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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.11.1919
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1919-11-10
- Erscheinungsdatum
- 10.11.1919
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- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. 247, 10. November 1919. deutschen Buches und der deutschen Kultur ziehen. (Hieraus sei in der Sache erwidert: eine Änderung des Kurses ist unter Umständen weniger anfechtbar als ein starres Festhalten an be stimmten Prinzipien. Überdies beruht hier die Änderung des »Kurses« auf eurer Veränderung der Verhältnisse: dem rapiden Sinken des Markwertes von 50 Cts. auf unter 20 Cts., sodaß heute nötig wird, was damals überflüssig war. Selbstver ständlich ist der Börsenvereinsvorstand der Meinung, daß der Export nicht leiden darf, er will dem deutschen Buchhandel aber einen höheren Erlös zuführen.) Ein anderer Verleger ist säst entrüstet über den Entwurf, weil er eine Schädigung einer wirklich geistigen Völker- vercinigung bedeute und weil es ganz unangebracht sei, das Ausland mit dem höheren Umrechnungskurs zu belaste», dachte Schuld an unserem schlechten Kurse nicht das Ausland treffe. (Hierzu wäre zu sagen, das; natürlich die Verkaufsordnnng nicht als die Frucht kleinlicher Mißgunst oder Rachsucht aufgefatzt werden darf. Abgesehen davon, daß sie hierfür ganz ungeeignet sein würde, bezweckt sie nur, eine Verschleuderung des deutschen Buches zu verhindern.) Darüber, ob jede Verteuerung des Preises den Absatz schmälern wird, können die Ansichten zum mindesten geteilt sein. Es geht also nicht an, dies als eine un bedingt feststehende Tatsache hinzustellen und auf Grund derselben in der Verlaufsordnung kulturfeindliche Tendenzen zu er blicken. überdies käme hier nur «in erheblicher Rückgang des Absatzes in Betracht, da für eine ansehnliche Minderung der erhöhte Preis einen Ausgleich schaffen würde. Aus diesen Protesten dürfte schon zu ersehen sein, daß es in der Tat für den Börsenverein «ine »dornenvolle Aufgabe« ist, in das Wirtschaftsleben regulierend einzugreifen. Muß er gleichwohl nicht wenigstens den Versuch machen, in das Chaos Ordnung und Einheit zu bringen? Es ist die Ansicht laut geworden, daß das Wirtschaftsleben jeder Regelung spotte und daß die Verhältnisse viel zu kompli zier! seien, um auf eine solche einfache Formel gebracht zu wer den, oder daß der hier besprochene Versuch mit der Organi sationssucht und der krankhaften Neigung zur »Planwirtschaft« Zusammenhänge. Sicherlich ist es sehr schwierig, die mannigfachen Wirtschafts verhältnisse zu schematisieren. Es dürfte aber verkehrt fein — ohne daß hier das vielbesprochene Problem näher behandelt werden soll —, in der Verkaussordnung ein Produkt jener Über organisation zu vermuten, an der Deutschland jetzt so reich ist. Schon der Ausdruck »Planwirtschaft« ist ja ein unklarer Pleo nasmus, denn jede Wirtschaft ist ihrem Begriff nach geregelt, also an einen Plan gebunden. Die Frage kann vielmehr nur lauten, ob die gesamte Volkswirtschaft in größtem Stile nach einem einheitlichen Plane organisiert werden kann und soll, und ob es nicht gefährlich ist, wenn gar zu viele Fäden in einer Hand zusammenlaufen. Das Problem der sogenannten »Planwirtschaft« ist also unseres Erachtens nicht grundsätzlicher Art, es kann vielmehr immer nur von Fall zu Fall gelöst werden. Mit den allgemeinen Schlagworten: »Nur keine Planwirt schaft!« oder »Unhedingt freie Wirtschaft!« ist Wohl nur in Volksversammlungen etwas anzufangen. 3. Am wesentlichsten dürfte das Bedenken sein, daß die Verkaufsordnung in der Praxis nicht befolgt wird, und daß, auch wenn sie von den Vereinsmilgliedern korrekt innegehalten wird, der Auchbuchhandel und das Schiebertüm den Hauptnutzen haben werden. So führt ein Verleger aus: das Sortiment verkaufe noch heute Bücher mit Rabatt an das Ausland, es werde die vor- gcschriebene Preisberechnung nicht tnnehalten, um nicht künf tiger Geschäfte verlustig zu gehen; denn es wisse, daß sich der ausländische Kunde im anderen Falle des Schleichweges be dienen werde. Ein anderer schreibt: »Erheblich dornenvoller wie die Schaffung der Valutaordnung würde ihre Durchführung für den Börsenverein werden. Wer die Praxis kennt, muß be stätigen, daß die