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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.04.1914
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1914-04-27
- Erscheinungsdatum
- 27.04.1914
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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Redaktioneller Teil. ^ 95, 27. April 1914. Die große Ausdehnung, die das Cottaschc Verlagsgeschäft durch die Verbreitung der Werke Schillers und Goethes erlangte, gestattete auch größere Honorare, als bis dahin vorkamen. Von 1796 bis 1864 wurden von der Cottaschen Buchhandlung entrich tet für Schillers Schriften 308 564 Gulden, worunter an ihn bis zu seinem Tode (1805) 24 106 Gulden, das übrige an seine Erben, für Goethes Werke 504 907 Gulden, worunter zu Leb zeiten des Dichters (gest. 1832) 270 937 Gulden. Bei diesen Zif fern darf man nicht außer acht lassen, daß der Absatz der Werke beider Dichter bei ihren Lebzeiten durch zahlreiche Nachdrucke beeinträchtigt und der Wert des Geldes damals ein bedeutend höherer war als heutzutage. Cotta hat durchweg die bis dahin übliche Höhe der Honorare erheblich überschritten, und erst durch sein Vorgehen wurde es herbeigefühlt, daß die Honorierung her vorragender Geistesprodukte in Deutschland eine angemessene, teilweise sogar glänzende wurde. Mit Vorschüssen kargte er sei nen literarischen Freunden gegenüber nie, und oft erhöhte er die vereinbarten Honorarbeträge aus freien Stücken in beträchtlichem Matze. Daneben sorgte er durch eine ununterbrochene Reihe von Aufmerksamkeiten und Gefälligkeiten für die Fortdauer ange nehmer Beziehungen zu seinen Autoren. Er war von dem Be wußtsein erfüllt, das Verhältnis zwischen Autor und Verleger dürfe nicht bloß ein geschäftlicher sein, cs müsse zu einem mora lischen geadelt werden. Wie sehr die Durchführung dieses Grundsatzes Cotta gelungen ist, geht aus wiederholten Äußerun gen Goethes hervor, der sonst seine Verleger durchaus nicht so rücksichtsvoll behandelte, wie Schiller dies tat. Er war nicht der materiell glücklichste Bewerber um Verlagsartikel, aber er erprobte sich als der würdigste, und deshalb gewann er seiner Firma den klassischen Verlag, mit dessen Erwerbung er aber auch die große und verantwortungsvolle Stellung übernahm, die von den größten Geistern der deutschen Nation aufgehäuften Schätze »durch die Welt zu zerstreuen«, eine Arbeit, die nach Schillers Worten fast ebenso schwierig und wichtig ist wie die Verfertigung eines Buches. Seinen und seines Hauses Namen hat Cotta damit unsterblich gemacht in der Geschichte deutschen Geisteslebens. Auf die immer kräftigere Entwicklung des Buchverlags wirkte sehr günstig die Begründung (1798) und der Verlag der »Allge meinen Zeitung«, die Herausgabe weiterer Zeitschriften, Taschen bücher und Almanache. Von den vielen Zeitschriften seien nur die folgenden erwähnt: Das »Morgenblatt«, das von 1307 bis 1865 das erste Organ der vornehmen schönen Literatur Deutsch lands war, das »Ausland«, seit 1894 mit der Zeitschrift »Glo bus« und seit 1911 mit »Petermanns Mitteilungen« verbunden (Verlag Justus Perthes in Gotha, jährlich 12 Hefte, Preis 24 ^k); sodann die in unverändertem Ansehen und fortdauernder Wirk samkeit heute noch bestehenden »Württembergischen Jahrbücher für Statistik und Landeskunde« (seit 1818), »Dinglers Polytech nisches Journal«, das nunmehr den 85. Jahrgang erreicht hat (jetzt im Verlag Richard Dietze in Berlin, jährlich 52 Hefte, Preis 24 ./t). Wie Cotta die Blütezeit unserer Literatur als Zeitgenosse mitcrlebte, so ist er es, der die bedeutendsten Namen für immer an seine Firma geknüpft hat. Herder, Hölderlin, Matthisson, Bren tano, Eichendorff, Hebel, Jean Paul und andere Dichter der älteren Generation, von der jüngeren Uhland, Oehlenschläger, Platen, Lenau, Zacharias Werner, Zedlitz und andere hat Cotta für seinen Verlag erobert. Die Brüder Wilhelm und Alexan der von Humboldt und Johannes Müller vertreten die Gelehr samkeit der ersten Jahrzehnte des 19. Jahrhunderts in der groß artigsten Weise. Neben ihnen sind Fichte, Schelling, Hegel, List, Archenholz, Thiersch, Schmeller und viele andere Namen zu nen nen. Wieviele berühmte Namen auch später noch hinzukamcn, Johann Friedrich Cotta von Cottendorf war es, der alle späte ren Erfolge möglich gemacht hat. Die Grundlage des wohler worbenen unerschütterlichen Ruhmes Cottas bleiben aber doch vor allem einerseits die Verbindung mit Schiller und Goethe und andererseits die Gründung der »Allgemeinen Zeitung«, der ersten großen politischen Tageszeitung in Deutschland. Ihre Geschichte ist einer kurzen Betrachtung durchaus würdig: «40 Cotta hatte während seines mehrmaligen Aufenthalts in Paris vor und nach dem Ausbruch der Revolution große Ver hältnisse kennen gelernt, sich einen freieren Blick in politischen Dingen erworben, ein reich entwickeltes Zeitungswesen beobach tet und die gewaltige Macht eingesehen, die in sturmbewegter Zeit eine tüchtig geleitete politische Zeitung ist. Die in Deutschland erscheinenden politischen Blätter waren weit ent fernt, solche Zeitungen darzustellcn, sie waren partikularistisch (son- dertümlerisch) im schlimmsten Sinne. Darum faßte Cotta den Entschluß, ein Weltblatt zu schaffen, eine geschichtlich-politische Zeitung, der nicht nur innerhalb der deutschen, sondern sogar in der europäischen Presse eine hervorragende Stellung zukommen sollte, ein Tageblatt, wie es nur »vom teutschen Fleiß und teul- scher Gerechtigkeit gegen das Ausland« erwartet werden konnte. Die ganze Zeitgeschichte sollte mit Vollständigkeit, Unparteilich keit und Wahrheit in reiner Sprache und »mit etwas britischer Freimütigkeit tingiert« (gefärbt) in diesem Blatte behandelt wer den. Den Bemühungen Cottas gelang es, den Oberamtmann vr. E. L. Posselt in Gernsbach (Baden), der durch mehrere ge schichtliche und politische Schriften bereits einen Ruf erlangt hatte, als Redakteur zu gewinnen. Vom 1. Januar 1798 an er schien in Tübingen die politische Tageszeitung »Neueste Well kunde«. Der Landesherr, Herzog Friedrich, gewährte -mit Rück sicht auf die bekannten Persönlichen Eigenschaften« des Verlegers Cotta der Zeitung ausnahmsweise Befreiung von der Zensur (der staatlichen Überwachung), aber infolge ihrer freimütigen Sprache und unabhängigen Haltung setzte es der Kaiserliche Ge sandte in Stuttgart, Graf Fugger, durch, daß der Reichshofrat in Wien am 13. August 1798 die Unterdrückung der »Neuesten Welt kunde« anordnetc. Am 8. September erschien die letzte Nummer. Inzwischen hatte Cotta von Herzog Friedrich von Württemberg die Erlaubnis bekommen, in Stuttgart eine neue, nun aber der Zensur unterworfene Zeitung herauszugeben. Am 9. September 1798 erschien die erste Nummer der »Allgemeinen Zeitung« unter der Leitung von L. F. Huber (gest. 1804), dem bisherigen Redak- iionsgehilfen. Aber bald entstanden neue Reibungen und Be lästigungen. Am 13. Oktober 1803 wurde die »Allgemeine Zei tung« von Kurfürst Friedrich in Württemberg verboten. Aber der Ruf Cottas und der »Allgemeinen Zeitung« war schon ein solch angesehener geworden, daß die Herrscher von Baden und Bayern sich mit günstigen Anerbietungen bemühten, das Blatt in ihr Land zu ziehen. In Rücksicht auf den Gang der Posten und die geographische Lage erschien Cotta die Stadt Ulm, die feit der Aufhebung ihrer Selbständigkeit im Jahre 1802 zu Bayern gehörte, vorzüglich geeignet. Schon vom 17. Oktober 1803 an erschien in Ulm unter Zensur die »Kaiserlich u. Kur pfalzbairisch privilegierte Allgemeine Zeitung«. Als jedoch 1810 Ulm an Württemberg abgetreten wurde, verbot die König!. Wür!« tcmb. Regierung die Zeitung aufs neue. Diese siedelte deshalb nach Augsburg über, wo Cotta 1824 die erste Dampfpresse in Süddeutschland cinführte. Bis zu Cottas Tode war die »AllgemeineZeitung« sein Schoß kind ; er machte sie zum kundigsten, aus den besten Quellen unter richteten Blatte. Er hielt darauf, auch entgegengesetzte Meinun gen in der Politik und Literatur zu Worte kommen zu lassen. Trotz Belästigungen durch die Zensur und Schädigungen durch Verbote wahrte Cotta die Unabhängigkeit seines Weltblattes. Kurz sei noch erwähnt, daß die »Allgemeine Zeitung« von 1882 an in München erschien, 1895 aus dem Verlag Cotta aus- schied und in den einer eigens gegründeten Genossenschaft (G. m. b. H.) überging. Am 1. April 1908 wurde sie Wochenschrift, gleichzeitig ging ihre berühmte wissenschaftliche Beilage ein. Bis 18. Oktober 1911 war ihr dann die »Internationale Wochen schrift für Wissenschaft, Kunst und Technik« beigelegt; seither er scheint letztere als Monatsschrift (Verlag August Scherl, Ber lin 87V. 68, vierteljährlich 3 .^). Ungeachtet der Ausdehnung seines Geschäfts, eines ausge dehnten Briefwechsels mit Gelehrten, Künstlern und Staatsmän nern und häufiger Reisen gewann Cotta noch Zeit für eine aus gedehnte und segensreiche Wirksamkeit im Dienste politischer und gemeinnütziger Bestrebungen.
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