Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.05.1914
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1914-05-19
- Erscheinungsdatum
- 19.05.1914
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19140519
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-191405198
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19140519
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1914
- Monat1914-05
- Tag1914-05-19
- Monat1914-05
- Jahr1914
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Redaktioneller Teil. ^ Ii4, lg. Mai 1914. äußerste Vorsicht, die eine so dehnbare Formulierung der Ge setzesbestimmungen erforderlich machen müßte, ließe eine bis ins Einzelne gehende Vorprüfung aller täglich eingehenden Bücher und Zeitschriften unerläßlich erscheinen. Z. B. bei aktuellen Zeitschriften wäre eine solche Vorprüfung mit den größten Schwierigkeiten und Verzögerungen in der Zustellung an das reisende Publikum verbunden, weil die Entscheidung über die Zulässigkeit einer Umschlagzeichnung oder Aufschrift direkt eintreffender neuester Nummern nicht den im Außen dienst beschäftigten Verkäufern überlassen werden könnte. Das bisher den Verlegern illustrierter Zeitschriften entgegenge- brachte und niemals getäuschte Vertrauen, daß ihre Erzeug nisse den gesetzlichen Vorschriften entsprechen, müßte angesichts der zu erwartenden Rechtsunsicherheit schon deshalb schwin den, weil es allein keine genügende Sicherheit mehr gegen die Gefahr einer entehrenden Haftstrafc zu bieten vermöchte. Die Unbequemlichkeiten für das reisende Publikum und der den Bahnhossbuchhändlern entstehende Schaden wären beträchtlich. So sehr die Bemühungen der Regierung anerkannt wer den müssen, das deutsche Volk und insbesondere unsere Jugend vor sittlichen Gefahren zu schützen, so glaubt der Verein der Deutschen Bahnhofsbuchhändler sich doch mit der Mehrheit der Volksgenossen einig zu sein, daß auf dem vorgeschlagenen Wege nur ein geringer Nutzen für die Jugend. Wohl aber ein be- trächtlicher Schaden für die Erwachsenen, für die Buchhändler sowohl wie für ihre Abnehmer zu befürchten steht. Außerdem würde das Ansehen des deutschen Volkes in den Augen der übrigen Nationen, die ein solches die geistige Bewegungs freiheit hemmendes und gefährdendes Gesetz nicht haben, nur leiden. Die vielfachen Äußerungen der Presse und maßgeben der Persönlichkeiten, die Proteste großer und angesehener Korporationen und Kundgebungen anderer Art lassen das pro jektierte Gesetz als überflüssig und dem Denken und Fühlen des deutschen Volkes als nicht angemessen erscheinen. Zudem glaubt der Unterzeichnete Verein noch besonders darauf Hinweisen zu müssen, daß die Tendenz der sämtlichen Vereinigungen deutscher Buchhändler dahin geht, alle die Sitt lichkeit gefährdenden Schriften und Darstellungen zu ver drängen, und daß eine solche Selbsthilfe neben den Bemühun gen der Schule und des Elternhauses zur Stählung und Ab härtung der Jugend gegen innere und äußere gefährliche Ein flüsse ein wirksameres und des deutschen Volkes würdigeres Mittel darstellt, als die dehnbare Form eines Gesetzesparagra phen, der ohne Not eine ständige Beunruhigung von Berufs ständen herbeiführen müßte, die es wahrlich nicht verdient haben, daß ihnen durch ein solches Gesetz die Arbeit erschwert und die Freude daran vergällt wird. Der Verein der Deutschen Bahnhofsbuchhändler hält dem nach den Schutz durch die Zß 184 und 184 a des Strafgesetz buches zur Erreichung des gewünschten Zweckes auch weiter hin für ausreichend und unterbreitet deshalb einem hohen Reichstag die Bitte, den Entwurf des neuen Gesetzes in Ge stalt der Zusätze zu ßß 43 und 149 der Gewerbeordnung a b - zulehnen. Leipzig, den 25. April 1914. Der Vorstand des Vereins Deutscher Bahnhofsbuchhändlcr. Theodor Schnitzler, I. Vorsitzender. Hermann Stille, I. Schriftflihrer. Ernst Keils Publizistische Wirksamkeit und Be- döUtUNg. Von vr. Karl Feißkohl. Kl. 8°. VIII und 144 S. Stuttgart, Berlin. Leipzig, Union Deutsche Verlags-Gesellschaft. 1914. Preis broschiert ^ 2.60 ord. Eine eigentliche Biographie Ernst Keils, des populärsten Publi zisten aus dem Lager des deutschen demokratischen Liberalismus, hat bislang gefehlt. Der kurze Lebcusabriß in der »Allgemeinen deut schen Biographie« ist dem Nachruf entnommen, den Albert Frankel seinem Freunde in der »Gartenlaube« 1878 gewidmet hat: Johannes Proclsz hat in einer Artikelreihe in der »Gartenlaube« (1902) diese 819 späteste Schöpfung Keils in den Mittelpunkt seiner Schilderung ge stellt. So bildet die Arbeit Feißkohls, die auf Grund von zum Teil noch unbenutzten Quellen und nach genauster Durchsicht aller Zeit schriften, die Keil ins Leben gerufen hat, das Lebensbild des unermüd lichen und von großem Erfolg gekrönten Herausgebers zeichnet, zu gleich einen wertvollen Beitrag zur Geschichte der deutschen Publizistik in vier entscheidenden Jahrzehnten des neunzehnten