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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.07.1914
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1914-07-16
- Erscheinungsdatum
- 16.07.1914
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- Deutsch
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V»« umfaßt .160 vter^ ipalt 'pctit^cUcn. die .^eile ! für'^S. 17 M. sto»N8M. 8lellengetu<1,e werden mit 10pro Z MMMWMM^^M^MI»str1er1»n leil: für Mitgl.eder Z ?"um ÄÄ . für ir.ct't- « Mitglieder 40 -pf^ LL M.. *>0^71!.. »00 7N. ^ veilo>,en werden . Nr. 182. Leipzig, Donnerstag den 16. Juli 1914. 81. Jahrgang. Redaktioneller Teil. Die deutsche Bücherproduktton seit 1564 im Lichte der Statistik. Von Paul Votz, Leipzig. Ein Gang durch die Bugra wird dar Herz eines jeden Deut schen unbedingt höher schlagen lassen. Berechtigter Stolz mutz ihn crsiillen, wenn er sieht, wie der deutsche Buchhandel im inter nationalen Wettkampf die bei weitem dominierende Stellung ein nimmt und der Welt ein glanzvolles und strahlendes Bild deut schen Fleißes und deutscher Kulturhöhc vor Augen führt. Mit ihren 65078 Neuerscheinungen im Jahre 1913 steht die deutsche Bttchcrproduktion allein aus ragender Höhe. Man fragt sich da unwillkürlich: woher kommt gerade in Deutschland diese enorme Ausdehnung des Buchhandels, oder, was hier ziemlich auf das selbe hinauskommt, da die Bücherproduktion im großen und gan zen doch nur ein Widerschein des Geisteslebens ist, wie erklärt sich gerade in Deutschland die ungeheure Zahl von Bücherschrei- vcnden und Lesern? Gewiß hat hauptsächlich psychische Veranlagung die Deut schen zum Volk der Dichter und Denker gemacht. Diese Psychi schen Kräfte mußten aber in der geschichtlichen Entwicklung des Volkes ihre Nahrung finden. Will man die Grundmauern er kennen, auf denen der moderne Buchhandel seinen jetzt so prun kenden Bau errichten konnte, so hat man sie in der Hauptsache in der ganz eigentümlichen Entwicklung zu suchen, die unser Volk nach dem 30jährigen Krieg bis gegen 1800 durchmachte. Be trachtet man diese Zeit unter einem bestimmten Gesichtswinkel, so ergibt sich, mit ganz wenig Worten ausgedrückt, ungefähr fol gendes Bild: Vollkommen ausgcsogen ging das vorher volks wirtschaftlich reiche und auf geistigem und künstlerischem Gebiete blühende deutsche Land aus dem großen Kriege hervor. Keines unserer Kulturvölker hat je eine ähnliche Krisis durchgcmacht. Deutschland war so arm geworden, daß es sich beispielsweise noch im ganzen 18. Jahrhundert eine bildende Kunst nicht leisten konnte. Selbst die zu ihrer Zeit reichen Sammlungen Goethes haben es nicht über Gipse gebracht. Die Malerei bewegte sich bis in die Zeit des Klassizismus kaum über den Rahmen der Silhouette hinaus. Ganz allmählich nur läßt sich nach dem Krieg eine Erholung seststellcn. Es ging zwar vorwärts, aber zunächst doch nur so langsam, daß ein neues Gesellschaftsleben damit nicht bervorgcrufen werde» konnte. Was ergab sich daraus? Die ein zelne» Berufe waren konservativ. Jeder betrieb sein Handwerk im Sinne der Vorfahren mit all den alten Bräuchen und Mitteln, die er erervi. Die Bedürfnisse blieben so dieselben, obschon die Einnahmen stiegen. Dabei füllte sich das ganze Leben mit einer gewissen Behaglichkeit. Man hatte Zeit und Muße zum Beob achten und Verfolgen der Ereignisse. Tic Neugierde, eine wich tige Grundlage aller Erkenntnis und Philosophie, stellte sich ein und veranlaßte die Leute von damals, in Büchern nnd Zeitun gen eine Befriedigung derselben zu suchen. So entstand eine starke Neigung zu geistigen Interessen. Was man heute populäre Bildung nennt, kam damals zuerst auf. Die volkstümlichen Zeit schriften, die Magazine, die Monats, und