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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.06.1914
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- 1914-06-10
- Erscheinungsdatum
- 10.06.1914
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Redaktioneller Teil. -ik 131, 10. Juni 1914. deren Inhalt der König nicht billigte. Daß ein derartig strenges Vorgehen der Verbreitung von Büchern im Lande schadete und viele deutsche Buchsllhrer abschreckte, Schweden zu bereisen, ver steht sich von selbst. Aber auch eine schnellere Entwicklung des Buchdruckerwesens im Lande wurde hierdurch verhindert, da es unter diesen Umständen ein gewagtes Unternehmen war, eine Druckerei zu eröffnen. Die Bücher, die der König und die Bür ger anzuschaffen wünschten, mußten daher alle vom Auslande bezogen werden, und so waren z. B. in der Bibliothek des Königs Erik XIV. (1533-77), die aus 200 Bänden bestand, nur 6 im Lande gedruckte. Gewiß hatte der König Johann seinerzeit in dem Erlasse über die Zensur bestimmt, daß möglichst alle Bücher im Lande gedruckt werden sollten, aber durch einfache Befehle konnte dem Mitzstande nicht abgeholfen werden. Selbst Schwedens bedeutendster Verfasser und Verleger jener Zeit, Petrus Johannis Gothus, hatte sich in Deutschland (Rostock) niedergelassen, ließ seine Bücher von deutschen Buchdruckereien Herstellen und durch deutsche Buchführer in Schweden verbreiten. Beim Beginn seiner Verfasserlaufbahn befand sich nur ein Buchdrucker — Amund Laurentssons (1543—1575) — in Stockholm, resp. Schwe den, dessen Nachfolger Torbernus Tidemanni und Andreas Tor- stani (1578—1582) waren. Über Petrus Johannis Gothus oder Per Hannsen, wie er ursprünglich hieß, sei folgendes mitgeteill: Er wurde 1536 in Norrköping geboren und im Alter von 13 Jahren von der Pest angesteckt. An den Folgen dieser Krankheit hatte er, unter bisweilen schrecklichen Qualen, sein ganzes Leben lang zu leiden. 1588 ließ er sich als Student in Rostock ein- schreiben und veröffentlichte schon drei Jahre später sein erstes Buch, betitelt »Gugheliga Bööner och Tacksägelser«, das er einem seiner Beschützer und Helfer, Friherre Ture Pedderson Bjelke, widmete. Da Gothus selbst unbemittelt war, sah er sich gezwungen, seine Schriften angesehenen Persönlichkeiten zu Und- men, um auf diese Weise das Honorar und die Druckkoslen herausschlagen zu können. 1572 erschien außerdem von ihm »Twa Andelig Wijsor etc.«, denen am Schlüsse, zwecks besserer Einführung, ein Kalender beigefügt war. Trotzdem der König verboten hatte, im Auslande gedruckte schwedische Bücher nach Schweden einzuführen, wurde Gothus die zollfreie Einfuhr seiner Bücher gestattet. 1577 erschienen zwei weitere Arbeiten von ihm, und zwar »Underwisning om een rätt Christelig Böön« und »TröstsprLk För Bekymrat Samvet«, beide gedruckt von Jacobus Lucius in Rostock. Das erste Buch von aktuellem Interesse gab er 1581 mit »Lwnkessio Lv^vstana«, Übersetzung des Augsburger Bekenntnisses von 1530, heraus, das er König Vasas jüngster Tochter, Prinzessin Elisabeth, als einziger Protestantin in der schwedischen Königsfamilie, widmete. Gedruckt war das Buch von Stephan Mölleman in Rostock. Daß die Schrift Anklang ge funden haben mutz, beweist die Tatsache, daß der Buchdrucker Ignatius Meurer 1634 eine neue Auflage herausgab. Von 1581 bis 1587 stellte Gothus seine Verfasserwirksamkeit ein, da ihm sein altes Leiden stark zusetzte, und außerdem eine Feuers- brunst seinen Büchervorrat vernichtete. Erst 1587 konnte er wieder eineSchrift veröffentlichen, und zwar: »DoctorisMart: Luth: och D. Johannis Mathesij Spörsmäl och Swaar etc.«, ge druckt von dem Rostocker Andreas Gutterwitz, der 1582 nach Stock holm übergesiedelt war (wahrscheinlich auf Ruf des Königs, denn er blieb dis zu seinem Tode s1613j in Schweden). Das nächste Buch von Gothus hieß: »Den 1,1 Psalmen Davids, för- fattat vthi Bönasätt och Christeliga vthlagd«. — 1592 kehrte Go thus, nachdem er sich kurze Zeit in Stockholm aufgchalten hatte, nach Rostock zurück und verfaßte innerhalb eines Jahres vier Bücher, die sämtlich von Mölleman in Rostock gedruckt wurden. 1593 erschienen zwei weitere Schriften von ihm, auf denen gleich falls Mölleman als Drucker angegeben ist. Noch einmal ging Gothus (1594) nach der Hauptstadt seines Vaterlandes und ließ während der Zeit seines Aufenthaltes dort zwei Bücher, »Oatoebisnnis« und »Lnelüriclion«, bei Gutterwitz 1595, drucken. 1596 ging er als Siebzigjähriger für immer nach seiner zweiten Heimatstadt, Rostock, zurück und verfaßte noch viele Schriften, von denen hier: »Tröstbook för wärdlööm änkiom etc.