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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.05.1914
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1914-05-14
- Erscheinungsdatum
- 14.05.1914
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- Deutsch
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110, 14. Mai 1914. Redaktioneller Teil. meinen Onkel und gewann ihn zum Lehrer und Erzieher seiner Tächter. Die Aufopferung, mit der Onkel sich dieser Aufgabe unter zog, wurde, als die jungen Fürstinnen sich vcrheirathetcn, nicht so liberal anerkannt, wie er es sich vorgestellt hatte, und der Unmuth über diese getäuschte Hoffnung, zugleich die Einsicht, das; das römi sche Klima seine Nerven auf die Länge völlig zerrütten würde, be wog ihn zu einem raschen Abbruch aller alten Verhältnisse und plötzlicher Abreise nach Florenz. Er hat dort wieder Privatunter richt übernommen, der aber wohl nur eben zur bescheidensten Lcbenseinrichtung die Mittel giebt. Wenigstens versagte er sich in diesem Sommer, als sein Bruder*) aus Petersburg eine Nund- sahrt bei den deutschen Verwandten machte, die Freude, ihn und einen Theil der Kinder wiederzusehen, und eine Hauptursache, die ihn immer noch von der Heimkehr zu uns abgehalten hat, ist ohne Zweifel die Unsicherheit und Beschränktheit seiner äußeren Lage. Scheint es Ihnen daher nothwendig, daß er zu einer umfassenden Uebersicht über den jetzigen Stand der deutschen Sprachwissenschaft »nd zu persönlicher Leitung der neuen Auflagen sich nach Deutsch land ausmache, so würde ich mir darauf hiuzudcuten erlauben, wie wichtig es wäre, ihm unter einer Form, die natürlich die volle Diskretion über diese meine vertraulichen Mittheilungen wahrte, die Mittel zur Neise über die Alpen zunächst anzuwcisen. Da Sie in Zukunft mit meinem Oheim in Honorarbcrechnung stehen werden, scheint mir dies ohne Schwierigkeit thunlich zu sein. Fm klebrigen dürfen Sie sich, hochverehrter Freund, überzeugt halten, daß die Sprachschriften bei meinem Oheim in den besten Händen sein werden. Der Unterricht in der deutschen Sprache und Grammatik hat ihn in Italien während der ganzen Zeit seiner Privatlehrerpraxis beschäftigt, und was etwa an Litteratur über dieses Gebiet inzwischen nachgcwachscn ist, wird er mit seiner geistigen Schärfe und Frische in kürzester Zeit überschaut uud das Wesentliche sich zu Nutze gemacht haben. An Gewissenhaftigkeit nnd Fleiß wird cs ihm Niemand zuvorthun, und Sie dürfen ans seinem Schweigen gegen Sie nichts weniger als Unlust zur Ucbernahme dieser Arbeit schließen, da er, von Stimmungen in seiner Verein samung durchaus beherrscht, oft viele Wochen lang an seine Nächsten zu schreiben sich nicht entschließen kann. Ich zweifle nicht, daß die ganze Angelegenheit, wenn sie erst in Zug und Fluß gekommen ist, ihn vorteilhaft umstimmen und eine Erfrischung seines verödeten Lebens herbeiführen wird. Ich selbst werde also, wenn es sich fügen sollte, daß ich ihm in nächster Zeit zu schreibe« hätte, von Ihrer Angelegenheit kein Wort fallen lassen, sondern erst, wenn ich seiner Entschließung gewiß bin und darf ich frcundlichst bitten, dieselbe mich nur mit einer Zeile wissen zu lasset«? — die alten Gründe, die ich so oft schon für München geltend gemacht habe, von Neuem zu einem letzten, hoffent lich siegreichen Sturm gegen ihn hcranführcn. Bis dahin sage ich Ihnen herzlich Lebewohl und füge noch die angelegentlichsten Empfehlungen meiner Frau hinzu. In aufrichtigster Verehrung Ihr ergebenster Paul Heyse. Paul Hepse ist mehrfach Gast des Hahnschen Hauses in Han nover gewesen. Infolge seiner Anregung ist dann nochmals am 30. September an seinen Onkel Theodor nach Rom geschrieben worden. — Der jüngere Bruder seines Vaters, Theodor Friedrich Heyse, geb. 8. Oktober 1803 zu Oldenburg, trieb vorzugsweise in Berlin klassisch-philologische Studien, ging dann aber 1832 nach Italien, wo Rom seine zweite Heimat wurde. Er widmete sich dort bibliothekarischen Forschungen und Handschriftenverglei chungen im Interesse auswärtiger Gelehrter, wirkte auch als Lehrer und Erzieher in italienischen Fürstenhäusern. Besondere Aufmerksamkeit verwandle er auf die Textkritik griechischer und römischer Kirchenväter. — Am 30. Dezember 1857 ging aus Florenz nachstehendes Schreiben von ihm an den Verleger ab: Florenz, 30. Dec. 1857. Hochgeehrtester Herr- Aus Ihrem wcrthen Schreiben vom lltcn d. M. ersah ich zu meiner großen Beruhigung, daß Sie im Allgemeinen die Beweg gründe, die mich betreffs des Fremdwörterbuchs zu einem zeit weiligen Ikebcrtragcn meines Nedactionsrechts auf einen anderen Gelehrten bestimmten, nicht verkannt haben. Es war kein Act der Gleichgültigkeit gegen ein wohlbcgründetes Familienrecht sammt den daraus fließenden Pflichten nnd Vortheilen; im Gegentheil *) Ludwig Heyse i. Fa. Dyrssen k Co. ward mir der Entschluß schwer genug, aber ich glaubte ihn