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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.08.1914
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1914-08-26
- Erscheinungsdatum
- 26.08.1914
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1914
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Börsenblatt f. b. Dtschn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. 197, 26. August 1914. die allgemeine Lage des Buchhandels bei Beginn des Krieges im Lichte der Erfahrungen und Schicksale der einzelnen Firmen er kennen zu lassen, ist aus zahlreichen deutschenStädtenFolge gelei stet worden, so daß es Wohl möglich ist, an der Hand des so gewon nenen Materials die Wirkungen des Kriegsausbruches auf den Buchhandel, insbesondere auf das Sortiment, festzustellen und zu einem Gesamtbilde zu vereinigen. Auf Grund einer solchen Kennt nis der Zustände läßt sich am besten beurteilen, aufwelcheWeise sich der Buchhändler der Situation gewachsen zeigen und was er ev. tun kann, um das Geschäft etwas zu beleben. Diese Fragen sollen in einem zweiten Artikel »W as tun?« erörtert werden, während es sich hier um die Darstellung der Zustände handelt, wie sie in den Seldstschilderungen der Berufsgenossen auf die Fragen zum Ausdruck gekommen sind, in welcher Weise und in welchem Um fange die einzelnen Geschäfte von dem Ausbruche des Krieges ge troffen worden sind und welche Veränderungen durch Einberu fungen, notwendige Einschränkungen des Betriebes usw. noch be vorstehen, ferner welche Buchhandlungen geschlossen worden sind und wie gegenwärtig die allgemeine Lage ist, welche Stellung das für den betr. Ort zuständige Generalkommando zu den im Be sitz bzw. Verlage von Buchhändlern befindlichen Karten, At lanten, Führern usw. eingenommen hat und welche son stigen behördlichen Maßnahmen noch von Einwirkung auf das Geschäft und die wirtschaftlichen Verhältnisse des betreffenden Ortes sein werden, und schließlich, wie sich die Kundschaft gegenüber der Abnahme von festbestellten Werken, Fortsetzungen, von Band- und Lieferungswerken, Zeitschriften usw. verhält. Von irgendwelchen Kommentaren zu den Angaben ist, da die Zuschriften für sich selbst sprechen sollen, fast durchweg abgesehen worden. Mehrfachen Wünschen zufolge ist auf die Nennung der Namen der Briefschreiber verzichtet und nur ihr Wohnort angegeben worden. Eine Äußerung, die die Lage im Sortiment bei Eintritt der Mobilmachung besonders tempera mentvoll schildert, soll vorangestellt werden. Die aus Biele feld stammende Zuschrift lautet: »Das waren keine schönen Tage für den Sortimenter; teil weise unvernünftiges Publikum, teilweise — sagen wir — unkolle- gialische Geschäftsfreunde. Leipzig hat meiner Ansicht nach zum Teil versagt. Was konnte man da erleben: Nachnahmen von Fortsetzungen auf 2—8 Pakete ü 4.50 von derselben Firma, auf jedes Paket verteilt mit je 10 ^ Nachnahmespesen, und zwar z. Tl. von Firmen, mit denen man teilweise über 50 Jahre in vollständig differenzlosem Rechnungsverkehr steht; Mahnzettel — mechanisch vervielfältigt — über Beträge von ein paar Mark — von einem juristischen Verleger sogar mit dem Hinweise, das; trotz des Krieges bezahlt werden müsse, Mahnzettel zur Zahlung von gestrichenen Disponenden usw. Es wäre zum Lachen, wenn es nicht so bitter ernsi wäre! Keine Antwort auf Reklamationen oder Anfragen! Zahlungsfristen gekürzt nsw. Und da sieht man von denselben Firmen große Beträge gezeichnet; in den von ihnen verlegten Zei tungen wird zur Ruhe und Besonnenheit ermahnt und Rücksicht nahme empfohlen! Die letztere ist vielleicht eine größere patrio tische Tat, freilich kommt's nicht an die große Glocke! Was diese Firmen der Tätigkeit ihrer Geschäftsfreunde' ver danken, ist vergessen. Indes gab es auch einige erfreuliche Aus nahmen, die nach Möglichkeit durch Postexpedition usw. über die un angenehme Lage zu helfen versuchten. Solche Dienste soll sich der Sortimenter merken, wie es überhaupt besser wäre, wenn er für erfreuliche und unerfreuliche Vorkommnisse ein besseres Gedächtnis hätte.« Die beste Ergänzung hierzu liefert die Äußerung eines Goslarer Kollegen: »Die Zeiten sind ja schwer, aber wie sehr kann gerade jetzt ein freundliches, kollegiales Zusammenarbeiten zwischen Verlag und Sortiment beiden zum Vorteil und zur Hilfe gereichen! Mögen unserm Vaterland bald bessere, glücklichere Zeiten erblühen!