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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.08.1914
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1914-08-01
- Erscheinungsdatum
- 01.08.1914
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19140801
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1914
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Börsenblatt s. d. Dtschn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. ^ 176, I. August 1914. Wenn Wir das Börsenblatt der damaligen Zeit auf Einzet- heiten ansehen, so finden wir wegen des geringen redaktionellen Ausbaues außerhalb des Anzeigenteils nur wenig Anhaltspunkte. Wie groß die Verkehrsstörungen waren, kann man aber daraus ersehen, daß sogar der Korrespondenzberkehr vorübergehend auf gehoben worden war. Am 3. Juli erließ der Börsenverein eine Bekanntmachung mit der Aufforderung, angesichts der Unter brechung des Eisenbahn- und Postvcrkchrs die Erfahrungen über angebahnte neue Speditionswege mitzuteilen, worauf auch einige derartige Mitteilungen erfolgten. Der Inhalt des An zeigenteils ist natürlich stark von den Kriegscreignisscn beeinflußt. Im Vordergründe stehen Anzeigen von Kriegskarten, militärischen und kriegsmedizinischen Werken, Liederbüchern, Kriegsgeschichten in Lieferungen und patriotischer Literatur aller Art. Trotz der für ihn höchst ungünstigen Verhältnisse beteiligte sich der Buchhandel an der charitativen Arbeit des Krieges. Adolph Enslin und Wilhelm Hertz in Berlin erließen einen Aufruf zu einer Samm lung von Büchern für das Lese- und Unterhaltungsbedllrfnis der Verwundeten und Kranken. Da der Krieg von 1866 glücklicherweise nur von kurzer Dauer war, so konnte sich der Buchhandel in den auf ihn folgenden Jahren allmählich und sicher erholen. Begünstigt durch die Einführung der Gewerbefreiheit, erlangte er bald einen so großen Aufschwung, daß er, als der Krieg mit Frank reich im Jahre 1870 ausbrach, wirtschaftlich bedeutend gefestigter und widerstandsfähiger dastand. Der Beginn des Krieges zeigt im wesentlichen das gleiche Bild wie im Jahre 1866. Im Börsen blatt vom 25. Juli 1870 findet sich folgende Notiz: »Nach den Bekanntmachungen der hiesigen (Leipziger) Postbehörde und Eiscnbahndirektion ist auf die Dauer der jetzigen Militärtrans porte auf sämtlichen sächsischen Eisenbahnlinien aller Post- und Handelsverkehr teils sistiert, teils nur in beschränktem Maße zu lässig. Verzögerungen und Unregelmäßigkeiten in dem gewohn ten Gang der Geschäfte sind daher in der nächsten Zeit unver meidlich, was die auswärtigen Handlungen in ihrem Verkehr mit dem hiesigen Platze patriotischen Sinnes beachten mögen.« Ein gutes Beispiel, in welcher tief einschneidenden Weise sich der Krieg auf dem Geldmärkte bemerkbar machte, bieten die da maligen Zustände in Stuttgart. Im Jubiläumskatalog der Deut schen Verlags-Anstalt von 1898 heißt es über das Kricgsjahc n. a.: »Die schlimmste Wirkung des Kriegsausbruches war jedoch der Stillstand allen Kreditverkehrs. Dadurch standen die best- sitnierten, selbst reichdotierten Banken in Gefahr, in Verlegen- heit zu kommen. Da taten sich die Großindustriellen Württembergs, und unter ihnen wiederum als einer der ersten Eduard Hallbcrger, zusammen und gründeten auf dem Prinzipe der Solidarhaft eine Kreditkasse, die eine Art Privatpapiergeld ausgab. Die Kasse hat in wunderbarer Weise den gesunkenen Kredit wicderhergcstellt und ohne Zweifel großes Unglück verhütet.« Das Bibliographische Institut, damals in Hildburghausen, und andere Verlagsfirmcn vertagten die Herausgabe großer bereits angezeigter Lieferungs werke. Die Novitäten wurden zurückgehalten. Die Helwing'sche Buchhandlung in Hannover bat in einer Anzeige im Börsenblatt dringend, ihr nur wichtige und hervorragende Erscheinungen zu gehen zu lassen. Sie habe keine Arbeitskräfte. Zudem habe die Kauflust aufgehört. Auch die Kontinuationcn würden sich beden kend ändern. Das Steigen des Agios beranlaßtc die auswärtigen Buchhändler in Österreich und in den russischen Ostsecprovinzen, den Barvcrkehr einzustellen und um Lieferung in Rechnung zu ersuchen. Diese Bitte stieß aber auf lebhaften Widerstand, weil die Notwendigkeit der Änderung bestritten wurde. Der Insera tenteil des Börsenblatts jener Tage wimmelt vvn Anzeigen über Kricgskartcn und Kriegsgeschichten in Lieferungen, ein Zeichen da für, daß der Verlag seine Tätigkeit sofort auf die geänderten Be dürfnisse des Publikums eingestellt hatte. Daneben werden Mili taria anderer Art, kriegsmedizinische Werke, Schriften über das Rote Kreuz, Wörter- und Lehrbücher der französischen Sprache, Bildnisse der deutschen Heerführer, politische und patrio