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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.08.1919
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1919-08-08
- Erscheinungsdatum
- 08.08.1919
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- Deutsch
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- Saxonica
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Redaktioneller Teil. X° 168, 8. August 1919. gen sowie den Farbenindizes und den effektiven Wellenlängen finden einfache Beziehungen statt. — Bezüglich der Verteilung der Spektral- klasseu am Hunmel wird gezeigt, das; die L-Sterne in der Nähe der Milchstraße angehäuft sind, während die älteren Klassen nahe gleich mäßig im Raum verteilt sind. — Die Untersuchung der Eigenbewegun gen und Radialgeschwindigkeiten zeigt, das; sich die Sterne der jüngeren Spektralklassen langsamer bewegen als die der älteren. — Die Ein teilung in Riesen- und Zwergsterne und die darauf gegründete Nussell- sche neue Entwicklungstheorie wird etwas ausführlicher besprochen. Herr Professor Or. Haberlandt legte eine Arbeit vor: »Zur Phy siologie der Zellteilung«. (Vierte Mitteilung, »Uber Zellteilungen in Elvdea-BIättern«.) Plasmvlysiert man Sprosse von Lloclea cken8a in ^-u-Traubenzuckerlösung nnd bringt man dieselben nach zweistün digem Verweilen im Plasmolytikum in Knopsche Nährlösung oder in Leitungswasser, so teilen sich nach Rückgang der Plasmolyse die ein zelligen Blattzähnc und häufig auch die Nandzellen sowie die äußeren Assimilationszellen des Blattes durch zarte Querwände, die oft mit Löchern versehen sind und sich nachträglich stark verdicken können. Die Querwände treten meist im apikalen Teil der Zellen auf und werden als ringförmige Mcmbranleistcn angelegt. Die Zellkerne bleiben un geteilt. Weniger häufig treten diese Teilungen in den Blattzähnen von 8. canacisnsiZ auf. An die Beschreibung der Beobachtungstatsachen werde» einige theoretische Bemerkungen geknüpft. Herr Professor I)r. Goldschmidt sprach über -Mittelbyzantinische Plastik«. In der byzantinischen Plastik zwischen dem Bilderftreit und dem Eindringen abendländischer Renaissance laufen zwei Richtungen nebeneinander, eine mehr naturalistische, bewegte, sich eng an die helle- nististche Antike anlehuende und eine feierlichere hieratische in strenger stilisierten Typen. Die erste Richtung empfängt ihre Ausbildung kurz nach dem Bilderstreik, als die erneute Kunstpflege auf alte Vorbilder zurückgriff, während die zweite als eine Wetterführung der schon in altbyzantinischer Zeit, besonders unter syrisch-palästinensischem Ein fluß e'.ngeschlagene Richtung angesehen werden kann. Beide wirken stark auf die abendländische Kunst, doch wird gegen Ende des 12. Jahr hunderts der bewegtere Stil, der damals auch in Byzanz die Vorherr schaft gewinnt, für die spätromanische Kunst maßgebend. Ltcrnhcims »Ulrike« vor Gericht. — Wegen Verbreitung unzüch tiger Schriften hatte die Staatsanwaltschaft das Strafverfahren eiu- peleitet gegen den Berliner Schriftsteller Carl Sternheim. Der An klage lag die Veröffentlichung der Erzählung »Ulrike« zugrunde. Das Schöffengericht ist, wie bereits in Nr. 141 mitgeteilt, nach nicht öffent lich geführter Verhandlung zur Freisprechung gelangt. Gegen diese Entscheidung beabsichtigt die Staatsanwaltschaft Berufung « i n z u l e g e n. PersoilaliMriMen. Eine Ehrung des 1- Friedrich Socnueckcn. Anläßlich der Jahr hundertfeier der Bonner Friedrich-Wilhelms-Universttät teilte der Dekan der medizinischen Fakultät, Gcheimrat Nibbert, vor der Ver kündung der Ehrenpromotionen mit, daß auch dem vor kurzem verstor benen Kommerzienrat Friedrich Soennecken die Würde eines medi zinischen Ehrendoktors zugedacht war. Geheimrat Ribbert gedachte der hervorragenden Verdienste Soenneckens um das Schriftwesen nnd wies aus seine Stiftungen für das Volkswohl hin. Sprechsaal. „Das erotische Buch dieses Jahres." Mil dieser Überschrift zeigt der »Universal-Verlag« in München (laut Adreßbuch ist »Inhaber« des »Universal-Verlags« Frau Luise Walther und »Prokurist« Herr Emil Walther!) im Bbl. Nr. 141 den erotischen Zyklus von Ne in hold Eichackcr: »Nächte der Venus« an und fügt bei: »s o l ch e K u n st l e i st u n g e n fördern ist Pflicht jedes verantwortungsbewußte n B u ch - Händlers!« Zur Empfehlung des angezeigteu »Kunstwerks« wird u. a. ein Urteil der in literarischen Dingen ja sehr zuständigen »Börsen- nnd Handelszeilung« abgedruckt, in dem es heißt: .... »Ja, ein erotisches, gewagt erotisches Buch, a der die Sinn lichkeit und Leidenschaft ... ist glühend (!) und von heiligem Feuer durchleuchtet, spricht doch . . . die höchste Verehrung für das Beseli gen! c des schönen Frauenkörpcrs und das ehrliche Streben, die tieri sche Brunst des Mannes zn ersticken und zu wandeln in sinnverwirren des Entzücken (!), in Rausch und Glut für das Ewig-Weibliche . . .