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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.04.1914
- Strukturtyp
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- 1914-04-27
- Erscheinungsdatum
- 27.04.1914
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- Deutsch
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^ 95, 27, April 1914, Redaktioneller Teil lung der Witwe Brunn nach Tübingen berufen. Durch die Ver ehelichung mit ihr am 22,November1659 erlangte er dieBrunnsche Buchhandlung, Im Zusammenhang damit gründete er im glei chen Jahr eine zweite Buchhandlung, die er unter seinem eigenen Namen betrieb. So wurde Johann Georg Cotta 1659 der Be gründer der Buchhandlung I, G, Cotta, die infolge steter Ver erbung vom Vater auf den Sohn bis 1888 in den Händen der Familie war, Johann Friedrich Cotta, der infolge der Anerkennung und Bestätigung seines alten Adels von 1817 an Freiherr Cotta von Cottendorf hieß, wurde in Stuttgart am 27. April 1764 als der dritte der 5 Söhne des Christoph Friedrich Cotta geboren. Letzte rer hatte den Betrieb der Tübinger Buchhandlung Geschäfts führern überlassen und seinen Wohnsitz in Stuttgart genommen, wo er eine Buchdruckerei gegründet hatte. Zuerst ward Johann Friedrich Cotta zum Theologen, dann zum Offizier bestimmt. Als er jedoch 1782 die Universität Tübingen bezog, behielt er von seinen militärischen Studien nur sein Licblingsfach, die Mathematik, bei, aber als Beruf wählte er die Rechtswissen schaft, Nach Beendigung feiner Studien beabsichtigte er, zu nächst die Lehrerstelle in einem adeligen Hause zu übernehmen, und ging, um sich die hierfür erforderlichen Kenntnisse in der fran zösischen Sprache zu erwerben, nach Paris, Der Vater rief ihn jedoch Plötzlich zurück, denn er wollte dem Sohne die Stelle eines Taxisschen Postmeisters zuwenden; dieser verzichtete jedoch zugun sten einer seiner 10 Schwestern auf diese Versorgung, ließ sich 1785 nach abgelegter Prüfung in die Zahl der Hofgerichtsadvo katen in Tübingen aufnehmen und übte seinen juristischen Beruf bis 1805 aus; er war z, B, 1802 in Schillers Erbschaftsangele genheiten dessen Rechtsbeistand, Wohl ein einziger Fall, daß der Verleger als Advokat den Verfasser bei Gericht vertrat. Dem Hofgerichtsadvokaten cröffnete sich jedoch bald eine andere Lauf bahn, Sein Vater hoffte von ihm die Rettung seiner herunter gekommenen Buchhandlung in Tübingen, Wohl war es ein ge wagter Schritt, aber der 23jährige Rechtsgelehrte hatte den er forderlichen Unternehmungsgeist und suchte sich durch angestrengte Tätigkeit in seinen neuen Beruf einzuführen. Doch bevor er sich endgültig zum Kauf entschloß, wandte er sich in einem vom 11, Juli 1787 datierten Briefe an den erfahrenen Buchhändler Philipp Erasmus Reich, den Besitzer der Weidmannschen Buch handlung in Leipzig, und bat ihn um Rat, ob er, der Advokat Cotta, wenn er allen möglichen Fleiß anwende, wenn er sich stets als ein ehrlicher Mann betrage, wenn er nur auf guten Ver lag sehe, wenn er sich durch seine Aufführung seine guten Freunde und seinen Kredit erhalte, nach und nach ein großes Kapital werde abtragen und sich schuldenfrei machen können. Die Ant wort Reichs liegt nicht vor, aber aus einem zweiten Briefe Cottas vom 18, Dezember 1787 geht hervor, daß Reich ihm erlaubte, sich in allen Fällen an ihn zu wenden, Cotta zeigte zugleich an, daß er die Tübinger Buchhandlung erworben und am 1, Dezember 1787 übernommen habe, und bat um weitere Belehrungen, Die ser Brief traf den Adressaten jedoch nicht mehr am Leben, Cotta mußte also sehen, wie er zurechtkam, 23 Jahre betrieb er seinen Verlag in Tübingen; im Dezem ber 1810 verlegte er den Hauptsitz des Geschäfts nach Stuttgart und verband damit eine eigene Druckerei, 1816 verkaufte er die Tübinger Sortimentsbuchhandlung an die heute noch bestehende Firma H, Laupp, Die von den Professoren Röster und Höpf herausgegcbencn Beiträge zur Naturgeschichte Württembergs (1788—1791) waren Cottas erster Verlagsartikel, Nicht ohne Mühe trieb er ein Kapi tal von 500 Gulden auf, um feine erste glückliche Spekulation mit Joseph Gärtners Werk »Os kruotibus st ssminibus plantarum« (von den Früchten und Samen der Pflanzen) decken zu können, Ostern 1788 bezog er erstmals die Leipziger Messe, Seine Asso ziation von 1789 bis 1797 mit dem überaus tüchtigen und wissen schaftlich gebildeten Kanzleiadvokatcn vr, Christian Jakob Zahn brachte ihn in den Besitz der Mittel zu ausgedehnterem Betriebe des Geschäfts, Der wirkliche Aufschwung der Firma begann aber erst