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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.04.1914
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1914-04-15
- Erscheinungsdatum
- 15.04.1914
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- Deutsch
- Sammlungen
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Redaktioneller Teil. ,/s» 85, 15, April 1914, lag schon von vornherein bei der Ausstattung lediglich darauf bedacht ist, nur ja keinen Verlust zu erleiden. Das liegt in der Natur der Sache, und niemand wird ihm das übcluehmcn, aber ob gerade die schlechte Ausstattung das beste Hilfsmittel ist, das ist eben die zweite Frage, Schlechtestes Papier und damit unschöner Druck, ein nichtssagender grauer Umschlag mit un günstig ungeordnetem Titeldruck in abgedroschener ornamentaler Umrahmung ist für die Ortsgeschichte gerade gut genug, »Es kaufend ja doch nur ein paar« — in dieser Ausführung aller dings ! Gerade darin zeigt flch's, wie wenig der Verleger sein Publikum kennt. So geschmacklos, wie er es hie und da gerne hätte, ist nämlich unser Volk doch noch lange nicht, nnd wenn ein so licbelos heruntergedrucktes Erzeugnis nicht besonders gefällt, so ist das nur ein gutes Zeichen, Nun fehlt aber aus den gleichen Sparsamkcitsrllcksichtcn meist auch jegliche Illustration, und das gibt den Ausschlag, Denn gerade das »Bildlschauen« ist bei einfachen Leuten immer das Anregendste bei einem Buch, und dann gibt sich's von selbst, das; man über die einzelnen Ansichten ein wenig nachliest, und wenn dann auch der Inhalt gefällt, fängt man erst ganz vorne an — und der Zweck des Verfassers und Verlegers ist erreicht. Auch in wissenschaftlichen Kreisen hat man längst erkannt, daß die An schaulichkeit des Wortes nie an die des Bildes heranrcichen kann. So wird neuerdings sogar nicht mit Unrecht die textliche Erklä rung zugunsten der Abbildungen in den Hintergrund gerückt, wie z, B, in den prächtigen »Blauen Büchern« Karl Robert Lange- wiesches. Ich weiß Wohl, daß man von anderer Seite in dieser Neuerung eine Gefahr erblickt, weil man eine Verflachung der lebendigen Darstellung durchs Wort befürchtet. Ich kenne kluge, feinsinnige »Meister der alten Schule«, die solche »Bilderbücher« nicht für voll nehmen wollen und auch im Lichtbilderapparat aus den gleichen Gründen den grimmigsten Feind der Vortrags kunst erblicken. Gewiß hat diese Anschauung manches für sich, aber die Schuld liegt da Wohl außerhalb der Objekte, nämlich im geistigen Urheber der einzelnen Arbeit, und wir möchten diese vielseitigen Bildungsmittel heute doch Wohl nicht mehr missen. Zwar finden sich manchmal auch ältere ortsgcschichtliche Arbeiten, die durch ihren reichen Jllustrationsschmuck auffallen, aber bei genauerem Zusehen zeigt sich s, daß sich der Verleger nicht allzusehr ange strengt und alle möglichen Holzschnitte und alte Zinkklischces von früheren Drucken und Gelcgenheitsveröffentlichungcn zu sammengetragen und wieder abgeklatscht hat. Selbst darin liegt schon ein Verdienst, aber cs wäre eben doch die idealste Lösung, wenn der Verleger dem Verfasser nnd dem Leser die Freude am neuen Werk noch erhöhen würde durch Beigabe guten, womöglich neuen Anschauungsmaterials, Es ist ja bekannt, daß damit, insbesondere wenn cs sich um die Vervielfältigung von großen Plänen handelt, anfangs große Mehrauslagen verbunden sind. Aber man bedenke auch, daß eine bessere Ausstattung wieder zehnmal mehr Werbekcaft besitzt, als eine schlechte und daß sich die Absatzmöglichkeit mit der Güte der Ausführung steigert. Denn der bekannte Satz- »Wenn Du kommst, beurteilt man Dich nach Deiner Kleidung, erst wenn Du gehst, nach Deinem Charakter« gilt auch von; Buch, zumal da es sogar dem Kenner schwer sein dürfte, einem schmucklosen Büchlein beim Durchblättcrn in der Buchhandlung schon anzusehen, ob der Text etwas taugt oder nicht. Ein hübsch ausgcstattetes Heft wird man aber gern schon um seiner Ansichten willen mitnehmcn, selbst auf die Gefahr hin, daß der Inhalt etwas weniger anspricht, — falls der Preis nicht schon von vornherein abschrcckt. Das ist ein anderer Wunder Punkt im buchhändlerischen Ver trieb der Ortsliteratur, Hat mancherVerlcger schon dieAusstattung unter größtmöglicher Sparsamkeit besorgt, so sieht er in vielen Fällen noch viel ängstlicher darauf, daß die wenigen Auslagen auch baldigst wieder gedeckt sind. Um also für alle Fälle gesichert zu sein, wird der Einzclverkaufspreis so hoch geschraubt, daß selbst dem Optimisten der Unterschied zwischen dem Gebotenen und dem geforderten Preise zu »modern« erscheint und er auf die Anschaffung