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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.04.1914
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1914-04-15
- Erscheinungsdatum
- 15.04.1914
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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85, 15. April 1914. Redaktioneller Teil. Dem Archiv schenkungsweise überwiesene Broschüren, Ju biläumsschriften und Sonderdrucke sind der Bibliothek zugewie- jcn, die Zeitungsausschnitte dagegen weiter im Archiv gesammelt worden. Die Sammlung der Börsenblatt-Ausschnitte ist sortgcsührt worden und besteht zurzeit aus 11V verschiedenen Grichpen, die >n Mappen untergebracht sind. Da die Archivalien im Berichtsjahre nach Zahl und Art einen Stand zeigten, der die Festlegung eines Schemas für einen Real- latalog gestattete, so ist die Anlage eines solchen begonnen worden. Verschiedene an das Archiv gerichtete Anfragen und Wünsche konnten erledigt werden. Die Bestände wurden mehrfach zu Stu dienzwecken in Anspruch genommen (Alxingcrbriefe: Schrift stücke, den Buchdrucker Josef Edler von Kurzbeck und Stephan Rovakovich betreffend; Böttiger-Briefe; Schriftstücke zur sächsi schen Zensur, u. a. m. Ausstellungen aus Beständen des Archivs fanden statt in den Räumen des Archivs zu Kantate und im neue» Sitzungs zimmer der Geschäftsstelle anläßlich des Besuchs Sr. Majestät des Königs von Bayern am 19. Oktober. Eine starke Mehrarbeit ist dem Archiv durch die Versetzung der Zirkularsammlung aus der Bibliothek ins Archiv erwachsen, namentlich da ein umfangreiches, von früher her aufgehäuftes Material erst eingeordnet werden muß. Das Archiv erhielt einen feuersicheren Schrank. Ein von der Geschäftsstelle aufgefundcnes Brustbildnis Horvaths wurde re stauriert, gerahmt und im Archiv angebracht; ebenso wurde ein aus der Gründungszeit der Bibliothek des Börscnvereins in der alten Buchhändlerbörse stammender Schrank im Archiv zusam- mengestcllt und in Benutzung genommen. Eine Revision des Archivs fand am 13. Dezember 1913 statt. gez. 0r. I. G o l d fr i e d r i ch, Archivar. Ortsgeschichtliche Forschung und Kleinstadtverlag. Von Willi Kaiser-München. Wenn uns gelegentlich statistische Zusammenstellungen aus dem deutschen Verlagsbuchhandel unter die Hand kommen, so sind wir nicht wenig überrascht, wenn wir sehen, welche gewaltige Zahlen dieser Massenproduktion auf reine Unterhaltnngslite- ratur, Romane, Erzählungen und Gedichtsammlungen entfallen. Das befremdet umsomehr, als wir bei Streifzügen durch Anti quariate und Dulten nur zu häufig den Beweis geliefert be kommen, daß verhältnismäßig viel von dem allen eigentlich nicht verdient, veröffentlicht und »verewigt« zu werden. Das würde uns aber, wenn wir nicht gerade diese Massenliteratur vom Standpunkt der Volksbildung aus kritisch betrachten wollen, nicht weiter irritieren, wenn wir nicht anderseits wüßten, welch große Lücken in manchen Gebieten der belehrenden Literatur klaffen. Und das nicht etwa weil die geeigneten Kräfte zur Be arbeitung fehlen, sondern weil die Befähigten durch die Jnter- essenlosigkeit der Verleger von vornherein auf andere Gebiete der Betätigung gezwungen werden. Für großzügige wissenschaftliche Abhandlungen über Ge samtprobleme unserer Kultur haben sich erfreulicherweise noch immer genügend Verleger gefunden, aber ein Gebiet, das bisher noch recht stiefmütterlich behandelt wurde, ist — um nur eins herauszugreifen — die ortsgeschichtliche Forschung, das weite Feld der Heimatkunde und der Volkskunst. In wie vielen kleinen Stadtarchiven liegen vollständig aus- gcarbeitete Ortschroniken, die oft in jahrzehntelanger Sammel tätigkeit entstanden sind, als Manuskripte, die nur ab und zu einmal ein besonders eifriger Besucher in die Hand bekommt und deren reicher Inhalt der Öffentlichkeit, den Einheimischen wie der Gesamtsorschung verschlossen bleibt, weil sich keiner der kleinen Ortsverleger entschließen will, dieses Wagnis zu riskieren! Welche Schätze ruhen in verstaubten handschriftlichen Pfarrge- schichten und Familienchroniken vergraben und werden viel leicht nie gehoben! Das war aber nicht etwa nur zu unserer Groß väter Zeiten so, daran hat sich auch heute noch nicht viel geändert. Und der Grund dafür? Den können wir beim nächsten Buch händler erfahren: »Das kauft ja kein Mensch, höchstens ein paar Honoratioren, und dann haben wir's jahrelang daliegen!