Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 31.07.1914

RedatnoneUer Teil. ^ 175, 31. Juli 191-1. Stipendien für junge Künstler. — Aus der Stiftung, die am 70. Geburtstag Adolf Menzels an der Berliner akademischen Hochschule für die bildenden Künste errichtet wurde, ist ein Stipendium zu ver geben. Der Zweck der Stiftung ist, jungen befähigten Künstlern deutscher Abkunft, vorwiegend Malern, ohne Unterschied der Konfes sion, die die Hochschule oder die Meisterateliers der Akademie be suchen, Unterstützungen für ein oder zwei Jahre zuzuwcnden. Jetzt sind 600 Mark zu vergeben. Bewerbungen sind bis zum 5. Oktober an den Hochschuldirektor, Exzellenz Anton von Werner, cinzureichen, ebenso um die zwei je sechshundert Mark betragenden Stipendien der Ernst Ncichcnheim-Stiftung. Für diese kommen Maler ohne Unterschied der Konfession in Betracht, die schon längere Zeit an der Hochschule studieren. Das Kaiser Wilhelm-Institut für Kohleersorschung in Mülheim au der Ruhr ist dieser Tage durch einen Festakt seiner Bestimmung übergeben worden. Das Institut ist der Kaiser Wilhelm-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften in Berlin angegliedert. Die Leitung der Anstalt wurde Professor Franz Fischer, bisher an der Technischen Hochschule in Eharlottenburg, übertragen. Der Vorsitzende des Kurato riums ist der Regierungspräsident von Düsseldorf vr. Kruse. Buchhändler-Vereinigung des Rheinisch-Westfälischen Jndustrie- bczirkes. Bericht über die 3. V i e r t e l j a h r s v e r s a m m - Inng vom 22. Juni 1914, nachm. 4 Uhr, im Hotel Pe tr i n g z u B l a n k e n st c i n a. d. Rn h r. Der Vorsitzende Herr Diedrich Baedeker-Essen spricht nach Worten der Begrüßung an die erschienenen Mitglieder, seine Ge nugtuung über die Annahme des Antrages Prager seitens der Haupt versammlung des Börsenvcreins aus und bezeichnet sie als einen erfreu lichen, wenn auch kleinen Anfang auf dem Wege zur Besserung der wirtschaftlichen Lage des Sortiments. Das gleiche sei der Fall mit der großen Anzahl von Stimmen (409), die der ebenfalls in Leipzig zur Abstimmung gelangte Antrag vr. Lehmann auf sich vereinigt habe, wenn er auch leider noch nicht die genügende Mehrheit erhalten hätte. Alsdann geht der Vorsitzende zu der Frage über, welche Anträge etwa noch in Köln in der Hauptversammlung zu stellen seien, außer dem schon in der Vierteljahrsvcrsammlung am 28. März d. I. beschlossenen An träge zur Nabattfrage: »der Absatz 6 der Nabattbestimmungen der Vcrkaufsordnung der Kreis- und Ortsvereine möge wie folgt abgeändert werden: .k>) bei Verkäufen, die nicht unter a) fallen, darf bei Barzahlung von Büchern im Preise von 10.— ab ein Skonto von 2°/, gewährt werden'. (Der bisherige Zusatz hinter ,bei Barzahlung' ,odcr längstens halbjähr licher Begleichung' fällt weg.)« Dieser Antrag, den er dem Vorsitzenden des Kreisvereins in den nächsten Tagen Mitteilen werde, beziehe sich auf das Verhältnis des Sortimenters zu seinem Kundenkreis, während der in Leipzig ange nommene Antrag Prager mehr eine Folge der Haltung der Verleger zum Sortiment sei, da er einen vom Verleger ungenügend festgesetzten Rabatt und damit den Sortimentergewinn zu verbessern suche. Eine weitere Verbesserung strebten bekanntlich die Anträge Lehmann an. Es frage sich, ob die »B.-B.