tische Broschüren und Liederbücher, Kriegsnummern der Gartenlaube, des Daheims, der Leipziger Jllustrirten Zei tung und anderer Zeitschriften, Klischees von Kricgs- bildern u. dergl. angezeigt. Allerlei düstere Prophezeiun- 1214 gen über den Weltuntergang und andere umwälzende Ereignisse des Jahres 1870 mischen sich darein. Dem guten deutschen Schä fer Thomas erwächst in dem Alpenschäfer Hanns Tobias Velten eine unerwünschte Konkurrenz, die ihn mit dem Unkenrufe von Krieg, Hunger und Pestilenz zu übcrbieten trachtet. Daneben kommt der Humor in mancherlei Gestalt zur Geltung. Charakte ristisch ist eine bereits am 27. Juli erschienene Anzeige der Firma Veit L Comp, in Leipzig über das Werk von vr. Adolph Schmidt in Jena: »Elsaß und Lothringen. Nachweis, wie diese Provinzen dem Deutschen Reiche verloren gingen«. Auch den Niederschlag der patriotischen Begeisterung der da maligen Zeit finden wir in dem sonst so ernsten und ruhigen Börsenblatt. Ernst Keil teilt seinen Geschäftsfreunden im Buch handel die Aussendung von Kriegsberichterstattern mit und be ginnt diese Ankündigung mit den Worten: »Angesichts der buben haften Verhöhnung unserer nationalen Würde und Freiheit, an gesichts des frevelhaften Übermutes, mit welchem Frankreich die furchtbarste Kriegsfälle! in den Friedenssegen unseres Vater landes schleudert, und getreu ihrer nationalen Tendenz wird auch die ,Gartenlaube' mit allen ihren Mitteln dahin wirken, den aus genommenen Kampf zu schüren usw.« Die Kriegspoesie blüht. Vom 16. Juli bis 22. August sind laut einer Notiz im Börsenblatt nicht weniger als 634 Kriegsgedichte gedichtet worden. Einzelne Berufsgenojsen kündigen ihre Einberufung zu den Fahnen an und bitten um Nachsicht für die Geschäftsführung während ihrer Abwesenheit. Einen anderen Appell an den Patrio tismus der Berufsgenossen müssen wir in der ernsten Mahnung erblicken, beim Verkaufe namentlich von größeren Partien von Kriegskarten vorsichtig zu sein, damit sie nicht in die Hände des Feindes gelangen. (Auch in gegenwärtiger Zeit sehr beachtens wert !) Wir erfahren, daß Karl Baedeker, damals noch in Koblenz, das Ansinnen, 500 Exemplare seines Reisehandbuches »vo Rlrin« nach Frankreich zu liefern, abgelehnt habe. Mit dem Patriotis mus regte sich auch die Opferwilligkeit im Buchhandel. Bereits Anfang August fordert der Unterstützungsverein zu freiwilligen Beiträgen für Kranke, Verwundete und Hinterbliebene, Witwen und Waisen auf und veröffentlicht in der Folge regelmäßig die Listen der eingelaufenen Gaben. Bemerkenswert ist eine Sonder sammlung des Wiener Gehilfenvereins Buchfink von 110 Gulden. Vielleicht hat die deutsche Gehilfenschaft bald Gelegenheit, sich zu revanchieren. — Hermann Hengst (in Firma W. Adolf L Co.) und Alexander Haack (in Firma Victoria-Verlag) in Berlin er lassen einen Aufruf zur Stiftung von Liebesgaben an Büchern und Zeitschriften für Verwundete und Kranke. Den gleichen Zweck verfolgt ein Aufruf des Bureaus für Felddiakonie (vr. Wichern) in Berlin. Die Leipziger und Bielefelder — und Wohl auch andere — Buchhändler verteilen Liederbücher an die durch ziehenden und abmarschierenden Truppen. Im Leipziger Tage blatt findet sich eine, auch vom Börsenblatt übernommene Notiz, wonach die Besitzer eines ortsansässigen großen Buchhändler- Etablissements (B. L H.) beschlossen hätten, an sämtliche Familien der aus ihren Offizinen zu den Fahnen einberufenen Arbeiter die vollen Gehalle während der Dauer des Krieges auszuzahlen. Die Geschäftsbetriebe wurden z. T. empfindlich durch Ein berufungen der Prinzipale und des Personals gestört. Der starke Umsatz von Kriegsliteratur und Kriegskarten vermochte keinen Ausgleich für die mangelnde Nachfrage nach anderen Werken zn bieten. Freilich schufen die folgenden Friedcnsjahre reichlich Ersatz für die erlittenen Verluste. Inzwischen sind die Betriebe gewachsen, ihr Mechanismus ist komplizierter geworden. Was eine Mobilmachung für einen modernen Großbetrieb bedeutet, kann man heute schon ans den Einberufungen der österreichischen und russischen Arbeiter in den deutschen Industriegebieten ersehen. Die Verbindungen großer Unternehmungen gehen längst weit über die heimischen Grenzen hinaus. Schon der Krieg Österreichs mit Serbien, der ja nun Tatsache ist, fügt unserem Wirtschaftsleben empfindlichen Schaden zu. Für den Buchhandel ist das deutsche Sprachgebiet Öster reichs ein der engeren Heimat gleichwertiges Absatzfeld, so daß sich die Zurückziehung und das Ausbleiben von Aufträgen, sowie andere Störungen unseres Wirtschaftslebens besonders empfind lich bemerkbar machen. Inwieweit die nunmehr auch in Österreich
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