6760 Börsenblatt f. d, Dtschn. Buchhandel. Fertige Bücher. ckk ISO. 18. August 1914. Die „Tat" geht in die Ferien! Der in dieser lVoche erschienenen Augustnummcr der Dar wurde nachstehende Erklärung des Herausgebers beigelegt ^^aß wir in einer großen, erhebenden Zeit leben, fühlt jeder Deutsche, und er fühlt auch: übcrstüssig 4/ ^ist es, zu reden und zu schreiben, wenn gehandelt wird. Jetzt in diesen Stunden, die über das ^ Leben des deutschen Volkes entscheiden, gilt die Tat. Darum verzichtet diese Zeitschrift mit dem stolzen Vlamen „Tat" für die nächsten tVochen und Monate auf das HVort, zumal ihre Mitarbeiter zum größte» Teil und wohl dreiviertel ihrer Leser ins Feld gezogen sind. Sie macht Ferien — hoffent lich nicht allzulange — und erscheint wohlvorbereitet wieder auf dem plan, wenn die Resultate des Rampses zu überblicken sind. Sei der Ausgang des Rampfes wie er wolle, wir müffen aus der beu- tigen Zivilisation heraus eine neue Rultur schaffen. So wird die nächste Plummer nicht eher erscheinen, als bis sie zu den kommenden Friedensbedin gungen und damit zu den Aufgaben deutscher lVeltpolitik Stellung nehmen kann. Ihr wird sich dann eine weitere Plummer anschließen, die die Stellung des Sozialismus in der zukünftigen natio nalen Rulturpolitik erörtert. Es ist ein glücklicher Zufall, daß die stark religiöse Betonung dieses August heftes wie ein Aufklang zur jetzigen schweren Zeit ist, eine Forderung, unser Verhältnis zu Gott aus unserem ursprünglichen Leben heraus und nicht einseitig aus der Historie zu gestalten. VVohl jedes kämpfende Volk ruft Gott für seine im gerecht erscheinende Sache an, aber siegen wird jenes, das seinen lVillen auf seine inneren Rräfte stellt. VV^ic unerwartet scheint jetzt manchem das Ausharrcn der Slawen bei Österreich! HVärc derRrieg später gekommen, hätten die Leser der „Tat" bereits den Schlüffel zu einer Erklärung in den Händen. Schon seit dem Frühjahr organisiert eine Gruppe tschechischer Politiker eine Aussprache über das innere Verhältnis der Slawen zu Msterrcich in dieser Zeitschrift. Man habe es aus slawischer Seite satt, hieß es in einem aus eigener Initiative kommenden Briese eines jener Politiker an de» Herausgeber, daß gewisse Zeitungen Haß in die Menge trügen. So wollten die Gebildeten aller öster reichischen slawischen plationalitäten, i» erster Linie Polen, Tschechen, Rutbenen und Rroaten, durch ibrc führende» Geister vorerst mittels einer Sondernummer der „Tat" direkt mit den Gebildeten Deutschlands in geistige Berührung treten. Mit großer Gewiffcnhaftigkeit sind Themen und Mit arbeiter ausgewählt worden. , ^Iorher wären bereits in diesem Monat September die Österreicher und Ungarn in einem Sonder- ^ best zur Aussprache über ihr nationales und kulturelles bVollen gekommen. Der Rrieg bat alle diese Pläne über den Haufe» geworfen. Die eingesandren Aufsätze von Hermann Bahr, Erwin Häus lich, Öskar Iaszi, Richard von Rralik, I. A. Lux, Max Mell, Berthold Molden, LValter von Molo, Gtto pleurath, Engelbert perncrstorfer, Stefan Zweig u. a. stnd durch die Ereignisse überholt wor den, und ihre Verfasser warten auf die ncugeschaffene Lage, um ihre Ansichten auf neue feste Grund lagen zu stellen. Auch diese Tatsache bewog mich, der „Tat des Schlachtengottes" das „Schweigen" im Sinne Maeterlincks gcgcnüberzufteUen, und so grüßen die Mitarbeiter in der Heimat ihre Ramcraden und Leser im Feld mir stummen VVorten und fühlen sich mit ihnen vereint in der Liebe zum Vaterlande, /gemeinsam grüßen wir auch den Tod als Bruder wie einst der heilige Franziskus in seinem Sonnen- ^'gcsang. Möge bald die Zeit kommen, wo wir wieder voll froher Hoffnungen der Entwickelung des Lebens dienen! dib. Alle Abonnenten bekommen also das noch fällige Scptcmberkest als erste Sonder- nnmmer über das Thema „hriedensverhandlnngen", wenn die Zeit erfüllet ist. Eugen Diedenchs Verlag in Jena