«, »Skööna och merkeliga Sscrifftemes Sententter etc.«, »Postilla ther ine aff hvart och ett Söndags Euangeltum etc. warder tagen een besynnerlig Lära, 948 Trost och Förmaning etc.«, »Een Christelig Lijkpredican« und »Psaltere« genannt seien. 1600 erschien von ihm »Passional, WLrs Herres Jesu Christi bittra pijna och dödh etc.«, doch nicht in seinem Verlage, sondern bei dem deutschen Buchhändler Her mann Sulken, der von 1599 ab als erster eine offene Buchhand lung in Stockholm betrieb. Außer den genannten veröffentlichte Gothus noch ungefähr 40 Bücher und beendigte 1616 im Alter von 80 Jahren sein an Arbeit und Leiden reiches Leben in Rostock. Hermann Sulken, der, wie anzunehmen ist, gleichzeitig auch Buchdrucker war, verlegte ungefähr 14 Bücher, von denen die meisten Nachdrucke alter Schriften waren. Hier seien erwähnt: »Laurentius Petris Schrift über die Trunksucht«, die 1557 bei Reußner zum ersten Male gedruckt worden war. »Öffner Histo- rien om WLrs Herren Jesu Christi Werdigha Pino och Dödh« (1609) (1572 zum ersten Male vom damaligen Erzbischof heraus- gegeben), »OrdsprLksboken« (Sprichwörterbuch) 1602, »Jesu Syrach«, 1603, und »Psalteren«, 1604. Außer der schon genannten Buchdruckerei des Deutschen Gutterwitz bestand eins solche des Schweden Amund Olofson, die später durch Verheiratung der Witwe Olofsons mit dem Deut schen Ignatius Meurer in dessen Hände überging, der sie bedeu tend verbesserte. Im Jahre 1608 trat Reußner, von Gustaf Adolf (der inzwischen die Regierung angetreten hatte) berufen, das Amt als Vorsteher der Königlichen Druckerei an und bekleidete es bis 1633. In diesem Jahre trat Henrik Kehser, gleichfalls ein Deutscher, an seine Stelle; er hatte sie nicht weniger als 22 Jahre inne. Trotz vielfacher Versuche feines Sohnes, auch Henrik mit Vornamen, als Nachfolger seines Vaters die König liche Buchdruckerei zu übernehmen, wurde nach ihm der in Schwe den ansässige Däne Georg Hantsch für diesen Posten ausersehen. Hantsch starb jedoch schon zwei Jahre nach seinem Amtsantritte. Darauf übernahm Nicolaus Wankijf, der sich mit der Witwe Hantschs verheiratet hatte, die Königliche Druckerei und leitete sie bis zu seinem Tode. Inzwischen waren eine ganze Anzahl von Prtvatdruckereien entstanden, von denen die bekanntesten die des Erich Schroderus (1630), des Holländers Jansonius (1647), David Kämpes (1689-1693) und Walls (1688-1692) gewesen sind, die aber alle nicht die Bedeutung der von Wankijf, Henrik Kehser und Burchardis erreichten. Nach Kehsers Angaben hatte Wankijf mehr als 25 verschiedene Schriftsorten. Bei einer In spektion der Druckereien Burchardis und Kehsers ergab sich fol gender Bestand: Elfterer hatte 12 lateinische Schriftsorten, 11 schwedische, je eine größere und kleinere hebräische und griechische, also in Summa 27 Schriftsorten. Außerdem in Holz geschnit tene Initialen für schwedische und deutsche Schriften. 4 Setzer und 4 Druckergesellen waren an vier Pressen beschäftigt. Beim jungen Henrik Kehser fanden sich vor: 27 Schriftsorten, Initia len, Bidelfiguren, Notenzeilen und Noten, 4 Pressen mit je 2 Gesellen und außerdem 3 noch unbenutzte Pressen, eine Buch binderwerkstatt mit zusammen vier Gesellen und Lehrlingen, und im gleichen Raume noch eine Presse mit einem Druckergesellen. Da alles laut Jnspektionsbericht in bester Verfassung war, ist Kehsers Druckerei zu jener Zeit als die hervorragendste des gan zen Landes anzufehen, und nur der Leidenschaftlichkeit Gustaf Adolfs gegen das Deutschtum ist es zuzuschreiben, daß Kehser nicht die königliche Buchdruckerei übernehmen durfte. Daß Kehser es mit seinem Berufe äußerst ernst nahm, zeigt sich auch darin, daß er seinen Sohn auf die Akademie nach Upsala schickte, um ihn Druckerkunst, Buchbinderei und Formenschneiderei gründlich ler nen zu lassen. Übrigens hatte Kehser einen Korrektor angestcllt, was seinem Hause ein besonderes Ansehen verlieh. Er erkannte als erster, daß Korrektoren unbedingt nötig waren, weil die meisten Drucker als Deutsche es mit der schwedischen Sprache nicht so genau nahmen. Das schien auch die Regierung einge sehen zu haben, denn 1630 wurde Ericus Schroderus zum Zen sor aller erscheinenden Bücher ernannt, scheint aber von seiner Macht keinen Gebrauch gemacht zu haben. Erst 1661 erließ der König Bestimmungen, daß je zwei Exemplare aller gedruckten Bücher an die Regierung zur Durchsicht gesandt werden sollten. 1662 erschien das erste Zensurplakat, auf dem verordnet war, daß kleinere Schriften an dem Druckort von zuständiger Stelle aus durchgesehen werden sollten, während größere Arbeiten an die
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