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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.08.1914
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1914-08-07
- Erscheinungsdatum
- 07.08.1914
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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// Nr. 181. LZDeutichen Ncich<? zahlen für jedes Exemplar 30 Mark bez. N des DSrfenverein» die vieraejpaltene Petitzeile oder deren 3Z36 Mark jährlich. Nach dem Ausland erfolgt Lieferung N Naum 15 Pf^ >/«S. 13.50 M..'/z S. 26 M..'/, 6.50 M.; für Nicht-*5 >1; über Leipzig oder durch Kreuzhand, an Nichtmit^licder in N Mitglieder 40 Pf., 32 M.. 60 M.. 100— Deilagen werben ^2 UTeMmöMWMerÄüs'öerSeA^ch^'MLHU 81. Jahrgang. Leipzig, Freitag den 7. August 1914. Redaktioneller Teil. Leipziger Briefe. ix. lVIII siche Nr. ISS.» Was gilt es in diesem Kriege? — Arme Bugral —'Leipzig im Zeichen der Mobilmachung. Auf was Wir gefaßt sein mußten, was wir aber nicht auszu- deuken wagten, ist nunmehr Ereignis geworden. England hat uns den Krieg erklärt. Das große Kesseltreiben gegen uns hat begon nen. Es ist Tag geworden nach der Nacht der Ungewißheit. In der Klarheit der Situation wachsen die Kräfte und weitet sich der Pflichtenkrcis jedes einzelnen. Standesuntcrschiede und Partei hader sind wie Spreu vor dem Winde verflogen. Auch der Ge ringste fühlt und weiß es. Es handelt sich um Sein oder Nicht sein. Was gilt es in diesem Kriege? Ich lese die Antwort, die uns Heinrich von Kleist aus der Tiefe seiner deutschen Seele ge geben: »Eine Gemeinschaft, deren Dasein keine deutsche Brust überleben und die nur mit dem Blut, vor dem die Sonne verdunkelt, zu Grabe gebracht werden soll!« Man lese die ganze Antwort des Dichters auf die Frage, und man wird finden, daß sie Wort für Wort auch heute noch nach hundert Jahren ihre Gültigkeit hat. Wer von den deutschen Verlegern läßt sie in Hunderttausenden von Exemplaren drucken und verbreiten, damit ein jeder im tiefsten Herzensgründe erkenne und wisse, was es in diesem Kriege gilt? Ist es nicht ein seltsames Schicksal, daß gerade das Volk seine Existenz bis auf den letzten Blutstropfen verteidigen muß, das Gutcnberg geboren und dem geschriebenen Wort ungeahnte Flug kraft verliehen hat? Lag hierin und in dem gewaltigen Auf schwünge des Buchgewerbes aller Kulturnationen nicht ein Teil jener Kraft, die den Weltfrieden erhalten konnte? Arme Bugra! Wie grausam stellen sich der schönen Fricdensidee, die an ihrer Wiege stand, die Ereignisse gegenüber! Unsere buchge werbliche Weltschau ist den Gegenmächten erlegen, heute schon, auch wenn sie, wie beabsichtigt, offen bleibt. Die Idee ist unter legen. Es ist still geworden da draußen vor unseren Toren, still auf der so schön klingenden »Straße der Nationen«, still auf den anderen Wegen, still in den Hallen und in den Vergnügungsstät ten. Ein großer Teil der Ausstellungsbeamten ist der Fahne ge folgt, geräumt und geschlossen sind die Häuser Englands, Frank reichs und Rußlands, die Flaggen unserer nunmehrigen Feinde entfernt. Der Besuch an den Vormittagen ist gleich Null, und auch der Zuhörer bei den Nachmittags- und Abendkonzcrten sind nicht allzu viele. Arme Bugra! Im Prunkgewande strahlst du einsam und verlassen im Sommersonnenscheine. Der Blick fällt unwillkürlich auf das ernste graue Steinmassiv des Völkerschlacht- dcnkmals, in dem sich der ganze Ernst der Zeit spiegelt. Wir wis sen, daß es jetzt des Geistes der unter der Erde schlummernden Kämpfer bedarf, um den Sieg davon zu tragen. Und wir werden siegen, weil wir siegen müssen! Einen seltsamen Kontrast zu der Ruhe auf dem weiten