Machtmittel des Börsenvereins dafür keines wegs ausreichen und jedenfalls versagen werden«. Eine weitere Firma weist auf die Umgehungsmöglichkeiten für Schweden hin, da sich der schwedische Buchhändler eines finnischen Geschäfts- 1002 ^ freundes zur Deckung seines Bedarfs bedienen würde, ebenso würde der schweizer durch «inen österreichischen Buchhändler bestellen, denn der Finne und der Österreicher könnten zu deut schen Markpreisen kaufen. Von anderer Seite wird darauf hin« gewiesen, daß in Süddeutschland bereits auffällige Käufe durch Studenten, Privatleute usw. wahrzunehmen seien, die allem Anschein nach für das Ausland bestimmt wären. Die Ordnung bleibe ein Schlag ins Wasser, solange nicht die Reichsregierung die Ausfuhr und die Preisberechnung kontrolliere. Ferner wird vorgebracht: Das Ansehen des Börsenvereins würde leiden, weil der ausländische Buchhändler dem Börsen verein die.Schuld an dem Zurückgehen seiner Gewinne bei messen werde. Der Schutz des festen Ladenpreises im Jnlande sei schon schwer genug, der feste Ladenpreis für das Ausland würde nur auf dem Papier stehen. Von auswärtigen Vereinen wird geltend gemacht, daß es den auswärtigen Sortimenter verdrießen müsse, wenn ihm seine Kundschaft achselzuckend erkläre, sie erhalte das Buch in diesem und jenem Geschäft erheblich billiger, oder sie werde es sich durch einen Freund in Deutschland besorgen lassen usw. Eine Verlegerfirma schreibt: »Ich garantiere Ihnen, daß Sie binnen 14 Tagen nach Beschlietzung Ihrer Ordnung in den größten ausländischen Zeitungen Angebote deutscher Schieber lesen werden, welche deutsche Bücher -billiger anbieten. Das deutsche Buch wird im Auslande überhaupt keinen festen Preis mehr haben. Der reelle auswärtige Buchhändler wird aus dem Börsenverein austreten, damit ihm nicht vollständig die Liefe rung deutscher Bücher aus den Händen gleitet. Sie werden auch das Vergnügen haben, durch Ihre verfehlten Maßnahmen in Deutschland den Auchbuchhändler künstlich zu fördern; es wird diesen Firmen nicht entgehen, welche Gewinnchancen im Buche liegen«. Wir verkennen nicht die in diesen Einwendungen ange gebene Gefahr, möchten uns aber zu einem Punkt die Gegenfrage gestatten, ob wohl jetzt von einem festen Preise des deutschen Buches im Auslande gesprochen werden kann. Aus den weiteren Einwurf, daß der Verleger einen Teil seiner direkten Lieferungen an den ausländischen Soriimenter einbüßen werde, weil dieser bei einem die Verkaufsordnung übertretenden deutschen Sortimenter weit billiger «inkaufen würde, dürfte zu erwidern sein: Es kann sich hier nur um einen Bruchteil handeln, der für den Gesamtabsatz nicht sonderlich ins Gewicht fällt. Aber auch im gegenteiligen Falle ist es doch dem deutschen Gesamtbuchhandel immer noch dienlicher, wenn der auswärtige Händler beim deutschen Sortiment zum Ladenpreise, als wenn er beim Verleger zum Nettopreise kauft, da dann we nigstens der Betrag des Rabatts dem deutschen Volksvermögen zuflietzt. Ein anderer Verleger führt aus: »Solange die Umgehung der vom Börsenverein geplanten Verkaufsordnung nicht un möglich gemacht ist — und hielte darin der ganze deutsche Buch. Handel einmal in seltener Einmütigkeit zusammen und der aus ländische dazu, so bliebe die Umgehung für das ausländische Publikum noch immer ein leichtes —, solange halten wir die Verkaufsordnung und überhaupt jeden Auslandaufschlag nicht nur für wirkungslos, sondern auch für schädigend in der Rück wirkung auf das gute Verhältnis zwischen dem Auslandssorti- ment und dem deutschen Buchhandel, an dessen Erhaltung diesem im Hinblick ans die Zukunft alles gelegen sein muß.« 4. Von mehreren Seiten werden die Schwierigkeiten der technischen Durchführung hervorgehoben. Eine Firma meint — Wohl übertreibend — die Fakturierung von Lieferungen in Auslandwährung verursache so große Arbeiten, daß der ganze Mehrproftt durch die neu einzustellenden Arbeitskräfte aufge zehrt werden würde. 5. Von weiteren Einwendungen sei noch erwähnt: Der jetzige Umrechnungskurs werde seinerseits von dem Stande der Valuta beeinflußt werden. Es werde also eine große Unsichckcheil eintreten. Der auswärtige Händler sei nicht einmal dagegen geschützt, daß der Börsenverein die Umrech nungskurse zum Teil herabsetzt.
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