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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.07.1914
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1914-07-15
- Erscheinungsdatum
- 15.07.1914
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- Deutsch
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«>!Nn>«-U ' d rgch» v»«d«nd»l. Redaktioneller Teil. .V l6l, 15. Juli 1914. gewöhnlich gehässige Formen an. Man Srgerle sich darüber, datz dce dänische Verlag forlivährcnd norwegische Lileralnr nnier der Bezeichnung »Cammcrmcyers Verlag« erscheinen ließ, nannte die» eine »falsche Flagge«, ni» dem Publikum den wahren Sach verhalt zu verbergen, und verlangte das Erlöschen dieses Firma- namens, damit der norwegischen Vcrlagslätigkeit der Firma ein Ziel gesetzt werden könnte. Zn der norwegische» Bnchhändlerzei- lnng wurden sowohl die Leiter der Firma Gyldendal als auch die früheren Inhaber von Cammermeyers Verlag mit fast beispiel loser Rücksichtslosigkeit angegriffen, und die letzteren wegen des Verkauf« beinahe als Landesverräter zur Rede gestellt. Wie aus der Antwort der Angegriffenen hervorging, war aber zur Zeit des Verkaufs in Norwegen die erforderliche Summe zum Ankauf nicht aufzubringen. Ter grötztc norwegische Verlag dürfte Wohl jetzt Aschchoug L Co. sein. Die übrigen sind von geringer Be deutung. Ei» charakteristisches Merkmal hat der schwedische Buchhan del in der großen Menge wohlfeiler Ausgaben erhalten. Die große Flut dürfte aber jetzt wohl vorüber sein. Etwa um 190-t oder 1905 fing ein Verlag an, moderne bedeutende Schriftsteller in billigen Ausgaben zu l »kr. erscheinen zu lassen, und mehrere Verleger folgten bald diesem Beispiel. ES entstand eine Art Epidemie. Jeder Verlag brachte billige Bücher zu 1 Kr. und beeilte sich, seine alten Lagerhüter in dieser Weise los zu werden. Mancher druckte nicht einmal eine neue Auflage, son dern versah nur die alten Bücher mit neuen Umschlägen. Die Sortimenter glaubten, bald vor dem Ruin zu stehen, denn das Publikum kaufte nur die neu aufgewärmte billige Kost und lieb die teure» Neuerscheinungen liegen. Da aber die Flut mit jeder Woche zunahm und das billige Buch eine alltägliche Erschei nung wurde, fing man an, das 1 Kr.-Buch mit derselben Vorsicht zu kaufen, wie früher die zu 3 bis 4 Kr. Es sollte aber noch schlimmer kommen. Da es noch kleinere Münze gibt, fingen einige Verleger an, Ausgaben zu 50 Öre, 25 Öre und schlietzlich zu 10 Öre herzustellen. Der eigentliche Urheber dieser ganz billi gen KonkurrcnzauSgabcn war kein Fachmann, sondern ein fin diger Kaufmann, der sich um die Volksbildung besonders verdient machen wollte. Unglaubliche Massen 10 Öre-Ausgaben (laut An- ^ gäbe 8 Millionen Exemplare in 2 Jahren) wurden auf den Markt ^ geworfen, die Aufnahmefähigkeit des Publikums aber wurde - zu hoch geschätzt, so datz der Verlag bald seine Tätigkeit einstellen > mutzte. 10 Öre-Bücher erschienen nicht mehr, Wohl aber Ans- 1 gaben zu 25 Öre, obschon diese jetzt auch etwas nachgelassen ^ haben. Drei oder vier Verleger überschwemmen noch das Land i mit ihren Erzeugnissen, deren literarischer Wert immer tiefer sinkt. ! Sogar der grötzte der schwedischen Verleger, Alb. Bonnier, glaubte s anfangs den Wcitlauf mitmachen zu müssen. Immerhin ' mutz zugegeben werden, datz auch gute Autoren her- angezogen worden sind. Viele kleinere Sachen von ! SIrindberg, Heidenstam, Lagerlöf, Geijerstam und anderen ; sind zu 25 Öre erschienen. Unter den 1 Kr.-Ansgaben i sind die genannten Schriftsteller noch zahlreicher vertreten. So i kann man fast sämtliche Romane von Strindberg, Geijerstam, i Hallström usw. zu 1 Kr. kaufen. Doch ist die Zahl der NeuauS- > gaben zu I Kr. in der letzten Zeit bedeutend gesunken, da die Vcr- i leger sich schlicblich gezwungen sahen, der rücksichtslosen Kon- l kurrenz ein Ende zu machen, wenn der Buchhandel nicht ganz r zugrunde gerichtet werden sollte. Denn der Verkauf der «eure- 5 reu Bücher fing an empfindlich zu leiden. Anfangs glaubte (oder l wenigstens sagte) man, die billige Literatur würde das Lese- s bedürsnis und den Geschmack des Publikums für gute Lektüre er- , Höhen und somit zum Kauf auch von teuren Büchern führen, s Diese Hossnung ist jedoch unerfüllt geblieben. Tenn um diesen t Zweck zu erfüllen, war der Inhalt der wohlfeilen Ausgaben zu k gemischt. Die beabsichtigte Volkserziehung war gar nicht mög- 1 lich. da nur Romane herausgegcben wurden und eine wirkliche c Volkskultur durch Rvmanlesen kaum geschaffen werden kann, l CS wurde nur eine gewaltige Untcrhallungsliteratur erzeugt, c Was die letztere betrifft, so hatte man von Anfang an einen r falschen Weg eingcschlagcn, indem