Jahrhunderts. Ernst Keil, am 6. Dezember 1816 in Langensalza als zweiter Sohn des Gerichtsaktuars und Akziseinspektors Friedrich Christian Ernst Keil geboren, besuchte einige Jahre das Gymnasium im nahen Mühl hausen und entschied sich, vor die Notwendigkeit gestellt, einen Beruf zu erwählen, für den des Buchhändlers, der am ehesten seinen unbe- zwinglichen Lesedrang und seine Neigung zur Poesie und Literatur zu befriedigen versprach. Nach Beendigung seiner Lehrzeit in der Hoff- mannschen Buchhandlung in Weimar und erfüllter Militärpflicht begab er sich 1837 nach Leipzig, wo er zuerst als Gehilfe, dann als Geschäfts führer des Hauses Naumburg K Co. tätig war. Die Beschäftigung mit den Schriften des »jungen Deutschlands« förderte die ihm ange borene Lust zu eigener schriftstellerischer Betätigung: war doch Leipzig nicht nur Buchhandelsmctropole, sondern auch der bedeutendste Mittel punkt der zeitgenössischen Journalistik. So schrieb Keil kritische Auf sätze und Novellen für verschiedene Journale und kam mit der jünge ren Litcratcnschaft Leipzigs, u. a. auch mit Robert Blum, in persön liche Beziehungen. Seine Leistungen veranlaßten 1840 Ferdinand Phi lipp!, den Inhaber des Verlagskontors in Grimma, ihn als Leiter für das Journal »Unser Planet« zu bestellen. Der »Planet«, 1830 als »Blatt für Unterhaltung, Literatur, Kunst und Theater« vom Vcrlagsbuchhändler Hartmann in Leipzig gegründet, war bald ein politisches Journal mit ausgesprochen libe raler Tendenz geworden. Keil, der anfangs nicht als Redakteur zeichnete, gab durch Feuilletons literarischen und allgemein zeit geschichtlichen Inhalts und kurze Novelletten dem »Planet« einen frischeren, lebhafteren Zug. In dem Streit um das Andenken Ludwig Börnes stellte er sich auf Gutzkows Seite und griff Heine heftig an. Die Thronbesteigung Friedrich Wilhelms IV. begrüßte er mit freund licher Sympathie. Auch treffliche Mitarbeiter verstand er heranzu ziehen, wie Louise Otto, die erste politische Schriftstellerin Deutsch lands, als er 1842 förmlich die Redaktion des ganzen Blattes über nahm. Dichter wie Prutz, Ortlcpp, Butziger schrieben ihm ausge sprochen »politische Lieder«, und aus den Feuilletons sprach mitunter scharfe Opposition gegen Klerikalismus und unduldsame Orthodoxie. Um der drohenden Unterdrückung zu entgehen, wählte Keil 1843 einen neuen Namen für sein Journal: »Wandelstern«, seine Haltung aber änderte er nicht: er griff die Liberalen der goldenen Mittelstraße scharf an und schrieb, immer entschiedener volkstümlich-demokratisch gerichtet, »Aufklärung und Erziehung des Volkes« auf sein Panier. Bisher viermal wöchentlich erscheinend, wurde der »Wandelstern« 1845 eine Wochenschrift mit wesentlich billigerem Preis: eine »artisti sche Monatsbeilage« mit Stahlstichen zu bekannten Dichtwerken gab ihm den Anschein eines Unterhaltungsblattes: die Tendenz blieb eine freisinnige, fortschrittliche, mit einem warmen nationalen Grundton. So wurde Keils Journal ein interessantes Zeugnis für die Abwand lung des deutschen Liberalismus von den dreißiger in die vierziger Jahre, vom doktrinären, blassen, frauzösisierenden zum deutschen, von nationaler Not und Sehnsucht getragenen Freiheitsstreben. Bald wurde der »Wandelstern« Zensur und Behörden unbequem: sie er zwangen den Abgang des mißliebigen Redakteurs. Der »Wandel stern« lebte nur noch ein Jahr und verlosch dann für immer. Keil wuchs fortan immer mehr in die liberal-demokratische Stim mung hinein, die sich auf breiterer, kleinbürgerlicher, klassenmäßiger Grundlage von etwa 1845 au vom großbürgerlichen Liberalismus abhob und durch angelegentliche Erörterung der sozialen Frage einen sozialistischen Einschlag erhielt. Um seinen Ideen besseren publizisti schen Erfolg zu sichern, gründete er, nachdem er sich 1844 mit Karoline Aston vermählt hatte, in Leipzig am 3. August 1845 ein eigenes Ver lagsgeschäft, ohne alle Mittel, allein gestützt auf seinen ehrlichen Namen. Die ersten Bücher seines Verlags, wie »Not- und Hilfsbüch lein gegen die Kartoffelpest« oder »Jesuitenpest« deuten wie ein Programm die volkstümlich-praktische und freisinnig-humane Richtung seines Unternehmens an: sie wurden auch alsbald verboten. Darauf ging er an die Gründung einer eigenen Zeitschrift. Da die Behörden nicht gestatteten, daß das geplante Journal in Leipzig erschien, trat es 1846 in Zeitz unter dem Titel »Der Leuchtturm« ins Leben, ein Monatsblatt »zur Unterhaltung und Belehrung«. Bildbeilagen brach ten die Porträts freisinniger Zeitgenossen mit biographischer Würdi gung: es war der erste Schritt zum illustrierten Journal. Neben einer Novelle brachte der Leuchtturm außerdem Artikel über Tagesfragen, Feuilletonnotizen und knappe, oft beißende Randbemerkungen, mit denen Keil die Ereignisse des kulturellen, politischen und sozialen Lebens begleitete, alles von ernster Kritik, Schärfe und Offenheit
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder