Und um mich zu stärken, um mir wieder frischen Mut einzuflößen, kommt mir jetzt zur rechten Zeit noch eine Verlegererklärung zu Hilfe. Sie lautet: »Die Leipziger Herren Kommissionäre haben leider beschlossen, Barfakturen nicht mehr einzulösen oder nur un ter ganz besonderen Umständen. Infolgedessen sehe ich mich ge nötigt, die von Ihnen direkt mit Post bestellten unter Nachnahme zu senden, und ersuche Sie um freundliche Ein lösung. Die überweisungsgebühr, Postanweisung, trage ich.« Und eine Nachschrift lautete: »Verwenden Sie sich nachhaltigst für das Buch, Sie sollen kein Risiko dabei haben, ich nehme nicht Verkauftes gern zurück«. — Ich meine, das war ein wahrhaft gutes Wort, was ich mir dienen lassen werde, um diesem Verleger zu zeigen, daß ein Sortimenter von Herzen dankbar ist, wenn ihm in schwerer Zeit eine Freundeshand entgegengestrcckt wird. Eine zweite erfreuliche Tatsache bringt das Börsenblatt aus München zur Kenntnis, wo sich alle Verleger zu der Erklärung geeinigt haben, den Sortimentsfirmen ihre Barartikel in vierteljährliche Rechnung zu liefern. — Leider stehen diese beiden schönen Vor kommnisse bis jetzt vereinzelt da. Fast jede Nummer des Börsen blattes bringt jetzt Klagen und Proteste gegen rücksichtslos vor gehende Verleger. Sie, lieber Freund, werden mit mir sorgen voll fragen: wohin soll es führen, wenn aus übergroßer Angst ge borene berlegerische Maßnahmen das ohnehin schon schwer um seine Existenz ringende Sortiment in dieser Kriegszeit durch Miß trauen und Kreditverweigerung lies schädigen? Haben wir denn wirklich Ursache, durch Zwangsmaßregeln gegen einander vorzu gehen — jetzt, nachdem bereits große und herrliche Siege von unserer deutschen Armee errungen wurden? Nun, ich will nicht hart urteilen, ich will vielmehr ohne weiteres zugeben, daß es auch manchem unserer Verleger in dieser Zeit schlecht geht. Der Krieg drückt zweifellos uns alle. Aber, ich mutz zurückkommen auf mein schon geäußertes Wort: eine schwere Prüfungszeit ist für den ganzen deutschen Buchhandel heraufgezogen. Und daher meine ich: diese Prüfungszeit zu bestehen, sie siegreich zu über winden, sollte allen, die sich deutsche Buchhändler nennen, als heilige Aufgabe und Pflicht erscheinen. Das kann aber nicht ge schehen, wenn jeder nur an sich denkt, wenn einzelne (es sind aber leider gar nicht wenige) Verleger die von ihnen abhängigen Sor timenter mit Kriegsmatzregeln überziehen. Schon haben sich im Börsenblatt Stimmen erhoben, die nach Vergeltung rufen und die darauf hindeuten, daß das Sortiment es sich selbst schuldig sei, später nach Wiederkehr geordneter Verhältnisse mit den betr. Ver legern gründlich abzurechnen! So, lieber Freund, nun haben Sie ein kleines Bild von der augenblicklichen Lage und Stimmung im deutschen Buchhandel er halten, und ich zweifle nicht, daß Sie dieser Brief recht traurig machen wird. Dieser Enrpfindung mich anschließend, hoffe ich nun doch, daß die hervorgetretenen Symptome einer wenig er freulich anmutenden Gesinnung so rasch, wie sie gekommen sind, auch wieder verschwinden werden- Allem Anschein nach hat die urplötzlich erschienene Kriegsgefahr manche unter uns überrum pelt und sie kopflos gemacht. Und das muß aufhören, weil es nicht deutsch ist. Möge vielmehr jeder deutsche Buchhändler sich be wußt sein und bleiben, daß auch für ihn das herrliche Wort unse res Bismarck Geltung besitzt: »Wir Deutschen fürchten Gott und sonst nichts in der Welt«. Seien Sie herzlich gegrüßt von Ihrem allezeit getreuen Hermann Seippel. U. 8. Zum Beweise, daß uns Leuten »von der Waterkant« trotz der schweren Zeit der Humor noch nicht ausgegangen ist, will ich Ihnen noch eine Briefstelle Mitteilen, die von einem hiesigen Sortimenter an eine große Verlagshandlung gerichtet wurde: 1322 »Ist denn der Kleinmut immer noch nicht aus gewichen? Haben etwa die Franzosen schon Straßburg genommen, und stehen die Russen schon bei Loschwitz? Wir in Hamburg haben nichts davon erfahren« usw. Was tun? Aus Briefen deutscher Buchhändler. «Schluß zu Nr. 198 u. 199.) Was die Tätigkeit der Vereine anbetrifft, so erblickt man in ihnen meist geeignete Helfer für die Einziehung der Außen stände, selbstverständlich unter Schonung der Einberufenen und deren Familien und der durch den Krieg materiell Betroffenen. Auch sonst hält man ihre Einwirkung auf den Kundenkreis betr. Wiederaufnahme des Verkehrs für empfehlenswert. Hier die Äußerungen: Oppeln: »Die Selbsthilfe ist das beste Mittel, dcu Verkehr auf recht zu erhalte»-« Weimar: »Eine Erklärung der Buchhandlungen eines Ortes au das dortige Publikum wegen Verzögerungen würde nur von Nutzen sein.