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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.06.1914
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1914-06-10
- Erscheinungsdatum
- 10.06.1914
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- Deutsch
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131, IO. Juni 1914. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. die Exenrplare verfugte, ist nicht bekannt! wahrscheinlich ist jedoch das letztere. Aus der nächsten Zeit sind nämlich Fälle bekannt, daß von den Stiftsleitungen oder Bischöfen bei ausländischen, meist deutschen Buchdruckern Bücher in Auf trag gegeben wurden, ohne daß der Drucker ein weiteres Recht an den Büchern hatte. Die Exemplare wurden ausschließlich von Predigern am Domkapitel verkauft. Man bestellte die Bücher deshalb bei ausländischen Offizinen, weil in Schweden damals nur eine einzige, schlecht eingerichtete Druckerei bestand, und zwar im Kloster Vadstena. Ein Buch auf eigene Faust zu drucken und dann bei Predigern usw. zu veräußern, war mit Ri siko verbunden, denn die Bücher konnten jeweils nur in einem Stift verwendet werden. Das Nissals vpsaiisuse taugte nicht für das Strängnässtift und umgekehrt das Breviarium Streng- neuso nicht für Upsala. Eine Urkunde aus dem Jahre 1508 zeigt uns, wie bei den Druckbestellungen Verfahren wurde. Es handelt sich um einen Kontrakt zwischen dem Erzbischof von Upsala und dem Lübecker Buchdrucker Peter Hasse. Darin wurde ein Übereinkommen getroffen, daß Hasse auf eigene Rechnung 700 Missalien, davon 150 auf Pergament und den Rest aus Papier, drucken sollte. Druckte er über die bestimmte Anzahl hinaus, so durste er nichts davon veräußern, sondern hatte die Exemplare dem Domkapitel zwecks Verkaufs zur Verfügung zu stellen. Für das Pergamentexemplar sollte er 18 marker und für das auf einfachem Papier gedruckte 6 marker, für die ganze Auflage nach heutigem Gelde ca. 15 000 ,/k erhalten. Die Be stimmungen für den Druck und das Papier gingen gleichfalls vom Erzbischof aus, und der Kontrakt gleicht somit in den Haupt- zllgen einem solchen zwischen Verleger und Buchdrucker aus unserer Zeit. Das im Jahre 1487 in 170 Exemplaren erschienene Llissalo 8trenAN8llse wurde auf Bestellung des Bischofs Conrad Rogge bei dem Buchdrucker Gothan in Lübeck hergestellt. Auch von dem Breviarnm I-ineopanse, 1493 bei G. Strichs in Nürnberg gedruckt, ist anzunehmen, daß es auf Bestellung hergestellt wurde. Über den Verkauf, der sich infolge der merkwürdigen Vorschriften zu einem sehr eigentümlichen gestaltete, sind wir durch eine Ur kunde des genannten Bischofs Rogge von 1495, betreffend das Lreviarium Ltroognense, unterrichtet. Den Predigern wurde be fohlen, das bei Johannis Fabri in Stockholm gedruckte Brevier innerhalb zweier Monate beim Sakristan der Strengnäser Dom kirche zu bestellen, und um den Absatz zu fördern, versprach der Bischof, der »die Zeiten« in dem Buche las, 40 Tage Ablaß. Dem, der die Anschaffung unterließ, wurde mit Geldstrafe und sogar mit Kirchenbann gedroht. Es war also keineswegs ein sanftes Mittel, dessen sich der damalige Verleger, wenn wir das Domkapitel als einen solchen ansehen wollen, bediente, um Ab satz für seine Bücher zu finden. Bei einem späteren Buche »Bir gittas rsvelationor« <1492) vermutet Schlick, daß der Buchdrucker, nämlich Gothan, die 816 Exemplare auf eigene Kosten druckte, da durch die starke Verbreitung der Birgittaklöster der Verkauf aussichtsvoller war. Gothan wäre also in diesem Falle als Ver leger anzusehen. Bei dem in Stockholm ansässig gewesenen Drucker Fabri, der um die gleiche Zeit wie Gothan lebte, ist nicht mit Sicherheit anzngeben, ob er die von ihm gedruckten Bücher für anderer Leute Rechnung oder auf eigenes Risiko herstellte. Allem Anscheine nach war das ersterc der Fall, weil, wie schon gesagt, die Herausgabe infolge des ungewissen Absatzes mit großer Gefahr für die weitere Existenz der Druckerei verbunden war. Noch fast 100 Jahre später mußten die Verfasser, die zu gleich Verleger waren, ihre Bücher hohen und bemittelten Per sonen zueignen, um durch deren Geldnnterstützung die Heraus gabe des nächsten Buches zu sichern. Wenigstens war dies bei dem Verfasserverleger Gothus der Fall, von dem später noch die Rede sein wird. Der oben genannte Buchdrucker Fabri war Deutscher und starb in Stockholm 1496. Seine Druckerei ging an die Karthusianer in Mariefred über, während ihm als Buch drucker in Stockholm Georgius Richloff folgte, der sich zunächst in Upsala niederließ und später ans Befehl des Königs Gustav Vasa nach Stockholm übersiedelte. Als erster schwedischer Buchdrucker, der zugleich ein geschick ter Verleger war, ist Paulus Grijs anzusehen. Seine erste Arbeit war »Psalteren« (1510). Um ausländische Konkurrenz zu ver hindern, ließ er sich vom König das Alleinverkaussrecht sichern. Weitere bei Grijs erschienene Bücher sind: »Donatus, Lateinische Grammatik« (1515) und drei schwedische Volksschriften, die alle guten Absatz fanden. Ein Buch, das bei ihm gedruckt wurde, aber im Selbstverläge des Verfassers erschien, war »Komposita ver- dornm« (1519) von Magnus Jngermarsson. Von dem Drucker Georgius Richloff ist noch zu berichten, daß er sich nur zur Ein richtung der königlichen Druckerei in Stockholm aufhielt. 