« Wir können's immer wieder hören, und da muß es Wohl seine Rich tigkeit haben. Versuchen wir einmal einen Blick zu tun in die Entwicklung der lokalen Geschichtschreibung und die Gründe hor- auszufinde» für diesen ausfallenden Mangel am nötigen Absatz solcher Arbeiten. Wenn wir allerdings Chroniken vom Ende des 18. Jahrhunderts und vom Anfang des vergangenen hernehmen, so entdecken wir darin meist nach schwungvoller Einleitung ein umfangreiches Verzeichnis aller Subskribenten, die die Heraus gabe des Werkes erst ermöglichten, lind selbst als auf Veran lassung König Ludwigs I. von Bayern in allen Kreisen unseres Landes eine umfangreiche Tätigkeit für die Neubelcbung der octsgeschichtlichcn Forschung einsetzte, waren es weniger die Pri- vatvcrlcger, sondern vor allem die einzelnen historischen Vereine, die sich um die Drucklegung dieser Ergebnisse bemühten. Darin lag aber von vornherein, wie wir später sehen werden, eine Be schränkung ihrer Vcrbreitungsmöglichkeit. Wenn aber der Kleinstadtverleger meist behauptet, damals wie auch heute noch sei nur die Jnteressenlosigkeit des Publikums schuld NN dem Brachliegen dieses wichtigen Vcrlagsgcbietes, so darf das vielleicht doch als ein Urteil angesprochen werden, für das in unseren Tagen die Probe aufs Exempel den Gegenbeweis bringen dürfte. Es hat sich inzwischen eben doch viel geändert, so vor allem die Art und Weise, in der ortsgeschichtliche For schungen heute dem Volke übermittelt werden. Blättern wir in alten Chroniken, so treffen wir nicht selten statt eines allgemeinen Überblickes über die Geschichte eines Bauwerks endlose Auszüge aus den im Archiv noch vorhandenen Schenkungsurkunden und Grundbüchern, statt einer anschaulichen Baubeschreibung, eben solange Reihen von Baurechnungen, Dinge, die für die wissen schaftliche Forschung von größter Bedeutung sind, die aber der Allgemeinheit meist nicht das geringste zu sagen haben. Diese gehören in die Fachliteratur, in die historische Zeitschrift, aber nicht in die allgemeine Ortsgeschichte, die dem Einheimischen einen leicht verständlichen, anregenden überblick über die Ent stehung und Entwicklung seiner Vaterstadt geben, in ihm Liebe und Verständnis für ihre landschaftlichen und künstlerischen Schönheiten erwecken soll. Manchmal läßt auch ein unbegreiflicher Mangel an über sichtlicher Gliederung, sachgemäßer Kapitelzusammenfassung oder gar das vollständige Fehlen eines Inhaltsverzeichnisses nicht die rechte Freude am Buch aufkommen, weder beim Laien, der an regende Unterhaltung sucht, noch beim Fachmann, der sich bei der Vielseitigkeit des Stoffes rasch in seinem Interessengebiet zu« rechtfinoen will. Ich erinnere nur an Haggenmüllers Stadtge- schichte von Kempten, die von der ersten bis zur letzten Seite ohne Abschnitt, ohne Kapitelübersicht durchgedruckt ist. Wer in ihrem überreichen Material etwas suchen will, muß sich schon die Mühe nehmen, sie bis zur letzten Zeile durchzulesen — den» das Register glänzt durch vollständige Abwesenheit. Mancher wäre glücklich, wenn er all die Stunden an seine Lebenszeit angliedern dürfte, die eifrige Schatzsucher beim Durchstöbern dieser endlosen Zeilenreihen vergeudet haben. Gerade die praktische Anordnung des Stoffes und die leichte Übersichtlichkeit des Gebotenen, vor allem aber auch die anre gende Schreibweise, das Lehren im angenehmen Plauderton, der die notwendige trockene wissenschaftliche Vorarbeit gar nicht so zum Bewußtsein kommen läßt, sind die Hauptgründe dafür, daß die prächtigen Stadtführer von Memmingen (vr. I. Miedet) und Kempten (Förderreuther-Kellenbergcr) nun schon die zweite Auf lage erfahre» durften, denen hoffentlich noch viele weitere folgen. Die gute Aufnahme, die diesen beiden Büchlein zuteil gewor den ist, haben sie allerdings nach der guten Bearbeitung durch ihre Verfasser auch noch jemand anderem zu danken — ihren tüchtigen Verlegern, die durch reichliche Jllustrations- und Kar tenbeigabe die Anschaulichkeit noch um ei» gut Stück Hoden. Damit sind wir bei einem anderen Punkt unserer Betrachtung angelangt: Wir sehen, daß der buchhändlerische Erfolg oder Miß erfolg ortsgeschichtlicher Arbeiten zum großen Teil vom Verleger selbst abhängt. Fast durchweg kann man beobachten, daß der Ver 531
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