Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.02.1927
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1927-02-21
- Erscheinungsdatum
- 21.02.1927
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19270221
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-192702214
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19270221
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1927
- Monat1927-02
- Tag1927-02-21
- Monat1927-02
- Jahr1927
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
sM 43, 21, Februar 1927, Fertige Bücher. Börsenblatt f. d. Dtstbn. Bixbbandel. 1709 Abenteuerliche Schicksale eines Deutschen in Brasilien unter Hinterwäldlern, Oiamantsuchern, Indianern, Einsiedlern und Verbrechern von Kranz Oonat Kartonieri, mit dreifarbigem Umschlag M. 5.—, feiner Leinenband M. 6.50 A Oie zweite Leseprobe: ls wir eines Tages wieder auf der Jagd waren und gerade das Fleisch einiger Wildschweine rösteten, wurde einer der Unsrigen durch einen Pfeil getötet. Alle Mann warfen sich sofort auf die Erde, nur ich blieb stehen, — mehr vor Schreck als aus Heldenmut — und sah, daß sich im hohen Kampgras einige Köpfe hoben und senkten. Ich war halbwegs gedeckt und brachte schleu nigst meine Pistole in Anschlag: ein Schuß durchhallte die Wild nis, ein Mensch tat einen Lustsprung und brach zusammen. Meine Gefährten waren zu Tod erschrocken, während die Begleiter des Erschossenen mit langen Sätzen durch das hohe Gras flohen, so daß ein zweiter Schuß sein Ziel verfehlte. Meine Wilden erhoben sich erst nach wiederholter Aufforderung und nahmen die Ver folgung aus. Der tote Indianer, dem das Schußloch mitten in der Stirn saß, war völlig nackt, von kleinem Wuchs und trug einen flachen Pflock in der Unterlippe. Seine Waffen hatten die Gefährten trotz der Eile zusammengerafft und mitgenommen. Die Freude über den getöteten Feind war groß, doch zugleich mit einer grenzenlosen Wut vermischt; wäre ich nicht dabei gewesen, so hätte man ihn sicher in Stücke gerissen. Einer riß ihm denn auch, ehe ich es hindern konnte, buchstäblich die Ohren vom Kopf und gab mir zu verstehen, daß er sie essen wolle. Natürlich mußte er sie wieder zu dem Toten legen und bekam obendrein noch eins auf sein Maul. Durch den Schuß stieg mein Ansehen bei den Leuten ganz ge waltig, obwohl sie nicht begreifen konnten, wie das Loch in die Stirn des Toten gekommen war. Unserem Toten saß der Pfeil im Genick. An der breiten Steinspitze erkannten die Wilden einen Feind, den sie in ihren Jagdgründen nicht vermutet hatten. Der Tote wurde auf einer Matte nach dem Dorfe getragen, seltsamerweise aber vorher an den Füßen gefesselt und im Versammlungshaus niedergelegt. Hier hockten die Männer sich im Kreise um ihn herum und warfen ab und zu scheue Blicke aus den Leichnam, während die Weiber vor der Hütte dumpfe Gesänge anstimmten, wozu der maskierte Medizinmann hölzerschwirrend um mich und den Toten herum tanzte. Zuletzt mußte ich in den Ring treten und dem Ermordeten als letzten Liebesdienst einige Keulenschläge auf den Kopf ver setzen; den Grund dafür habe ich nie erfahren. Schließlich wurde die Leiche in den Wald getragen. Nach Beendigung der Trauerseier lief der Medizinmann unter Hölzerschwirren und Grölen um die Versammlungshütte und im ganzen Dorfe herum. Die Kinder verkrochen sich ängstlich vor ihm, und die Erwachsenen flüsterten wichtig und geheimnisvoll. Als er an meine Hütte kam, stand ich mit meinen Frauen davor. Sofort hüpfte er um mich herum und traf dabei eine meiner Damen mit seinen Hölzern an den Kopf, daß sie laut aufschrie. Ich packte Freund Eisenbart und schüttelte ihn für diesen Frevel einige Male unsanft hin und her. Da lief er in größter Eile in die Versammlungshütte, um bald darauf ganz traurig zurück zukommen und mir Maske, Umhang und Waldteufel anzubieten. Er dachte wohl gar, daß ich sein Amt übernehmen wolle und er die Abzeichen seiner Würde abgeben müsse. Um so vergnügter zog er wieder ab, als ich ihm beruhigend auf die Schulter klopfte und zu verstehen gab, daß er meinethalben in Amt und Würden bleiben könne. Daraus wurde ich nach dem Versammlungshaus geholt, wo die Männer des Stammes quietschten und auf ihren Querpfeifen so grauenvoll Pfiffen, daß mir die Ohren schmerzten und ich aufatmete, als diese eigenartige Ehrung vorüber war. In die Zeit vom Tode bis zur Beerdigung des Kriegers siel noch ein anderes Ereignis. Kurz nach dem überfalle verschwan den zwei Frauen beim Früchtesuchen, und es konnte sich nach den aufgefundenen Spuren nur um die gewaltsame Entführung durch fremde Indianer handeln. Eine große Aufregung bemächtigte sich des ganzen Stammes. Sofort wurde eine Beratung abge halten und beschlossen, die Räuber zu verfolgen, wozu sich die Krieger scheußlich bemalten. Auch ich bemalte mich und legte meinen Federschmuck an. Als ich mich dabei im Wasser spiegelte, wäre ich beinahe vor mir selber erschrocken, denn ich unterschied mich nur noch durch meinen Bart und meinen Körperbau von den andern. Durch den roten Anstrich mit Urucu, die von den Sonnenstrahlen gebräunte Haut und mein lang wallendes Haar war ich ihnen so ähnlich wie ein Ei dem andern.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder