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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.06.1914
- Strukturtyp
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- 1914-06-16
- Erscheinungsdatum
- 16.06.1914
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- Deutsch
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Redaktioneller Teil. .V 136, 16. Juni 1SI4. lich aus unseren modernen Kulturbestrebungen heraus ausgetretenen falschen Auffassungen, Mißverständnisse und schiefen Urteile ein aufmerksames Auge und Ohr hatte, konnte sich der Notwendigkeit nicht verschließen, daß jede Gelegenheit benutzt werden müsse, um aus der Ver borgenheit in die große Öffentlichkeit hcrauszutreten, die man wahrlich nicht zu scheuen brauchte. Konnte also der Vorschlag der Beteiligung an der Leipziger Ausstellung in An betracht der Zeitstimmung im voraus auf eine günstige Auf- nähme rechnen, so ergaben sich doch für die praktische Durchfüh rung der Idee mancherlei Bedenken, deren Zerstreuung nicht ge ringe Schwierigkeiten und Kopfzerbrechen verursachte. Wie sollte es möglich sein, die Arbeit des Verlegers darzustellen? Der Aus stellungsgegenstand, das Buch, weist keine direkten Merkmale die ser Arbeit auf, Inhalt, Papier, Type, Druck, Bildschmuck, Ein band, sind sie Erzeugnisse des Verlegers oder nicht vielmehr des Autors, Papierfabrikanten, Schriftgietzers, Druckers, Künst lers und Buchbinders? Das Wesen der Verlegerarbeit, das doch darin besteht, gleichsam durch vollendete Führung des Taktstockes das Orchester aller dieser Milwirkenden zur vollen Klangwirkung zu bringen, war es überhaupt darstellbar oder glich es nicht viel mehr dem Geiste, der unsichtbar über den Wassern schwebt? Die Ausstellungsleitung war sich dessen Wohl bewußt und hatte in einem Rundschreiben den Versuch gemacht, die Frage zu beant worten, wie der Verleger seine Ausstellung »persönlich« gestal ten könne. Ausgehend von dem Gedanken, daß eine bloße An häufung von Büchern langweilig und wirkungslos sei, schlug sie vor, historischen und kulturellen (wissenschaftlich-literarischen) Gesichtspunkten Raum zu geben. Ältere Firmen würden es sich nicht versagen, die Entstehung und Entwicklung ihrer Verlags tätigkeit vor Augen zu führen und dabei den Fortschritt in Qualität und Quantität zur Anschauung zu bringen. Das könne durch Ausstellung der Porträts der Gründer und früheren Inha ber, Bilder der alten und neuen Geschäftsräume, alte und neue Auflagen des gleichen Werks, Autogramme und Manuskripte und dergleichen mehr erreicht werden, Firmen mit fest umrissener Verlagsrichtung, sei es auf wissenschaftlichem oder literarischem Gebiet, würden ihre Tätigkeit im Interesse dieses Spezialfachs anschaulich zu machen suchen, gleichviel ob es sich um alte oder neue Unternehmungen handle. Hier könne ein klares Pro gramm schon durch Zusammenstellung von Porträts der Haupt autoren neben ihren Werken zum Ausdruck gebracht werden, etwa mit Faksimiles von Briefen, aus denen die engen und förderlichen Beziehungen zwischen Verlag und Autor, gelegentlich auch die eigene anregende Tätigkeit des Verlegers deutlich hervorgehen, Nebeneinandersiellungen von alten und neuen Auflagen, alten und neuen Jahrgängen von Zeitschriften und Reihenpublikatio nen, Auslage von Prospekten, Anzeigen, Rundschreiben, Kritiken usw, würden einen genaueren Einblick in die Werkstatt des Verlegers ermöglichen. Dekorative Gegenstände, die zur Verlagsarbelt in irgendwelcher Beziehung ständen, z, B, ausge« stopfte Tiere für einen zoologischen, Schneeschuhe für einen Sport verlag, seien nicht von der Hand zu weisen; auch könne z, B, ein sprachwissenschaftlicher Verlag sich des Phonographen bedie nen, um die Aufmerksamkeit der Ausstellungsbesucher zu er regen, Waren hier schon bestimmte Fingerzeige gegeben, um die Ausstellung interessant und anregend zu gestalten, so blieb doch für den einzelnen Verleger noch ein weiter Spielraum für eigene Ideen übrig. In der folgenden, auf die Details eingehenden Darstellung wird sich zeigen, daß der deutsche Verlag sein Bestes getan und die Grundlinien, die die Ausstellungsleitung in flüch tiger Skizze Umrissen hatte, weit überschritten und zum fertig ansgeführten künstlerischen Bilde zu gestalten verstanden hat. Zunächst ist es aber nötig, näher auf den äußeren Rahmen ein zugehen, innerhalb dessen sich die Zurschaustellung des Einzelnen vollzogen hat. Verschiedene Wege waren möglich, die Aussteller zu gruppie ren: z, B, ohne Rücksicht auf das Domizil, nach Verlagsrichtungen oder Verlagsorten, Man kann es nur als Vorteil betrachten, daß diese letztere Gruppierung gewählt worden