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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.05.1914
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1914-05-14
- Erscheinungsdatum
- 14.05.1914
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- Deutsch
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Börsenblatt f. d. Ttschn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. ^ 110. 14. Mai 1914. 4 Laut Testaments war nach dem Tode des Großvaters der Vater Paul Heyses, der am 15. 10. 1797 zu Oldenburg geborene älteste Sohn Carl Wilh. Ludwig Heyse, als Neubearbeiter der Heyseschen Werke eingesetzt. Dieser. 1815 von Wilh. v. Hum boldt zum Mentor seines jüngsten Sohnes erwählt, wandte sich später nach Berlin, wurde 1819 Lehrer im Hause Mendelssohn- Bartholdys und habilitierte sich später an der Berliner Univer sität, wo er 1829 eine außerordentliche Professur erhielt. — Etwa zwei Jahre vor seinem am 25. November 1855 in Berlin erfolgten Tode datiert der nachstehende Brief Carl Ludw. Heyses. Berlin, d. 11. Dec. 1853. Hochverehrter Freund! Meine Beantwortung Ihres so überaus freundschaftlichen Schreibens vom 10. vor. M. hat sich über Gebühr verzögert. Ich wollte einen guten Tag dazn abwarten, und in der That schien sich mein Befinden allmählich zum Besten zu neigen. Als ich mich aber vor etwa 14 Tagen eben zum Schreiben entschieden, trat wieder eine Verschlimmerung meines Zustandes ein, von der ich mich erst jetzt wieder zu erholen beginne. — Bei diesen beständigen Rück fällen und dem vorherrschenden Gefühl des zunehmenden Verfalls meiner Kräfte ist es wahrlich schwer, den Mnth nicht ganz zu ver lieren und die Hoffnung aus bessere Zeiten noch aufrecht zu er halten. — Ich thue, was ich kann, nnd suche mich durch Beschäf tigung, so weit mciue Kräfte reichen, möglichst zu zerstreuen, wo bei jedoch von frischer, wahrhaft prodncirender Lhätigkeit für jetzt nicht die Rede sein kann. — Von der Schulgrammatik habe ich auf Herrn Teubner's Wunsch schon vor 14 Tagen die ersten 10 rcvidirten Bogen nach Leipzig ge schickt; der ganze Nest wird in den letzten Tagen dieses, oder den ersten des nächsten Jahres auch folgen. Um mich zu überzeugen, das; die Correctur dort mit der gehörigen Sorgfalt ausgcführt wird, habe ich Hrn. Teubner gebeten, wenigstens die ersten 2 bis 3 Bogen mir zur Revision zu schicken, wobei sich die beste Gelegenheit finden wird, über etwaige Ungenauigkeitcn des neuen Druckes den Setzer und Corrector zu instruiren. — Die Revision des Leit fadens werde ich unmittelbar darauf vornehmen. Sie können also über die Zeit des Druckes beider Bücher ganz den Umständen ge mäß verfügen. Daß die bedeutenden Opfer, welche Sie zur Empfehlung und Verbreitung Ihres Schulbücher-Verlages in Oesterreich gebracht haben, so gute Früchte tragen, freut mich sehr, und ich wünsche, daß auch die weiteren Schritte, die Sie neuerdings durch Offerierung so ansehnlicher Blichergcschcnke für die dortigen Gymnasial-Bibliothcken gethan, den besten Erfolg haben mögen. Ihren sehr reichhaltigen vollständigen Verlags-Katalog habe ich schon vor längerer Zeit von Leipzig aus richtig erhalten. Für Ihre giitige Erlanbniß, daraus eine beliebige Auswahl für meine Bibliothek zu treffcu, danke ich vielmals und werde davon gelegent lich dankbar Gebrauch macheu. Für mich möchte ich sie nur bitten, mir noch einige — etwa 6 — Exemplare des Fremdwörter buches zukommen zu lassen. Da ich von den 12 Velinpapier-Exem plaren wenigstens die Hälfte für künftig vorkommende Fälle anf- bewahren muß, so reiche ich mit dem übrigen Vorrath nicht voll kommen aus. Roch habe ich Ihnen, mein verehrter Freund, meinen herzlichen Dank zu sagen für die freundliche Theilnahme, die Sie mir in Betracht des mir verliehenen Ordens zu erkennen geben. Sofern in dieser Verleihung die Absicht liegt, mir einen Beweis von An erkennung zu geben, hat sie mir allerdings Freude gemacht; im klebrigen lege ich nach meiner Sinnesart auf dergleichen äußerliche Ehrenzeichen sehr geringen Werth. — Ehrenvoller und erfreulicher war es mir, daß im Sommer d. I. die hiesige philosophische Fa- eultät, wie sie mir selbst durch ein officielles Schreiben ihres Tecans anzeigtc, aus eigener Bewegung bei dem Vorgesetzten Mi nisterium auf meine Ernennung zum Ordinarius angetragen hat, welchen Antrag aber das Ministerium »zu ihrem Bedauern aus allgemeinen Gründen nicht genehmigt habe«. Man will näm lich die Zahl der Ordinarien jetzt durchaus auf den ursprünglichen Etat rcducircn und daher keinen neuen ordentlichen Professor an stellen, der nicht in die Lücke einer vacant gewordenen Nominal- Professur eintritt. Nichtsdestoweniger würde ich, auf den aus gesprochenen Wunsch der Facultät gestützt, meine Sache auch bei der Behörde mit aller Kraft durchzusehen suchen, wenn nicht meine