durch die Verbindung mit Schiller, der vom September 1793 bis Mai 1794 in seiner schwäbischen Heimat sich aufhielt. In folge des am 28, Mai 1794 zu Jena abgeschlossenen Vertrags erschien in Cottas Verlag von 1795 an die von Schiller schon länger geplante Monatsschrift »Die Horen«, deren rein künstleri scher Inhalt von den besten Dichtern und Schriftstellern Deutsch, lands geliefert werden sollte. Für die Schriftleitung wurde Schiller ein vom Redaktionsausschuß festzusetzendes Honorar von 3 bis 8 Louisdor (60 bis 100 -kk) für den Bogen eingeräumt; außerdem wurde dem Redakteur und dem Redaktionsausschuß ein Drittel des Gewinns von dem 2000 Exemplare übersteigende» Absatz ausgesetzt. Es waren dies Honorarsätze, die heute noch als günstige bezeichnet werden müssen. Nie hat eine Zeitschrift früher oder später gleich hohe Ziele angestrebt, gleich viel des Höchsten geliefert wie »Die Horen-, aber die »Stumpfheit des deutschen Publikums- zwang Schiller, sie 1797 eingehen zu lassen, obwohl Cotta zur Fortsetzung und zu weiteren Opfern bereit war. Und doch war das nur dreijährige Bestehen der Zeitschrift in dreifacher Hinsicht von großer Be deutung: zum ersten brachte sie Cotta mit den ersten Geistes größen in Verbindung, denn Goethe, Herder, Wieland, A, W, Schlegel, Fichte, Wilhelm von Humboldt, Hölderlin, Voß waren ihre Mitarbeiter; zum zweiten bahnte sie die für Schiller und Cotta so segensreich gewordene Freundschaft an, welche noch nach Schillers Tod (1805) bestimmend auf Cotta einwirkle und welcher im Jahre 1876 durch die Herausgabe des Briefwechsels zwischen beiden Männern ein herrliches Denkmal gesetzt worden ist (Verlag von I, G, Cotta in Stuttgart, 720 Seiten); zum dritten führte sie zu geschäftlichen Beziehungen zwischen Cotta und Goethe, Letzterer verweilte im Herbst 1797 auf seiner Reise in die Schweiz als Gast bei Cotta in Tübingen und faßte von dort aus sein Urteil über ihn in diese Worte zusammen: »Je näher ich Cotta kenne, desto besser gefällt er mir; für einen Mann von strebender Denkart und unternehmender Handlungsweise hat er so viel Mäßiges, Sanftes und Gefaßtes, so viel Klarheit und Beharrlichkeit, daß er mir eine seltene Erscheinung ist-. Die kunstgeschichtliche Zeitschrift »Die Propyläen«, von Goethe herausgegeben, wurde 1798 die erste geschäftliche Verbin dung zwischen ihm und Cotta. So gehaltreich die Zeitschrift war, so wenig Erfolg hatte sie und ging deshalb 1800 wieder ein. Die Summen, die Cotta opferte, wie viele glaubten, törich terweise opferte, um ideale Unternehmungen wie die »Horen«, die »Propyläen« und Ähnliches zu ermöglichen, sie haben in der Folge ihm und seiner Firma mehr Gewinn gebracht, als die glücklichen Spekulationen, die er mit dem Verlage gangbarer, ihm aber nicht zusagender Werke sofort hätte durchführen können: sie haben die Werke der deutschen Geistesheroen feinem Verlage zugeführt und den Ruhm seiner Firma begründet. Glänzend war der Erfolg mit Schillers Dramen »Wallen stein« (1800), »Maria Stuart« (1800), »Wilhelm Teil« (1804) und seinen anderen Arbeiten, die, mit Ausnahme der »Jungfrau von Orleans«, nun fast alle durch Cotta die »Zerstreuung durch die Welt« erfuhren. Von 1806 bis 1808 erschien die erste Ausgabe von Goethes Werken, sie erfreuten sich jedoch mit Ausnahme des begeistert auf genommenen »Weither« durchaus nicht der gleichen Beliebtheit wie diejenigen Schillers; sie widersprachen der Geschmacksrich tung der leitenden Kreise und erweckten beim gewöhnlichen Pu blikum gar kein Interesse, Nur ein Verleger, der des lebendi gen Glaubens war, daß nicht der augenblickliche Geldgewinn, sondern die Unterstützung idealer Bestrebungen mit der Ehre schließlich auch dauernden Vorteil bringen werde, nur ein solcher Verleger, wie Johann Friedrich Cotta war, konnte sich mit Goethes damaligen Unternehmungen befassen. Ihn schreckte es nicht ab, daß die Verbindung mit Goethe ihm anfänglich Verlust um Verlust brachte: er glaubte zuversichtlich, das treue Streben nach dem Idealen werde am Ende doch auch irdischen Gewinn bringen, »Trachtet am ersten nach dem Reiche Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch solches alles zusallen«, das war sein Tun und sein Glaube, und er wurde nicht enttäuscht, denn 1827 konnte Cotta den Druck der vollständigen Ausgabe von Goe thes Werken beginnen. Im Jahre 1826 gingen durch Vertrag mit Schillers Erben für 70 000 Reichstaler auch Schillers Werke in den bleibenden Besitz der Cottaschen Buchhandlung über, 639
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