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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.05.1914
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1914-05-15
- Erscheinungsdatum
- 15.05.1914
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- Deutsch
- Sammlungen
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Redaktioneller Teil. »U- 111, 15, Mar 1814, die Detlev von Liliencron im Verlauf von vier Jahren <1885—89) an denselben Herrn gerichtet hat. Es ist ohne weiteres erklärlich, das; sich hier viel wertvolles Material zur deutschen Literatur der jüngstvergangenen Zeit findet, — Das aber ist überhaupt das Charakteristische der ganzen Sammlung, Es sind gemeinhin nicht etwa Autographen, wie sie manche andere Sammler zusammen bringen, die den größeren Wert auf die eigene Schrift und die Unterschrift der betreffenden Größen legen; sie haben vielmehr in der Hauptsache ihre eigene literarhistorische Bedeutung, Von ihrem Vorbesitzer sind sic mit Hinblick daraus natürlich zum Teil schon entweder veröffentlicht, oder wenigstens benutzt worden, aber das wäre nichts, was sie in den Augen der Käufer herab setzen könnte. Es ist das nur ein flüchtiger überblick, und manches Interessante mußte beiseite gelassen werden. Der Katalog der zweiten Versteigerung nennt sich »Eine deutscheHausbibliothek, GuteBücherau sollen Wissensgebieten in schönen Ausgaben, Biblio thek des Herrn Pfarrers Wilhelm Lennartz in Heinsberg, Erster Teil«, Der zweite Teil soll erst im Oktober unter den Hammer kommen. Der Titel klingt bescheiden, Hausbibliothek — gute Bücher — schöne Ausgaben — Pfarrer in Heinsberg: man wird nicht allzuviel erwarten, wenn man unbe fangen das Verzeichnis zur Hand nimmt. Aber man lese es nur zu Ende, man betrachte die zwanzig Tafeln mit den Abbildungen einiger Einbände, und man wird zu der Überzeugung kommen, daß hier eine so außergewöhnlich schöne Sammlung vorliegt, daß sie nur als der Traum des Bibliophilen bezeichnet werden kann. Denn sie ist in so verschwenderischer Weise aus den kostbarsten Exemplaren der schönsten Ausgaben zusammengesetzt, und diese Schätze find dann mit einem erlesenen Geschmack von Buchbinderkünstlern in so vornehm prächtige Gewänder gehüllt worden, daß auch der verwöhnteste und begeistertste Bücherfreund eine solche Bibliothek beinahe nur in sehnsüchtigen Träumen sein eigen wünschen kann. Das zehrt am Geld, namentlich wenn man seine Hausbllcherei, wie das hier aus dem ganzen Inhalt ersicht lich wird, in nur wenigen Jahren angeschafft hat. Es ist eine Ver einigung der Luxusausgaben aus der jüngstberflossenen Zeit, — Mancher Buchhändler und mancher Bibliophile hat bedenklich das Haupt geschüttelt, als sie so eine nach der anderen auf den Markt gekommen sind, man hat die dauernde Aufnahmefähigkeit selbst der reichen Käufer — und Wohl mit Recht — angezweifelt, man hat mit spöttischem Blick die Dublettenmacherei verfolgt, und auch wir haben uns, ohne unsere Meinung nun etwa jetzt gänzlich zu ändern, daran beteiligt; aber das mutz man gestehen, in der Geschlossenheit, mit der diese Prachtdrucke hier auftreten, wirken sie doch überwältigend, und man steht schließlich all diesem Streben nach Vervollkommnung und äußerer Schönheit mit einer gewissen Ehrfurcht gegenüber. Wir haben solche Bücherfreunde nötig gehabt, um unser zeitweilig etwas in den Sumpf geratenes Buchgewerbe wieder emporzuheben, und genießen jetzt, nach kaum zwanzigjährigerZeit, für billigeres Geld schon die ersten reisen und schönen Früchte, die ihr und Wohl auch mancher Verleger Opfer wille gezeitigt hat. Die Sammlung hätte eine der feinsten Zier den der Bugra sein können. Sie hat ihrer relativen Vollständigkeit wegen, und weil sie — in dieser Hinsicht wenigstens — die erste ist, die aus den Markt kommt, eine gewisse historische Bedeutung für die Aufwärtsbe wegung unserer Buchkunst, Das hat der Herausgeber des Kata logs Wohl gefühlt und ihm darum aus der Feder eines der ge wiegtesten Kenner der Bücherliebhaberei, von vr, G, A, E, Bogeng, eine »Einleitung« vorausschicken lassen, in der die An fänge, das Fortschreiten und der Zusammenhang der ganzen Ent wicklung eingehend, wenn auch in etwas schwerer Sprache, dar gestellt werden; und damit rückt auch das Verzeichnis selbst auf eine höhere Stufe, Seinen Inhalt hier erschöpfen zu wollen, ist unmöglich, aber es lohnt wohl, einige