1526 verließ er Schweden, nachdem sein Gesuch, die Druckerei ver walten zu dürfen, vom König abgelehnt worden war. Sein Schreiben an den König hatte folgenden Wortlaut: »Dnrchleuchtigster Großmechtigster Künningh Höchgebornner Fürst gnedigster Herr! Ich ahrmer mahmi habe an iwcr Kö: May: aus hoher anligender noth vnnd meines vnuermugeinis halben» i» kurtz vergangenen» tage» vnterthenigst suppliciret wegen der Druck- kery, worbuff ich dann kein antwordt bekommen, Vnnd dieweil mir dan alle meine narung im diessem geschwinden» zeitenn gantz be schwerlichem: ankumpth, auch sonsten» mit vntrcgklicher bürger licher beschwerung vnnd Landsknechten« beladen» werde, also das mir szo fast vnmuglich ist, wo der Barmhertzigh gott »ich sunber- ltche gnadt verlehnte, zuerschwingen Aber aufs das ich mich nhu dan hinfernner unter iwer Kö: May: gnedtgenn Bestimmung mit gott vnnd Ehren» erhalte muge. Ist derhalbenn an iwer Kö: May: mein gantz demutigsts vnd vnndterthentgsts olcißigsts bitte die wol len» mir gnedigst vergönnen, das ich alhie im Reich allcrhande Bücher vor denn Predicantenn, Schulen» vnnd Reichs besten» mnge drucken lassen». Solchs umb Euer Kö: May: nach höchsten» ver- mugenn zuuerdienenn vnd gehn gott langes lcbens halben» zuner- biien will ich alle zeit williger da» willig! erfunden werden. Ewer Konnigklichenn Maicstadtt vnertheniger vnnd gehorsamer ahrmer Burger Georgen« Buchbinder. Wie in Deutschland, so rief auch in Schweden die Reforma tion eine große Verbreitung von Schriften hervor, und damit begann eine aussichtsvollere Periode für den Buchhandel. Trotz dem König Vasa durch die Bischöfe die Ausbreitung protestanti scher Schriften untersagen ließ, geschah der Vertrieb im geheimen über das ganze Land. Als dann der König einige Jahre später sein religiöses Bekenntnis änderte und sogar eine Druckerei, die antilutherische Schriften druckte und verbreitete, aufhob, wäre der Verbreitung von Büchern ein großer Vorschub geleistet wor den, wenn er sich nicht 1539 zum Zensor über alle in den Handel gelangten und gelangenden Bücher erhoben hätte. Noch schlim mere Zensur übte sein Nachfolger König Johann III. aus, der eine strenge Verordnung erließ und damit die ersten Gesetze für den Buchhandel und die Verbreitung der Bücher durch den Buchhandel schuf. Kein sogenannter Buchführer durfte seine Bücher in Schweden feilhalten, ehe nicht eine Liste davon von dem Erzbischof oder sonst einem bevollmächtigten gelehrten Mann durchgesehen und gutgcheißen worden wäre. Daß die Kontrolle streng, aber nicht immer gerecht durchgeführt wurde, beweisen die folgenden Fälle. Nebenbei sei bemerkt, daß vom Jahre 1550 an jedwede Verbreitung katholischer Schriften im Lande unter sagt worden war. Sandten die bevollmächtigten Zensoren die Büchcrlisten von Buchführern zur Genehmigung an den König und waren darin Bücher aufgeführt, die diesem unbekannt waren, so befahl er ohne weiteres, Schriften und Buchfllhrer zur Prüfung zu schicken. So kam auch der deutsche Buchführer Joachim Gröpcr nach Stock holm, dem der Verkauf seiner mitgebrachten Bücher verboten wurde, über einige Bände behielt sich der König eingehendere Kritik vor und bestimmte, daß sich Gröper so lange in Stockholm aufhalten solle, bis er, der König, zur Prüfung Zeit hätte. Da Gröper jedoch der Aufenthalt zu kostspielig wurde, reiste er kurzerhand nach Lbo (Finnland), ohne die Entschlüsse Seiner Majestät abzuwarten. Als der König davon erfuhr, befahl er, Gröper mit seinen Büchern unverzüglich nach Stockholm zurück zubefördern, damit er seine Wahl unter den nicht endgültig bean standeten Büchern treffen könnte. Der Buchführer mutzte natür lich schweigsam und gehorsam Macht vor Recht gehen lassen. Noch schlimmer erging es dem deutschen Buchfllhrer Johann Wit tenberg, dem alle Bücher ohne jeglichen Ersatz deshalb konfisziert, wurden, weil er sich erlaubt hatte, Handel mit Büchern zu treiben^ 947
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