« WaS die Einberufung von Prinzipalen und Angestellten an betrifft, so hat wohl noch kein Krieg ihre Reihen, namentlich in den größeren Geschäften, derart gelichtet wie dieser. Nirgends ist aber darob irgendwelche Mißstimmung zu verspüren. Ein jeder ist durchdrungen von der eisernen Notwendigkeit einer eisernen Zeit. Durch den Weggang der Einberufenen ist mit wenigen Aus nahmen keine Störung des Geschäftsbetriebes eingetreten, weil die Arbeit ohne große Mühe von den Zurückgebliebenen bewältigt werden konnte. Nachfolgend die Äußerungen: 1304 »Ich selber bin zu alt für den Dienst, habe mich aber mehrfach für irgendwelche Zwecke des Roten Kreuzes vormerken lassen. Meine Tochter betätigt sich bereits dafür, mein Gehilfe wird sein Gehalt weiter bekommen; sollte er noch eingezogen werden, ist mir's recht, denn zu tun ist nichts für ihn. Meinen Boten habe ich zu Feldarbeiten aufs Land geschickt. . . . Komme ich zum Roten Kreuz, so werde ich auch nur einige Stunden des Tages den Laden offen halten. Die Lebensmittelverteuerung hat sich glücklicherweise nach dem ersten Sturm gelegt. Natürlich wird sich noch mancher Notstand fühlbar machen, auch wenn man, wie ich, felsenfest an den Sieg unserer guten Sache glaubt — aber so zurückhaltend, wie gerade die wohlhabenden Leute auch bei Zeichnungen für das Rote Kreuz sind, sollte sich niemand verhalten. Unsere Zeit verlangt Opfer, und erbärmlich, wer aus Mangel an Opferwillen zurücksteht und immer nur das liebe Ich in den Vordergrund stellt. Mein eigener Sohn diente sein Jahr und steht jetzt vorm Feind. Geld hat es ge kostet, jetzt kostet es vielleicht Blut. Aber darum jammern? Alle Mann an Deck, andere (und die Ärmsten besonders) bringen viel größere Opfer.« sDarmstadt.) »Infolge des Ausbleibens des größten Teiles der Zeit schriften entließ ich einen Laufburschen.« (Glogan.) »Veränderungen sind bei mir wenig vorgekommen. Von meinem kleinen Personal ist ein Gehilfe einberufen.« (Goslar.) »Von drei Angestellten einer, der Lehrling.« (Weimar.) »Meine Einberufung und die der Hilfskräfte ist bis heute noch nicht erfolgt, könnte aber bei event. weiterer Einberufung des Landsturm-Aufgebotes ein vollständiges Lahmlegen des Be triebes zur Folge haben.« (Freiburg i. B.) »Zwei Mitarbeiter und ein Bote sind eingezogen worden, zwei andere Angestellte haben die Einberufung zu erwarten.« (Braunschweig.) »Bei uns kommen nur zwei Personen (darunter ich selbst), die als Lanösturmpflichtige zu dienen hätten, in Betracht. Da inein Bruder aber nicht dienstpflichtig ist, wird der Betrieb vorerst auf recht erhalten bleiben.« (Frankfurt a. M.) »Bon meinem Personal sind 3 Herren sofort eingerückt, ein weiterer erivartet noch Nachricht; das Geschäft wird fortgeführt.« (Heidelberg.) »Von meinem Personal gehört der 1. Gehilfe der Landwehr an und mußte einrücken, ehe ich aus meiner Sommerfrische in der Schweiz zurückkommen konnte. Der Lehrling ergriff die Gelegen heit, einem ihm immer lästigen Zwang entgehen zu können, und meldete sich als Freiwilliger. Wäre ich nicht mit dein letzten Zug noch über Lindau heransgekommen, so hätte mein Geschäft ge schlossen werden müssen.« (Augsburg.) »Von mir meldete sich ein Gehilfe als Kriegsfreiwilliger. Einen Lehrling, der im April 1915 frei wird, habe ich aus Vorsicht am 1. August freigesprochen, beschäftige ihn aber mit gekürztem Taschengeld weiter. Zwei Damen habe ich am 15. August eben falls vorsichtshalber gekündigt, mit dem ausdrücklichen Bemerken, daß bei günstigem Verlauf die Kündigung nicht in Kraft tritt.« (Oppeln.) »In einigen Tagen wird nur noch die Mitinhaberin allein hier sein, der Mitinhaber, der Gehilfe und der Lehrling müsse» weg.« (Euskirchen.) »Meine zwei Gehilfen wurden einberufen, so daß ich mich jetzt mit einer nichtbuchhändlerischen Kraft behelfe, die einstweilen voll kommen ansreicht, da das Geschäft fast stillsteht und die sonst ein- treffenden Bahnsendungen mit Fortsetzungen, Neuigkeiten und Bestelltem bis jetzt völlig ausblieben.« (Karlsruhe.) »Von unserem Personal wurden zwei Personen sofort zur Fahne einbcrufen, ein dritter Herr ist als freiwilliger Kranken pfleger eingerückt. Drei weitere Personen warten auf Befehl zum Einrücken, z. Tl. als Ersatzreservisten, z. Tl. als Landsturmleute. Einem Lehrling haben wir einen längeren Urlaub bewilligt, damit er sich bei der Einbringung der Ernte freiwillig nützlich machen kann; ein Gehilfe hat seine Tätigkeit zeitweise unter brochen, um in gleicher Weise tätig zu sein. Da das Geschäft im Sortiment sehr flau, im Verlag ganz still ist, kann mit dem übrig bleibenden Personal der Betrieb weitergefllhrt werden, auch im Journalkesezirkcl und im Zeitschriftcnversand. Nötigenfalls müs sen einige Aushilfsdiener eingestellt werden.« (Stuttgart.) »Mein Personal ist noch vollständig beieinander. Außer einem Herrn, der ungedienter Ersatzreservist ist, sind im Verlag ein ge dienter Landsturmmann und 4 ungediente Angehörige des Land sturms tätig. Ich selbst bin auch landsturmpflichtig. Ich glaube jedoch nicht, daß der Landsturm gebraucht wird, und habe daher — gewiß schweren Herzens — allen Angestellten mit Ausnahme eines älteren Herrn per 30. September 1914 gekündigt. Bis dahin soll
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