Aus- slellungsgeländc bildet das Leben in der Stadt. Eine buntbewegte Menge flutet auf den Straßen und öffentlichen Plätzen. Auf Schritt und Tritt begegnet man den Anzeichen des Krieges. Mit großer Schnelligkeit und in mustergültiger Ordnung vollzieht sich die Mobilmachung. Droschken und Automobile mit Offizieren als Insassen rollen vorüber. Unter den Uniformen herrscht das neue kleidsame feldgraue Tuch vor. Scharen von Pferden werden durch die Stadt geführt, und schwere militärische Transportfahr zeuge rasseln über das Pflaster. Die Bahnhöfe sind militärisch besetzt. Jeder Reisende mutz den mit geschultertem Gewehr da stehenden Posten Auskunft geben, ehe er den Bahnhof betreten darf. An den Eingängen sind die gelben Fahrpläne für die Mili tär-Lokalzüge angeschlagen. Mars regiert die Stunde. Die Ka sernen sind von der Menge umlagert, die mit großem Interesse und tiefer Anteilnahme der fieberhaften kriegerischen Vorberei tungstätigkeit zusieht. Rührende Abschiedsszenen spielen sich ab. Aber jedem Soldaten leuchtet das Bewußtsein aus den Augen, was es in diesem Kriege gilt. Froh und kampfesmutig und voller Zorn über die Vermessenheit der Feinde zieht er hinaus. Lieb' Vaterland, magst ruhig sein! Das Volk zeigt eine Wohl selten da gewesene einmütige Begeisterung für die große Sache. Das Va terlandslied ist wieder Gemeingut geworden. Auf den Straßen und in den Wirtschaften singt man die Wacht am Rhein und das Lied Deutschland, Deutschland über alles. Freilich fehlt es auch nicht an Ausschreitungen, die aus dem Übermaß der Begei- sterung entspringen. Allerlei unkontrollierbare Gerüchte werden verbreitet. Die Extrablätter werden den Verkäufern aus den Händen gerissen. Die Zeitungen wissen von allerlei Spionage affären zu berichten. Wie zu erwarten war, ist der buchhändlcrische Verkehrsappa rat in Leipzig durch die Mobilmachung so gut wie unterbrochen. Aber die Kommissionäre beschäftigen sich bereits fast täglich mit der Frage, in welcher Art und in welchem Umfange der Verkehr aufrechterhalten werden kann. In den Läden der Sortiments buchhandlungen ist es stiller geworden. Nur die in den Schau fenstern ausgehängten Kriegskarlen erfreuen sich lebhafter Nach frage. Der ganze Buchhandel ist wie im Märchen durch Zauber macht in eine Art Schlaf versetzt worden. Viele Geschäftsinhaber und ein großer Teil des Personals, besonders der Großfirmen, sind zu den Fahnen einberufen. Das Aufgebot des Landsturms wird die Reihen der Zurückgebliebenen noch mehr lichten. Aber auch sie, die Angehörigen unseres Berufes, gehen freudig in den Krieg. Auch sie wissen, daß die Dornenhecke, die gleichsam nm Buch und Buchhandel gelegt wurde, nur mit dem scharfen Schwert zerhauen werden kann, das in ihren Händen ruht. Gott schütze unser Vaterland, Gott schütze unsere Berufsge- nossen im Felde. kiseutor. Die Buchkritik in der Tageszeitung. (Fortsetzung und Schluß zu Nr. 17S u. IM.» Mit den Ausführungen in vor.Nr. habe ich schon ein Gebiet be- treten, das mit den Hauptzweck dieser Arbeit bildet, — Reform- Vorschläge zu machen. Es war hierzu notwendig, erst die tat sächlichen Verhältnisse zu analysieren: Wir haben gesehen, daß die gegenwärtigen Zustände, gelinde gesagt, viel zu wünschen übrig lassen; die Zeitungsverlegcr halten die literarische Beilage aus mehrfachen Erwägungen für einen Ballast ihrer Zeitung; die Feuilletonredakteure wissen dies und wollen dem Verleger Kosten ersparen; die Bücherflut, die sich in die Redaktionen er gießt, ist um ein Vielfaches zu gewaltig; der Verkehr zwischen Buchverleger und Zeitungsredaktion einerseits, zwischen Redak- 1233
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