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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.05.1914
- Strukturtyp
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- 1914-05-05
- Erscheinungsdatum
- 05.05.1914
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- Deutsch
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Redaktioneller Teil. . V 102, 5. Mai 1911. die Sixtinische Madonna in Dresden, Uhdes Lasset die Kindlein in Leipzig oder die Dllrerschen Apostel in München, diese in allen möglichen Variationen in den Vordergrund rücken und darüber hinaus alles das zur Schau stellen, was besonders an das Inter esse des Fremden appelliert. Nur so, mit einem nach Möglichkeit von allen Kennzeichen des Schmutzes und des langen Liegens gereinigten und wohlgeordneten Lager, mit jenen kleinen Auf frischungen und Änderungen, die die Freude am Geschäft be leben, wird man auch im Kunstladen zwischen bilderbehängten Wänden und mit Bildern vollgestopften Kästen etwas vom Hauch des Frühlings verspüren. Wie sehr an den beiden großen Ausstellungsereignissen dieses Jahres, der Werkbundausstellung und der Bugra, der Kunst handel interessiert ist, hat man sowohl aus den Presseberichten, die von ihnen aus in die Welt geschickt werden, als auch aus den Meinungen der Tages- und Fachpresse ersehen können. Mehr als die grünen Ufer des Rheins werden für den Kunsthandel diesmal wohl die Ufer der Pleiße ihre Anziehungskraft aus üben, und wenn all das gehalten wird, was man verspricht, so wird man eine Schau über Buchgewerbe und Graphik zusammen bekommen, wie sie bedeutender noch nicht geschaffen wurde. Mit dem Ausstellungsplakat der Bugra, diesem wichtigsten Propa gandamittel, das einer Ausstellung zur Verfügung steht, hat man nicht den glücklichsten Griff getan. Das soll keine kritische Äußerung über das Kunstwerk an sich sein, dessen Be sonderheit sehr Wohl anerkannt werden soll. Wenn man aber auf einer vierwöchigen Reise und darüber hinaus die Wirkung des Plakats auf das Publikum beobachtet hat und sieht, wie gering diese ist, wie sie dumme Fragen über die Bedeutung und schließlich absolute Gleichgültigkeit auslöst, so muß man das im Interesse der großen, schönen Sache be dauern. Be! allen Ausstellungen, die sich an die breiteste Menge wenden, und welche tut das heute nicht, ist eben doch das Plakat von ungeheurer, nicht zu unterschätzender, ja den Erfolg mitbe- stimmcnder Wichtigkeit, und es dürfte sich empfehlen, hier nicht nur einzig und allein aus Kllnstlcrurteile und -ansichten zu hören, sondern am Publikum selbst die Wirkung auszuprobiereu. Beide Ausstellungen, die Werkbundausstellung wie auch die Internatio nale Buchgewerbe-Ausstellung haben hier ohne Zweifel einen aus- stellungstechnischen kaux pas begangen, der imHinblick auf künftige Veranstaltungen dieser Art nicht nur immer empfunden, sondern auch einmal offen ausgesprochen werden mutz. Nun, daß die Bugra — man kommt um dieses Wort, das ich gar nicht so scheußlich finde, wie viele andere, nicht herum — trotzdem recht große Er folge habe, daß sie das Publikum in Scharen herbeilocken möge, wünscht ihr niemand mehr, als die deutsche buchgewerbliche und graphische Industrie, die hier dem Auslande gegenüber einmal in imposanter Weise eine Belastungsprobe aushalten soll, wie sie nicht gleich wiederkehren wird, übrigens wird den vielen Kongressen und Versammlungen, die hier aus dem an historischen Erinnerungen reichen Gelände stattfinden werden, sich auch die Deutsche Kunsthändler-Gilde anschließen und ihre diesjährige Hauptversammlung am 8. Juni dort abhalten. Daß das gute alte deutsche Wort Gilde nun auch von einer Künstlervereinigung mit Beschlag belegt worden ist, darf nicht weiter verwundern. Die kürzlich im Berliner Künstlerhaus ab gehaltene Generalversammlung der Delegierten der Ortsvereine der Allgemeinen Kunstgenossenschaft hat einstimmig die Grün dung einer Künstler-Gilde beschlossen, die als Ausstellungs- und Verlagsunternehmen der Allgemeinen Kunstgenossenschaft G. m. b. H. ihre Tätigkeit entfalten will. Wie sich ziemlich klar er kennen läßt, ist der Hauptzweck der Künstler-Gilde, wirtschaftliche oder, genauer gesagt, Kunsthandclsinteressen zu vertreten, ein Be weis, wie innerhalb der deutschen Künstlerschaft sich der kauf männische Geist immer mehr regt. Denkt man sachlich und nüch tern darüber nach, so kann man ihnen nicht unrecht geben, denn wenn es früher zu den vornehmsten Eigenschaften des Künstlers gehörte, sich des Handelsgeschäftes möglichst zu enthalten, so ist es eben jetzt anders geworden. Schon heute gibt cs einzelne Künstler, die einen so wohlorganisierten Geschäftsbetrieb haben, sich Kataloge drucken lassen, selbst