Wochenschriften stellten sich ein. Diese geistige Bewegung ging seil nngesähr >750—60 schnell in die Breite, sie durchsetzte bald das ganze össentliche und private Leben. Literarische Kränzchen, gelehrte Gesellschaf ten, Leihbibliotheken, Lesezirkel usw. schossen wie Pilze aus Sem Boden. Wohl nie ist soviel Literatur im Volke im wahrste» Sinne des Wortes verschlungen worden wie damals in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Wieland sagte 1779 von dieser Zeit: »Nie ist mehr geschrieben und mehr gelesen worden», und Kant 1798: »Die Leserey ist zum bcynahe unentbehrlichen und allgemeinen Bedürfnis geworden«. 1780 schreibt das Deutsche Museum (nach Goldfriedrich: Geschichte der deutschen Buchhan dels, Bd. III): »Heutiges Tages ist nicht leicht ein Frauenzimmer von einiger Erziehung, das nicht läse; der lesende Theil findet sich jetzt unter allen Ständen, in Städten und auf dem Lande, sogar dis Musketiere in großen Städten lassen sich aus der Leihbiblio thek Bücher auf die Hauptwache holen«. Ebenso berichtet Möser von der unersättlichen Leselust aller Stände, Meiners spricht von einem gemeinen Bauern, der die Werke Friedrichs des Großen gelesen hatte, und ein Hanauer Schneidermeister besaß eine Bü chersammlung von 3600 Bänden (Goldfriedrich a. a. Q>. Dieses Ergebnis geschichtlicher Entwicklung erklärt das da malige übergehen der Hegemonie in der Literatur, Musik und Philosophie an die Deutschen. Damals errangen sie aus diesen Gebieten die Führung in der Well. Gleichzeitig war aber mit diesem Lauf der Geschichte ganz von selbst der natürliche Boden bereitet, in den der deutsche Buchhandel den Keim zu seiner jetzi gen Größe legen konnte. Fichte meinte (nach Goldfriedrich a. n. O.) im Jahre 1805: in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts sei ein neues Gewerbe entstanden der Buchhandel: »An die Stelle anderer, aus der Mode gekommener Zeitvertreibe trat in der letzten Hälfte des vorigen Jahrhunderts das Lesen . . . Das neue Bedürfnis erzeugte ein neues Gewerbe, durch Lieferung der Maare sich zu nähren und zu bereichern strebend, den Buch- I Handel«. Einmal aus dieser breitesten Grundlage in die weitesten Ka- nälc geleitet, konnte der Strom des Schrifttums nicht wieder ver siegen. Vielmehr mußten die Ereignisse des 19. Jahrhunderts mit ihren Kämpfen auf geistigem, politischem und materiellem Ge biete immer neue Quellen erschließen und die deutsche Bibliogra phie zu der gewaltigen Höhe anschwcllen lassen, mit der sie jetzt achtunggebietend dasieht. Wie sich die Entwicklung des Schrlsttnms analog der Kultnr- entwicklung im Lichte der Bücherproduktion gestaltete, beleuchten die aus derBngra ausgestellten bibliographisch-statistische» Arbeiten mit interessanten Schlaglichtern. Für die eben skizzierte Zeit vor 1800 kommen besonders die Arbeiten in der Halle der »nlinr in Betracht. 8tuä. gkil. Bär hat dort eine Tabelle anSgeslclli, die, auf Grund der Meßkataloge und der Hinrlchsschen Bibliographien bearbeitet, die deutsche Bücherproduktion von 1564 bis >912 darstcllt und bis ca. 1800 ungefähr folgendes Bild ergibt: Von 1564 bis 1600 schwankt die Produktion eines Jahres zwischen 500 und 1000. 1600 ist zum ersten Male die Zahl 1000 erreicht, bis 1613 ist ein Steigen sogar über 1500 hinaus festzustellen. Ter 30jährige Krieg veranlaßt ein rapides Sinken. Im Jahre 1635 erscheinen nur 200 bis 300 Schriften. Gleich nach dem Friedens- schluß 1648—1654 steigt die Produktion auf lOOO, fällt aber dann gleich wieder, um erst 1695 wieder bei 1000 anzugelangen. In ganz allmählicher Vorwärisentwicklung wird 1765 1500 erreicht. ! Dann aber schnellt die Produktion, entsprechend der oben erwähn- II4l
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