« noch andere Anträge auf der Hauptversamm lung in Köln stellen solle, wie dies die allen zugegangene vorläufige Ein ladung zur Teilnahme an der Versammlung am 12. Juli vorsähe. Nach Auseinandersetzung über das Verhältnis der »B.-V.« zum Rheinisch- Westfälischen Kreisvercin führt Herr Noeder aus, daß die Gründung eines »Allgemeinen Deutschen S o r t i m e n t e r v e r e i n s« allerdings das dringendste Bedürfnis für den Sortimentsbuchhandel sei, wenn er vor dem drohenden Untergang bewahrt werden solle. Die bisher in dieser Richtung gemachten Versuche seien gescheitert, teils in folge ungenügender Beteiligung des Gesamtsortiments, teils mangels erforderlichen Einflusses im Börsenverein gegenüber den anderen, ge schlossen anftretenden Gruppen. Die Sortimenter des Rheinisch-West fälischen Industriegebietes hätten nun vor zwei Jahren den Versuch ge macht, durch Gründung der »B n ch h ä n d l e r v e r e i n i g u n g d e s Nheinisch - Westfäl ischen Indnstriegebietes« eine Ver- tretnng für reine Sortimenter-Interessen zu schaffen. Die gemachten Erfahrungen und erzielten Erfolge seien derart, daß die »B.-V.« den einstimmigen Beschluß gefaßt habe, in ihrer heutigen Ausdehnung un bedingt zusammenzubleiben, welcherlei Nengründnngen auch erfolgen mögen. Die »B.-V.« sei ferner der Ansicht, daß zurzeit die Schaffung eines Allgemeinen Deutschen Sortimenter-Vereins noch nicht möglich sei: cs bedürfe dazu eingehender Vorarbeit, um auf so geschaffener Grundlage später zu einem allgemeinen Zusammenschluß zu gelangen. Zur Erreichung dieses Zieles halte die »B.-V.« zunächst die Gründung von Bezirksvercinen nach eigenem Mnstcr für zweckdienlich und wiin- lchenswcrt. Noeder beantragt zum Schluß folgende Entschlie ßung: »Der Kreisvercin Rheinisch-Westfälischer Buchhändler beschließt die Gründung von zwei weiteren Bezirks-Sortimenter-Vereinen inner- 1210 halb seines Gebietes nach dem Muster der .Buchhändler-Vereinigung des Rheinisch-Westfälischen Industriegebietes', und zwar einmal die der .B.-V.' nicht angeschlossenen Orte Rheinlands, zum anderen die eben solchen Orte Westfalens umfassend. Die Vorstände dieser 3 Sortimen tervereine haben Sitz und Stimme im Vorstand des K.-V. R.-W. B.« Mit diesen Gründungen soll für den Plan eines Allgemeinen Deut schen Lortimentcrvereins Vorarbeit geleistet werden. Aufgabe des Kreisvcreins sei es dann, alle anderen Kreisvereine zu solcher Vor arbeit willig zu machen. Der Vorsitzende hält mit Hern Körn gen den Vorschlag Roeder für den einzig gangbaren Weg. Die »B.-V.« sollte das, was ihren Interessen am meisten dient, zunächst zu erreichen suchen. Und das spräche der Antrag Noeder aus. Der Antrag Noeder wird einstimmig angen om ni e n. Herr Steffen teilt mit, daß der Ausschuß für Schul bücher - A u s t a n s ch eine Sitzung abgehalten habe, und entwickelt einen ausführlichen Plan, wie sich der Ausschuß die in dieser Beziehung einznschlagcnden Wege denkt. Von den drei zur Kenntnis gebrachten Anträgen wird nach längerer Beratung der zweite Vorschlag (direktes Angebot seitens des Verkäufers) angenommen. Er hat folgenden Wortlaut: а) Die Ortsvereine lassen von ihren zu Ostern anzufertigendcn S ch u l b ü ch e r - V e r z e i ch n i s s e n einen Uberschuß von je 50 Stück drucken und versenden sie an alle Mitglieder der »B.