durch die deutschen Gaue ziehen, und wenn der Kuusthandel einmal nichts kauft, direkt an das Publikum 738 Herangehen, kurz Künstler, die sich so schön zu Kunsthändlern und -Verlegern ausgebildet haben, daß es nicht überraschen darf, wenn die Vereinigung deutscher Kunstverleger diese auch als solche betrachtet uud sie seine» Bestimmungen unterwerfen möchte. Das, was der Kunsthandel für Kunst und Künstler getan hat, ist eben doch zu wichtig, zu bedeutungsvoll gewesen, als daß dieser sich nun bedingungslos alles aus der Hand reißen lassen möchte, lind so wird sich als unausbleibliche Folge der beiderseitigen Orga nisationsbewegungen Wohl ein innerer Kampf abspielen, dessen Ausgang freilich noch sehr in Dunkel gehüllt ist. So verständlich auch die merkantilen Bestrebungen der Künst ler sein mögen, mindestens ebenso wichtig scheint es mir, daß sie, als die zunächst Berufenen, gegen die noch immer grassierende Ausländerei Front machen. Erst kürzlich ging wieder einmal ein trefflich geschriebener Artikel hierüber durch die Blätter. Er traf den Nagel auf den Kopf und sprach mit unverblümter Deut lichkeit aus, welche schmachvolle Rolle wir Deutschen den Fran zosen gegenüber spielen, die sich ja darüber lustig machen müsse», wenn man sich innerhalb des deutschen Kunsthandels nicht genug tun kann, die französische Kunst in den Himmel zu loben und als Evangelium zu verkünden. Aber leider sind alle diese Artikel für die Katze. Kurz darauf hatte man wieder Gelegenheit, zu sehen, wie große deutsche Kunstsalons Ausstellungen französischer Künstler veranstalteten, geistreichelnde Vorträge dazu halten lassen und so dazu beitragen, daß das deutsche Publikum sein Geld in französischer Kunst anlegt. Bei aller ehrlichen Bewun derung des Könnens französischer Meister und bei aller kosmo politischen Gesinnung wird man zugeben müssen, daß hier des Guten zu viel getan wird. Ob sich Wohl je in Frankreich ein Kunstsalon finden würde, der jahraus jahrein mit der gleichen Beharrlichkeit deutsche Kunst ausstellte und sie durch dienstwillige Trabanten als das Evangelium ausposaunen ließe? In dem betreffenden Artikel war von »schamloser Auslän derei« die Rede, von »sinn- und verständnislosem Kotaumachen« vor der französischen Kunst. Das war sehr hart, aber es war gerecht, und es gibt kaum etwas Wichtigeres für die deutschen Künstler, als sich gegen die Ausländerei zu wehren. Die Frage, ob im Kunsthandel, d. h. im Kunstsortiment, In venturausverkäufe üblich und gestattet sind, taucht fast in jedem Frühjahr wieder auf und gibt zu mehr oder minder erfreulichen Erörterungen Anlaß. Wenn in den Kreisen der Deutschen Kunst händler-Gilde die Meinung vertreten wird, daß im Kunsthandel Inventurausverkäufe bisher nicht üblich waren, so trifft das ge wiß zu. Ob sie aber als ungesetzlich zu bezeichnen sind, scheint doch sehr fraglich, da für den Kunsthandel gewiß kein Ausnahme gesetz besteht, und er, wenn er es für notwendig erachtet, sich vor der Inventur doch auch älterer und ungangbar gewordener Arti kel zu entledigen suchen darf wie jedes andere Geschäft. Schön mag es gewiß nicht sein, wenn an einer Kunsthandlung das große Jnbentur-Ausstellungsplakat Prangt, aber es wird sich dagegen nichts machen lassen. Je größer die Firma, je größer das Lager, mit dem sich im Laufe der Zeit ein Ballast einstellt, den man abzu stoßen wünscht, und der die Form des Ausverkaufs in der Ta! gar nicht so verwerflich erscheinen läßt. Da aber, wie vorliegende Zuschriften beweisen, der sogenannte Inventurausverkauf vielen Kunsthändlern ein Dorn im Auge ist, und ihnen Entrüstungs schreie ihren lieben Konkurrenten gegenüber entlockt, so wird man diese wichtige und die vitalsten Interessen des Kunslhandels be rührende Frage auch einmal lösen müssen, übrigens hat ja, wie schon an dieser Stelle berichtet, die Deutsche Kunsthändler-Gilde durch die Einführung eines Lagerblätteraustausches eine Ein richtung geschaffen, die die Notwendigkeit des Ausverkaufs wenn nicht ganz überflüssig machen, so doch wenigstens stack herabmin dern wird. Daß Blätter, die an einem Orte nicht mehr gehen, sich am anderen noch ganz gut verkaufen lassen, ist ja erwiesen, und daß manches Blatt am Lager des einen unbeachtet liegt, was der an dere sehr gut brauchen kann, auch. Hier soll also der Lagerblätter austausch cinsetzen, der dann, wenn er wirklich systematisch gehand- habt wird, ebenso das Ausverkaufswesen im Kunsthandel unter- ^ bindet, wie er als selbstverständliche Folge verhindert, daß die ! Kunstblätter zu allzu billigen Preisen unter das Publikum kom- ^ men. Bei dieser Gelegenheit sei bemerkt, daß es doch recht merk-
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