« Goslar: »Vielleicht können die buchhändlerischen Vereine ihren Einfluß geltend machen, damit in schweren Zeiten dem Sortimenter der Betrieb nicht grundlos noch mehr erschwert wird.« Freiburg i.Br.: »Der Freiburger Buchhändler- (Sortimenter-) Verein hat hier einen Aufruf erlassen zur Sammlung von Literatur, Zeitschriften »sw. zum Verteilen an die Lazarette des hiesigen Noten Kreuzes, durch den ihm viele Gaben zugeflossen sind. Die hiesigen kaufmännischen Vereine haben Inserate in den hiesigen Blättern erlassen und zum Barzahlen beim Kaufen und zur Beglei chung der Rechnungen aufgeforöert.« Euskirchen: »Wir mahnen nach dem Beispiel der Verleger und Lieferanten.« Saal selb: »Die buchhändlerischen Vereine müßten Artikel, sog. Waschzettel, für die großen und kleinen Zeitungen ihres Bezirks schrei ben lassen, in denen das Publikum darauf hiugewicseu wird, die er haltenen Rechnungen zu bezahlen und Neuankäufe, auch von Schul büchern, bar zu entnehmen. In keinem Mittel- und Kleiuhauöels- gcschäft wird soviel auf Kredit gekauft wie im Buchhandel, davon müßte das allgemeine Publikum entwöhnt werden.« Karlsruhe: »Die Vereine könnten in den Zeitungen darauf Hinweise», daß die baldige Bezahlung der Rechnungen eine Notwendig keit ist, da auch die Buchhändler fast alles bar bezahlen müßten. — Die hiesige Handelskammer hat bereits in diesem Sinne eine Aufforderung ergehen lassen.« Königstein i. T.: »Der Börsenverein stelle den Sortimentern ein auf gutem Papier gedrucktes, von den Vorstandsmitgliedern (möglichst in Unterschrift-Faksimile) namentlich unterzeichnetes Anschreibeu zur Verfügung, das energisch auf Z a h l u u g s p s l i ch t gerade gegenüber dem Buchhandel hinweist. Mau wird für ein solches Formular ein schließlich eines guten weißen Kuverts gern 1 oder 2 ^ zahlen. Das Sortiment sollte dieses Rundschreiben ohne Firma verschicken, nicht den Rechnungen beiliegend, sondern separat. Besser wäre es noch, wenn auch der Vorstand des Deutschen Verlegerveins mit Unterzeichnete.« Glogau: »Wenn der Börsenverein oder die Kreisvcreinc in den Tageszeitungen immer wieder darauf Hinweisen wollten, daß die Buch- händlerrcchnuugeu rascher bezahlt werden sollten, da der Sortimenter selbst das meiste gegen bar beziehen, das Geld also direkt auslcgeu muß (im Gegensatz zu anderen Kaufleuten, die gegen monatelanges Ziel kaufen), so könnte damit sicher etwas erreicht werden. Ich weiß aus Er fahrung, daß säumige Zahler z. B. durch die Langewieschesche Philippika zur Bezahlung ihrer Rechnung veranlaßt wurden. Ein kräftiger -Hin weis, von Zeit zu Zeit wiederholt, würde sicher Erfolg haben.« Heidelberg: »Was Vereine und Verbände beschließen, ist ja gut, aber manche Sortimenter können ihre Kunden nicht zur Zahlung zwingen. Viele Professoren, Arzte, Studenten usw. sind sofort eiugeriickt, und zwar binnen 24 Stunden, und manche Anstalt bzw. Bibliothek kann nicht zahlen, da ihr Etat meist erschöpft und die laufenden Einnahmen, aus denen sonst die Rechnungen mit beglichen werden, Kollegiengelder, Bibliotheksgc- biihren usw., im nächsten Semester fortfallen oder sehr gering sein werden. Dadurch ergeben sich zwar durchaus sichere Außenstände von einigen Tausend Mark, sie können aber nicht eingetrieben werden. Wenn uns Verlag und Kommissionär die Brotzufuhr, d. h. die regel mäßigen Zeitschrifteusendungen und Fortsetzungen usw. abschneiden oder erschweren, müssen wir schließlich verhungern, d. h. das Geschäft
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