man für das geringe Geld t nicht etwa Kostproben oder kleinere Sachen, sondern gleich ganze f Romane von bis 4—500 Seiten bot. Tic Ausstattung lies; nicht z 1136 l auf Billigkeit schlieke». Man suchte in allem, im Umsang, Pa- ' Pier, Druck und im Hutzelen das teurere Buch nachzuahmen und ' erreichte damit nur, datz dar Publikum an der Berechtigung der - höheren Preises für andere Bücher überhaupt zu zweifeln ansing. - Warum sollte man 4 bis 5 Kr. für ein Buch zahlen, wenn ein l anderes von einem ebenso guten Autor, in ebenso guter Aurslal- - tung und von demselben Umfang für nur I Kr. zu haben war? ! Dies mögen Wohl die Verleger erst nachträglich eingeschen habe». Um ein Gegenstück zu diesem siuuloscu Kamps zu sinden, mutz i man zur Schleudere! der Warenhäuser übergehen. Durch das überhandnchmen der wohlfeilen Ausgaben ist aber auch dem l Sortiment eine empfindliche Konkurrenz von zahllosen Auchbuch- ' Händlern entstanden. Die gewaltigen Auslagen konnten nicht ausschlictzlich durch den organisierten Buchhandel genügenden Absatz finden, und die Verleger fingen an, ihre Erzeugnisse auch durch Agenten und kleinere Geschäfte zu verkaufe». Beson ders die Zigarrcnhändler und Papicrwarcugeschäfte wurden jetzt herangezogen und nahmen mit ausgcstreckte» Händen die Bücher als Nebenverdienst oder Reklamemittel. Kein neues Zigarren geschäft wurde ohne eine große Auswahl billiger Bücher auf gemacht. Als die 25 und 10 Örc-AuSgabcn kamen, beschlossen viele Sortimenter, diese nicht auszustcllen, und man kann, ohne zu über treiben, sagen, datz gegenwärtig der Verkauf dieser Bücher haupt sächlich in den Händen der Privatagcnten, Zigarren- und Pa pierhändler liegt. Ob die Sortimenter klug gehandelt haben, mag dahingestellt bleiben. Man hat den Sortimentern den Vor wurf gemacht, sie seien durch ihre ablehnende Haltung selbst daran schuld, daß der Vertrieb der 25 Örc-AuSgabcn grösstenteils in die Hände der Auchbuchhändler übergcgangen sei. Diese Be hauptung halte ich für unzutreffend, denn es wäre sicher auch ohne diese Stellungnahme so gekommen, übrigens verlohnt der geringe Gewinn kaum die viele Mühe und Arbeit, ganz abgesehen davon, daß der Sortimenter nicht ausschließlich 25 Örc-Bücher ver- kaufen kann. ES muß im Gegenteil in seinem Interesse liegen, nach Möglichkeit diese Schleudere! zu unterdrücken. Tenn einen höheren Zweck scheint die Bewegung nicht mehr zu verfolgen. Noch erscheint ab und zu ein wertvolleres Buch in diesen Ausga ben. Das meiste ist aber reine Kolportage-Literatur, wertlose Über setzungen, Detektiv- und Abcnlenergeschichten, Humoresken ans den Witzblättern und dergleichen. Doch mutz man über die Ausstattung und den Umfang der Bände staunen. Dagegen erscheinen selbst die kleinen Reclamhefte teuer. Für 25 Öre (etwa 27 -s> be kommt man ein Buch in gewöhnlichem Oktavformat im Umfang von 100 bis 224 Seilen, gut gedruckt aus gutem Papier, in mehr farbigem Umschlag. In Dänemark und Norwegen ist man noch nicht so weit, da die Verleger dort nach gesünderen Grundsätzen ihren Beruf ausllbe». Die Organisation des skandinavischen Buchhandels ist der des deutschen ähnlich. Ohne von staatlichen Konzessionen abhän gig zu sein, besteht doch durch die LieserungSbestimmungcn der Verleger eine Art Konzessionssystem, in Schweden noch schärser ausgeprägt als in den beiden anderen Ländern. In Norwegen und Dänemark darf jeder Buchhändler, der während einer ge wissen Anzahl von Jahren im Beruf tätig gewesen ist und die nötige Kaution stellen kann, ein Sortiment eröffnen und wird vom Verlegerverein als rabattberechtigt anerkannt. In Schweden da gegen ist er von dem Wohlwollen der Verleger gänzlich abhängig. Der Verlegerverein hat die Anzahl der Sortimentsbuchhand- lungen nach der Einwohnerzahl der verschiedenen Städte und Ort schaften bemessen und zeigt sich im allgemeinen sehr wenig geneigt, neue Sortimente cinznrichtcn, wenn auch die Volkszahl in der Zwischenzeit bedeutend gewachsen ist. Es genügt nicht, daß je mand erklärt, er habe eine Sortimentsbuchhandlung eröffnet, eine größere Kaution anbietet und die Verleger um Kontoeröffnung bittet. Er mag noch so tüchtig und noch so zahlungsfähig sein, er bekommt nichts ä conck. und nichts mit vollem Rabatt, wenn die Verleger die Errichtung einer neuen SortimenISbuchhandlung an dem betreffenden Ort nicht für angebracht erachten. Dabei nehmen die Verleger vor allem Rücksicht aus den oder die bereits vorhandenen Vertreter, und ob noch ein Sortimenter würde exi stieren können. Man mutz also de» Verlegern die Anerkennung zollen, daß sie bestrebt sind, das Sortiment gegen Konkurrenz zu
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