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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.06.1914
- Strukturtyp
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- 1914-06-15
- Erscheinungsdatum
- 15.06.1914
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- Deutsch
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Nr. ISS. Leipzig. Montag den 15. Juni 1914. 81. Jahrgang. Redaktioneller Teil Die Geschichte des deutschen Buchhandels im neunzehnten Jahrhundert. Besprochen von R. L. Prager. II. <1 siehe Bbl. Nr. 87.) Stand der Schluß des ersten Kapitels noch im Zeichen der Fremdherrschaft, so beginnt das zweite mit dem Triumph der deutschen Waffen. Die Schlacht bei Leipzig hatte Deutschland frei gemacht; die Heere des Eroberers waren über den Rhein zurück geworfen. Die gänzliche Befreiung war nur noch die Frage der Zeit. Hatte der 30jährige Krieg Deutschland Wunden geschlagen, die Jahrhunderte zu ihrer Vernarbung brauchten, so waren die Folgen der napoleonischcn Herrschaft nicht so einschneidender Art. Hatte doch die Fremdherrschaft neben der gewaltsamen Unterdrückung des deutschen Nationalgefühls, deutscher Art und Sitte, doch auch manches Gute gebracht, manchen Zopf abgeschnit ten, die Initiative des Einzelnen geweckt, so daß es nur des Wiedererwachens des Selbstbewusstseins bedurfte, um Deutsch land zu befähigen, wieder frisch zu arbeiten an seinem Tagewerk, neu zu gestalten, was vernichtet war, ein neues Deutschland zu schaffen, mit dem Wunsche, ein einiges Deutschland zu erhalten, ein einiges und freies. Namentlich war es der Buchhandel, der schon in den Zeiten vor der Fremdherrschaft für deutsche Art und deutsche Einigkeit eingetreten ist, der sich wenigstens in der Literatur ein einiges Deutschland geschaffen hatte und der nun daran ging, für Preß freiheit und Rechtsschutz der literarischen Produktion in den Kampf einzutreten. Schon auf der Ostermesse 1814 begann der Bllcherberkehr in Deutschland, wie die Meßrelation sich ausdrückt, »wieder einigermaßen«. Die Michaelismesse brachte eine weitere Besserung, und so schien es, als ob der Buchhandel nicht allzu lange an den Folgen der langen Kriege würde zu tragen haben. Auch der ausländische Handel, die Verbindungen mit England und Rußland kamen wieder in Gang; Londoner Buchhändler erschienen wieder persönlich aus der Messe und wußten auch ihrem Verlag in Deutschland Absatz zu verschaffen. Die technischen Zweige des Buchhandels schlossen sich dem Aufschwung an. Im Jahre 1816 wurde die erste Papiermühle in Deutschland eingeführt, im selben Jahre die Wattsche Erfin dung der Stereotypie für 200 Friedrichsdor an Decker in Ber lin verkauft, welche Erfindung es Tauchnitz in Leipzig möglich machte, die griechischen und lateinischen Klassiker in guter Aus stattung korrekt und zu billigen Preisen herzustellen. Die Er findung der Schnellpresse, die Einführung des Steindrucks ver mehrten die geschäftlichen Möglichkeiten des Buchhandels und gaben intelligenten und tatkräftigen Buchhändlern Gelegenheit zu einer ungeahnten Entfaltung ihrer Geschäfte. Das Jahr 1817 ist ein Merkzeichen in der Geschichte der technischen Zweige des Buchhandels. In diesem Jahre grün dete König zusammen mit Bauer eine Maschinenfabrik in Kloster Oberzell bei Würzburg zur Ausnutzung der Erfindung der Schnell presse. Die erste Maschinenpresse in Deutschland wurde im Jahre 1822 vollendet, um im nächsten Jahre bei Spcner (Hände L Spe- nersche Zeitung) und eine weitere bald darauf in derDeckerschen