ist. In allen ande ren Fällen wäre sicherlich eine gewisse Monotonie unver meidlich gewesen, während so die besonderen Eigentümlichkeiten unserer großen Verlagszentren zum Ausdruck gebracht werden konnten, Leipzig, Berlin, Stuttgart und München und daneben die in den übrigen Städten heimischen Verleger, so wird inner halb geschlossener Gruppen der deutsche Verlagsbuchhandel aus der Bugra repräsentiert. Einzelne Aussteller, die aus diesem Rahmen fallen und infolge der Sonderart ihrer Produktion in anderen Hallen, z, B, in Kind und Schule, in der Sonderaus- stellung der Student, im Pavillon der Wandervögel, im Haus der Frau oder in der Abteilung Fachpresse Unterkunst gefunden haben, werden in diesemBilde weniger vermißt. Im allgemeinen kann man die Vertretung, die der Verlagsbuchhandel gesunden hat, eine recht gute nennen. Eine rein numerische Untersuchung der Be teiligung würde nur die Unzulänglichkeit der Statistik erweisen und leicht zu falschen Schlüssen führen. Während in Leipzig, Stuttgart und München fast keine der großen tonangebenden Fir men fehlt, haben sich grotzeBerlinerVerlagsunternehmungen sz,B, Mittler L Sohn und Julius Springer) serngehalten, obwohl inan sagen kann, daß die sonstige Beteiligung der Reichshaupt« stadt recht zufriedenstellend und durchaus ausreichend ist, Tie Art, in der die verschiedenen Städte die Zurschaustellung an gefaßt und durchgeführt haben, ist für jede einzelne charakteristisch und zeigt, daß auch gegensätzliche Anordnung ihre Berechtigung hat. Nirgends kann man das deutlicher beobachten, als bei einem Vergleich der Ausstellungen des Berliner und Leipziger Verlags, Während der Leipziger Verleger Gewicht auf die intimere Dar stellung des Charakters seiner Unternehmung legt und diesen Gedanken durch eine mehr oder weniger strenge Absonderung der Ausstellungsräume, auch durch Verzichtleistung auf die vollstän dige Ausnutzung der Raumhöhe zu verwirklichen sucht, sieht der Berliner im voraus von einer solchen intimeren Gestaltung ab und legt Wert auf die freiere Anordnung des Ganzen, indem er den Ar chitekten eine hohe gewölbte, lichte Halle schaffen läßt, in der der Ge danke der Zusammengehörigkeit der Berliner Verlagsproduktion durch weniger in die Erscheinung tretende Scheidewände betont werden konnte, ohne die Trennungsmerkmale zu verwischen. Suchte demnach Berlin die Lösung der Aufgabe in einer möglichst augenfälligen äußeren Repräsentation und Leipzig in dem Stre ben nach inneren Stimmungsreizen, so kann der im Grunde gegen sätzliche Weg in der Erzielung der beabsichtigten Wirkung nur ein Reiz mehr für den Besucher bedeuten. Und wenn man sieht, daß neben diesen beiden Städten Stuttgart und München ihre eigenen Wege gegangen sind, und es ebenfalls verstanden haben, ihrem Charakter besondere Geltung zu verschaffen, so kann mau in dieser Anordnung nur Vorteile für den Beschauer erblicken. Ist doch die Verlagsproduktion der einzelnen Städte mehr oder weniger abhängig von dem Charakter ihrer Bewohner und der Landschaft, und sind doch gerade die hierin zutage treten den Verschiedenheiten ein besonderes Moment, um eine solche Ausstellung auch für den der Materie ferner Stehenden anziehend zu machen. Was auf dem schweren Boden Leipzigs gewachsen ist und sich durch ruhige Entwicklung während der Jahrhunderte ausgestalten konnte, zeigt einen wesentlichen Unterschied im Ver gleiche mit der in raschem Aufstiege zu ihrer heutigen Höhe gelang ten Verlegerproduktion der Reichshauptstadt, Auch München weist neuerdings dieses der Leipziger Entwicklung fremde Tempo auf, während Stuttgart wiederum mehr von seiner Tradition ab hängig ist und in diesem Punkte große Verwandtschaft mit Leip zig hat. Wollte man von rein statistischen Erwägungen ausgehen, so müßte man die Berliner Verlagsproduktion vor die Leipziger und neuerdings die Münchener vor die Stuttgarter stellen. Aber auch hier würde die Zahl nicht gleichwertig mit der Bedeutung sein. Am besten kann das durch einen Vergleich Stuttgarts mit München erwiesen werden. Ein Blick auf die Art der Verlagspro duktion sagt alles. Was sich auf der einen Seite schon seit Jahren durchgesetzt, das Feld gewissermaßen mit seiner Propaganda ge sättigt hat und in der Lage ist, Früchte einzuheimsen, das beginnt sich auf der anderen erst nach und nach Geltung zu verschaffen, und niemand kann heute schon sagen, ob es überhaupt einmal die Er- pansionskraft erlangen wird, wie sie im anderen Falle so sicht bar in die Erscheinung tritt. Man kann sogar daran zweifeln, wenn man sich vergegenwärtigt, daß der populäre Zug der Stntt-
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