diesmal dem Interesse des Buchs, das mir über mein eignes ging, schuldig zu sein. Diesmal, sage ich, und unter den Umständen, wie Ihre Anfrage mir entgcgentrat. Sie bezeichncten die neue Auflage als dringlich; es sei »nothwendig«, sagten Sie, »den Druck bald- thuulichst zu beginnen, da der Vorrath so weit vergriffen sei, daß sonst das Werk im Buchhandel zu lange ganz fehlen würde«, und doch sollten in Betracht der vielfachen Fortschritte der Neuzeit ans allen Gebieten von Wissenschaft, Kunst, Gewerbe und gesellschaft lichem Verkehr gerade jetzt bedeutendere Aenderungen erforderlich sein. Ich aber im Ausland, bis zum nächsten Sommer durch andre Verpflichtungen an Florenz gefesselt, mit Büchern schlecht versehen, ja noch ohne ein Exemplar des Wörterbuchs selbst in Händen! Wäre mir etwa vor einem Jahre die bestimmte Anzeige zugckommcn und ich dann zugleich durch Ihre gütige Vermittlung und Bcihülfe mit dem nothwcndigsten Arbeitsmaterial ausgerüstet worden, dann stand die Sache anders. Jetzt hingegen, wenn ich es mit Ihrem und des Buches Vorthcil ehrlich meinte, blieb mir keine Wahl, als zu verzichten. Dies Verzichten aber kostete mir um so mehr Ueberwindung, je willkommener mir unter günstigen Verhältnissen die Arbeit an sich gewesen wäre. Habe ich doch an der Wiege des Werkes gestanden und war schon in der Jugend gerade hiebei des Vaters eifrigster Gehülfe. Wie leicht nnd gern hätte ich in das wohlbekannte Gleis wieder eingelenkt! UeberdieS war der Honorargewinn ansehnlich nnd lohnend. Dennoch, unter dem Eindruck Ihres Schreibens und dem Zwang der Umstände, fügte ich mich ins Unvermeidliche, und schlug zum Stellvertreter meiner selbst Herrn 1)r. Mahn*) vor als denjenigen Gelehrten, der meinen Bruder bei der letzten Auflage zumeist unterstützt hatte, mit der Lache vertraut, vielleicht schon fürs Weitere vorbe reitet war und von Ihnen selbst nicht undeutlich als geeignetster Ersatzmann hcrvorgehoben ward. Hiebei jedoch reservirte ich mir ausdrücklich, wie ich mußte, die Aufnahme meines unveräußerlichen Redactionsrechts für die nächstkünftige (13te) Auflage und die folgenden, weil ich sichre Hoffnung hatte, dieselbe persönlich in Deutschland aufs gewissenhafteste besorgen zu können. »Ich be absichtige keineswegs«, waren meine Worte, »gerade bei diesem Werke ein für allemal auf mein contractliches Vorrecht der Wetterführung Verzicht zu leisten.« Nun berichtet mir Ihre gef. Zuschrift, daß Sie sich mit Herrn vr. Mahn über alle Punctc vereinigt, daß cs aber schwierig sein würde, ihm das einmal übernommene Geschäft der Herausgabe später wieder zu cutzichn. Das mußte mir nun wohl zu nächst überraschend kommen. Denn von Ihnen war, infolge meiner Erklärung, dem genannten Gelehrten doch nichts Anderes ange tragen, als eilt interimistisches Stellvertrcten für diese eine Auflage. Herr I)r. Mahn wußte, daß das ganze, seit vielen Jahren fortbestandne Unternehmen auf einem festen Boden contractlicher Zusagen ruht, durch welche es den literarisch befähigten Mitglie dern der Heyse'schen Familie als Eigenthum gesichert worden, einem Boden, der keinem Fremden erlaubte, Bedingungen zu for- muliren, die über den Umfang einer ihm von dem gesetzlichen In haber cingeräumten Mitwirkung oder angebotnen Vertretung hin- ausgingcn. Dies Gefühl beherrschte mich andauernd nach Empfang Ihres werthen Schreibens, bis mir's glücklicherweise einfiel, einet, vor 2 Jahren geschriebenen Brief meines Neffen nochmals nachzu sehen, der denn auf die Sache ein erklärendes Licht warf. Paul schrieb mir unterm 21. Dec. 55 aus München, nach seiner Zurück kunft von Berlin, folgendes: »Die Werke stehen jetzt auf einer wissenschaftlichen Höhe, daß sie schwerlich in den ersten 10 Jahren eigentlicher Nacharbeit be dürfet, werden. Das Fremdwörterbuch, das der größten laufenden Sorgfalt bedarf, ist schon in der letzten (11^») Ausl, fast ausschließ lich vom vr. Mahn redigirt worden, den Vater in seinem uns hintcrlassenen Brief für alle folgenden angelegentlichst empfiehlt. Ich habe mit Mahn gesprochen, er ist bereit, sich auch fernerhin gegen einen Honorarantheil der Sache zu untcrziehn.« etc. Von dieser brieflichen Mittheilnng war mir, als ich Ihnen schrieb, nur ein unbestimmter Nachklang im Gedächtnis. Ich er innerte mich weder, daß mein scl. Bruder selbst Herrn Mahn zu seinem Nachfolger gewünscht, noch daß Paul in diesem Sinne be reits mit demselben Rücksprache genommen. Daraus werden Sic, geehrtester Herr, sich sowohl die Fassung meines Briefs, als andrerseits diejenige Auffassung der Sache erklären können, wel cher Sie bei Hrn. vr. Mahn begegneten. Nun könnte ich freilich in Bezug auf die von meinem guten Bruder Karl im Kreise der Seinigen gegebne Erklärung die Gegenbemerkung mache»: daß *) vr. C. H. T. Mahn in Berlin bearbeitete die 11. und 12. Auf lage des Fremdwörterbuches 1858. 795
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