verzichtet. Wenn inan sich aber daran erinnert, daß ortsgcschichtliche Studien fast jahrzehntelang keine Entwertung oder mich nur Wertminderung erfahren - ich meine hier wissen- 532 schaftlichc —, weil eben Heimatkunde keine Modesache ist, son dein im Gegenteil ein Gebiet, dein sich immer mehr öffentliche und private Interessen zuwenden, so wäre es recht leicht möglich, den Einzelpreis solcher Arbeiten etwas niedriger anzusetzen und nicht schon die ganzen Ausgaben nach dem Absatz der ersten hundert Exemplare gedeckt wissen zu wollen. Es ist daher mit Freuden zu begrüßen, daß die Verleger der beiden oben er wähnten Ortsführer und besonders auch der Herausgeber des neuerschcinenden »Archives für die Geschichte des Hochstiftcs Augsburg« eine rühmenswerte Ausnahme gemacht haben und sich den Grundsatz auf die Fahne schrieben: Beste Ausstattung bei niedrigstem Preis! Auf diesem Gebiet haben unsere bahcrischcn Fremdcnvec- lehrsvcceine geradezu bahnbrechend gewirkt mit ihren reizenden Propagandaschriften, die kostenlos in alle Winde hinausflogen. Erst sie haben gezeigt, wie inan's machen kann und machen soll. Seit dieser Zeit ist auch im ortsgeschichtlichen Buchhandel eine Wendung eingetreten. Erstens hat sich gar mancher erstaunt die Augen gerieben, als er sah, daß sich solcher »geschäftlicher Idea lismus« sogar rentiert, wenn man's nur richtig anpackt, rmd zweitens hat die Erkenntnis, daß dieser Idealismus auch aus andere Verlagsgebiete einen recht wohltuenden Einfluß aus- übt, Wunder gewirkt. Es ist auch für den Autor nichts erfreu licher, als wenn er sieht, daß der Verleger nicht nur Kaufmann, sondern auch zu einem guten Teil Wissenschaftler ist und deshalb eine ortsgeschichtliche Studie schon aus dem Wunsche heraus, der Ortsliteratur seiner Vaterstadt ein neues schmuckes Bändchen angliedern zu können, besonders liebevoll ausgestaltet, selbst auf die Gefahr hin, nicht den erhofften Gewinn zu erzielen. Ebenso angenehm wird dadurch der sachkundige Leserkreis berührt und ein guter Verleger, der noch dazu Ideale besitzt, hat von voruc- herein die Sympathien auf seiner Seite, was einem weitblickenden Geschäftsmann gewiß nicht gleichgültig sein wird. Ich kann es mir nicht versagen, an dieser Stelle auf das selbstlose Wirken des Allgäuer Großverlages Kösel-Kempten hin- zuwciscn, Bücher wie Baumanns »Forschungen zur schwäbischen Geschichte« oder die »Geschichte der alten Papiermühlen des Stiftes Kempten« von Fr, von Hößlc ließen mit Bestimmtheit vor- ausschcn, daß der buchhändlerische Erfolg kein allzu glänzender sein dürfte, und doch hat der opferfreudige Verleger ihre Ver öffentlichung unternommen und zwar in der besten Ausführung, weil er sich bewußt war, — fast möchte ich sagen— eine Unter lassungssünde zu begehen, wenn durch eine Ablehnung diese wich tigcn Forschungsergebnisse der Allgemeinheit verschlossen blieben. Solche Unternehmungen verdienen denn auch weitestgehende Un terstützung durch Leserkreis und Mitarbeitcrstab, und wenn dar über die Konkurrenz, die alle schöngeistige Tätigkeit nur als brave »Milchkuh« betrachtet, etwas in die Klemme gerät, so schadet das weiter gar nichts. Eine wichtige Anregung hat der kleinstädtische Verlags buchhandel auch insofern von den Fremdenverkehrsvercinen er fahren, als diese nachdrücklich in Wort und Tat den alten Spruch entkräftigten, heimatliche Literatur würde nur immer von einem kleinen Teil der Einheimischen gekauft. Durch die Praxis wurde nachgewiesen, daß gerade in der richtigen Ausstattung nnd im zweckmäßigen Vertrieb der Ortsliterntnr eines der zugkräftig sten Propagandamittel für den Fremdenverkehr liege. Aber des allgewaltigen Machtmittels der Reklame bedient sich der Klcin- stadtvcrlag nur in ungenügendem Maße, Der Großstädter er fährt von den Neuerscheinungen der auswärtigen Ortslitecatur fast überhaupt nichts, wenn er nicht an und für sich in reger Be ziehung zur Kleinstadt steht. Erst nach einigen Jahren, wen» die ersten Exemplare im großstädtischen Antiqnariatsbuchhandel auftauchcn, kann er seinen Wissensdurst oder seinen Sammeleifer befriedigen. Man unterschätze diese beiden aber ja nicht! Das rasche Emporblühen des wissenschaftlichen Großantiquariats in der Großstadt, besonders auf dem Gebiete der Ortslitcratnr, ist nur zu erklären durch die große Nachfrage von seiten der Samm ler - und bei welchem Lokalforschcr fände man heute nicht eine wohlausgcstattete Bavaricasammlung! Wer da glaubt, die großen Ausgaben einzelner Antiquariate für ihre Kataloge, die geradezu wissenschaftliche Nachschlagewerke sind nnd gratis oder
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