Andeutungen und Hinweise zu geben. In dem vorliegenden ersten Teil mit seinen 736 Nummern sind die Drucke der Aldus-Presse in Leipzig, der Pan-Presse in Berlin, der Doves Preß in Hammersmith, der Einhorn-Presse in Berlin, der Ernst Ludwig-Presse in Darmstadt, der Ganymedes-Presse in Schwarzenberg, S,-A,, und der Janus-Presse in Leipzig ver- 802 zeichnet; die deutschen Musterdrucke aus dem Verlage von Ernst Ohle in Düsseldorf, die Drugulindrnckc, die sämtlichen <I6> Him- dcrtdrucke, die Hundertfünfzigdruckc, die Hyperioudrucke; die Aus gaben des Leipziger Bibliophilcnabends; Werke aus dem Verlag von Julius Bard, Bruno Cassirer, Paul Cassirer in Berlin, von Eugen Diederichs in Florenz und Jena, von Georg W, Dietrich und dem .Hyperion-Verlag in München, von Gustav Kiepenheuer in Weimar, Dazu kommen noch Abteilungen allgemeinerer Art: Gesamtausgaben und Sammelwerke — Geographie und Völker kunde — Geschichte, Sittengeschichte — Kunstgeschichte, Illu stration (Zeitschriften), Was man hier vermißt, wird in dem zweiten Teile enthalten sein, so vor allen Dingen die an 300 Nummern umfassenden Veröffentlichungen des Insel-Verlags, An Vorzugsausgaben ist alles das vorhanden, was er reichbar war. Wir zählten allein fünfzehn Drucke auf echtem Per gament, die zu beschaffen nicht immer leicht gewesen sein mag; denn sie waren viel umworben, rasch vergriffen, und die Höchst zahl, in der sie hergestellt worden sind, bewegt sich zwischen 3 und 20 Exemplaren, Das bezieht sich besonders auf die deutschen Goethe-Ausgaben der englischen vovss krass, soweit sie mit handgemalten Initialen in Gold ausgestattet sind. Wer solche Exemplare in ihrer fast unübertrefflichen Schönheit je gesehen hat — allzuviele werden das bei ihrer geringen Zahl nicht sein, aber wir können uns dessen rühmen —, der wird es verstehen, wenn wir sie die köstlichste Augenweide des Bücherfreundes nennen. Wir finden: Goethe: Faust, Erster und zweiter Teil, 1807—1810. Eins von drei Exemplaren mit gehöhten Goldinitialen, — Iphigenie auf Tauris, 1912, Zwei von zwölf Exemplaren, ebenso, jedes in anderem Einband, — Weither, 1911, Eins von fünf Exemplaren mit goldgehöhten Initialen, Eins von zwanzig Exemplaren mit den Initialen in Rot, Tasso, 1913, Zwei von zwölf Exeinplaren mit gehöhten Goldinitialen; Faust, Iphigenie, Werther außerdem noch in den Drucken auf Büttenpapier, Aus den Drugulin-Drucken sind auf Pergament vorhanden: Goethes Tasso und Shakespeares Sonnets (je eins von je Ms Exemplaren), Goethes Iphigenie (eins von sechs Expl,); aus der Ernst Ludwig-Presse: Wagners Wieland der Schmidt (eins von 15 Expl,) und die Psalmen (eins von 10 Expl,); aus der Sammlung der Hyperiondrucke: Goethes Faust, Schil lers Räuber und Byrons Manfred in je einem von je sieben Ab zügen, Die vielen Sonderausgaben auf Japan- oder Bütten papier aber, die sich in der Bibliothek finden, können nicht ein zeln erwähnt werden. Viele dieser schönen Bücher sind nun in ganz hervorragender Weise kostbar eingebunden worden, von Cobden-Sanderson in Hammersmith, von Carl Sonntag jun, in Leipzig, von Paul Kerslen in Berlin, manche auch von E, A, Enders in Leipzig und einzelne von Köker in Düsseldorf, zum Teil nach künstlerischen Entwürfen von Paul Arndt und R, Koch. Kalbleder, Nindleder, Saffian, Maroquin, Seehundleder, Pergament u, dgl, sind wech selweise und in den verschiedensten Farben dafür verwandt wor den; die äußere Dekoration ist zum Teil reich und prächtig, sucht aber ab und zu auch in der größten Einfachheit das höchste Raffi nement, Die Innenkanten sind meist vergoldet, und in gefütterten Kassetten finden diese Kleinode Schutz und Hülle, Pracht und Eleganz ringsum. Wenn lvir uns aber erinnern, daß selbst Pergamcntdrucke in doppelten Exemplaren vorliegen, die sich nur durch den andersartigen Einband unterscheiden, wenn wir sehen, daß sich das bei weiteren Luxusausgaben wiederholt, und dann schließlich finden, wie ein und dasselbe Buch (Die vier Evangelien, Nach Anordnung und in der Schrift von Rudolf Koch gedruckt, Jena: Diederichs 1910) dreifach da ist, von Paul Kersten in dunkclvioletten, von Cobden-Sanderson in orangeroten, von Carl Sonntag jun, in blauen Maroquineinband gebunden, dann fühlen wir doch, daß wir uns hier auf dem Grenzland zwischen BUcherliebe und Bibliomanie bewegt haben, 8, k.
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