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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.08.1914
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1914-08-07
- Erscheinungsdatum
- 07.08.1914
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- Deutsch
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- Saxonica
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Redaktioneller Teil. ^ 181, 7. August 1914. tion und Rezensent andererseits, ist ungeregelt. Daß das Er gebnis, die literarische Beilage, nichts weniger als eine Höchst leistung unter diesen Umständen darstcllt, ist selbstverständlich, und es entsteht die Frage, ob nicht doch die Möglichkeit vorhanden wäre, ohne den gezogenen Rahmen wesentlich zu überschreiten, das Niveau der literarischen Beilage wie überhaupt der Buchkri tik in der Tageszeitung zu heben. Einige Reformvorschläge habe ich im Laufe der Darstel lung schon mit eingeflochten. Meines Erachtens müßte sich zu nächst der Buchverleger eben sagen: »Tun ros agitur!« Ver nünftigen Anregungen ist die Presse noch immer zugänglich ge wesen. Da wäre zuvörderst einmal der »Waschzettel«. In sei ner gegenwärtigen Gestalt nützt er blutwenig; ich greife blind lings einen Satz aus einem mir kürzlich zugegangenen Wasch zettel heraus: ». . . diese warme Empfehlung kann die Kritik auf . . . mit Überzeugung ausdehnen. Man lasse sich das Buch in den Buchhandlungen vorlegen und wird sie bestätigt finden«. So schreibt eben kein Kritiker, (höchstens noch jener strebsame Herr, den ich oben erwähnte). Und dabei steht die Stilistik des Waschzettels heute schon auf recht achtbarer Höhe. Aber noch ist er viel zu durchsichtig, zu einseitig entzückt. Wenn ein Kritiker entzückt ist — ein Fall, der ja Vorkommen kann —, so ist er's doch ein wenig anders als der Waschzettelfabrikant. überhaupt ent steht die Frage, ob es Zweck hat, einer Zeitung, die eine eigene Beilage hat, oder gar einen Kritiker, einen Waschzettel beizulegen. Ich glaube doch. Aus eigener Erfahrung kann ich nur bestätigen, daß mir der Waschzettel vermöge seiner tatsächlichen Angaben hin und wieder schon wertvolle Dienste geleistet hat. Besonders wertvoll wegen des Reliefs, das für den Kritiker das Buch ge winnt, sind Angaben über die Persönlichkeit, das sonstige Schaffen des Verfassers und dergl. Es wäre vielleicht recht empfehlenswert, wenn die Verleger dazu übergingen, statt der Lobhudeleien nur fachliche Angaben zu machen, die dann so gar in literarische Beilagen Aufnahme finden könnten. Außerdem haben manche Verleger die Gewohnheit, an Zei tungen oder Rezensenten, deren Kritiken ihnen nicht Zusagen, keine Exemplare mehr zu schicken; sie vermuten eine persönliche Animosität ganz am Unrechten Platze. Es ist zwar vor ein paar Jahren geradezu Mode gewesen, jede Neuerscheinung erbar mungslos zu »verreißen«, allein diese Mode ist schon wieder im Abflauen; soweit ich die kritischen Beilagen und ihre Mitarbei ter kenne, sind alle ernstlich bestrebt, gerechte Urteile zu fällen und Licht und Schatten nach Verdienst zu verteilen. Die Buchverleger sollten daher nicht überempfindlich sein. Zudem ist noch gar nicht gesagt, ob eine absprechende Kritik dem Buch, Verfasser und Verleger schadet. Erstens gibt es ge rade unter dem bücherkaufenden Publikum die meisten wunder lichen Käuze und Sonderlinge. Zahlreiche solcher Bücherfreunde kaufen ein Buch aus angeborener oder künstlich angenommener Oppositionslust erst, wenn ihr Leib- und Magenblatt dagegen zu Felde gezogen ist. Logik: »An dem Buche mutz doch was dran sein, sonst hätte der vr. Müller im Tageblatt nicht so sehr drüber geschimpft!« — Zum andern ist überhaupt jede Besprechung i» einer Zeitung, auch die ungünstige, eine Reklame, und drittens sind manche Kritiken wirklich so ungeschickt abgesatzt, daß sie der maßen zum Widerspruch reizen, daß manche Verfasser und Ver leger lieber von einem Kritiker abfällig als lobend besprochen sein wollen. So kommen wir allmählich zu der wichtigsten Frage: Wie ließe sich den gegenwärtigen Mißständen innerhalb der lite rarischen Beilagen abhelfen? Vorläufig wird sich ja doch kaum ein Zeitnngsverleger entschließen, den Textteil der literarischen Beilage zu erweitern; also werden die Redakteure gezwungen sein, mir dem vorhandenen Raum etwas mehr hauszuhalten. Lei der geschieht dies bis jetzt noch gar nicht; sonst könnte es nicht Vorkommen, daß Besprechungen oft erst nach Monaten, ja manch mal gar »ach Jahresfrist gebracht werden. Es gibt Redaktionen, die sich für mehrere Monate mit Besprechungen versorgen und dann grundsätzlich, und mag es sich um die wichtigste Neuer scheinung und um den namhaftesten Kritiker handeln, keine Re zension mehr vergeben oder annehmen, bis der alte Manuskript vorrat aufgebraucht ist. Ist dieser Zeitpunkt gekommen, so wer- 12S4 den natürlich die Neuerscheinungen der Karenzzeit (wenn ich die Zeit, in der keine Besprechungen vergeben werden, so nen nen darf) überhaupt nicht mehr berücksichtigt. Die Redaktion behauptet, hierzu aus Raummangel gezwungen zu sein. Las ist in dieser Form gewiß unzutreffend. Es mag richtig sein, daß der Raum außerordentlich beschränkt ist; aöer darum muß die Redaktion eben recht gewissenhaft disponieren, damit nicht unan genehme Lücken in der Berichterstattung entstehen, und verhältnismäßig Wichtiges zugunsten des minder Wichtigen in den Hintergrund geschoben oder überhaupt übergangen wird. Denn der eigentliche Zweck der literarischen Beilage darf nie ver gessen werden, — eine literarische Chronik im edelsten Sinne darzustellen. Und — das lasse ich mir nicht ausreden — diesem Zweck kann auch auf kleinstem Raume Genüge gelei stet werden. Freilich dürfen dann nicht die alltäglichsten Ro mane mit 50 bis 100 Zeilen bedacht werden, denn dann ist für andere Bücher gewiß kein Raum mehr. Vor allem müßte aber einmal ein Teil der Bllcherflut dadurch abgedämmt werden, daß grundsätzlich der Bücher, die in den berüchtigten Herstellungs kosten-Verlagen erscheinen, nicht mehr gedacht wird. Diese Ver leger, die auf Kosten der Eitelkeit solcher Auch-Schriftstcller leben, die sich eben gar zu gerne »in Leinwand gebunden« sehen, dürf ten nicht noch indirekt durch eine Reklame gestützt werden. Die Namen dieser Firmen, die unter dem Vorwand, einen Bei trag zu denDruckkosten erheben zu müssen, den selbstsüch tigen Autoren das Doppelte, ja das Dreifache des Gesamtdruck kostenbetrags abnehmen, müßten einfach totgeschwiegen werden, schon damit nicht neue Opfer den Weg zu ihnen finden. Auch den eitlen Herren, die für ihr teures Geld ein Stelldichein mit der Dame Literatur erkaufen wollten, ist ja nicht damit gedient, wenn ihre Bücher besprochen werden; es ist wenig Ehre mit einem solchen Verleger einzulegen. In Fachkreisen hat man neuerdings mehrfach empfohlen, Spezialreserenten für die einzelnen Gebiete einzuführen. Der Gedanke hat sicher manches Gute, birgt aber doch auch Ge fahren in sich. Der Vergleich mit England und Frankreich hinkt schon deshalb, weil deren Bücherproduktion erheblich kleiner als die deutsche ist. Wenn die literarischen Beilagen nur ein halb Dutzend Spezialreferenten hätten, so wäre es einzelnen Referenten — man denke an das fürchterliche Referat über die neuerschie nenen Romane — überhaupt nicht möglich, ihre Aufgabe zu er füllen. Auch würde die Lebendigkeit der Beilage ganz bedeutend leiden, wenn sich nur ein paar Leute in die Berichterstattung teilen und einförmig über die Neuerscheinungen berichten würden. Spe zialreferate möchte ich nur für kleine Ressorts be fürworten, zum Beispiel für Philosophie, Staatswissenschasten, Sozialwissenschaftcn usw. Im übrigen wirken dem notorischen Raummangel Sammelbesprechungen, zusammenfas sende Rezensionen über verwandte Bücher mit gutem Erfolg entgegen; ein paar Titel mögen dies illustrieren: »Neue Ge spenster- und Abenteuerliteratur«, »Neue Napoleonliteratur«, »Neue Lyrik« und dergleichen. Für verfehlt halte ich es, mit den Mitarbeitern zu häufig zu wechseln. Je nach dem Umfang der Beilage genügen 12 bis 40 ständige Mitarbeiter. Es ist notwendig, daß sich das Publikum an die Namen gewöhnt, zu einzelnen der Kritiker wenig stens einen seelischen Kontakt gewinnt und so ein persönliches Interesse bezeigt, die Ansicht des ihm, dem Leser, namentlich bekannten Kritikers kennen zu lernen. Die Vorliebe des Lesers für das Persönliche ist reinmenschlich erklärlich; es kann ganz dahingestellt bleiben, ob sie vernünftig oder unvernünftig ist; sie ist ein Faktor, der in der Rechnung nicht übersehen werden darf. Was der unbekannte Herr L schreibt, ist dem Publikum ganz gleichgültig, und wenn Herr X nebenbei eine der größten Autoritäten ist. Wenn aber Herr L erst drei- viermal rezensiert hat, wird der Leser aufmerksam und nimmt zu ihm allmählich Stellung. Auf das äußere Bild der Literaturbeilage wird auch noch, besonders in Sllddeutschland, vielfach zu wenig geachtet. In welcher Reihenfolge die Artikel gebracht werden, ist durchaus nicht gleichgültig; die Anordnung dem Metteur oder Korrektor zu überlasse», ist sträflicher Leichtsinn. Das Verhältnis der um-
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