« Soweit der »Literaturkritiker« des Fiuanzblattes. Nun wissen es die »verantwortungsbewußten« Buchhändler, daß sie »solche Kunst- leistungcn« zu fördern haben! Wage cs ja keiner, »das erotische Buch dieses Jahres« oder seine Anpreisung etwa für eine der vielen Speku lationen auf die niedrigen Instinkte der Allznvielen zu halten! Mir Deutsche sind wohl noch immer nicht tief genug gesunken; unsere »verantwortungsbewußten« Bücherfabrikanten sorgen dafür, daß es immer noch tiefer geht, bis wir im Schlamm ersticken. Bonn, 10. Juli 1910. Anton Lehmann. Entgegnung Herrn Lehmann hat die Form meiner letzten Anzeige der »Nächte der Venus« von Neinhold Eichackcr mißfallen. Dies Recht freier Ge schmacksbildung steht ihm zu. Ob die Veröffentlichung seiner P r i v a t Meinung allgemein-interessant ist, wäre eine zweite Frage. Jeder Satz meiner Anzeige ist beweisbar. »Nächte der Venus« i st das erotischste Buch dieses Jahres. Oder man nenne mir ein zweites erotisches Buch, das 1919 erschienen ist, buchhändlerisch erfolgreicher, künstlerisch wertvoller und nach dem Urteil der maß gebenden Kritik für die künstlerische Bewältigung des erotischen Problems wegweisender ist, als dies Werk. Herr vr. Eichacker, über dessen Bedeutung als Künstler sich Herr Lehmann anscheinend nicht ganz klar ist (seine Werke sind zurzeit in ca. 112 000 Exemplaren ver kauft bzw. im Handel, hiervon allein 85 000 aus dem Jahre 1919), hat gerade das Verdienst, einen klaren Trennungsstrich gezogen zu haben zwischen falscher Erotik, sprich Pikanterie, und wahrer Erotik im Geiste eines vornehm-sinnlichen Schönheirskultes zur Veredelung des geschlechtlichen Empfindens im Leben und in der Kunst. Hier über ist sich die maßgebende Kritik der Presse durchaus einig. Herrn Lehmann mißfällt auch der Satz: »solche Kunstleistungen zu fördern usw.«. Ja, bestehen denn darüber wirklich noch Zweifel, daß wir Buchhändler nicht nur Geschäftsleute sind, sondern auch die Ausgabe haben, wirklich wertvolle Kunstleistungen zu fördern? Ich kann es mir nicht denken. Dann aber kann dieser Satz auch nicht — wie Herr Lehmann es offenbar tut — als Mahnruf zur Pflicht, sondern nur so aufgefaßt werden, wie er gemeint war, näm lich als Hinweis auf eine besondere K u n st l e i st u n g. Bliebe also diese Kunstleistung noch zu beweisen. Herr Lehmann zweifelt sie an. Zunächst, indem er das Wort »Kunstwerk« in Gänse füßchen setzt. Ich frage Herrn Lehmann hierzu in aller Öffentlichkeit und auf sein Gewissen, ob er das Buch, das er derart be kämpft, überhaupt schon gelesen hat. Wohlverstanden, bevor er seinen Artikel schrieb. Bezogen hatte er es wohl noch nicht. Kann Herr Lehmann diese Frage nicht bejahen, so richtet sich fein Angriff von selbst. Andernfalls stellt er eine Privatmeinnng dar. Aber auch dies nur, solange sich Herr Lehmann in einer zu lässigen Form äußert. Daß dies nicht der Fall ist, wird jedem Leser der letzten Zeilen, sowie des ganzen Artikels in seiner Grund- stimmung ohne weiteres klar sein. Herr Lehmann mag grundsätz licher Gegner jeder Erotik in der Kunst sein. Das ist sein gutes Recht. Deshalb aber einem eruststrebenden Verlage derartige beleidi gende Unterstellungen zu machen, ist er nicht berechtigt. Er wird wohl selbst rechtskundig genug sein, um zu wissen, daß ihm sein Artikel ohne weiteres eine Verurteilung wegen Beleidigung zuziehen würde. Ein Verlag spekulativer Art würde die Gelegenheit nicht unbenutzt lassen, hieraus Kapital zu einer großen Skandal-Reklame zu schlagen. Ich lehne es ab, einem Kollegen, auch wenn er anderer Ansicht in Kunst fragen ist, ans diesen Weg der Verbalinjurie zu folgen und einen gleichen Ton anznschlagen, wie er ihm beliebte. Herr Lehmann bestreitet die Urteilsfähigkeit des Kritikers der Ber liner Börsen- nnd Handelszeitung. Mit welchem Recht wiederum? Nur weil die Kritik in einem bestredigierten Börsenblatt statt in einer Liieraturzeitschrift erschien? Dann kann ich wiederum das Ur teil hierüber in Ruhe den Herren Kollegen überlassen. Wenn Herr Lehmann übrigens die Anzeige vorurteilslos hätte lesen wol len, so hätte er sehen müssen, daß diese Kritik nur eine von mehre ren gleichlautenden war. Ich verweise hier auch auf meine weiteren Anzeigen im Börsenblatt, in denen ich wiederholt die neuesten Kritiken zum Abdruck brachte. So weit meine sachlichen Entgegnungen. Was den beleidigenden Ton des Artikels und die Anwürfe der letzten sechs Zeilen betrifft, so weiß ich, daß die Herren Kollegen hierüber zu dem gleichen, für Herrn Lehmann unliebsamen Urteile kommen werden, wie es jeder ge setzliche Richter aussprechcn m ü ß t e. Ich muß es ab lehnen, Herrn Lehmann auf diesem Wege zu folgen, zumal ich in der glücklichen Lage bin, seinen Behauptungen die tatsächlichen Leistungen nnd den Ruf. meines Verlages und seiner Autoren als besten Gegen beweis gegcnüberznstellen. M ü n ch e n. Universal-Verlag.
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