Hofbuchdruckerei in Betrieb gesetzt zu werden. Welche Umwälzung gerade diese Erfindung in dem ganzen Wesen des Buchdrucks und des Buchhandels bewirkt hat, kann man ermessen, wenn man sich vorstellt, daß in der Brockhausschen Buchdruckerei in Leipzig im November 1818 25 Handpressen schon fast ein Jahr lang an einer neuen Auflage des Konversationslexikons in 12 000 Exem plaren arbeiteten, ohne bis dahin mehr als die eine Hälfte der Auflage (5 Bände) bewältigt zu haben, während für die Voll endung der zweiten Hälfte noch mehr als ein Jahr beansprucht wurde. Dies wurde sofort anders, als Brockhaus seine erste Schnellpresse im Jahre 1826 aufstellte, was nach Brockhaus' An sicht nicht nur eine ganz außerordentliche Beschleunigung der Arbeit bedeutete, sondern den ganz unberechenbaren Vorteil mit sich brachte, daß die Leute nicht mehr wie bisher bei der Einför migkeit der Arbeit ermüdeten und zuletzt nur noch schlechte Arbeit lieferten. Auch das Zeitungswefen hob wieder das Haupt. Schon im Jahre 1813 gab das General-Gouvernement in Frankfurt a. M. die Erlaubnis zum Wiedererscheinen der alten Zeitungen, in Hamburg erschienen drei neue neben dem alten »Korrespondent«. In den »Deutschen Blättern« versuchte Brockhaus »das Programm der Beförderung der Wiederherstellung und Befestigung der Freiheit, Unabhängigkeit, Selbständigkeit und Wohlfahrt des gemeinsamen Vaterlandes« zu verwirklichen; die »Ludensche Nemesis« und der »Görressche Rheinische Merkur« erstrebten die gleichen Ziele. Aber zur Stärkung der Presse war vor allem eins notwen dig: die Preßfreiheit, und es war der Buchhandel, der sich mit besonderer Berechtigung berufen fühlte, diese Forderung zu ver treten. Eine weitere Forderung war der Schutz gegen Nachdruck. Im 18. Jahrhundert konnte dieser Kampf nur wenig Frucht tra gen, da die Zerrissenheit der deutschen Länder, ebenso die Ver kehrsschwierigkeiten, die Privilegien und noch mehr die Sucht der einzelnen Landesherren, ihren eigenen Untertanen auf Kosten der Untertanen anderer Länder Vorteile zuzuwenden, jeder wirk samen Bekämpfung des Nachdrucks den Boden entzogen. So heißt es noch in den Entscheidungen der württembergischen Re gierung vom Jahre 1810: »Da kein verbietendes Gesetz gegen den Nachdruck in den Kgl. Landen existiert, so kann die Klage von keiner Wirkung sein«, und Goldfriedrich sagt mit Recht, daß diese Entscheidung als ein Motto über dem Wirken der Regierun gen hinsichtlich des Nachdrucks stehen könne. In ganz Süddeutsch land, Rheinland und Westfalen war der alte Nachdruck lebendig; der Schutz der kaiserlichen Privilegien war nicht mehr vorhanden; es war eine beinahe gänzliche Schutz-und Gesetzlosigkeit eingerisscn. Die Gesetze der einzelnen Länder gingen über das eigene Terri torium nicht hinaus, und nur ausnahmsweise schützte eine Re gierung Schriften, die nicht in ihrem Gebiet erschienen waren. Auf der Leipziger Oftermesse 1814 wählten deutsche Buch händler eine aus 6 Mitgliedern bestehende Deputation zur Ver folgung der Interessen des Buchhandels. Die Deputation sollte für die Wiederbelebung, Reinigung und Herstellung einer neueren, besseren Organisation des deutschen Buchhandels tätig sein. 80 Handlungen Unterzeichneten die Vollmacht, die der Deputation von der Versammlung ausgestellt wurde. Am 4./5. Mai erschien die Herzoglich Nassauische Verordnung über Buchdrucker« und Buchhandel, die die wiedererwachte Frei heit der öffentlichen Meinung unter die »größten, folgenreichsten 965
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