-V «. б) Tie Mitglieder suchen oder bieten bei Bedarf abgeschaffte oder liegengeblicbene Schulbücher auf Grund der so in ihren Händen befindlichen Schulbücher-Verzeichnisse an. Herr Noeder erklärt unter dem allgemeinen Beifall der Ver sammlung, daß, da doch einer die Sache machen müsse, er selbst die Ver zeichnisse zusammenstellen wolle und daher bitte, daß die Mitglieder aus den einzelnen Orten ihm die Schulbücher-Verzeichnisse in möglichst 2 Exemplaren sofort zukommen ließen, damit er die Arbeit jetzt in den Sommermonaten erledigen könne. Unter »Sonstiges« bringt der Vorsitzende, Herr Baxdeker, fer ner einen Antrag Müller-Gelsenkirchen zur Verlesung, in dem gebeten wird, daß den Kreisschulinspektoren im Kreise Gelsenkirchen Mitteilung von dem Verkaufvon Kalendern u s w. durch Lehrer und Lehrerinnen an ihre Schüler gemacht und das Ersuchen an sie gerichtet werden soll, den Lehrpersonen solche Verkäufe zu ver bieten. Der Vorsitzende erklärt sich bereit, an die betreffenden Kreis- schnlinspcktoren in diesem Sinne zu schreiben. Herr Lohn wünscht, daß ein Gleiches auch für den Kreis Bochum geschähe, während Herr B r a n n bittet, die Schreiben allgemein zu halten und weder Namen von Lehrern noch Bücher- oder Kalendertitel zu nennen. Der Vorsitzende teilt sodann mit, daß er für die Essener Buchhänd ler-Vereinigung wegen des Bücherverkaufs auf dem Essener Hauptbahnhos vor der Sperre in der Zeit nach Geschäftsschlnß beim Polizeipräsidenten in Essen vorstellig geworden sei und daß ihm dort die Versügung der Minister für Öffentliche Arbeiten, für Unterricht und für Handel und Gewerbe vom 2. Mai 1911 vorgelegt worden sei, wonach außer ans den Hanptbahnhöfcn in Frankfurt a. M. und Wiesbaden auch auf solchen Bahnhöfen, wo die Verhältnisse für den Bahnhofsbnchhandel ähnlich liegen (d. h. ein besonders starker Fremdenverkehr herrscht), »auch wäh rend der für das Handelsgewcrbe im allgemeinen nicht freigegebenen Stunden der Verkauf außerhalb der Bahnsteigsperre an Sonn- und Feiertagen unter der Bedingung zuzulassen sei, daß den Angestellten die vorgcschriebcncn Ruhezeiten gewährt werden, und unter der Vor aussetzung, daß durch die dem Bahnhofsbuchhandel zngestandenc Ver günstigung den übrigen Zcitungsverkäufcrn und dem Buchhandel kein erheblicher Nachteil drohe«. Er habe, als er persönlich auf dem Poli zeipräsidium gewesen sei, ans die Frage des Dezernenten, ob sich die Essener Buchhändler denn wirklich geschädigt fühlten, geantwortet, daß das allerdings der Fall sei, worauf der Dezernent gesagt habe, er wolle die Sache zunächst der Negierung in Düsseldorf vorlegen. Bei einer Umfrage in der Versammlung ergibt sich, daß vor der Sperre auf den Bahnhöfen zn Essen, Bochum und Gelsenkirchen seitens der Bahnhofsbnchhändler ein Verkauf stattfindet. Herr H undt über nimmt es, in der Hauptversammlung in Köln die Angelegenheit zur Sprache zu bringen und zn beantragen, daß sie vom Kreisverein in die Hand genommen werde. Auf Anregung des Herrn Steffen wird sodann beschlossen, daß die Angelegenheit der Fertigstellung und des Vertriebs von Schüler- Kalendern durch die »B.-V.« als erster Punkt ans die Tagesord nung der nächsten Vicrteljahrsversammlung gestellt werden soll. In der Einladung sollen die einzelnen Mitglieder gebeten werden, in der Versammlung anzugeben, wieviel Schülerkalendcr sie gebrauchen wer den. Ohne Angabe einer ungefähren Auflage lasse sich der Schüler- kalcnder nicht in Arbeit nehmen. Schluß der Sitzung: 7N Uhr abends..