Kränklichkeit, die nun schon so lange andauert, mir die Kraft nnd auch wohl das Recht nähme, dergleichen Ansprüche zu machen. Ich habe im vorigen Sommer keine Vorlesungen halten können und kann es leider in diesem Winter auch nicht. Wer aber nichts leistet, hat nach meinem Gefühl auch kein Recht, etwas zu fordern. — So 794 muß ich denn fortwährend besserer Zeiten harren, die wahrschein lich nie für mich kommen werden! Mit den herzlichsten Wünschen für Ihr und der werthen Ihrigen ungestörtes Wohlergehen empfehle ich mich Ihrer fernerer, Freundschaft aufs angelegentlichste als Ihr aufrichtig ergebener C. Heyse. Seine Todesahnung ging, wie bereits bemerkt, erst zwei Jahre später in Erfüllung. Vom 25. September 1857 datiert nun nachstehendes Schreiben seines Sohnes, des Dichters Paul Heyse, der sich damals schon einen Namen gemacht und 1854 von König Maximilian von Bayern nach München berufen worden war. Das aus Ebenhausen bei München an den Verlagsbuch händler Hahn in Hannover gerichtete Schreiben lautet: Verehrtester Freund! Ehe wir aus unserer ländlichen Stille wieder in die Stadt zurückkehren, eile ich Ihnen für die wahrhaft freundschaftlichen Zeilen zu bauten, mit denen Sie mir einen Blick in Ihren reichen Familienkreis öffnen und mir verstauen, au Ihrer jüngsten groß väterlichen Freude*) Theil zu nehmen. Sie haben Recht, die Kraft der Freude, die Fähigkeit, die Gunst der Tage zu genießen, ist das höchste und wünschenswerthcste Geschenk des Himmels. Meinem thcuren Vater, dessen Sic so treulich gedenken, war dies Vermögen leider so früh verwelkt. Kaum daß in den letzten Jahren die freu digsten Ereignisse mehr als einen flüchtigen Glan; in seine dnnlle Resignation warfen. Ich habe diesen Sommer über, den meine Mutter hier draußen an der Schwelle des bayerischen Gebirgs mir uns verlebt hat, hundertmal dem schmerzlichen Gedanken nachhängcn müssen, daß von den beiden blühenden Kindern, die die ganze Lebensfreude der Großmutter sind, »nein armer Vater nicht einmal das älteste hat sehen sollen. Leider ist cs aus den verschiedensten Gründen nicht thunlich, daß meine Mutter, die nun über 70 Jahr alt ist, zu uns übersiedelt. Aber ihre kräftige Gesundheit läßt uns noch viele Sommer gleich diesem hoffen, wo wir in froher Gemein schaft die herrlichen Lüste meiner ncnen Heimath genießen und uns an Leib und Seele für den Winter entschädigen können. Ihre freundlichen Grüße erwiedcrt meine Mutter ans das Herzlichste und wünscht gleich uns Heil und Glück zu dem jüngsten Enkelchen. Seit meines Paters Tode habe ich keinen Brief an meinen Onkel Theodor geschrieben, ohne ihm eifrig zur Rückkehr nach Deutschland, zur Ansiedelung in München zuzureden. Wer aber fast ein Vierteljahrhundcrt dem dcntschen Leben entfremdet und im italiänischcn so völlig eingebürgert ist, der sicht am Ende unsre Zustände mit den Augen der Jtaliäner an und friert beim Gedanken an einen deutschen Sommer. Indessen erhielt ich dann nnd wann tröstliche Verheißungen, er wolle nach Deutschland kommen, wenn er dort zu thun fände, wenn cs mit einer neuen Auflage einer der Sprachschristcn Ernst würde, unter Verhältnissen also, wie sie nach Ihren neusten Mittheilungen in nächster Zeit eintrcten werden. Wenn Sie ihm nun diese Meldung selbst über die Alpen senden wollten und Ihren Wunsch, daß er sich der Heimath wieder zu- wcnden möchte, mit dem meinigen verbinden, so ist es mir höchst wahrscheinlich, daß der lang verzögerte Entschluß endlich doch zur Reife kommen wird. Augenblicklich lebt mein Onkel in Florenz. mann Eo, ?iaxLa üel Oranäues, erreicht ihn jedenfalls, wenn ihn auch der Herbst aus das Land herausgelockt haben sollte. Ich selbst bin seit zwei Monaten ohne Nachricht von ihm, und mußte leider Herrn v. Nenmont, den preuß. Gesandten in Toscana, der ihm von Alters her aufs Freundschaftlichste zugethan ist, bei seiner Durch reise durch München verfehlen, wodurch ich der mündlichen Nach richten, auf die mich Onkel Th. lange vertröstet hatte, verlustig ging. Und so kann ich Ihnen nur das Wenige sagen, was ich mir aus hingeworsenen Worten seiner Briefe zusammcnreimen mußte, daß die äußere Existenz meines Onkels eine sehr precäre ist. Es wird Ihnen bekannt sein, wie große Verdienste sich O. Th. um die Pusey'schen Kirchenväter jahrelang erworben hat, kleinerer Arbeiten ans anderen Gebieten der kritischen Philologie zu geschweige«. So lange dies umfassende Unternehmen Fortgang hatte, wurden die Manuscriptcrforschungen meines Oheims so ansehnlich honorirt, daß er vollauf zu leben und vom Honorar zahlreicher Privatstunden einen bedeutenden Ueberschnß hatte. Nachdem Pusey's Mittel er schöpft waren, bewarb sich der Fürst Orsini angelegentlich um *) Die Geburt des jüngeren Bruders des jetzigen Besitzers der Firma.
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